Tiffi153
Sehr geehrte Frau Henkes, ich bin Zwillingsmama von 4 Monate alten eineiigen Zwillingsjungs. Die Schwangerschaft war in den letzten Wochen kritisch, so dass die Jungs in der 32. SSW via Kaiserschnitt geholt werden und hinterher 5 Wochen auf der Intensivstation verbringen mussten. Diese Zeit hängt den Jungs und mir noch ganz schön nach. Aus diesem Grund möchte ich den Jungs so viel Geborgenheit wie möglich und eine sichere Bindung schenken. Leider bin ich mit der Realität konfrontiert und dem Alltag als Zwillingsmama. Ich habe das Gefühl, die Generierung der sicheren Bindung gelingt mir nicht. Ich stille beide Jungs voll, leider oft viel zu hastig, entweder aus Zeitmangel oder weil der andere dann anfängt zu weinen. Zudem geht es mir nicht gut damit, dass die Jungs häufig einfach nur irgendwo rumliegen: In der Wippe, auf dem Sofa, auf der Krabbeldecke (mit der sie leider nichts anfangen können). Auch für Spielzeug interessieren sie sich (noch) nicht. Sie schlafen viel oder schauen sich um. Ich spreche dann mit ihnen, fühle mich aber irgendwie schuldig, dass sie rumliegen. Ich habe mehrere Tragesysteme ausprobiert, die Zwillingstrage nehmen sie manchmal an, manchmal nicht, manchmal wird es ihnen zu eng mit dem Bruder nebenan. Und langsam werden sie mir zu schwer, so dass ich sie -wenn überhaupt- nur 1 Stunde täglich tragen kann, wenn sie es zulassen. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass wir uns nicht nah genug sind, da ich mich aus Zeitmangel nicht so intensiv auf jedes Kind einlassen kann. Die Jungs schlafen bei uns im Bett, wir kuscheln nachts, tagsüber habe ich das Gefühl, dass es nicht ideal ist. Die Jungs werden abends total unruhig, wir gehen dann eine Runde spazieren. Leider im Kinderwagen und nicht in der Zwillingstrage, da sie mir zu schwer sind, es aktuell zu kalt ist und sie dann auch quengeln würden. Ich würde mich über eine Einschätzung Ihrerseits freuen. Ich habe Angst, dass die Jungs frustriert werden, weil sie eine Mama haben, die ihnen nicht gerecht werden kann. Ich selber hatte auch so eine Mutter, vielleicht übertrage ich meine Erfahrungen auf die Kinder, vielleicht habe ich auch nur Angst davor, es zu tun und muss einfach cooler werden und meine Schuldgefühle ablegen. Können Sie mir Tipps geben wie ich zu beiden Kindern eine sichere Bindung aufbauen kann und woran würde ich merken, dass die Bindung unsicher ist? Hängt mir ggf auch der Kaiserschnitt hinterher und die Zeit auf der Kinderintensivstation? Vielen Dank für Ihre Zeit!
Guten Tag, ich bin mir ziemlich sicher, dass der schwierige Start Ihnen allen noch zu schaffen macht. Im ersten Lebensjahr ist das Leben mit Zwillingen zudem besonders anstrengend. Es gibt für Ihre Frage einen entlastenden Gedanken von Winnicott, einem frühen Kinderanalytiker. Ein Kind braucht keine perfekte Mutter (die gibt es ohnehin nicht), sondern es braucht eine Mutter, die gut genug ist. Ein Kind muss die Bereitschaft und das Mühegeben der Mutter spüren, um sich gut zu entwickeln. Das reicht völlig und ist bei Ihnen in vollem Maße gegeben. Sie müssen auch nicht doppelt so gut sein, weil Sie zwei Kinder haben. Eine gute Bindung ist bei Ihnen längst angebahnt und wird sich weiter entwickeln. Das ist ja ein Prozess. Ihre Söhne scheinen doch auch durchaus zufrieden, wie Sie sie beschreiben. Mit vier Monaten liegen alle Kinder noch oft "rum". Das ist ganz normal, erst recht bei Frühgeburten, die ja eigentlich noch jünger sind. Auch dabei vollzieht sich bereits Entwicklung. Die Sinnesorgane entfalten sich zunehmend und öffnen Säuglingen ein Tor in die Welt. Das Wahrnehmen, Schauen, Hören und Fühlen sind für so junge Kinder den ganzen Tag Beschäftigung genug. All diese Eindrücke müssen ja auch verarbeitet und gespeichert werden. Das macht viele Kinder am Nachmittag unruhig und weinerlich. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn Sie Ihre Söhne im Kinderwagen fahren, weil sie Ihnen in der Trage zu schwer sind. Sie werden im Moment so intensiv gebraucht, dass es gut ist, wenn Sie auf Ihre Gesundheit achten und Ihren Rücken schonen. Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass Zwillinge einander haben. Sie sind ja von Anfang nie alleine gewesen. Die ständige Anwesenheit des anderen wirkt beruhigend und bald können sie sich miteinander beschäftigen. Zu Ihren eigenen Erfahrungen möchte ich Ihnen gerne noch Folgendes sagen. Wenn man selber nicht gut genügend gut bemuttert wurde, möchte man das oft gerne bei den eigenen Kindern doppelt wettmachen. Das kann aber nicht gelingen, weil diese Aufgabe zu schwer ist. Vielleicht wissen Sie heute Einiges darüber, warum Ihre Mutter Sie nicht gut bemuttern konnte. Ihre Situation ist aber eindeutig anders. Sie geben, was Sie können. Damit werden Ihre Söhne sich gut entwickeln und zufrieden sein. Zum Schluss möchte ich Ihnen noch empfehlen, sich im Familien- oder Freundeskreis Unterstützung zu holen, um in dieser antrengenden ersten Zeit mit den Zwillingen möglichst viel Entlastung zu bekommen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Ana2020
Hey, du kannst dich gerne bei mir melden. Verstehe deine Gedanken sehr gut. Meine zwillinge sind jetzt knapp über 1 Jahr und hatte die gleichen Gedanken.. vll kann ich dir noch Tipps geben, wie du das alles gut umsetzen kannst :)
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