Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Benehmen und Spielverhalten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Benehmen und Spielverhalten

Kikiriki

Guten Abend Frau Henkes! Mein Sohn ist fast 2,5 Jahre alt und zur Zeit ist es sehr anstrengend mit ihm -> wenn wir raus gehen oder irgendwo hinfahren, dann will er sich nicht anziehen. Es vergeht sehr viel Zeit, bis er angezogen ist und wir endlich draußen sind. Er will sich nicht selber und auch nicht von mir anziehen lassen, einfach gar nicht. Er rennt dann weg und lacht dabei oder geht zu seinen Spielsachen. Wenn man etwas von ihm verlangt zB. Tisch decken oder Spielsachen (gemeinsam mit mir) wegräumen, dann kommt ein "nein" und dreht sich um und geht. Es gibt zum Glück auch Situationen wo er es dann doch macht und auch folgt, aber die meiste Zeit kommt ein "nein". Wenn er aufs Klo muss, dann geht er zwar in die Richting, bleibt immer wieder stehen, schaut und greift Sachen an die sich auf dem Weg zum Klo befinden. Das Autofahren ist eine Katastrophe. Als er noch jünger war mochte er das Autofahren gar nicht. Mittlerweile ist es besser geworden, aber er jammert jetzt ununterbrochen. Wenn wir zB zur Oma fahren, dann sagt er ab dem Moment wo das Auto gestartet wird, dass er zur Oma will. Er sagt das aber nicht dreimal, sondern die ganze Zeit bis wir bei Oma sind. Wenn wir einkaufen fahren, dann sagt er während der ganzen Fahrt, dass er nach Hause oder raus aus dem Auto will. Egal ob wir fünf oder 30min unterwegs sind er sagt immer wieder nur einen Satz...Ich will zur Oma, ich will nach Hause, ich will raus und irgendwann, wenn ich dann darauf nicht mehr reagiere (obwohl ich ihm schon eine Antwort gegeben habe) fängt er an zu weinen. Natürlich sage ich ihm, dass wir gleich bei Oma sind und er dann raus kann oder das wir zuerst einkaufen müssen und danach nach Hause fahren, aber es hilft leider nichts. Beim Essen redet er ununterbrochen oder stellt Fragen. Ich erkläre ihm, dass wir beim Essen ruhig sind und wenn er redet, dann bedeutet das, dass er mit dem Essen fertig ist, aber das ist ihm egal. Beim Zähneputzen will er ständig die Schubladen im Badezimmer oder den Spiegelschrank aufmachen, aber nicht Zähne putzen. Ich lasse ihn immer zuerst selber putzen und dann putze ich nach. Früher hat es geklappt und er hat selber "geputzt" und nichts Anderes gemacht, aber seit ein paar Wochen ist es echt mühsam. Es fällt mir auch schwer zu akzeptieren, dass all dieses Verhalten (wie oben beschrieben) wahrscheinlich "normal" für ein Kleinkind ist und ich stell mir dann die Frage, was soll ich erlauben und was nicht? Ich weiß, ich denke einfach zu viel nach und mache mir Sorgen, dass sich sein "falsches" Verhalten verschlimmert und er später einmal gar nicht folgt und nur Blödsinn macht. Was mir große Sorgen macht bzw. worüber ich mir immer wieder Gedanken mache ist sein Spielverhalten. Er spielt immer mit mir bzw. ich sitze daneben und schaue zu oder spiele mit. Alleine spielen mag er gar nicht, was auch in Ordnung ist. Er von Anfang an ein Mama-Kind, hat immer die Nähe gesucht, wurde viel getragen und er wollte immer bei mir sein. Wenn wir gemeinsam spielen und ich aufstehe, damit ich zB. etwas hole oder das Licht ausschalte, dann unterbricht er das Spiel und rennt mir gleich hinterher, obwohl wir im gleichen Raum bin und nur ein paar Meter voneinander entfernt sind. Ich sage ihm auch, dass ich zB. ein Taschentuch hole und dann wieder zu ihm komme, aber er kommt immer wieder zu mir. Er beschäftigt sich auch nicht lange mit seinen Sachen oder Aufgaben die er macht. Er beginnt zB. etwas zu zeichnen und nach maximal zwei Minuten will er etwas Anderes machen. Dann spielt er wieder 1-2min. mit Autos und dann wieder mit etwas anderem. Es ist für mich auch mühsam, da er sich für nichts interessiert und immer nur sehr sehr kurz mit einer Sache beschäftigt ist. Wenn ich im Haushalt etwas mache oder koche, dann will er nur zusehen (aber nicht lange) oder er geht mir hinterher. Jeden Tag denke ich mir, was machen wir heute? Wir sind viel draußen und das gefällt ihm auch, aber auch hier beschäftigt er sich nicht lange. Mir ist schon klar, dass jedes Kind unterschiedlich ist, aber wenn ich Kinder in seinem Alter sehe, dann fällt mir auf, dass sich diese viel länger mit einer Sache beschäftigen. Das Nachbarskind hat 30min lang Steine in die Schubkarre geschaufelt und wieder ausgelehrt und mein Sohn hat nach ein paar Minuten schon aufgehört. Woran liegt es, dass sich manche Kinder so lange mit einer Sache beschäftigen können und andere wiederum nicht? Irgendwie kann ich mit der Sache nicht so gelassen umgehen und denke mir immer wieder (egal was er macht), dass mein Sohn eine Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung hat, da er auch ständig in Bewegung ist und wenn ich ihm zB. zeige/erkläre wie man ein Spiel spielt (Puzzle, LÜK Bambino,..), dann interessiert es ihn auch gar nicht. Ich hoffe, dass meine Sorgen unbegründet sind?   Danke fürs Lesen. LG Daniela.  


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, ich denke, dass Ihre Sorge unbegründet ist. Ihr Sohn zeigt das ganz normale Verhalten eines Zweijährigen. Bei vielen Kindern ist die Aufmerksamkeitsspanne noch nicht sehr hoch. Das liegt auch daran, dass es rund um das Kind ständig so viel Interessantes zu entdecken gibt. Auch sind Zweijährige nicht gerne alleine. Sie ziehen das Zusammensein mit einer vertrauten Bezugsperson vor. Außerdem wird Ihr Sohn sich noch in der Trotzphase befinden. Das ist eine anstrengende Zeit, in der Kinder ihren Willen kennenlernen und erproben. Es ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, weil Kinder in dieser Phase merken, dass sie etwas anderes wollen können als die Eltern und das macht sie ein (notwendiges) Stück unabhängiger von ihnen. Es ist wichtig, dass Kinder ihren Willen manchmal durchsetzen können. Sie müssen aber auch lernen, dass das nicht immer  möglich ist und dass die Eltern entscheiden. Hier dürfen Sie ruhig beherzt reagieren und Ihren Sohn z.B. anziehen oder ihn zurückholen, wenn er wegläuft. Das hilft in dem Alter oft mehr als lange Erklärungen, die den kindlichen Verstand nicht erreichen.  Möglicherweise haben Sie etwas zu hohe Erwartungen an das Verhalten eines Kindes in diesem Alter. Das Regelbewusstsein ist noch nicht sehr ausgeprägt und muss sich erst entwickeln. Zweijährige können noch keine Einsicht haben. Daher ist es ganz normal, dass Sie Ihrem Sohn alles immer wieder aufs Neue erklären müssen. Es könnte auch helfen, wenn Sie über Vieles erstmal hinwegsehen. Warum soll Ihr Sohn nicht beim Zähneputzen Schubladen öffnen, wenn er dabei Zähne putzt? Lassen Sie ihn reden, auch beim Essen. Der Rededrang ist in diesem Alter enorm hoch. Das trainiert auch das Sprechen und die Ausdrucksfähigkeit. Im Auto können Sie ihm Musik oder ein Hörspiel anbieten, um die langweilige Autofahrt zu überbrücken. Ihr Sohn muss sich auch noch nicht längere Zeit auf ein Spiel konzentrieren können. Begleiten Sie ihn durch diese Zeit und machen Sie z.B. ein Puzzle zuende, wenn er nicht mehr mag. Er orientiert sich an Ihnen. Er darf Sie auch begleiten, wenn Sie den Raum verlassen, alles noch normal in diesem Alter. Sie können versuchen, kleine Inseln der Ruhe zu schaffen, in denen Sie ihm etwas vorlesen oder zusammen etwas Hören. Ihrem Sohn wird es sehr helfen, wenn Sie geduldig bleiben und ihm Zeit lassen. Haben Sie Vertrauen, dass er sich ganz normal entwickelt. Er gewöhnt sich auch nichts "Falsches" an. Ich wünsche Ihnenn alles Gute. Ingrid Henkes


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