Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Antwort auf Beitrag: Kind unerzogen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Antwort auf Beitrag: Kind unerzogen

k_ristina

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Liebe Frau Henkes! Vielen Dank für Ihre Antwort.  Es besteht nicht wirklich ein Konflikt zwischen mir und meiner Mutter, das Problem ist, dass ich gewisse Dinge anders sehe als sie und eine andere Meinung habe und das kann sie nicht akzeptieren. Als ich noch ein Kind war wurde ich ständig von meinen Eltern kritisiert und mit anderen Kindern verglichen, egal ob es um Noten, Benehmen oder mein Aussehen ging. Ich durfte auch nie meine eigene Meinung haben, denn meine Meinung war in deren Augen immer falsch und ich musste das machen was sie mir sagten. Obwohl ich bereits schon verheiratet, über 30 bin und auch ein Kind habe, hat sich an ihrem Verhalten nichts geändert. Sie kritisieren mich weiterhin, wenn ihnen an mir oder an meinem Handeln etwas nicht passt, und wenn ich etwas mache, was nicht nach Ihren Vorstellungen ist, dann bin ich sowieso "blöd". Auch zu meinem Sohn verhalten sie sich so. Sie vergleichen ihn immer mit seiner Cousine, welche drei Monate älter und vom Typ ganz anders ist. Meine Nichte spielt lieber alleine und ist mehr selbständig. Sie braucht(e) kaum die Nähe von ihren Eltern und als Baby hatte sie einen Schnuller und bekam die Flasche. Sie konnte mit 6 Monaten sitzen und krabbeln und hat auch schon bald zum Reden begonnen. Mein Sohn hingegen hatte nie einen Schnuller und eine Flasche, denn er wollte es nicht und hat es immer ausgespuckt. Er war und ist ein Mama-Kind und braucht heute noch viel Nähe, sitzen und krabbeln konnte er mit 8 Monaten und dadurch er zweisprachig aufwächst, spricht er noch nicht so viel. Er wird zwar immer selbständiger, spielt aber gar nicht alleine und Spielsachen interessieren ihn nicht. Er mag lieber hüpfen, klettern, laufen, Ball spielen und bei mir sein. Gesellschaftsspiele oder Puzzle interessieren ihn gar nicht. Meine Nicht hingegen, spielt liebend gerne längere Zeit damit und beschäftigt sich alleine. In den Augen von meinen Eltern ist meine Nichte das perfekte Kind, denn sie spielt alleine, ist selbständig, ist klug (sie legt Puzzle mit mehr als 20 Teilen zusammen), malt und bastelt gerne und tobt nicht herum. Mein Sohn hingegen ist "wild und unruhig", interessiert sich für nichts (Malen, Basteln, Puzzle) und kann nichts (Puzzle,...). Wobei, ich finde nicht dass er wild und unruhig ist, er ist ein fröhliches Kind welches viel lacht und alles entdecken will. Seine Cousine lacht kaum oder sehr selten und "darf" nicht alles entdecken, was sie interessiert. Dadurch ich von meinen Eltern oft zu hören bekomme, dass mein Kind nichts kann und ihn nichts interessiert (Malen, Puzzle,..) habe ich ständig im Hinterkopf den Gedanken, dass mit meinem Sohn etwas nicht stimmt und er sich später schwer tun wird und Schwierigkeiten vielleicht in der Schule haben wird. Ich bin nicht auf meinen Sohn wütend bzgl. der Situation, sondern auf meine Mutter. Ich frage mich nur, wieso sie mit ihm nicht raus gegangen ist, wenn sie schon sieht, dass er unruhig ist und spielen/toben will. Mit ihm beschäftigen/spielen will sie nicht wirklich. Er soll lieber so handeln wie sie möchte und er soll sich alleine und leise beschäftigen. Und wenn mein Sohn etwas anderes macht, so wie in der Situation, dann ist er unerzogen und katastrophal. Wenn jemand oder etwas nicht ihren Vorstellungen entspricht, dann sind immer die Anderen schuld. Mit ihr zu reden hilft da wenig, denn sie will sich nicht eingestehen, dass auch sie Fehler macht und sich nicht immer perfekt verhält. Ich kann ihr bzw. meinen Eltern leider nicht verbieten bzw. nicht vorschreiben wie sie mit meinem Sohn umgehen und reden sollen. Wieso nicht? Sie hören nicht zu und es ist ihnen egal was ich sage, sie machen es so wie sie wollen. Sie haben mir empfohlen mit dem Stillen aufzuhören, dem Kleinen einen Schnuller zu geben, ihn alleine im Zimmer schlafen zu lassen, ihn nicht in der Trage zu tragen, usw. Natürlich hab ich all das nicht gemacht, aber für sie bin ich ein unerzogener Mensch, welcher die Ratschläge von anderen nicht annehmen will - immerhin meinen sie es nur gut mit mir und wollen nur das Beste für mich. Wenn wir bei ihnen auf Besuch sind, dann geben sie meinem Sohn immer etwas Süßes. Er darf auch etwas haben, aber irgendwann ist dann Schluss und ich sage zum Kleinen, dass er nichts mehr bekommt und das akzeptiert er auch. Meine Eltern akzeptieren das aber nicht. Sie drängen dann meinen Sohn dazu, sich noch etwas zu nehmen und sagen, dass er sich noch etwas nehmen darf und auf mich nicht hören soll oder sie sagen zu ihm, er soll sich verstecken und noch etwas Süßes essen.  Ich finde es einfach schade und traurig, dass sie so zu ihrem Enkel sind. Sie meinen es zwar nur gut, aber was wollen sie damit erreichen? Das Selbstwertgefühl vom Kind wird dadurch zerstört, so war es bei mir auch. Vielen Dank und ich wünsche Ihnen schöne und erholsame Feiertage.  Liebe Grüße  Kristina   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, wenn Menschen Eltern werden, wird die Beziehung, die sie selber als Kind zu den eigenen Eltern hatten, oft wiederbelebt. An Ihrem Sohn merken Sie, dass etwas nicht stimmt. Ich habe den Eindruck, dass es in der Beziehung zu Ihren  Eltern eher um Kontrolle geht. Nur Sie können entscheiden, wie weit Sie das sich und Ihrem Sohn zumuten wollen. Tiefergehende Erörterungen sind aus der Distanz und hier in diesem Babyforum leider nicht möglich. Alles Gute Ihnen Ingrid Henkes


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