italienmama
Guten Abend Frau Henkes, Ich möchte Sie um Ihren Rat bitten. Die Situation ist folgende: Ich habe 2 Kinder, Sohn ist 7 Jahre alt und Tochter fast 3,5 und unser Alltag ist immer sehr angespannt. Meine Tochter ist sehr sensibel und sehr schwierig zu managen. Es ist nicht leicht das zu erklären. Schon als Baby hat sie immer sehr viel geweint und es war ziemlich schwierig zu verstehen warum. Sie schlief sehr wenig und schlecht nachts bis wir rausgefunfen haben dass sie Bauchschmerzen durch Laktose bekommt (dann ist es endlich besser geworden). Das hat sich mittlerweile erledigt und sie schläft sehr gut und auch viel (11 Stunden Nachtschlaf + 2 Stunden Mittagsschlaf) und kann wieder alles essen. Der Schlafmangel hat damals sehr an meinen Nerven gezehrt. Außerdem hing sie als Baby immer nur an mir, sonst wollte sie bei niemandem bleiben. Aber auch heute noch will sie sehr oft und sehr viel auf meinen Arm, weint sehr viel und oft, lässt sich sehr schwer beruhigen. Manchmal genügt beriets ein etwas lauteres Wort und sie zieht sich komplett zurück. Dann fängt sie an zu schmollen und niemand kommt an sie heran. Es macht unseren ganzen Alltag sehr kompliziert. Ich versuche den ganzen Tag solche Situationen im Voraus zu vermeiden und das ist sehr anstrengend. Deshalb lasse ich sie oft einfach tun was sie will, auch wenn ich vielleicht vorher nein gesagt habe. Natürlich weiß ich dass ich nicht so handel sollte, aber manchmal macht es alles einfacher. Die Probleme fangen schon am Morgen an mit anziehen, Zähneputzen, dann vom Kiga nach Hause und wenn dann am Nachmittag auch noch der Bruder von der Schule kommt wird es noch schlimmer. Sie streiten sich sehr oft weil für beide immer alles eine Kompetition sein muss. Wenn sie auch mal zusammen spielen dann geht das meist nur max 5 Minuten gut und dann fängt das Gezanke schon wieder an. Der Große brüllt, die Kleine heult und ich schrei dann auch meistens beide an weil es zu sehr an meinen Nerven zehrt. Ich merke natürlich dass wenn ich ruhig bin, sind die Kinder auch ruhiger aber es fällt mir sehr schwer. Können Sie mir vielleicht einen guten Tipp geben wie es unseren Alltag erleichtern kann? Ich habe schon Panik vor den kommenden Sommerferien mit beiden Kindern 24 Stunden zu Hause. Vielen Dank. Sarah
Guten Tag, der Alltag mit Kindern ist wirklich sehr anstrengend. Trotzdem wäre es für Sie alle wünschenswert, wenn er sich weniger aufreibend gestalten ließe. Das würde auch den Kindern guttun. Ihre Tochter scheint mit Ihnen um Grenzen und Macht zu kämpfen. Meist kennt man von Kindern, dass sie dann trotzig oder wütend werden. Ihre Tochter scheint ihren Willen durch Weinen und Schmollen durchsetzen zu wollen. Das hat ihr in den ersten Monaten mit dem etwas schwierigen Start sicher geholfen, weil Weinen ihre einzige Möglichkeit war, auf ihr Unwohlsein hinzuweisen. Sie ist aber jetzt in einem Alter, wo sie das nicht mehr braucht. Sie können dem Weinen Ihrer Tochter ruhig weniger Aufmerksamkeit schenken. Sie brauchen sie auch nicht aus dem Schmollen zu locken. Vermitteln Sie ihr, dass sie ihnen mitteilen kann, was sie bedrückt und dass Sie ihr dann gerne helfen. Wenn Ihre Tochter merkt, dass sie durch dieses Verhalten keine Aufmerksamkeit mehr bekommt, wird sie es rasch aufgeben. Sie wissen es ja selber, ihr keine Grenzen zu setzen, ist wenig hilfreich, auch wenn es die Dinge zunächst einfacher zu machen scheint. Ihre Tochter fordert ja Grenzen geradezu ein. Kinder brauchen sie, um sich daran zu orientieren und ihren Platz in der Familie zu finden. Ohne Begrenzung können Kinder ein zu starkes Größenselbst entwickeln. Das lässt sie sich einerseits viel zu mächtig fühlen, andererseits verursacht es große Ängste. Kinder wissen nämlich ganz genau, dass sie nicht wirklich bestimmen können, weil sie dafür noch zu klein sind. Sie benötigen trotz aller Widerstände die Eltern, die hier ihrer Aufgabe nachkommen müssen. Ihre Tochter benötigt auch nicht mehr so sehr die körperliche Nähe zu Ihnen. Sie ist in dem Alter, in dem sie allmählich lernen kann, dass die Eltern auch Bedürfnisse haben, die wichtig sind. Dazu gehört auch, dass Sie sich als Mutter nicht durchgehend zuständig fühlen müssen, sondern auf kleinen Pausen beharren dürfen. Ihre Tochter kann auch lernen, den Vater als Bezugsperson mehr zu akzeptieren. Ihr Sohn hat möglicherweise die Entthronung durch seine Schwester noch nicht ganz bewältigt, weshalb er sich in dauernder Rivalität zu ihr befindet. Es würde ihm helfen, wenn er viel Bestätigung und Wertschätzung für das, was er kann und macht, von Ihnen bekommen würde. Dann könnte er sich sicher sein, dass er durch die Ankunft der Schwester Ihre Liebe nicht verloren hat und müsste die Schwester nicht mehr unbewusst als Bedrohung erleben. Suchen Sie sich viel Unterstützung im Familien- oder Freundeskreis. Vielleicht gibt es jemanden, der einmal in der Woche etwas mit Ihrer Tochter oder dem Sohn unternehmen kann. Dann können Sie vielleicht mal entspannen und etwas für sich tun. Wenn eine Situation sich zu sehr zugespitzt hat, kann es manchmal auch hilfreich sein, sich professionelle Hilfe zu holen. Es könnte Ihnen vielleicht helfen, eine Beratungsstelle aufzusuchen und dort Gespräche zu führen, die Sie und Ihren Familienalltag entlasten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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