Nellyne
Sehr geehrte Frau Henkes, vielen Dank für Ihre Arbeit in diesem Forum. Ich lese Ihre Antworten und Tipps sehr gerne und habe nun noch einmal eine Frage: Mein Sohn ist im März zwei Jahre alt geworden. Ende April und Anfang Juni habe ich die Möglichkeit, an einer Tagung/Dienstreise teilzunehmen. Diese möchte ich gerne wahrnehmen. In beiden Fällen wäre ich fünf Tage von meinem Kind getrennt (drei Tage Tagung und jeweils einen Tag An- und Abreise). Kann ich mein zweijähriges Kind guten Gewissens so lange "alleine" beim Papa lassen oder kann diese Trennung negative Auswirkungen auf seine psychische Gesundheit haben? Der Papa ist sehr involviert, spielt viel mit senem Sohn und bringt ihn jeden Abend ins Bett, in dieser Hinsicht sollte es kein Problem sein. Allerdings verbringe ich insgesamt mehr Zeit mit dem Kleinen und er ist (vermutlich deshalb) ein Mama-Kind - wenn er die Wahl hat, zieht er mich vor. Bis her war ich schon an manchen Abenden unterwegs, da ist er trotzdem gut eingeschlafen. So lange waren wir allerdings noch nie voneinander getrennt. Die Tagungen finden vorranging am Wochenende statt, sodass es leider keine Ablenkung durch die Kinderkrippe gibt. Mein Mann hat aber vor, die Großeltern/Paten abwechselnd einzuladen, die unser Sohn sehr gerne mag - dann ist er vielleicht etwas abgelenkt. Wie sollen wir uns verhalten, falls er nach mir fragt und Sehnsucht hat? Ein bisschen wird er es vielleicht verstehen, wenn der Papa ihm erklärt, wo ich bin. Wäre im Sehnsuchtsfall (Sohn weint und fragt nach Mama) Videotelefonie hilfreich oder ist das eher hinderlich? Vermutlich mache ich mir (zu) viele Gedanken und ich vermisse den Kleinen dann mehr als er mich. Dennoch wäre ich für Ihre Einschätzung sehr dankbar. Vielen Dank!
Guten Tag, Sie müssen sich keine Gedanken machen, dass Ihre mehrtägige Abwesenheit negative Auswirkungen auf die psychische Entwicklung Ihres Sohnes haben kann. Er ist doch bestens betreut und mit einem seiner zwei wichtigsten Menschen zusammen. Zweijährige haben noch kein Zeitgefühl, so dass Ihr Sohn auch nicht denken wird, "ach jetzt ist die Mama schon zwei Tage weg". Er wird die Tage so nehmen, wie sie kommen und Ihr Mann hat gute Pläne, wie er ihm die Zeit abwechslungsreich gestaltet. Vermitteln Sie Ihrem Sohn, dass Sie ihm zutrauen, es mit dem Vater gut hinzubekommen. Wenn Sie Sorge ausstrahlen, wird er Sie nicht leicht gehen lassen können, weil das Gefühl sich übertragen kann. Ich bin bei Video- oder einfachen Telefonaten eher skeptisch. Sie können die Erinnerung wecken und Sehnsucht auslösen, die sonst im aktiven Tagesgeschehen vermieden worden wäre. Oft sollen diese Telefonate dem abwesenden Elternteil zur Beruhigung dienen. Sollte Ihr Sohn dann jedoch weinen, sind Sie nicht beruhigt und fühlen sich auf der Tagung unwohl. Trauen Sie Ihrem Mann zu, dass er ohne Sie für diese Tage mit Ihrem Sohn gut zurechtkommt. Für Ihren Sohn wird die Erfahrung wichtig, dass Sie zuverlässig nach einer Abwesenheit wiederkommen. Möglicherweise ist er zunächst ein paar Tage lang besonders anhänglich, aber das wird sich wieder legen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes