Lenamaus
Guten Abend Herr Dr. Nohr, ich bin mir nicht sicher, ob sie für mein Anliegen der richtige Ansprechpartner sind: Mein Sohn hat, so meine Vermutung, aufgrund einer unsicheren Bindung zu mir eine sehr agressive Art an sich. Ich war in seiner Babyzeit manchmal überfordert, schrie ihn an oder lehnte ihn ab, indem ich ihn öfter meinem Mann oder meinen Eltern zur Betreuung überließ, wenn ich nicht mehr konnte. Ich empfand ihn insgesamt als ein sehr anstrengendes und forderndes Baby und war um jeden Tag, den wir einigermaßen gut bewältigten, froh... Deshalb war er (meiner Ansicht nach) schon IMMER sehr aggressiv, schlug immer wieder andere Kinder, uns Eltern und Großeltern in unsicheren Situationen. Das hat sich alles mittlerweile (er ist fast 4) gelegt und er haut nur noch selten; was mich aber wirklich nachdenklich macht, ist, dass er eine grwisse Aggressivität nach wie vor in sich trägt und in vielen Situationen einfach brutal und emotionslos ist. Beispiele: ein Feund ist zum Spielen da und wird beim Spielen immer wieder "ausversehen" verletzt, einer sehr guten Freundin von ihm hat er letzens beim Spielen absichtlich mit den Händen(Nägeln) ins Zahnfleich im Mund gelangt und dabei so heftig gekratzt, dass sie arg blutete. Seine Schwester wird einfach ständig verprügelt, wenn sie ihn stört, ohne Skrupell. Ich bekomme von ihm immer wieder entweder Fußtritte oder er boxt mich mit voller Wucht in den Rücken oder Bauch, z.b. wenn ich ihn vom Kiga abhole oder jemand bei uns ist und ihm etwas nicht gefällt. Er zieht mich immer wieder an den Haaren. Es gibt manchmal Tage, an denen er körperlich nur durch Aggression (Schläge etc.) Nähe zu mir sucht:( Ich habe schon ernsthaft über psychologische Bahndlung nachgedacht. Wie gehe ich mit ihm in diesen Situationen am besten um? Können sie mir konkrete Tips zur Stärkung des Selbswertgefühls geben? Oder ist das normal!? Liebe Grüße
Dr. med. Ludger Nohr
Das sind schon Verhaltensweisen, die sie beschreiben, die einen aufmerksam werden lassen. Vor allem, weil es nicht anlassgebunden aussieht, wie ihr Sohn reagiert. Ich halte ihre Idee für sinnvoll, sich Rat bei einer/einem Kinder-und Jugendlichen-PsychotherapeutIn zu holen. Die haben die Möglichkeit die Familie und das Kind zu sehen und durch Probestunden herauszufinden, ob z.B. eine Therapie sinnvoll ist. Diese findet bei Kindern in diesem Alter spielerisch statt, sie gehen meist gerne dahin. Gleichzeitig gehört immer dazu, regelmäßig mit den Eltern zu sprechen. Sie beschreiben ja, dass die Beziehung von beiden Seiten recht belastet ist, was einfache Ratschläge ausschliesst. Es ist aber möglich, erleichtert durch Anleitung und Entlastung von aussen (TherapeutIn), das wieder deutlich zu verbessern. Deshalb würde ich diesen Schritt bald machen. Und suchen sie jemanden, den Eltern und Kind akzeptieren und mögen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg dabei. Ludger Nohr