Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ängste und Traurigkeit - 7 Jahre

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ängste und Traurigkeit - 7 Jahre

Knopf2016

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Hallo Frau Henkes, unser Sohn, gerade 7 Jahre alt, ist ein sensibler, vorsichtiger Junge, der sich mit neuen Situationen oft schwer tut. Hier hat er schon einen großen Entwicklungsschub hingelegt, strebt in gewissen Rahmen auch mehr Selbstständigkeit an, wenn er bspw. mit Schulfreunden alleine auf den für uns einsehbaren Innenhof spielen gehen möchte. Wir freuen uns sehr darüber, da er lange nur mit uns Eltern irgendwo geblieben ist. Allgemein mag er es aber doch, wenn man ihm hinterherräumt, bedient und es ihm kurz gesagt bequem macht. Was uns umtreibt ist  sein "sich in Sachen reinsteigern". Bspw. er fällt hin, es ist nichts zu sehen, für ihn bricht eine Welt zusammen, er weint stark. Es wird etwas (nichts schlimmes, ein Wutausbruch im Laden) über ihn als Kleinkind erzählt, er liegt abends weinend auf der Couch, dass er nicht möchte, dass über ihn gesprochen wird. Er verzichtet auf Aktivitäten bspw. sich anmalen lassen, da er weiß, dass er traurig sein wird, wenn etwas verwischt oder dann abgemacht werden muss. Oft geht es von morgens bis abends. Es gibt immer (k)einen Grund zu Jammern und das geht auch uns Eltern an die Substanz. Er lässt sich meist schlecht rausholen, wenn er einmal drin steckt, kein gutes zureden hilft. Ich freue mich, dass er sich uns mit diesen Gefühlen anvertraut,  mache mir aber allmählich Sorgen, ob da ggf. mehr hintersteckt, bzw. ob wir in der Vergangenheit vllt. auch überbehütet haben und das nun "das Ergebnis" ist. Was meinen Sie? Wie können wir ihm helfen? Er steckt in dieser "Traurigkeit" fest, obwohl er eigentlich ein lebenslustiges, neugieriges Kerlchen ist. Ich freue mich auf Ihre Antwort. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn scheint ein empfindsamer Junge zu sein, den selbst kleine Widernisse noch stark belasten. Ob das auf einer Überbehütung beruht, kann ich nicht einschätzen. Vermutlich ist das Selbstwertgefühl Ihres Sohnes noch nicht so weit entwickelt, dass er sich zutraut, diese Hindernisse zu ertragen oder zu bewältigen.Spenden Sie ihm den Trost, den er benötigt. Für ihn scheint es ja schlimm zu sein, wenn er fällt. Verhelfen Sie ihm aber gleichzeitig zu vielen Situationen, in denen er sich als kompetent und fähig erleben kann. Das fördert die Entwicklung seines Selbstwertgefühls. Zudem ist es für Ihren Sohn noch sehr wichtig, dass er für Sie genau richtig ist, so wie er ist. Wenn Sie ihn so annehmen, kann er sich auch selbst besser annehmen. Das hilft ihm, Unangenehmes leichter auszuhalten. Ihren Sohn in der Entwicklung des Selbstwertgefühls zu unterstützen, bedeutet nicht, es ihm bequem zu machen. Hier dürfen Sie ihn ruhig fordern und Erwartungen an ihn richten. Das fördert die Übernahme von Verantwortung für sich selbst. Gerade wenn er viel selber macht und zeigt, dass er viel selbermachen kann, kann er daran wachsen. Sie zeigen ihm durch altersgerechte Anforderungen, dass Sie ihm zutrauen, diese zu bewältigen. Für viele Kinder ist es sehr schambesetzt, wenn die Eltern anderen Menschen Anekdoten aus der Vergangenheit des Kindes erzählen. Für das Kind greift dies in die Privatsphäre ein. Es wäre für Ihren Sohn wichtig, wenn Sie diese Privatsphäre respktieren könnten. Sie können mit Ihrem Sohn altersgemäße Gespräche darüber führen, wie es für ihn sein müsste, damit er nicht immer alles aus der traurigen oder negativen Perspektive sehen muss. Siebenjährige haben oft schon gute Ideen, wie sie ihre Situation ändern können.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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