Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ängste und Aufräumen 4jähriges Kind

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ängste und Aufräumen 4jähriges Kind

Rosalie784

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Sehr geehrte Frau Henkes, zum ersten Mal bin ich besorgt was die Entwicklung meiner 4 Jahre alten Tochter angeht. Sie war immer recht ausgeglichen, fröhlich, sozial und geht gerne in die Kita. Mit dem großen Bruder (7) haben wir schon immer Schwiergkeiten (impulsiv, häufge Wutanfälle), es gibt viel Geschwisterrivalität, oft verstehen sie sich aber auch sehr gut. Seit letzter Woche nun räumt meine Tochter plötzlich auf. Das klingt erst mal prima und ich freue mich prinzipiell darüber, denn davor war sie immer zu müde zum Aufräumen, es war zu viel, zu anstrengend. Und plötzlich räumt sie alle Spielsachen nach dem Spiel wieder weg. Es geht aber soweit, dass alles direkt weggeräumt werden soll, z.B. ein Haarreif, der in der Küche liegt und beim Abendessen entdeckt wird, darf nicht liegen bleiben sondern muss direkt ins Kinderzimmer gebracht werden. Ich habe versucht ihr zu vermitteln, dass es toll ist, dass sie ihre Sachen wegräumt, dass der Haarreif aber durchaus bis nach dem Essen liegen bleiben kann. Das wollte sie aber gar nicht, weinte und räumte ihn weg. Heute hat ein vergessenes fettiges Backblech beim Benutzen des Backofens sehr gestunken und ich habe es auf den Balkon gestellt um es später zu säubern. Das war für sie ganz schlimm. Sie hat es unter Tränen wieder reingeholt, weil sie Angst hatte ein Tornado könnte es wegfliegen lassen. Sie redet aktuell viel über Vulkanausbrüche, Tornados (es gab hier bei uns vor ein paar Monaten tatschlich einen, wir waren aber nicht betroffen) und auch Diebe. Sie hat Angst ein Dieb könnte ihren Haarreif stehlen, wenn er nicht weggeräum ist. Das ist vermutlich alles nichts dramatisches, aber ich bin einfach sehr irritiert über diese wirklich plötzliche Wesensänderung. Wie kann ich sie am besten begleiten? Ich möchte nicht, dass sich ihre Ängste verfestigen. Herzlichen Dank. Viele Grüße, Rosalie


Ingrid Henkes

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Guten Tag, bei diesem Verhalten Ihrer Tochter geht es nicht ums Aufräumen, sondern um die zugrunde liegenden Ängste. Sie ist in einer Phase, in der neue und starke Ängste auftauchen z.T. auf realen Ereignissen beruhend, die sie unbewusst bewältigen muss. Als Vierjährige entwickelt sie dazu schon selbständig Bewältigungsstrategien wie das Aufräumen. Das ist ein gelungener Versuch, autonom zu werden, indem sie Gefahren vorbeugt.  Akzeptieren Sie die Ängste Ihrer Tochter und bestätigen Sie ihr, wie gut sie aufpasst, dass nichts passieren kann. Dann können Sie anfangen, mit ihr nach Alternativen zu suchen. So könnte sie z.B. das Backblech draußen mit etwas beschweren, damit es nicht wegfliegen kann. Besprechen Sie mit ihr, dass Vulkanausbrüche schlimm sind. Es gibt sie aber nur dort, wo Vulkane sind und das ist in Ihrer Gegend nicht der Fall o.ä.. Diebe brechen nur bei reichen Leuten ein. Sie wollen deren Juwelen. Haarreife von kleinen Mädchen sind auch in der Küche vor ihnen sicher. Außerdem würden Sie sofort die Polizei rufen, die die Diebe verjagt. Die Erklärungen müssen für eine Vierjährige sinnvoll und beruhigend sein. Dabei sollte Ihre Tochter spüren, dass Sie vor diesen Ereignissen keine Angst haben. Die Ängste verfestigen sich nicht, sondern werden sich auflösen, wenn Ihre Tochter sie mit Ihrer Hilfe bearbeitet hat. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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