ayla.auel
Guten Tag Herr Doktor Nohr, diesmal hoffe ich auf eine Antwort von Ihnen, mit der Sie mir sagen, dass ich mir zu viele Gedanken mache und es nichts ist. Es geht mal wieder um eine meiner 4,5 jährigen Zwillingstöchter, diesmal um die ältere der beiden. Sie hat derzeit für mich bedenkliche Handlungen, die mir etwas „Angst“ machen. Beispiel: seit ca. 3 Wochen isst sie zur Brotzeit immer Brot mit Butter, Salami und Käse. Ein anderer Brotbelag wird derzeit komplett abgelehnt. Zu anderen Mahlzeiten wird immer das gegessen, was auf dem Tisch steht. Seit 6 Wochen zieht sie nur einen ganz bestimmten Schlafanzug an, muss ich diesen waschen, muss ich ihr hoch und heilig versprechen, dass er bis zum Abend wieder trocken ist. Das gleiche gilt für ihr Kuscheltuch, eine ganz bestimmte Mullwindeln, vor Kindergarten-Schließung durften die noch wechseln. Von der Gestaltung ihres Bettes und der darin befindlichen Kuscheltiere möchte ich gar nicht sprechen. Es beschäftigt mich, da sie bei Zuwiderhandlung ihrer Regeln wirklich bitterlich weint und wir schon so etwas bei unserem mittlerweile 14jährigen Sohn hatten, der dann auch aufgrund einer Angststörung in Therapie war. Ist dieses Verhalten der besonderen Situation geschuldet? Gibt es ihr Sicherheit, weil jetzt in ihren Augen so viel unsicher ist? Mache ich mir zu viele Gedanken? Vielen Dank
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, es ist gut, dass Sie sich Gedanken machen, denn das Verhalten Ihrer Tochter weist auf eine Verunsicherung hin, die sie im Moment nur mit viel Kontrolle aushalten kann. Diese strengen Muster bieten Halt und reduzieren die Angst. Es kann gut sein, dass die Corona-Zeit bei Ihrer Tochter latente Sorgen so verstärkt hat, dass sie nur so niedergehalten werden können. Da sich die Situation wieder ändert und die Verunsicherung nachvollziehbar ist, würde ich noch einige Zeit (ich denke da an Wochen, nicht Monate) abwarten, ob sich das wieder reduziert. Wenn die Hilfsmechanismen auf einem level bleiben, der sowohl Eltern als auch Kind beunruhigen und/oder einschränken, dann wäre die Vorstellung zur Diagnostik bei einer/m KindertherapeutIn sinnvoll, um sicher zu gehen. Ich glaube, aus Kindersicht ist dieses gefährliche aber unsichtbare Virus noch beunruhigender und weniger fassbar, als es auch für Erwachsene ist (und auch da ist eine Menge Angst zu sehen). Ich würde das Geschehen beobachten, die Angst und Corona ansprechen und über gemeinsame Lösungen und Schutzmaßnahmen sprechen. Alles was offen ablaufen kann, die Phantasien durch Konkretes bindet, wirkt nicht so im Verborgenen. Dr.Ludger Nohr
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