Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

7jähriger viel in seiner Traumwelt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 7jähriger viel in seiner Traumwelt

misspeff

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Hallo, meine Frage bezieht sich auf die Entwicklung meines 7jährigen. Er ist sehr verspielt und lebt viel in seiner Traumwelt. Was ich natürlich schon schön finde, aber so langsam sollte er auch schon mal mehr im hier und jetzt sein. In der Schule ist es für ihn schwierig ruhig zu sein. Während der Aufgaben singt er laut oder brabbelt vor sich hin. Zuhause ist mir das auch schon oft aufgefallen, er kann nicht ruhig sein. Wenn sich jemand mit ihm unterhält, redet er ausschließlich von Dingen, die er sich ausdenkt oder mal im Film gesehen hat. Auf die Frage, wie ihm die Schule gefällt, wie es ihm ginge, ob er ein Lieblingstier habe, beantwortet er so gut wie nie. Oft kommt nur ein mhm und dann redet er sofort wieder von Dingen, die nur sehr gute Bekannte inzwischen nachvollziehen können. Bei der letzten Vorsorge beim Kinderarzt war das nicht dramatisch, aber ich mache mir jetzt doch so langsam Gedanken, da er immer weniger im hier und jetzt ist. Er findet schwer Freunde, weil sie wohl auch nicht nachvollziehen können, was er so spielt. Die große Schwester hat diese Probleme überhaupt nicht. Gibt es Möglichkeiten, ihn mehr an die Realität zu binden? Er soll ja auch irgendwann mal alleine zur Schule laufen, das traue ich ihm aber so gar nicht zu, da er auch mit mir zusammen immer viel Aufmerksamkeit braucht um nicht plötzlich auf die Straße zu laufen. Ich bin für jeden Tipp dankbar!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, manchmal fällt es Kindern schwer, sich aus der Phantasiewelt zu lösen und zumindest phasenweise in der Realität anzukommen. Die Entwicklung verläuft hier sehr individuell. Erzwingen kann man das Aufgeben der Phantasiewelt sicher nicht. Grundsätzlich ist es in Ordnung, dass Siebenjährige noch viel in der Phantasiewelt spielen. Diese Welt ist ja auch sehr verlockend. Sie kann für Kinder einen bedeutenden Rückzugsort bilden. Das könnte bei Ihrem Sohn der Fall sein, wenn er häufig das Gefühl hat, mit der großen Schwester nicht mithalten zu können oder ihr nicht gewachsen zu sein. Es kann helfen, mit ihm den bewussten Wechsel von der Phantasieebene in die Realität einzuüben. Manchmal hilft ein akustisches Signal oder das kurze gemeinsame Hinsetzen, um etwas zu besprechen. Ihrem Sohn scheint es noch schwer zu fallen, seine Gesprächspartner als Gegenüber zu erleben. Nach Ihren Beschreibungen erkennt er das dialogische Prinzip noch nicht. Hier könnte es helfen, zunächst Blickkontakt von ihm einzufordern. Bei Siebenjährigen kommt es noch oft vor, dass sie ihre schulischen Tätigkeiten mit einer Geräuschkulisse untermalen. Das ist okay und muss die Kinder nicht unbedingt ablenken. In der Schule sind die Lehrer dafür verantwortlich, die erwünschte Ruhe herzustellen. Es könnte sinnvoll sein, mit den Lehrern im Gespräch zu bleiben, um zu beobachten, ob sich das von Ihnen beschriebene Verhalten abschwächt oder fortbesteht. Dann können Sie Ihrem Sohn noch Zeit geben, in der Realität und der Schule anzukommen. Wenn Ihr Sohn sich weiterhin schwertut, würde ich mit dem Kinderarzt über geeignete Maßnahmen sprechen, da er vermutlich die Entwicklung Ihres Sohnes seit Jahren kennt und daher einschätzen kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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