Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

7 Jähriger meidet jegliche Herausforderungen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: 7 Jähriger meidet jegliche Herausforderungen

Elmolino

Hallo, unser 1. Sohn war schon immer "anders". Sensibel, zurückhaltend, verträumt. Einschulung letztes Jahr wider Erwarten ganz gut geklappt, Umstellung auf lange Sicht ist aber viel für ihn. Vor allem hat er seit der Schule große Probleme, wenn er etwas aufführen soll oder es Angebote außer der Reihe gibt. Ich war als Kind ähnlich und da meine Eltern mich nicht bestärken konnten und ich es erst über eine Therapie geschafft habe, versuche ich ihn aktiv in seinem Selbstwertgefühl zu stärken. Mein Mann ist zum Glück ganz anders als ich und hat die Gabe, wundervoll auf unsere Kinder einzugehen und nimmt sich dabei auch entsprechend Zeit. Aber es nützt alles nichts, unser Sohn verweigert alles Neue. Er hat z. B. vor der Schule leidenschaftl. Fussball gespielt, aber der Verein löste sich auf. In der Schulpause spielt er noch, wenn Größere nicht dabei sind, aber keine Chance, wenn er einen neuen Verein auch nur anschauen soll. Negative Kommentare von anderen Schülern bzgl. seines Talents verunsichern ihn sehr und er hat immer so große Angst, ausgelacht zu werden. Was können wir tun, damit er sich für Neues wieder öffnet, z. B. auch für Musikschule? Zwingen kommt natürlich nicht infrage, aber alle Argumente von uns prallen ab. Danke für Ihren Rat!


Hallo, ich verstehe Ihre Frage gut, die meisten Eltern wünschen sich offene und selbstbewusste Kinder. Als Eltern hat man fast das Gefühl, als würden die Kinder sonst an ihrem Glück vorbeirennen. Die wichtigste Hilfe durch die Eltern ist das Gefühl, "so, wie ich bin, ist es ok, werde ich angenommen" und nicht erst, wenn ich das oder das noch kann/mache (toll, dass Ihr Mann, das männliche Vorbild, so auf ihn eingehen kann). Auf diesem Hintergrund, dieser Sicherheit können Kinder neue Wege wagen, wenn es für sie die richtige Zeit ist. Das heißt man darf und soll auch anbieten, ermöglichen, aber man sollte seine Grenze akzeptieren. Bedenken Sie, dass der "normale" Alltag mit seinen sozialen Anforderungen für Ihren Sohn schon eine Herausforderung ist, ihn anstrengt und immer wieder belastet/ängstigt. Neues, egal wie sinnvoll oder spannend, ist auf diesem Hintergrund oft zuviel, noch nicht möglich. Es braucht Zeit innere Sicherheit zu entwickeln (wie Sie wissen), auch Ihr Sohn braucht sie. Diese Entwicklung kann man unterstützen aber man sollte sie nicht beschleunigen wollen. Ich wünsche Ihnen Gelassenheit, Geduld und Zuversicht. Dr.Ludger Nohr


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