Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

4-jährige mag Kleidung nicht

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: 4-jährige mag Kleidung nicht

shla

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Guten Morgen, unsere 4-jährige Tochter ist sehr willensstark & hypersensibel. Das Anziehen morgens war schon immer schwierig (selbst wenn wir abends zusammen ausgesucht haben) & generell ist ihr immer zu heiß, sodass sie bereits seit zwei Monaten wieder im Sommerkleid & barfuß bei uns in der Wohnung sitzt. Alles was man ihr mit Überredung & oft auch viel Geschrei anzieht ist fünf Minuten später wieder ausgezogen. Wenn wir einen Ausflug machen wollen streiten wir oft eine Stunde übers Anziehen bevor wir losgehen (meist hat sie sich dann wieder alles ausgezogen & wir nehmen die Kleidung mit, die wir ihr dann peu a peu draußen in der Kälte anziehen). In den Kindergarten haben wir sie auch schon im Schlafanzug gebracht. Dort ist es mit dem Anziehen wohl insgesamt nicht ganz so dramatisch wie zuhause. Während sie eine Zeit lang eine Abneigung v.a. gegen Pullover hatte stören sie neuerdings Socken und Unterhemden, die angeblich hochrutschen und Hosen, die allesamt runterrutschen (auch Leggings). Manchmal finden wir eine Hose für einen Tag, die dann man nächsten Tag aber schon nicht mehr "passt". Sie zieht Hosen & Unterhosen alle zwei Minuten hoch bis unter die Achseln (sogar im Schlaf) und ist ständig wütend, weil die Hose natürlich nicht dort oben bleibt. Gestern haben sie die Falten im Schlafanzug gestört, sodass fast eine Stunde Geschrei war bis zum Einschlafen. Die Nächte sind aufgrund eines ausgeprägten Nachtschrecks (!) kurz. Was können wir tun? Wir sind müde und erschöpft.


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Hallo, das ist sicher für alle eine belastende Situation. Für Sie, wie Sie es beschrieben haben, für die Tochter, weil es massiv beeinträchtigt, wenn man sich in seiner Kleidung dauernd (sogar im Schlaf) unwohl fühlt. Das geht allen Menschen so, aber es gibt eben solche, bei denen das Unwohlsein schwer erträglich ist (man muß es sich selbst einfach einmal vorstellen, den ganzen Tag in "falscher" Kleidung zu sein). Da dies von mehreren Faktoren beeinflusst wird, nützt auch das gemeinsame Aussuchen vorher oft wenig, da die Kinder nicht voraussehen können, wie sich diese Kleidung morgen anfühlt. Was können Sie tun? Sie müssen Ihre Tochter immer mehr in die Auswahl einbeziehen (wenn Sie sicher sind, dass es nicht überwiegend Ärger und Abwehr ist) , aber auch klare Grenzen definieren (also im Winter geht barfuss nicht usw.). In diesem Bereich wird es noch schwer genug sein, das Richtige zu finden und es wird noch eine geraume Zeit eine Kompromissfindung sein. Dies sollte so unaufgeregt wie möglich passieren ( ist sehr schwer, aber ein Ziel), damit der emotionale Teil nicht noch gepuscht wird. Es wird nicht einfach sein, den Unterschied zwischen "ehrlichem" Unwohlsein und Autonomiebedürfnissen zu finden. Aber im Verhalten dazu macht das auch gar nicht einen so großen Unterschied (s.liebevolle Klarheit). Ich wünsche Ihnen genügend Gelassenheit für diese schwierige Phase. Und wie alle Phasen wird sie vergehen oder zumindest sich verändern. Dr.Ludger Nohr


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