Esmeralda
Hallo Frau Dr Henkes. Ich dachte, ich hätte grundsätzlich eine gute Beziehung zu meiner Tochter ( 3 J 5 Mo ). Unsere Erziehung ist eher bedürfnisorientiert, wir drücken Liebe aus, wir geben ihr Wahlmöglichkeiten. Sie ist in der Kindergarteneingewöhnung, bzw. sozusagen wiederholt, weil wir krankheitsbedingt mehrfach länger aussetzen mussten ( auch Corona mit Quarantäne ). Wenn ich zum Abholen in den Kindergarten komme und sie weint, dann kommt sie zunächst nicht in meine geöffneten Arme oder auf meinen Schoß. Sie wehrt mich mit Gesten ab oder boxt sogar nach mir. Es dauert eine kleine Weile, bevor sie dann doch getröstet werden möchte und kann. Manchmal kommt sie auch auf meinen Schoß, ich darf sie aber sonst nicht berühren. Die Situation entsteht manchmal auch zuhaus, wenn sie frustriert und wütend ist. Muss ich befürchten, dass sie nicht sicher gebunden ist? :( VG
Guten Tag, nein, das müssen Sie nicht. Ihre Tochter ist bestimmt sicher gebunden. Sie befindet sich aber vermutlich in einem Ablösungskonflikt. Kindergartenkinder mit ihrem nicht mehr von den Eltern begleiteten Tagesablauf sind nämlich schon recht autonom. Sie wollen Vieles alleine bewältigen und die Hilfe der Eltern nicht mehr benötigen. Dieses Dilemma drückt Ihre Tochter mit ihrem Verhalten aus. Sie wehrt sich nicht gegen Sie sondern quasi dagegen, Sie noch zu brauchen. Nach einer Weile kann sie dann zulassen, dass das Bedürfnis nach Trost doch noch stärker ist als die Autonomiebestrebungen. Für die Entwicklung Ihrer Tochter ist es sehr hilfreich, dass Sie in diesen Situationen geduldig reagieren und ihr trotz der gezeigten Abwehr weiter zur Verfügung stehen, bis sie das Angebot annehmen kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes