Sermincik
Hallo, mein Sohn fremdelt plötzlich wieder extrem.Selbst die Nachbarin darf ihn nicht mehr auf den Arm nehmen. Ausserdem ist er seit geraumer Zeit auf mich fixiert, möchte fast nur v mir gefüttert, gewickelt, gekuschelt etc werden (wobei Papa ihn nach wie vor bespassen darf). Manchmal ist es sehr anstrengend und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, zumal ich manchmal das Gefühl habe dass der Papa schon traurig ist über die Ablehnung. Mein Sohn ist immer fröhlich und strahlt auch Unbekannte direkt an aber wehe die kommen ihm zu Nahe. Ausserdem fordert er immer mehr von mir, selbst eine kleine Unterhaltung mit meinem Mann wird nicht geduldet (er setzt sich auf mein Schoss und brabbelt los oder zeigt mir Dinge die er gerade toll findet).Ausserdem tut er manchmal so als käme er z. B. nicht allein aus d Wäschekorb raus in welches er sich reingesetzt hat obwohl ich ihm das fast nicht abnehme und er dabei auch ziemlich künstlich weint (motorisch ist er sehr fix, lief frei u sicher mit 11 Mo und steigt Treppen usw). Aber können uns Kinder in d Alter schon was vorspielen? Was kann ich unternehmen um seine Bindung z Papa zu fördern. P.s. Wenn ich nicht da bin oder Papa ihm ein Spaziergang ankündigt, ist er plötzlich seine Nummer 1 und er hängt an ihm wie sonst an mir aber ansonsten ist Papa abgeschrieben. Danke für ihre wertvolle Arbeit. Schöne Grüße Sermin
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Sermin, was Sie beschreiben ist kein neues Fremdeln, sondern eher der Beginn der verstärkten Autonomie-Entwicklung (s. auch den Text dazu auf dieser Seite). In dieser Zeit wollen die Kinder zunehmend selbst entscheiden, was sie tun und mit wem. Begleitet wird das innerlich oft mit Ängsten, durch das heftige Verhalten andere abzuschrecken und/oder zu verlieren. Daher dann die verstärkte Anhänglichkeit. Die Grundhaltung, besonders für diese Zeit, ist die "liebevolle Klarheit". Natürlich darf Ihr Sohn alles fordern, sich einmischen, stören usw.. Aber es ist auch wichtig, immer wieder auf eigene Interessen und Wünsche hinzuweisen. Dann muß er evtl. einen Augenblick warten, das gefällt ihm nicht, aber es wäre falsch, seine Wünsche zum alleinigen Maßstab zu machen. Dabei ist wesentlich, dass er wegen seiner Wünsche nicht gekränkt wird, er liebevoll und klar auf den momentanen Konflikt und das warten müssen hingewiesen wird. Das wird er nicht gleich verstehen (das wird Monate dauern), aber es ist eine Erfahrung. Der Vater sollte das Verhalten nicht persönlich nehmen, seine Angebote machen und akzeptieren, dass es im Moment eine besondere Lust für Ihren Sohn ist, nein zu sagen. Die Beziehung der beiden ist deren Sache, da können Sie nicht viel tun. Wichtig ist nur, dass der Vater sich nicht schmollend zurückzieht. Wenn Sie sich beide ein bißchen in diese innere Haltung Ihres Kindes hineinversetzen, dann wirkt das Verhalten viel klarer und verständlicher und es ist (etwas) leichter, damit umzugehen. Dr.Ludger Nohr
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