dya2013
Mein Sohn (1.Klasse/im Juli 6 geworden) ist seit dem kleinen Kindergarten zu 95% immer der Letzte in der Garderobe. Im Kindergarten hatte man noch grosses Verständnis, im grossen Kiga war es sogar eine zeitlang besser. Nun in der 1. Klasse(2x Turnen Mo und Di) ist er wieder einer der Langsamsten. Mich stresst es zu wissen, dass er das ist, weil es auch mich selber stresst, wenn er zu Hause durch zig Sachen abgelenkt ist beim Anziehen. Was ich merke, ist eine gewisse Müdigkeit, seit Schulbeginn.....hoffe natürlich, dass das dann nach den Herbstferien bessert. Heute habe die Lehrerin auch etwas geschimpft....scheinbar konnten sie heute nur eine halbe Stunde turnen deswegen. Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, dass die Lehrerinnen auf uns zukommen deswegen, oder? Meine Frage: Soll ich, und wenn ja, WIE soll ich das Thema mit ihm angehen?? Zu Hause machen wir am Morgen früh jeweils ein Wettrennen...seit geschlagenen 2 Jahren...das Thema nervt mich langsam aber sicher gewaltig!! Danke für eure Inputs!!!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, erstmal die schlechte Nachricht: Sie werden das nicht schnell verändern. Beobachter zu sein ist eine Einstellung/Haltung/Temperament und somit Teil der Persönlichkeit. Gerade diese Kinder, die eigentlich eine wundervolle Gabe der Wahrnehmung und intensiven Beabachtung haben, an den Alltagstakt zu gewöhnen, ist in der Tat für alle oft frustrierend. Vor allem aber mindert diese Rolle immer wieder das Selbstgefühl, die Kinder erleben sich als falsch und/oder nicht gut genug. Wie kann man also diesen Kindern die wiederholten Kränkungen ersparen und sie befähigen, in genannten u.ä. Situationen ausreichend unauffällig zu sein, ohne sie zu kränken und/oder zu entwerten? (Kennen Sie das Büchlein Frederik? Das ist die Maus, die die Farben und Wörter für den Winter sammelt, während die anderen die Nüsse sammeln, oder S. Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit). Wahrscheinlich wird man mit ihm Formen der ausreichenden Konzentration auf den Moment lernen/üben müssen, vielleicht auch in Form von Vergleich (da würde ich aber nicht die Schnellsten zum Vergleich vorschlagen, eher mit "nicht Letzter sein" anfangen). Wichtig ist aber auch Situationen zu kreiren, in denen seine Fähigkeit hilfreich und wirksam ist. Es muß einen inneren Ausgleich für das Mangelerleben geben, um resignativen Tendenzen vorzubeugen. Also ruhig das Konkrete fordern und fördern, aber das Gleiche mit seinen Fähigkeiten tun. Es ist wahrscheinlich ein längerer Weg, für den ich Ihnen hinreichend Geduld wünsche. Dr.Ludger Nohr
ayla.auel
Hi, ich habe selbst so ein Träumerle daheim, auch noch als eineiiger Zwilling, d.h. eine träumt, die andere ist ruckzuck fertig. Was unsere Situation entspannt hat, ist, dass ich daheim je nach Situation durchaus beim Anziehen helfe, sie zieht sich untenrum an, ich mache den oberen Teil. Denn je mehr ich nervte, desto langsamer wurde sie. Im KiGa ist es scheinbar genauso, hier bleibt immer eine Erzieherin an ihr dran und behält sie im Auge, funktioniert auch. Also, vielleicht versuchst Du das mal daheim. Und bzgl Schule, da soll bitte die Lehrerin ihren eigenen Weg finden.
cube
@ayla.auel: Du kannst kaum von der Lehrerin erwarten, dass sie nun auch eine Art Wettrennen für ein Kind veranstaltet, damit alle anderen auch zu ihrem Unterricht kommen. Und die Lehrerin kann auch nicht einzelnen Kindern helfen, sich anzuziehen. Das muss zurSchule sitzen Worauf auch in den Elternabenden immer hingewiesen wird, genau solche Dinge zu üben. Solche Kompetenzen sind wichtiger, als schon Schreiben zu können. 1. Klasse ist noch easy und eine Art Schonfrist - aber wenn es darauf hinausläuft, dass wegen eines Kindes die ganze Klasse warten muss, wird die Kl das nicht lange mitmachen können. Sorry, aber das ist nun mal die Realität in der Schule und die Lehrer können nicht für jedes Kind eine Extrawurst braten - trotz aller Bemühungen, jedem gerecht zu werden. @ AP: Was hindert ihn denn daran, sich zügiger umzuziehen? Kann er sich selbst noch nicht gut genug an/ausziehen? Ist er abgelenkt, sprich: er fängt an, erst mal irgendetwas anderes zu machen/anzuschauen? Oder ist er gerade noch überfordert mit dem etwas höheren Tempo, das zwangsläufig in der Schule herrscht? Vielleicht kannst du ihm helfen, in dem du ihm möglichst einfach an/auszuziehende Sachen einpackst/anziehst. Oder er hat eine Sporthose & T-Shirt schon unter den normalen Klamotten, so dass er diese nur ausziehen muss, um zum Sport fertig zu sein? Bei uns hatte die Sportlehrerein auch darauf gepocht, den 1. Klässlern bitte nur Turnschuhe mit Klettverschlüssen mit zu geben - sie könne nicht 23 Kindern die Schleife binden, dann ist die Stunde nämlich vorbei. Also auch hier schauen, dass er Schuhe hat, die er möglichst ohne große Probleme an/ausziehen kann. Ansonsten wird vermutlich nur helfen, das zu Hause zu üben. Nicht als Extra-Session - aber morgens und abends eben nicht immer helfen, sondern zb eine Sanduhr hinstellen und ihm sagen, dass er fertig sein muss, wenn diese abgelaufen ist. Vielleicht hat er einfach noch gar kein Gefühl dafür, was "zügig" heißt. Darüber kann man das ganz gut üben, weil die Kids sehen können, wie die Zeit verrinnt.
dya2013
@cube: Ach doch, er kann sich sehr gut alleine an- und ausziehen, er kann sogar Schuhe binden. Daran liegt es tatsächlich nicht. Es liegt im Moment eher daran, dass er schon als kleines Kind mega lange etwas beobachten kann. Oder eben nach jedem Kleidungsstück, wieder abgelenkt wird. Er ist nicht der einzige, der langsam ist in der Garderobe. Aber ich möchte ihn glaube ich echt unterstützen, dass er das nicht ewigs bleibt. ODER soll ich ihn sein lassen wie er ist? Er ist nun mal der Beobachter, der Träumer...aber ich weiss, dass er es damit nicht leicht haben wird in der Zukunft. Hmmm...... Heute Morgen habe ich mit ihm besprochen, dass er doch mit dem Schnellsten der Jungs, ein Wettrennen machen soll....er müsse dies ja nicht sagen, aber für sich selber schauen, ob er es schafft schneller zu sein als dieser Junge. Die Lehrerinnen hätten sicher grosse Freude. Mal schauen, was er dann erzählt.
Schniesenase
Hallo dya, nur eine kleine Anekdote aus meiner Schulzeit: In JEDEM Zeugnis der ersten und zweiten Klasse stand, dass ich selbstständig und fleißig gearbeitet hätte, aber zu langsam. Ich weiß, ich war immer noch am Einpacken, wenn alle anderen schon in die Pause gingen, und ich habe mich immer gefragt, wie die das machen??? Auch im Sport ist das immer weiter so geblieben, es dauerte bei mir einfach länger, bis alles am Platz und weggeräumt war und ich angezogen bzw. umgezogen war. Ich habe mir beim Sport angewöhnt, schon in die Umkleide zu gehen, wenn die anderen noch redeten, um etwas Zeit vorzuholen. Irgendwie ging das nicht schneller. Im Zeugnis der dritten Klasse stand dann, ich würde selbstständig und sicher fleißig arbeiten und hätte das Arbeitstempo nun steigern können. Schulmäßig weiß ich aber auch, dass ich immer ziemlich gut war, aber dadurch, dass ich lange an allem saß, Aufgaben nicht mehr schaffte und die Noten dadurch eben nicht "sehr gut" waren. Es reichte immer für "gut" oder "befriedigend", für den Rest fehlte meistens das Tempo. Mir hat geholfen, mich so zu akzeptieren und eben so zu machen, wie es ging. Auch Tricks (z.B. die Plastiktüte, in die dreckige oder nasse Sportklamotten und Handtücher reingeworfen werden konnten, In Bezug auf Dein Kind: Es gibt sie immer, in jeder Klasse, die Langsamen. Für Lehrerinnen (ich bin auch eine) ist das eine Herausforderung. Aber es ist gut, wenn die Kinder nicht ständig getadelt werden, denn Hetze hat nur den einzigen "Erfolg", dass es noch langsamer geht. Falls die Lehrerin Vorschläge hat, z.B. das Kind früher in die Umkleide gehen zu lassen (er könnte immer die Bälle schon reinbringen oder man nutzt andere Vorwände für die Sonderstellung), wäre das eine Möglichkeit. Ansonsten würde ich auch mit dem Kind besprechen, dass es wichtig für die anderen ist, dass er schneller umgezogen in der Halle steht und mit ihm gemeinsam schauen, was ihm da helfen kann (Klettschuhe, Sportsachen vorher schon anhaben - hab ich früher oft gemacht - lieber Überziehpullover als Reißverschlussjacke, Gummizughose statt Kordelzug, Tasche so gestalten, dass anfangs alles griffbereit gepackt ist und hinterher einfach reingeworfen werden kann usw.) Ich würde das aber so formulieren, dass es ein Problem der Gruppe ist, die sonst nicht richtig Sport machen kann, weil eben dort nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, nicht ein Problem seiner persönlichen Langsamkeit. Dafür kann er nichts, er wird sich sicher bemühen. Bei mir hat es sich nie gelegt. Ich bin sehr gründlich, sehr genau, sehr bedacht in allem. Ich brauche Zeit und Muße für Entscheidungen und Dinge, die zu tun sind. Habe ich sie und habe ich mich gut eingearbeitet, habe ich aber auch perfekte Systeme und Strukturen, die alles erleichtern und wieder der Allgemeinheit helfen und am Ende die Arbeit für alle effektiver und einfacher machen. Es ist eigentlich auch eine Stärke, diese Bedachtheit und Langsamkeit, gerade in einer Welt, in der immer alles schneller wird. Man muss nicht jede Geschwindigkeit immer mitmachen, aber man muss wissen, wo es wichtig ist, sich anzupassen. Dein Sohn wird das sicher gut machen! Viele Grüße Sileick
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