Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Unruhige Nächte mit Zwillingen

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Unruhige Nächte mit Zwillingen

rinka84

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Guten Tag! Meine Zwillinge (15 Monate) befinden sich offensichtlich gerade in einer Phase mit sehr unruhigen Schlaf. Neben den Nächten sind auch die Tage anstrengend, was mich dazu bringt, von einer der berüchtigten schlimmen Phasen auszugehen... Da diese Phase nun schon sehr lange andauert und mich an meine Grenzen der Belastbarkeit bringt wende ich mich hier an Sie mit folgender Situation: Vor etwa 3 Wochen haben wir die nächtliche Milchnahrung vollständig abgeschafft und durch Wasser in den gleichen Flaschen ersetzt. Die beiden essen bei uns mit und scheinen nach Ende der Mahlzeit auch zufrieden und satt. Gefühlt seitdem werden die beiden abwechselnd stündlich wach und beruhigen sich nur, wenn man ihnen die Flasche mit dem Wasser reicht. Diese Prozeduren wiederholen sich zwischen 19 und 7 Uhr bei jedem der beiden ca 4 mal. Dadurch trinken sie nachts nicht unerhebliche Mengen (400-500ml). Tagsüber bieten wir natürlich ebenfalls immer wieder Wasser an, daher finde ich die nächtlichen Mengen irgendwie zu viel. Wenn sie wach werden schreien sie häufig sehr laut und wecken damit den jeweils anderen. Schnuller und durch die Stimme beruhigen hilft wie oben beschrieben nur noch manchmal. Seit der Geburt der beiden ist an vernünftigen Schlaf nicht mehr zu denken, allerdings nimmt das ganze jetzt eine Dimension an, die wirklich nicht auszuhalten ist. Mindestens einer der beiden hat schon bewiesen, dass er durchschlafen kann, tut dies aber nun leider auch nicht mehr. Mein Partner und ich teilen uns die nächtliche Arbeit, damit der jeweils andere wenigstens etwas schlafen kann. Dadurch dass ich in der Woche zuständig bin, kann ich mittlerweile aber meinen anderen Aufgaben nicht mehr wirklich nachkommen, weil ich einfach zu fertig bin. Tagsüber finde ich auch keine ausreichende Pause, in der ich mich erholen kann.  Wie können wir die Situation so anpassen, dass wir durch diese furchtbare Phase - sofern es denn eine ist - hindurch kommen? Gibt es Dinge (speziell medizinische), die wir abklären sollten, weil das Verhalten vielleicht doch über eine "normale" schlecht Phase hinweg geht?  Vielen Dank im voraus!      


Dr. Dotzauer

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Liebe Rinka, Das Vorgehen bei Zwillingen in diesem Alter ist komplex. Natürlich kann nur der zuständige Kinderarzt eine Aussage über den Gesundheitszustand der Zwillinge treffen. Aber die geschilderte Situation ist nicht ungewöhnlich. Sie haben zwar die nächtlichen Kalorien abgeschafft, aber die Angewohnheit  des Trinkens (inzwischen Wasser) zur Breruhigung und  Schlafhinführung aufrechterhalten. Sie ist zur Einschlafassoziation geworden und wird nun bei jedem Erwachen eingefordert. Bei jedem Schlafphasenwechsel alle 2 Stunden werden Menschen wach, sie sollten sich umdrehen/Schnuller/ Kuschel finden und selbstständig weiterschlafen. Ihre Kinder haben inzwischen feste Erwartungen eben die Einschlafassoziation Trinken und dies wird unabhängig von Hunger oder Durst, quasi als "Weiterschlafvservice" eingefordert. Die Kinder können lernen ohne saugen und Schlucken (Trinken) einzuschlafen und auch beim nächtlichen Erwachen selbstständig weiterzuschlafen. Dazu braucht es jeweils ein Kuscheltier= Schlaffreund=Übergangsobjekt, welches in Tröste-, Beruhigungs- und Entspannungssituationen, außerhalb des Bettes, mit Bedeutung aufgeladen werden muss. Im Verlauf können die Kinder lernen sich damit selber zu helfen. Aber erst wenn sie erfahren haben, dass das Kuscheltier mit Wohlgefühl verlinkt ist. Natürlich sollte das "Beruhigungstrinken" abgeschafft werden und durch eigene Beruhigungsstrategien (selbstständiges Nutzen von Schnuller/Kuscheltier) ersetzt werden. Leichter geschrieben als umgesetzt, das weiß ich - es ist eben komplex. Hilfreich zur Abendgestaltung ist eine immer gleiche Abendroutine mit der sie die Kinder durch den Abend führen -Essenszeit: möglichst früh 2 Stunden vor dem Schlafen  -Spielzeit: zB 30 min interaktiv, auch aktiv, ganz bewusst eine gute gemeinsame Spiel-Zeit verbringen, auf das Kind bezogen sein mit emotionaler Verfügbarkeit.(wichtig) -Wickelzeit, auf der Wickelablage könnten sie auch noch eine Milchflasche haben falls sie nnicht satt geworden sind. Danach Zähne putzen. -Bilderbuchzeit: bis Kinder gähnen und Augen reiben Wichtig! Ohne Signale der Müdigkeit wirds nichts werden. -Herzenszeit: dunkel machen, Fingerspiele, singen und "runterkuscheln"  ins Bett legen, lieb reden, steicheln singen und kein "Rumgeräubere" zulassen. -Schlafenszeit: verabschieden und sich wegdrehen und möglichst nicht mehr interagieren, sondern sich um eigenen "Fakeschlaf" kümmern, sehr schwer aber notwendig. Auch am Mittagsschlaf kann das neue Einschlafen ohne Trinkflasche täglich geübt werden. Dafür wird ausgiebig "runtergekuschelt" und die Kuscheltiere mit einbezogen. Nachts müssen die Wasserflaschen abgewöhnt werden. Bei Protest wird sich um den Kummer der nicht erfüllten Erwartung gekümmert, Ablenkung  ist das Zauberwort. Ungefähr so wie beim Abstillen ist hier die eigene Haltung sehr wichtig. Es ist mühsam und beide Elternteile sind maximal gefordert, aber es lohnt sich. Wie schon erwähnt es ist komplex und nicht mit ein paar Worten zu lösen, aber der beschriebene Weg ist ein guter Plan. Viel Erfolg und herzliche Grüße Daniela Dotzauer  


rinka84

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Vielen Dank für Ihre Antwort! Der Mittagsschlaf funktioniert derzeit einwandfrei: Essen, Hände waschen und Zähne putzen, wickeln, hinlegen, dunkel, schlafen. Da verlasse ich ohne Widerworte den Raum und es bleibt ruhig. 1-2 Stunden später plaudern sie entspannt durchs Babyphone und sind bereit für die zweite Tageshälfte. Die furchtbaren Schreie der Unausgeschlafenheit gibt es nur nachts wie beschrieben.


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