Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Sohn (11 Monate) schläft nachts sehr schlecht

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Sohn (11 Monate) schläft nachts sehr schlecht

Karo295

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Hallo Frau Dr. Dotzauer,  Unser Sohn wird nächste Woche 11 Monate alt. Er schläft jetzt schon seit einer längeren Zeit (so seit Anfang Januar) nachts sehr schlecht. Er schläft ganz gut ein, ist dann aber nach ca. 2 Stunden wieder wach. Und dann insgesamt so 3 bis 4 mal in der Nacht wach. Er ist sehr unruhig im Schlaf, bewegt sich hin und her. Zwischendurch hatte er mal Phasen, wo er 1-2 Stunden am Stück wach war. Er hat immer sehr viel Durst und trinkt auch noch aus der Flasche. Wenn wir ihn ins Bett legen, trinkt er oft noch 150 - 300 ml. Und dann nachts auch noch mal 2-3 Fläschchen. Er schläft in seinem Bett in unserem Schlafzimmer ein und oft lege ich ihn dann nachts neben mich, wenn er wach wird. Er schreit dann auch immer viel, was für ihn sehr ungewöhnlich ist, weil er eher ruhig ist. Ansonsten hat er meistens tagsüber 2 Schäfchen, vormittags und nachmittags, dann so 45 Minuten bis 1 Stunde jeweils.  Was können wir tun, damit er besser schläft? Und nachts nicht mehr so einen Durst hat? Oder ist das normal in seinem Alter? Haben Sie vielleicht Tipps, was wir ändern könnten? Liebe Grüße  Karo  


Dr. Dotzauer

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Liebe Karo, Der schlechte Nachtschlaf hängt mit den regelmäßigen Schlafphasenwechseln zusammen. Die Schlafphasen wechseln ca alle 2 Stunden und dabei wird das menschliche Gehirn wach. Ihr kind wacht nicht auf, weil er anfallsartig regelmäßig alle 2 Stunden Durst hat, sondern, er wacht auf weil sich die Schlaftiefe verändert. Seine Einschafassoziaton ist Trinken also saugen-schlucken, mit diesem Verhalten hat er gelernt wieder in den Schlaf zu finden. Leider ist es eine Technik, welche 1. mit den Bezugspersonen verknüpft, also nicht selbststeuerbar ist. 2. macht es gar keinen Sinn soviel Flüssigkeiten durch den Körper zu pumpen, er gewöhnt sich dann das nächtliche Trinken an und trinkt weniger am Tag. Wahrscheinlich müssen Sie dann nachts auch wickeln, was wiederumm dem schnellen Weiterschlafen entgegen steht.  Er trinkt also aus Weiterschlaferfordernissen und weniger wegen Durst.  Also das Problem der Einjährigen ist, dass sie feste Vorstellungen und Erwartungen haben und diese auch wissen umzusetzen. Denn sie kennen inzwischen auch ihren eigene Willen. Und sie kämpfen für genau diese Gewohnheiten, welche sie bisher kennengelernt haben. Das ist der Grund warum es so schwer ist, in diesem Alter Veränderungen zu erreichen. Er braucht gänzlich andere Vorstellungen vom Ruhigwerden und Entspannen und sich dem Schlaf überlassen. Es muss ein Methoden-Shift her. Beruhigung auch ohne Trinken. Übrigens muss das auch tagsüber geübt werden. Wenn er sich tagsüber auch mit der Trinkflasche beruhigt, sollte auch das verändert werden. d.h. er trinkt wenn er Durst hat zB zu den Mahlzeiten, aber nicht aus Beruhigungsgründen. Beruhigen kann er sich mit Ihrer Co-Regulation, in den Arm nehmen, beruhigend sprechen, Gefühle mit aushalten und schließlich überwinden. Besonders hilfreich wäre es, wenn Sie ein Kuscheltier in Tröste-Beruhigungs- und Entspannungssituationen am Tage mit positiven Emotionen aufladen. Das wäre eine selbststeuerbare Beruhigungshilfe, wird aber eine zeitlang dauern und erfordert Geduld und Langmut Es gibt 4 große Arbeitsfelder: 1. Die kindliche Eigenregulation fördern und ein Kuscheltier, am Tage außerhalb des Bettes, in Tröste und Beruhiugnungssituationen, mit emotiopnaler Bedeutung aufladen. 2. Den Schlafdruck erhöhen und Umstellen auf einen Mittagschlaf. Wenn er dann spätestens mit 12 Monaten auf einen Tagschlaf umstellt, hat er mehr Wachstunden, d.h. er hat mehr Schlafdruck und das Verändern der Einschlafgewohnheiten wird leichter. Denn das Einschlafen muss unbedingt verändert werden. 3. Das Einschlafen verändern. Dazu sollten Sie das Einschlafen vom Trinken trennen (Flasche ca 30 min vor dem Schlafen zB auf der Wickelablage die Flasche geben ) und trotzdem ein Team bleiben. Ich empfehle dazu mein Sortierkörbchen (interessante Objekte gucken im abgedunkelten Schlafzimmer) siehe mein Insta-account dr.danieladotzauer (8. Adventskalendertürchen). Dabei sind Elternteil und Kind ein Team, weil das Interesse an den Objekten zum Fokusieren und ruhig werden führen kann. Erst bei deutlichen Müdigkeitssignalen, wird noch etwas getragen, gesungen und "runtergekuschelt" aber nicht bis zum Schlaf, sondern auf Dauer sollte das Kind mitbekommen, dass sich Elternteil und Kind hinlegen, oder es ins Bett gelegt wird. Elternteil liegt daneben und "schnarcht" und kümmert sich möglichst wenig um das Einschlafen - anfangs mehr dann schrittweise weniger. 4. Vorgehen in der Nacht: Weiterschlafsprache, also gestuftes Beruhigen: schsch, Hand auflegen, Kind umdrehen, schuckeln, Popo klopfen, zu sich nehmen, ablenken, trösten, vertrösten...etc und erst als letzte Möglichkeit wenn gar nichts anderes hilft, so spät wie möglich und so wenig wie möglich trinken lassen. Die Nacht wird sich erst verbessern, wenn das Kind eine Vorstellung vom Ruhig werden hat, ohne Saugen und Schlucken. Erst an der ersten Nachthälfte arbeiten. dann an der zweiten. 2x Trinken könnte ein gutes Zwischenziel sein. Dann 1x und dann kan ein Kind in diesem Alter auch ohne trinken einfach weiterschlafen, aber erst dann wenn es neue eigenregulative Strategien erlernt hat und nichts anderes mehr erwartet. Dazu braucht es Geduld und Langmut denn letztlich wird es auch nicht ohne Meckern, Maulen und Motzen gehen. Es ist völlig normal, dass Menschenkinder ihre Gewohnheiten aufrecht erhalten wollen - schließlich war das bisher ihre Normalität. Eskalationen sollen natürlich möglichst vermieden werden. Frühes Ablenken und erfolgreiche Trosterfahrungen sind hilfreich. Meine Empfehlung ist das Vorgehen in der Nacht erst dann zu verändern, wenn das Einschlafen sich verbessert hat. All das und noch viel mehr erfahren Sie auch in meinen Babyschlafkursen mit oder ohne Begleitung (auf meiner Website). Herzliche Grüße und alles Gute  Daniela Dotzauer  


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