Vijo
Hallo, Vor 1 Woche hat mein 14w alter Sohn seine schlafens- und aufstehzeit um 2 stunden vorverlegt. seitdem ist alles anders. Er schreit jetzt vor jedem Schlaf und trinkt auch mehr. Ich versuche auf müdigkeitszeichen zu achten, weil ich denke, dass er übermüdet ist, aber es geht ziemlich schnell von „ich lache“ zu „Ich schreie“. Er hat ein aufbrausendes Temperament. Zunehmend schreit er obwohl er nur 45 Minuten wach war und keine müdigkeit gezeigt hat. Ich bin dann sehr verunsichert ob er wirklich müde ist. Da er aber meist sehr rasch (10 Min) einschläft fühle ich mich bestätigt. Auch schreit er wenn er in die Trage soll. Er schläft nur auf meinem Arm. Es kam auch zu schreiepisoden nach dem schlafen. Er lies sich durch mich gar nicht, nur durch meinen Mann nach 20-30 Min. beruhigen. In seinen wachphasen ist er ein fröhliches kind. Der Nachtschlaf ist kein Problem. Ich mache mir über das plötzliche starke Schreien vor+nach dem Schlafengehen sorgen und ob es negative Folgen hat. Vor allem dass er sich durch mich nicht beruhigen lässt, lässt mich verzweifeln. Ich bin bewusst ruhig und trotzdem schreit er bei mir. Was mich auch irritiert ist, dass er den Schnuller in den schreiepisoden gerade zu aufisst. Muss er sich selber so stark beruhigen, weil er das Gefühl hat ich kann ihn nicht beruhigen oder er kann sich bei mir nicht fallen lassen? Wäre es ohne schuller besser? mir bricht es das Herz ihn so zu sehen und ich habe große Angst dass sein Urvertrauen gestört und unsere Beziehung belastet wird. vielen Dank für Tipps, Erklärungen und Rat :)
Liebe Vijo, so, wie Sie die Situation schildern, ist die Entwicklung des Urvertrauens sicherlich nicht in Gefahr. Man weint immer da am meisten, wo man sich am sichersten fühlen kann und wo man weiss, dass man sich fallen lassen darf. Solange Sie in diesen Situationen da sind und den Kleinen liebevoll mit wiegen, singen, sch-Lauten, saugenlassen begleiten, fühlt er sich sicher, auch wenn er das gerade missverständlich zeigt. Das Schlafbedürfnis der meisten Kinder wird unterschätzt und Sie haben gut erkannt, wie schnell er schon wieder müde ist. Das kann zum einen sein, weil der Schlaf davor einfach zu kurz war und zum anderen, weil die Interaktion in der Zwischenzeit zu intensiv war. Ich denke, dass Sie die Interaktion insgesamt entschleunigen sollten, viel mehr Pausen einbauen und Unzufriedenheit von Anfang an, ohne neue Reize begleiten sollten. Auch sollten Sie den Blickkontakt in den Überforderungssituationen des Kindes dosierter einsetzen. Das gilt besonders auch für das Reinsetzen in die Trage. Er weiss einfach nicht, wie schön das für ihn sein kann. Machen Sie es ganz langsam und mit vielen Pausen, dabei Halt geben und die Streckung des Kindes vermeiden. Wenn ein Kind sich durchstreckt macht es das, weil es überreizt und überfordert ist, hier braucht es Klarheit von Seiten der Eltern. Bitte achten Sie auch auf Signale wie hüsteln, niessen, Schluck auf und schnelle Atmung. Wenn Sie sich durch sein Verhalten verunsichern lassen, wird er noch unsicherer. Ein Baby braucht 5 Minuten, bis es versteht, um was es gerade geht und was Sie vorhaben. Atmen Sie ruhig, lassen Sie Ihre Schulter locker und denken Sie in schwierigen Situationen kurz an etwas völlig anderes. Sollten Sie weiter unsicher sein, würde ich eine persönliche Beratung durch uns empfehlen. Herzliche Grüße und viele berührende Momente, Margit Holtschlag
Vijo
Sehr geehrte Frau Holtschlag, Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich glaube Sie haben genau ins Schwarze getroffen. Ich habe bisher immer gedacht der Schlaf dazwischen, der ca. 50-120 Minuten ist(also ich denke nicht zu kurz), reicht als Erholung und Pause und in den wachphasen muss ich ihn beschäftigen. Wenn ich darf würde ich noch kurz 2-3 Dinge zu Ihrer Antwort fragen. Pausen einbauen würde bedeuten ihn einfach mal ohne Spielzeug, Mobile etc. in den stubenwagen legen und ihn in Ruhe lassen? Mir ist aufgefallen, dass er Abundzu im Kinderwagen aufwacht und dann einfach nur da liegt, schaut und eig. Zufrieden wirkt. "Unzufriedenheit von Anfang an, ohne neue Reize begleiten", ich habe oft in seinen quengel und schreiphasen das Zimmer abgedunkelt oder eine stoffwindel über sein Gesicht. Ist sowas damit gemeint? "Blickkontakt in den Überforderungssituationen des Kindes dosierter einsetzen" = ihn weniger anschauen? die Signale die Sie genannt hatten (Niesen, hüsteln etc.) sind auch als Stress Signale zu verstehen? Das mit der trage werde ich auf jeden Fall probieren, weil eigentlich hat es ihm immer gut gefallen, nur seit kurzen nicht mehr. Und das mit den Pausen werde ich auf jeden Fall berücksichtigen. Noch einmal herzlichen Dank für Ihre Antwort. mit freundlichen Grüßen vijo
Liebe Vijo, vielen Dank für die Rückmeldung, das ist auch mal gut zu lesen. Ja, ein Kind braucht Pausen, um das Gelernte sortieren zu können und auch wir freuen uns, wenn wir nach der Arbeit mal in Ruhe etwas laufen können oder uns niemand beim Tee stört. Die Kinder haben verschiedene Bewusstseinszustände und dazu gehört auch das "Verträumte", wo sie zwar entspannt sind, aber schon aus dem Blickkontakt gehen.Das mit dem Angucken kann ich hier nur rudimentär erklären. Wenn ein Kind unsere Aufmerksamkeit sucht, wenn es ausgeschlafen und entspannt ist, dann benötigt es unseren Blickkontakt und unsere Präsenz, deshalb ist auch der Blick ins Handy in Gegenwart wacher Kinder so schädlich. Die Spiegelneuronen können sich bei mangelhafter Präsens der Erwachsenen nicht so wie vorgesehen entwickeln. Wenn ein Kind jedoch müde ist, braucht es ein gewisses Maß an Intimität, und dazu gehört auch, dass man aus dem Blickkontakt geht. Man ist ja noch da, körperlich und über die Stimme. Von dunklen Zimmern halte ich nicht viel, es kann sein, dass man sich da schnell verzettelt und dann feht das für alle so wichtige Tageslicht. Niessen, hüsteln, Schluck auf sind Anstrengungszeichen, damit kündigt das Kind an, dass es mit in der Interaktion (auch in der Pflegesituation) nicht mehr folgen kann. Wenn Sie mehr über dieses spannende Thema erfahren möchten, können Sie gerne an meinem Babymassage & Babysignalekurs ab März teilnehmen. Da geht es um weit mehr als um eine einfache Massage. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Kleinen und einen neuen Tragegenuss und verbleibe mit herzlichen Grüßen, Margit Holtschlag