Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Schlafqualität nimmt kontinuierlich ab

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Schlafqualität nimmt kontinuierlich ab

BeKa

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Liebe Frau Dotzauer, unser Lino ist jetzt 7 Monate alt. Am Anfang hat er typische Schlafmuster gezeigt: einige Probleme beim Einschlafen und dann immer 2-3 Stunden am Stück geschlafen. Zum Einschlafen haben wir ihn getragen oder meine Frau ihn gestillt. Eine Besonderheit am Anfang war, dass er nur das Schlafen auf unserer Brust akzeptiert hat. Um Ostern wurde das besser: er hat dann auch mal zwischen uns oder im Beistellbett geschlafen Vor 6 Wochen hat sich wieder alles gedreht. Lino ist sehr aktiv geworden. Er hat das Sitzen und Krabbeln gelernt und übt inzwischen fleißig stehen. Damit ist aber auch eine ständige Unzufriedenheit einhergegangen. Fast den ganzen Tag meckert er. Selbst wenn wir uns mit ihm beschäftigen. Sehen wir tagsüber oder abends Müdigkeitszeichen, versuchen wir direkt ihn zum Schlafen zu bringen, was aber schlecht funktioniert. Mit Stillen schläft er kaum noch ein und mit Tragen gar nicht mehr. Meist nervt ihn der Prozess so sehr, dass er erst immer mehr meckert bevor er irgendwann doch einschläft. Schlimm ist, dass er inzwischen auch nur noch eine Stunde am Stück schläft. Meiner Frau und mir geht das natürlich an die Substanz. Wir möchten das verbessern und ihm helfen, dass er sich auch mal alleine beruhigen kann. Leider sitzt er immer sofort aufrecht, wenn wir ihn wach oder fast wach ins Bett legen. Er kennt eben keine Ruhe. Typische Tipps wie Runterkuscheln und im Dösen Ablegen funktionieren bei ihm nicht gut. Wenn Sie noch Strategien haben, was wir probieren können, würden wir uns freuen. Vielen Dank!


Dr. Dotzauer

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Hallo lieber Lino-Papa, liebe Lino-Mama Ihr Kind ist mit 7 Monaten motorisch zwar schon weit entwickelt, aber  bei anderen Entwicklungsaufgaben zB "wie werde ich ruhig" hat er noch einiges zu lernen. Er setzt sich auf, weil er es kann. Er räubert im Bett umher, weil seine motorischen Fähigkeiten stetig zunehmen. Das ist ein normaler Entwicklungsaspekt. Dass er auch tagsüber so unzufrieden ist, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass er  mehr will - als er kann.  Darüber hinaus sollte er auf jeden Fall auch sicher satt werden,  dies ist immer zu prüfen, wenn ein Kind stets unzufrieden ist, sogar wenn Sie sich mit ihm beschäftigen. Darüberhinaus geht es beim Einschlafen immer um Ruhigwerden. Das kann er nicht einfach können, für ihn ist momentan anscheinend die Motorik dran, sondern das kann er nur von Ihnen lernen. Sie sollten ihm den Weg zur Entspannung zeigen, also "runterkuscheln" (singen,wiegen, Wohlgefühl über ihm ausschütten). Ich habe gelesen, dass das bei ihm nicht so gut funktioniert, das ist klar - das ist ja genau sein Problem. Genau aus diesem Grunde sollten Sie genau das üben. Am besten am ersten Tagschlaf natürlich sollte er satt sein und nach 21/4 Wachstunden ist er auch sicher müde und er muss darüberhinaus dazu ruhig sein. Diese Vorschlafruhe ist nicht leicht zu erreichen am besten auf dem Arm (ich nenne das hanging around) er schaut nach vorne, keiner will was von ihm und sie machen einarmig ein bischen Haushalt. Dann gibt es eine Chance, dass er nach einiger Zeit seine Müdigkeit spürt, er gähnt und Augen reibt. Dann gehen Sie ins Schlafzimmer, dunkeln ab und tragen ihn aufrecht über der Schulter singen und klopfen den Popo und versuchen ihm Wohlgefühl zu verschaffen. Wenn es klappt und er sein Köpfchen auf der Schulter ablegt, ist das ein Signal der Schlafbereitschaft und er kann in die Waagerechte rutschen und im weiteren Verlauf abgelegt werden. Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass er sich diesem Prozess verweigert und sich wegbiegt und er weg will. Dann ist es wichtig, dass Sie nicht in den Machtkampf einsteigen, sondern ihn ablenken. Zb mit anderer Stimme, Positionswechsel, Sie können auch nochmal kurz ins Helle gehen und ihn richtig ablenken und es erneut versuchen. Es bleibt nicht viel anderes übrig, denn Ihr Kind ist dann sehr müde und es führt kein Weg um das Schlafen herum. Gelingt es nicht nach 20 min, würde ich ihn in die Trage nehmen als Exitstrategie. Er soll nicht ins Schreien kommen, denn dann verknüpft er das Einschlafen negativ.  Das zur Ruhe kommen ist eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben, welche regelmäßig unterschätzt wird. Denn wenn  das beruhigende Miteinander nicht am Tag gelingt, wird es nachts unmöglich. Natürlich bleibt dann der "shortcut" Stillen, aber das selbstständige Ruhigwerden wird nicht geübt. (er macht die Erfahrung es geht nur mit saugen und schlucken) In diesem Alter ist das ganz normal, dass er sich beim regelmäßigen Erwachen seinen gewohnten Weiterschlafservice einfordert, ganz unabhängig vom Hunger.  Günstig wäre es, ihn nur im Hungerfall (zB 2x/Nacht) zu stillen und nicht stdl. als Beruhigungsersatz. Denn das genau soll er ja von Ihnen lernen, das kann er nicht einfach können. Also Weiterschlafsprache etablieren, schschsch, Hand auflegen, Popo klopfen, umdrehen das ganze Kind von einer Seite auf die andere ("bitte wenden"). Was machen Sie wenn Sie nachts aufwachen? Umdrehen.... Wenn es nicht gelingt, dann auf den Arm nehmen, "zutexten" und so lange er zuhört schreit er ja nicht, geht er "offline" und brüllt, werden Sie aufstehen und sich um den Kummer der nichterfüllten Erwartung kümmern müssen. Sehr anstrengend, ich weiß und das ist jetzt zusammengefasst nur ein kleiner Teil der eigentlichen Beratung. Es ist eben sehr komplex. Aber es gehört genau in dieses Alter, das ist Ihre Augabe, die Sie gemeinsam zu meistern haben. Egal wann, manche Kinder wachen noch mit 2 Jahren alle 2 Std. auf und wollen den Weiterschlafservice ihrer Eltern.  Also erst am ersten Tagschlaf üben, dann am Abendeinschlafen und dann das Vorgehen in der Nacht ändern. Das wäre die richtige Reihenfolge. Alles Gute für Sie! Herzliche Grüße Daniela Dotzauer


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