Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Schlafprobleme normal?

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Schlafprobleme normal?

siimone

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Hallo, ich hätte mehrere Fragen zum Schlaf meines Sohnes. Er ist aktuell 8 Monate alt und seit er 5 Monate alt ist herrscht Chaos beim Schlafen. Vorher schlief er eigentlich sehr gut (1x Trinken nachts) und tagsüber schlief er auch öfter mal wieder von selber ein (z.B. nach der Flasche).  Aktuell macht er nur noch 2 bis 3x am Tag einen Schlaf von maximal 30 Minuten. Da kann man die Uhr stellen danach, es ist nie länger. Und er schläft auch nur in der Trage ein. Legen wir uns ins Bett fängt er an sich zu drehen, robben etc. Ich verstehe nicht ganz wieso es immer nur exakt 30 Minuten sind? Und was mach ich damit er ohne die Trage mal schläft? Das zweite Problem wiegt aber definitiv schwerer. Er geht um 21:30 Uhr ins Bett. Um 20 Uhr gabs einen Abendbrei, er braucht aber danach definitiv nochmal eine Flasche mit 200ml. Er schläft dann meistens problemlos ein. Allerdings schreit er nach kurzer Zeit wieder und wirft die Füße umher. Man muss ihn dann hochnehmen, kurz tragen und dann gehts wieder. Ansonsten schreit er sich sofort in Rage. Das kann je nach Nacht auch mal 10x passieren. Ab ca. 1 Uhr schläft er dann relativ ruhig (braucht aber nochmal eine oder zwei Flaschen) bis ca. 7 Uhr. Ab 7 Uhr bis 9 Uhr beginnt dann die nächste Katastrophe. Er schreit wieder und bäumt sich teilweise richtig auf in meinem Arm. Das geht teilweise die vollen 2 Stunden so. Manchmal auch nur alle 10 Minuten. Es ist jeden Tag unterschiedlich. Um ca. 9 Uhr wird er dann unter Schreien wach. Sobald er die Augen aufmacht ist aber alles in Ordnung und er lacht, dreht sich, robbt umher. Dieses Verhalten haben wir jetzt seit er 5 Monate alt ist und es wird garnicht mehr besser. Was kann er denn haben? Wären es Schmerzen hätte er die doch auch wenn er wach ist? Oder ist das alles auch einfach normal? Vielen lieben Dank schonmal.  Liebe Grüße, Simone


Dr. Dotzauer

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Hallo Simone, Das exakt nach 30 Minuten Aufwachen hat mit dem Schlafphasenübergang am Tage zu tun. Nach 30 Minuten wechselt der Leicht- in den Tiefschlaf und in diesem Übergang, eigentlich immer wenn sich die Schlaftiefe verändert, wachen Kinder ganz leicht auf. Sie müssen das Verbinden der Schlafphasen erst lernen. Wir Erwachsene wachen auch nachts häufig auf, nur wir haben gelernt uns umzudrehen und weiterzuschlafen. Ihr Kind macht beim Aufwachen genau das was er motorisch kann, jetzt drehen und robben, später aufstehen... Was tun um von dem Trageschlaf weg zu kommen? 1. Mehr Schlafdruck aufbauen, d.h. nicht mehr 3x schlafen lassen sonder 2x. dann hat er längere Wachzeiten, ist müder und hat weniger Lust auf motorische Betätigung. 2. Einschlafroutine am ersten Tagschlaf üben, (da geht es am leichtesten) denn wenn er nur den Trageschlaf kennt wird sich nichts ändern. 3. Das Einschlafen an oder kurz nach der Flasche ist ungünstig, denn jeder möchte so aufwachen,wie er eingeschlafen ist, oder wie er das Einschlafen kennt. Auch Nachts möchte er beim Erwachen im Schlafphasenwechsel (alle 1-2 Std.) seinen vertrauten Weiterschlafservice Tragen oder Milchflasche. Das hat nichts mit Schmerzen zu tun sondern mit Einschlafassoziationen. Auch 2 stündige nächtliche Wachphasen haben mit den Schlafphasen zu tun. Wird ein Kind in der Nacht richtig wach, regt sich auf und ist glocken wach, dann dauert es oft 2 Stunden bis zur nächsten Schlafphase, bis das Einschlafen wieder gelingt. Die Schilderung des Schlafverhaltens Ihres Kindes deckt sich genau mit den Geschichten "meiner" ratsuchenden Familien. Zum guten Schlaf ist da noch ein Weg: 0. Kuscheltier/Schnuller angewöhnen tagsüber in Tröste-Beruhigungs- und Entspannungssituationen, selbstständiges Handhaben ist das Ziel. Schnuller in die Hand! Mehrere Schnuller ins Bett 1. Am ersten Tagschlaf eine Einschlafroutine mit ausreichender Wachzeit (3 std) etablieren. Mit "Vorschlafruhe", Singen, Wiegen, erst senkrecht ohne Protest, bis das Kind entspannt den Kopf ablegt, dann in die Waagrechte, dann ins Bett, nach 25 min zum Weiterschlafen motivieren im abgedunkelten Zimmer. 2. Zweiter Tagschlaf kann erstmal noch in der Trage /Kinderwagen stattfinden 3. Abendeinschlafen: Trinken vom Einschlafen trennen. Flasche auf der Wickelablage geben. Einschlafen mit Einschlafroutine, so dass das Kind mitbekommt, dass es ins Bett gelegt wird. 4. Vorgehen in der Nacht: Weiterschlafsprache d.h. nicht sofort rausnehmen, sondern "bitte wenden",schschsch, Popoklopfen schuckeln, notfalls nur kurz rausnehmen nicht sofort tragen, nicht sofort Flasche geben, Kuschel, Schnuller  5. Milchflaschen schrittweise abgewöhnen. Verdünnen, reduzieren und nach hintenschieben. Beim guten Schlaf geht es nicht darum seinem Kind die Gewohnheiten/Einschlafassoziationen zu erfüllen, sondern seinem Kind eigenregulative Fähigkeiten zu ermöglichen. Das ist ein Weg der viel kleine Schritte braucht. Ich wünsche Ihnen dabei viel Geduld und gutes Gelingen Herzliche Grüße  Daniela Dotzauer


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