Frage im Expertenforum Babyschlaf an Mechthild Hoehl:

Schlafbrücke nachts ändern, Baby will Brust alle 30min-1std

Mechthild Hoehl

 Mechthild Hoehl
Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (FGKiKP), familien­orientierter Baby­schlaf­coach, Marte-Meo-Therapeutin
Weitere Kurs- und Beratungsangebote

zur Vita

Frage: Schlafbrücke nachts ändern, Baby will Brust alle 30min-1std

Jul-sternchen

Beitrag melden

Hallo,  Meine Tochter ist nun 7 Monate alt, wird noch fast voll gestillt (sie probiert hin und wieder ganz wenig Essen), Schnuller nimmt sie nicht. Tagsüber hab ich sie viel im Tragetuch, dort schläft sie auch tagsüber, teilweise durch die Bewegung vom spazieren, teilweise durchs Trinken an der Brust. Abends schläft sie an der Brust ein, neben mir (Familienbett). Bis vor einigen Wochen hat sie sich nachts alle 2-3 Std nach der Brust verlangt, getrunken und weitergeschlafen. Seit ca Ende Februar sind die Stillabstände nachts auf einmal kürzer geworden - teilweise alle 30min bis 1std, oft nuckelt sie nur. Sie schläft ohne Brust nicht von allein weiter, zuerst zappelt sie wie wild mit den Ärmchen und wenn ich nicht reagiere fängt sie an immer lauter zu schreien. Nur die Brust kann sie beruhigen, streicheln und vorsingen bringt meist nichts. Teilweise funktioniert langes herumtragen, dann schläft sie ein, aber oft wacht sie wieder auf, wenn ich sie ablege und das ganze geht wieder von vorne los. Ganz selten, dass sie weiter schläft (nach dem Ablegen), aber oft dann sehr unruhig. Ich habe das Gefühl, dass sie sich angewöhnt hat, zwischen den verschiedenen Schlafphasen nicht mehr selber weiterschlafen zu können. Meine Frage ist nun wie ich das wieder verändern kann? Alle 30min bis 1std ist einfach zu heftig... Wie kann ich die Schlafbrücke nachts verändern? Vielen Dank im voraus! Liebe Grüße, Julia


M. Hoehl

M. Hoehl

Beitrag melden

Hallo Julia, Sie haben für Ihre Tochter eine Situation unterstützt, wo die einzige Regulationshilfe und  "Einschlafassoziation" das Stillen ist. Ihr Kind ist jetzt allerdings in einem Alter, in dem Sie diese Assoziation langsam lösen können und sollten, damit Ihr Kind entwicklungsbedingt unabhängiger von Ihnen wird, sich selbst mehr helfen kann, zur Ruhe zu kommen oder auch andere Personen, wie beispielsweise der Papa die Möglichkeit haben, als Co-Regulationsperson zur Verfügung zu stehen. Hierdurch fällt es Ihrem Kind schwer bei einem Schlafphasenwechsel ohne diese Einschlafassoziation von einer Schlafphase in die nächste Schlafphase zu gelangen. - Daher kann es zielführend sein, dass Sie die Einschlafassoziation wieder lösen, indem Sie das Stillen VOR dem eigentlichen Einschlafen beenden und Ihr Kind dann nur noch unaufgeregt auf dem Arm halten oder im Bett liegend Körperkontakt geben. Sanfte Massagen, Summen, Sch-Laute o.ä. (falls Sie das Kind auf dem Arm halten langsames (!) Schaukeln)  o.ä. kann helfen, das Kind in den Schlaf zu lullen. Sie sollten jedoch Blickkontakt in der Einschlafphase meiden, da das neugierige Kind sonst weiter mit Ihnen kommunizieren möchte. - Sie schaffen das Gefühl von Sicherheit - einschlafen sollte Ihr Kind von allein! - Wenn das Kind ein neues Ritual lernen muss, kann es in den ersten zwei Tagen 1 Stunde pro Lebensjahr, also bei Ihnen ca eine halbe Stunde dauern, bis das Kind mit der veränderten Unterstützung eingeschlafen ist. Danach wird  es deutlich schneller. Hierbei wird es von Ihnen liebevoll begleitet, auch bzw. gerade dann, wenn es Ihrem Kind schwerfällt. - Wenn Ihr Kind dabei unruhig wird, reden Sie ihm beruhigend zu und erlauben ihm den Unmut zu äußern, allerdings verhindern Sie durch gelegentliche Strategiewechsel, dass es sich in Rage schreit. - Halten Sie Ihr Kind, bis die Atmung ruhig und gleichmäßig geworden ist und die Muskulatur erschlafft. DAnn können Sie das Kind an seinem Schlafplatz ablegen, indem Sie das Baby mit dem Popo ins Bett setzen und es bewusst über die Seite auf die Matratze rollen (also ähnlich wie Sie sich selbst ins Bett hineinlegen). - Anschließend sollten sich bewusst mit einem  sanften aber spürbaren Druck auf den kleinen Körper verabschieden, evtl. 2-3x hin und herwiegen auf der Unterlage, damit das Kind im Unterbewusstsein realisiert, dass es in seinem Bettchen liegt.  Diesen Druck wiederholen Sie, wenn der Schlafphasenwechsel nach 20 bis 40 Minuten eintritt, um das Kind in die nächste Schlafphase zu geleiten, ohne dass es hochgenommen werden muss. - Das wird sicherlich nicht gleich beim ersten Versuch klappen, aber Übung  macht den Meister! - Vielleicht beginnen Sie hiermit zunächst bei den Tagschlafphasen, da am Tage Ihr persönlicher Akku noch voll ist und es Ihnen leichter gelingt mit der nötigen Liebe und Präsenz sich und Ihr Kind davon zu überzeugen, dass es auch mit einem veränderten Ritual einschlafen kann. - Wenn es dann am Tage funktioniert, schafft es das Kind auch am Abend und in der Nacht sowohl das Einschlafen als auch die Schlafbrücken zwischen den Schlafphasen immer häufiger ohne das Stillen hinzubekommen. - Damit Ihr Kind leichter ein neues Ritual lernen kann, ist es wichtig, dass Sie das Schlafen rechtzeitig angehen, damit das Kind nicht überreizt ist.  In diesem Alter sollten die Tageswachphasen ca 2-2,5 Stunden nicht überschreiten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung. Trauen Sie Ihrem Kind zu neue Dinge zu lernen, es lernt sehr viel und schnell in diesem Alter. Liebe Grüße, Mechthild Hoehl  


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.