Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Nächtliches Aufwachen

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Nächtliches Aufwachen

S.L.S.

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Hallo, Wir haben zur Zeit ein Schlafproblem. Mein Sohn ist 1,5 Jahre alt und hat eigentlich immer ganz gut geschlafen. Seit ca 2 Wochen allerdings wacht er mitten in der Nacht auf und das war es dann mit schlafen. Irgendwann gegen 4 schläft er dann für ne Stunde wieder ein und dann um 5 ist es endgültig vorbei und wir stehen auf. Wir haben alles ausprobiert ihn wieder zum Schlafen zu bringen, Schnuller, kuscheln, daneben Sitzen, ihn zu uns ins Bett geholt, Flasche doch nichts hilft. Er schläft in seinem eigenen Zimmer seit dem er 1 Jahr ist und das war überhaupt kein Problem. Zum Einschlafen sitzen wir neben ihn und gehen raus wenn er schläft. Das klappt auch nach wie vor,  doch die Nächte sind eine Katastrophe. Er ist dann natürlich den Tag über total unausgeglichen. Er schläft Mittags 1-2 Stunden. Ich weiß nicht wie wir es richtig machen bzw was wir machen sollen? Ich wäre über Tips sehr dankbar Liebe Grüße  


Dr. Dotzauer

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Hallo, Ja das Problem mit der Einschlafbegleitung. Im Rahmen der Entwickelung gibt es immer wieder Überraschungen. Auch wenn ein Kinderzimmer  eine Weile lang funktioniert, heißt das nicht, dass das so bleibt. Ihr Sohn ist reifer geworden, er ist an Einschlafbegleitung gewöhnt, wird diese auch erstmal immer einfordern, weil das seine bekannte Einschlafwelt ist. Dass nächtliches Erwachen normal ist und dazugehört wissen Sie bestimmt. Jetzt ist es so, dass jeder Mensch so aufwachen möchte, wie er eingeschlafen ist. Das ist in zwei verschiedenen Zimmern nicht zu gewährleisten. Ihr Sohn vermisst beim nächtlichen Erwachen Ihre Anwesenheit/ Schlafbegleitung, denn Sie schlafen ja im Elternzimmer. Er wird richtig wach und realisiert, dass er alleine im Zimmer ist, will Ihren Weiterschlafservice, muss Sie herbei schreien und bis Sie "angereist" sind ist er glockenwach. Dann stehen alle vor dem Problem wie geht jetzt Beruhigung und Entspannung und Einschlafen. Es ist ein häufiges Phänomen in diesem Alter, dass 1-2 stündige Wachphasen entstehen. Er läßt eine Schlafphase aus und nach 2 Stunden (wenn er ruhig ist) schläft er vergleichsweise leicht wieder ein. Hinzukommt in diesem Alter dass die Kinder realisieren: "Immer wenn ich einschlafe - kommt mir meine Mama/Papa abhanden und wenn ich aufwache ist sie/er nicht mehr da. Ich weiß auch nicht warum ich sie immer erst herbei schreien muss, sie/er kommt zwar immer aber irgendwie bin ich wach und muss wieder drauf aufpassen, dass sie mir nicht abhanden kommt" Dieses Lauern hält wach! Das ist mitten in der Nacht so, aber auch am Abend beim Einschlafen wird es immer länger dauern, bis ihr Kind einschläft. Mit zunehmendem Alter kann man nämlich lange lauern und den Schlaf vermeiden. Der Ausweg aus diesem Dilemma heißt: zunehmend selbstständiger einschlafen. Das geht so: 1. ein Kuscheltier vertraut machen, in Tröste-,Beruhigungs-, und Entspannungssituationen, tagsüber mit Bedeutung aufladen und mit Wohlgefühl verknüpfen 2. nach der Bilderbuchzeit noch eine schöne Herzenszeit etablieren, kuscheln, leises Erzählen singen und auf Schlafbereitschaft achten - es sollten Müdigkeitssignale wahrgenommen werden, denn die Müdigkeit muss auch beim Kind ankommen. 3. Dann schlafnah ins Bett legen, sich verabschieden und sich selber auf einer Matratze daneben legen und sich möglichst weggedreht um seinen eigenen "Fake-Schlaf" kümmern. Das Kind will lieber ein zugewandtes Elternteil und versucht vielleicht das einzufordern, dann gut zureden und wieder wegschlafen. Erst aufstehen, wenn das Kind wirklich schläft!  4. Nach einiger Zeit kommt Wegrücken: die Matratze immer weiter wegrücken, sodass nur verbale Beruhigung irgendwann ausreicht. Wieder daran gewöhnen und dann kommt Weggehen. 5. Erst wenn während dieser Schritte das Kind lernt mehr Eigenanteil am Einschlafen zu übernehmen, wird das Weggehen gelingen. Weggehen geht so, dass mann eine Beschäftigung vor der Kinderzimmertüre  (zB Wäsche zusammenlegen) hat, die Türe ist einen Spalt auf und man beruhigt nur noch verbal, vielleicht ein Lied singt, aber seiner Beschäftigung nachgeht. Wenn Protest oder Rauskommen erfolgt, dann wird das Kind beruhigt, zurückgebracht mit Kuscheltier und es wird sich wieder auf die Wäsche konzentriert. Gerne Kontakt halten, " ich hör dich schon alles gut, ich schau dann nach Dir...." Es geht nur im Guten! nicht mit Schreien lassen! sondern mit kleinschrittigem Lernen. Im Zweifel stellt man sich halt in die Türe und findet Kompromisse, aber mit Geduld und etwas Zeit kann so das Kind lernen selbstständiger einzuschlafen. Dann kann es auch in der Nacht beim Erwachen selbstständig (mit Kuscheltier) wieder in den Schlaf finden und vermisst nicht den schlafbegleitenden Elternteil und ist auch nicht auf dessen Hilfe angewiesen. Gutes Gelingen und Geduld bei den kleinen Schritten herzliche Grüße  Daniela Dotzauer


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