_Rosula
Sehr geehrte Frau Dr. Dotzauer, mein Sohn ist 1 Jahr und 8 Monate alt. Er hat von Geburt an einen Rhythmus bei dem er eher spät schlief (nach 23 Uhr) und dann später aufstand (ca. 10 Uhr). Vor 4 Monaten begannen wir mit der Kita-Eingewöhnung, hierfür begannen wir früher aufzustehen und dementsprechend verlagerte sich alles nach vorn - aufstehen um 8, Mittagsschlaf um 12 oder 13 Uhr, Abendschlaf 21 Uhr. Die Trennungen verliefen schwierig, da er ununterbrochen schrie. Und dann kam es abends dazu, dass er ca. 30-45 min nach dem Einschlafen weinend aufwachte. Er ließ sich nicht beruhigen, hörte aber nach 5-15 Minuten meist auf, sodass ich ihn wieder hinlegen könnte (mit Einschlafstillen im Familienbett). Wir haben die Eingewöhnung nach 3 Wochen unterbrochen und nach einer Woche verfiel er dann Mittags und abends in seinen alten Rhythmus und das Weinen hörte auf. Ich war dann 2 Monate mit ihm in der Kita bis er sich an die Umgebung und Personen gewöhnt hatte. Seit 4 Wochen erfolgen wieder Trennungen. Er schreit auch dieses mal ununterbrochen. Bisher wachte er abends jedoch nicht weinend auf. Wir waren später dort, sodass er mittags nach 14 Uhr und abends nach 22 Uhr schlief. Mein Freund wünschte sich früher Schlafzeiten, sodass ich ihn nun 07.40 Uhr wecke, der Mittagsschlaf zwischen 12-13 Uhr beginnt und der Abendschlaf wieder 21 Uhr. Und nun ging es wieder los, dass er nach 30-45min weinend wach wird. Kann es sein, dass er weint, weil wir ihn "zu früh" hinlegen? O. kann es eine verzögerte Reaktion auf die Trennungen o. ein Schub o.ä. sein?
Hallo Rosula, das sind ja jetzt verschiedene Themen: einerseits hat er Trennungsschwierigkeiten andererseits hat er ein Einschlafschlafschwierigkeiten. Wenn er noch das Einschlafstillen braucht, zeigt das, dass er noch nicht selbst gesteuert einschläft, sondern Ihre Co- Regulation benötigt. Der Einfachheit halber sind sie sozusagen vor der Kindertagesstätte einfach gemeinsam ins Bett gegangen. Mit dem Kita Rhythmus macht das keinen Sinn, denn er muss ja früh aufstehen und demzufolge auch früher ins Bett. Wahrscheinlich legen Sie sich nicht um 21:00 Uhr schon final zur Nacht mit ihm hin, sondern schleichen sich weg. Er checkt die Lage,stellt fest, dass sie nicht mehr neben ihm liegen und er schreit nach 45 Minuten Sie wieder herbei. Das ganze passiert natürlich nicht, wenn sie sich ab 23:00 Uhr zur Nacht gemeinsam hinlegen. Auch da kontrolliert er ihre Anwesenheit aber nachdem sie gemeinsam schlafen, braucht er sich auch im Erwachens Falle nicht aufregen, denn er findet die gleiche Erwachen Situation vor wie beim Einschlafen. Unabhängig von den Wünschen Ihres Freundes wäre es sinnvoll dem Sohn mehr eigenregulative Fähigkeiten beizubringen. Wenn er sich selbstwirksam beruhigen lernt ist er von Ihrer Co-Regulation unabängiger, er kommt damit besser über die Nacht und auch Trennungssituationen fallen ihm leichter. Das ist aber eine längere Reise, das kann man nicht von heute auf morgen darstellen. Tools dazu: -Übergangsobjekt ( Kuscheltier) -Einschlafroutinen mit zunehmend weniger mütterlicher Unterstützung ( das Einschlafen vom Stillen klar trennen) - kluge Abendroutinen und ein klares Vorgehen in der Nacht. Auch für die Trennungssituationen braucht es ein geduldiges, stärkendes, klares Mindset, um es ihm zu erleichtern. Alles Gute dabei Herzliche Grüße Daniela Dotzauer
_Rosula
Sehr geehrte Frau Dr. Dotzauer, vielen Dank für Ihre Antwort. Tatsächlich lege ich mich schon immer final mit ihm hin um 21 Uhr, sodass ich auch da bin, wenn er wach wird. Da ich dann aber noch wach bin, sehe ich, dass er die Augen noch nicht einmal geöffnet hatte bevor er los schreit. Inzwischen konnten wir für die Kita ein Übergangsobjekt einführen und er konnte vor der Weihnachtspause für 1,5h dort bleiben und weinte nur am Anfang noch ein paar Minuten. Nun musste ich aus anderen Gründen abstillen und jetzt haben wir tatsächlich das Problem, dass er herumgetragen werden will und im Bett einfach nicht liegen bleibt. Sondern er steht direkt auf, schreit und krabbelt aus dem Bett. Er möchte sich auch kein Buch angucken oder kuscheln. Auch wenn ich das Zimmer wechsle schreit er weiter. Ich habe in den ersten Nächten versucht das auszusitzen, aber nach 1,5 h aufgegeben. In einer Nacht war er so kaputt, dass er dann auf dem arm einschlief und beim ablegen nicht aufwachte. In der anderen Nacht habe ich ihm auch nach 1,5h Geschrei ein Video auf dem Handy angemacht. Dann hat er sich an mich gekuschelt und ist eingeschlafen. Letzte Nacht hat dann gar nichts funktioniert. Er ist auf dem Arm zwar eingeschlafen, aber beim Ablegen erwacht. Nach 2 Fehlversuchen habe ich dann wieder die Serie auf dem Telefon angemacht, aber die hat er fröhlich geschaut anstatt zu schlafen. Nach 2h habe ich das dann ausgemacht und bin dann doch wieder rumgelaufen... Gibt es einen Weg wie ich ihm beibringen kann selbst einzuschlafen bzw. zumindest liegen zu bleiben?
_Rosula
Ergänzung: Die Beschreibungen im letzten Beitrag beziehen sich auf das nächtliche Aufwachen. Abends legt er sich zwar auch nicht hin, sondern schreit rum, aber dort schläft er auf dem arm schnell ein. Er wacht dann aber nach 4h auf und brauch das dann natürlich wieder, brauch aber viel länger um wieder einzuschlafen. Die beschriebenen Beispiele mit dem 1,5 h Weinen haben also nicht abends, sondern nachts um 3 bzw. Nachts um 4 stattgefunden. Mir ist aber klar, dass sich natürlich grundsätzlich was ändern muss, damit er abends selbst einschläft, damit er dann auch nachts in der Lage ist wieder selbst einzuschlafen, da weiß ich eben nur nicht wie ich ihm das beibringen oder zeigen kann, wenn er einfach nicht liegen bleibt.
Hallo Rosula, Es ist wichtig nicht primär den allerschwierigsten Zeitpunkt, also die Nacht ins Auge zu fassen. Sondern erst einmal grundsätzlich das Einschlafen zu verbessern. (tags und abends) Ich würde darauf achten, dass er wirklich schlafbereit ist und zwar nicht mit Bewegtbildern (Video) sondern mit Bilderbuch schauen. Ich würde ihn nicht aufstehen und rumlaufen lassen sondern mit 6-7 Wachstunden, so spannend und verschwörerisch das Buch anpreisen, dass er genau das und nichts anderes will. Dann quälend lange Buch anschauen, bis er gähnt und seine Müdigkeit spürt. Dann Herzenszeit im Dunkeln (lieb reden, singen, kuscheln, schmusen) dann gemeinsam hinlegen, verabschieden und sich anfangs etwas - später richtig wegdrehen vom Kind. Er soll sein Kuscheltier im Arm haben und mit zunehmend mehr Eigenhilfe einschlafen. Nach dem Wegdrehen kommt wegrücken! Beim nächtlichen Erwachen schläft die Brust leider- leider. Wenn er schreit will er sie steuern, kann man verstehen, doch leider schläft die Brust. Sie können das Schreien nicht einfach abstellen, ich würde mich drum kümmern genau wie am Tage, aber ihm einfach das Handy zum Video schauen zu geben würde ich nicht machen. Ich kann Sie verstehen, dass Sie das Schreien abstellen wollen und ihn nicht erreichen, aber die Ablenkung mit dem Handy ist auch keine Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Es schürt nur die Erwartung, dass nun nachts das gesamte Hirn aktiviert und Video geschaut wird. Das sollten Sie nicht aufrechterhalten. Notfalls halten Die das Schreien aus und kümmern sich um den Kummer der nicht erfüllten Erwartung. Sie sind da mit Trost und Liebe genau wie tags, da sollten Sie auch üben wie Grenzsetzung geht. Bleiben Sie freundlich zugewandt und versuchen immer wieder in Verbindung mit ihm zu kommen. Es wird dauern aber ich kenne keinen anderen Weg. Sie können ihn nicht in die Entspannung zwingen sondern nur in die Entspannung locken. und wenn er aufsteht, ist das halt falsch... Kinder dürfen Dinge falsch machen, es ist der Job der Eltern ihnen beizubringen wie es geht, also nicht aufstehen sondern lieber ankuscheln und sich beruhigen. Natürlich müssen Sie immer wieder Brücken bauen und ihm dabei helfen, das bedeutet: einfache, klare Botschaften, möglichst ruhig und bestàndig. Ihn eben locken und zum gemeinsamen Beruhigen gewinnen. Alles Gute dabei Daniela Dotzauer