Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Fläschchen geben und pucken?

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Fläschchen geben und pucken?

Lara123456

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Guten Morgen!  meine Tochter ist nun etwas älter als 5 Monate. Tagsüber schläft sie super ein und ihre Tagschläfchen (3-4 am Tag) ergeben summiert immer so 4 Stunden.  Auch in der Nacht schlief sie bisher recht gut. Sie schläft bei uns mit im Elternbett.  Allerdings wacht sie jede Nach min. 4 mal auf und will gestillt werden. Nun hab ich mich mit anderen Mütter ausgetauscht und die meinte, dass 4 mal pro Nacht in diesem Alter recht viel ist und dass ich mal probieren soll ihr eine Flasche vor dem Nachtschlaf zu geben, damit sie länger „durchhält“. Ist das sinnvoll?  Außerdem hätte ich noch eine Frage zum Thema Pucken. Wir pucken sie seit der Geburt an, weil sie sich dadurch nicht selber wacht macht. Wir nutzen aber einfach nur eine Decke, ohne Klettverschluss o.ä. Nun wird sie aber immer größer und auch stärker und befreit sich in der Nacht immer wieder, sodass sie sehr unruhig schläft und mich auch im Schlaf immer wieder berührt und vor allem sich selber wach macht. Nun ist meine Frage, ob ich sie vielleicht stärker pucken soll? Also mit einem Klettverschluss, es gibt ja entsprechende Schlafsäcke? Oder soll ich sie in ihr Bett auslagern, in dem sie mehr Platz hat? Das Bett ist kein Beistellbett, aber steht bei uns im Schlafzimmer. Die Tagesschläfchen macht sie z.T. schon darin und schläft auch gut darin. Vielen Dank im Voraus! 


Dr. Dotzauer

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Liebe Lara, in diesem Alter ändert sich der Nachtschlaf und die Kinder erwachen jedesmal wenn die Schlafphasen wechseln. Sie müssen sich das so vorstellen, dass sich alle 2 Std Tief und Leichtschlafphasen abwechseln und unser Gehirn erwacht und checkt die Lage. Wir Erwachsene haben gelernt uns einfach umzudrehen und weiterzuschlafen. Wir haben meist keine nächtlichen Erwartungen. Manche Menschen haben sich nächtliches Trinken angewöhnt (oder nicht abgewöhnt) und trinken Wasser bevor sie weiterschlafen (ca jeder 5./6.trinkt in der Nacht) aber die meisten bewerkstelligen das Weiterschlafen so schnell, dass sie es morgens gar nicht erinnern und glauben sie hätten durchgeschlafen. Ein Schlaf-EEG würde das normale häufige Kurzerwachen zeigen. Bei Babys ist es nun so, dass sie im Alter von 5 Monaten reif genug sind für diese periodischen Schlafphasenwechsel. D.h. sie wachen alle 1-2 Std auf. Das ist fact. Dann kommt es darauf an, welche Ein- und Weiterschlafassoziation das betreffende Kind von seinen Eltern erlernt hat. Das kann sein: "saugen und schlucken": diese Kinder wollen die Brust oder die Flasche "Nur saugen": diese Kinder wollen den Schnuller gesteckt bekommen "schweben": diese Kinder wollen getragen werden "rauf und runter" diese Kinder wollen gebounced werden auf dem Pezziball oder in der Federwiege. "Körperkontakt": diese Kinder wollen den Körper der Eltern spüren Es ist schicksalhaft welche Strategie die Eltern den Kindern beibringen. Meist wird Hunger vermutet und bereitwillig Milch angeboten. Wenn dann Nachts relevante Milchmengen konsumiert werden, wird das Kind tags schlechter essen und die Kalorien werden auf 24 Std verteilt, anstatt auf den Tag. Natürlich dürfen Säuglinge (mit 5-7 Monaten)  nachts essen, wenn sie Hunger haben, aber anzustreben wäre, dass sie ihren Hunger tags stillen und nachts zB nur 2x trinken und ansonsten anders weiterschlafen. Wie? Ja mit Weiterschlafsprache: umdrehen, schschsch, Popoklopfen, beruhigen, notfalls hochnehmen, singen und wiegen. Wenn die Babys gar keine Erfahrung mit weiterschlafen haben, sollte ersteinmal am ersten Tagschlaf das Einschlafen vom Stillen getrennt werden und Eltern und Kind dürfen die Erfahrung machen, wie es gehen kann sich zu beruhigen ohne zu trinken. Also mit Einschlafroutine (immer gleich gestalten, abdunkeln, leise-langsam-langweilig, singen und wiegen). Wenn dies regelmäßig positiv erfahren wird, kann es auch auf den Mittagsschlaf und das Abendeinschlafen übertragen werden. Und dann kann es auch nachts gelingen, dass Weiterschlafsprache verstanden wird. Ziel ist es, dass beim nächtlichen Erwachen keine großen Erwartungen an die Eltern gestellt werden, sondern das Baby selbstgesteuert weiterschläft. Das ist allerdings ein Prozess der unterschiedlich lange dauert. Manche lernen das vor ihrem ersten Geburtstag und manche erhalten sich den elterlichen Weiterschlafservice über mehrere Jahre. Das ist absolut wertfrei zu sehen und alles in Ordnung. @1 Ihre erste Frage: hilft das Abendfläschchen? Wenn sie das Gefühl haben, dass Sie abends keine Milch mehr haben und sie unzufrieden ist an der Brust, kann sie zufriedener sein mit der Abendflasche an der sie aber nicht einschlafen sollte. Bzgl des nächtlichen Erwachens hat es keinen Einfluss, denn es ist in der Regel kein Hunger/Durchhalteproblem, sondern ein "Nicht-alleine-weiterschlafen-können-Problem". Hunger sollte tagsüber gestillt werden. @2 Ihre zweite Frage: ob Sie sie fester pucken sollten? Nein es ist eh an der Zeit, dass sie lernt was sie mit Ihren Armen und Händen selber zu ihrer Beruhigung beitragen kann ZB an den Händchen saugen wäre ein adäquates Selbstberuhigungsverhalten. Wenn Sie bisher gepuckt wurde hat sie dabei keine Übung und fuchtelt wahrscheinlich wild mit den Armen. Mein Rat wäre, ihr das Pucken schrittweise abzugewöhnen. D.h. nur noch einen Arm einwickeln, evt leichte Seitenlage, dann kann der untere Arm schon mal nicht so zappeln. Eine Bettschlange kann Halt und Stabilität vermitteln. Also ein klares Nein zum fester Pucken, denn das ist eine Sackgasse, welche nicht zu mehr Eigenregulation führt. Sondern ein schrittweises Entwöhnen vom Pucken. Ansonsten siehe oben das Vorgehen: Stillen vom Einschlafen trennen - Einschlafroutinen etablieren und nachts schrittweise die Co-Regulation reduzieren. Ich hoffe Ihnen damit weitergeholfen zu haben und wünsche alles Gute auf Ihrer gemeinsamen Reise beim älter werden... Herzliche Grüße Daniela Dotzauer


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