Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Baby 4,5M, Einschlafschwierigkeiten mit Protest

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Baby 4,5M, Einschlafschwierigkeiten mit Protest

Jaku

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Liebe Frau Dr. Dotzauer, unser Sohn ist 4,5 Monate alt und schon seit er ca. 4 Wochen alt ist kein guter Einschläfer, worum sich meine Frage heute dreht. Einschlafstillen klappte bereits nach wenigen Wochen nicht mehr, weder tagsüber noch zur Nacht. Stillen zum Weiterschlafen nachts hat bis vor etwa zwei Wochen funktioniert, bröckelt jetzt aber auch, später in der Nacht müssen wir ihn häufig tragen. Selbst einschlafen oder müde schlummerig werden, sodass man nur noch kurz helfen muss, kommt selten vor, man rennt dann eher in die Übermüdung, wenn man nicht aufpasst. Ich beherzige schon viele Ihrer Tipps (viiielen Dank übrigens! :-)) und versuche sie umzusetzen, achte auf altersgerechte Wachzeiten und Müdigkeitsanzeichen. Morgens klappt es mittlerweile mit Ihren Tipps immer öfter (also satt, aufrecht tragen, wiegen, in die Horizontale bei Entspannung...usw), ich bin ganz froh, dass sich meine Stoik etwas auszahlt. Im Nachmittag und am Abend jedoch ist es immer noch mit Protest verbunden, auch wenn er müde ist und ihm die Augen schon zu fallen - da muss ich mich oft liebevoll durchsetzen (Schnuller, Schaukeln, weißes Rauschen - insbesondere letzteres klappt sehr gut, fühlt sich aber irgendwie falsch an), da er auch mal stärker protestiert. Das belastet mich mittlerweile, da diese Situationen mehrmals am Tag vorkommen, es ist anstrengend und es ist für uns beide manchmal ein Kampf, trotz Beherzigen Ihrer Tipps, viel Geduld und immer wieder probieren. Ich würde mir wünschen, das besser zu machen - haben Sie einen Rat?


Dr. Dotzauer

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Liebe Jaku, ja das ist belastend wenn mehrfach am Tag solch Kämpfe entstehen. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: 1. TIMEING: entweder der Schlafdruck stimmt nicht, d.h. Sie versuchen es zu früh und so "kämpfen Sie gegen Windmühlen", weil Ihr Kind sich nicht müde fühlt. (eher selten) 2. STIMMUNG:Die Stimmung stimmt nicht. Das Kind ist schon aufgeregt, bevor es überhaupt ums Schlafen geht... (häufig am Abend) da würde eine frühe Tragezeit (Vorschlafruhe) helfen. D.h. Sie tragen das Baby mit der Front nach vorne und es gibt keine Anforderungssituation mehr. Einfach sinnfrei rumtragen ohne Ansprache. ZB um 18.00 Uhr am Abend sind Kinder diesen Alters oft schlecht drauf, obwohl sie schon ihren Vorabendschlaf und eine Mahlzeit hatten. Dann weiß man oft nicht wie die Zeit bis zum Bettgehen rumgehen soll. Dann einfach auf dem Arm tragen, ohne Impuls und Anforderung nur um friedlich Zeit zu gewinnen. Kann gerne auch der Papa erledigen. Der Vorteil davon ist, dass dann zum Einschlafzeitpunkt das Kind nicht aufgeregt ist. 3. GEDULD:Ihre Geduld ist am Ende und Sie wollen das Einschlafen beschleunigen und Ihr Kind wehrt sich dagegen... oder 4. ART UND WEISE: Ihre Einshlafsprache wird einfach nicht verstanden. In diesem Fall würde ich nochmal hinfühlen, was Ihr Kind denn zum Wohlfühlen und Entspannen braucht. Das kann ganz unterschiedlich sein. Ich hatte mal im Kurs eine Mama, die hat rausgefunden, dass ihr Kind am besten entspannt, wenn es im Bett liegt und sie ihm die Füße bürstet. Also nicht darüber nachdenken: "wie geht einschlafen?", sondern darüber nachdenken und ausprobieren was Wohlgefühl bringen kann. Denn Wohlgefühl liegt gleich neben Entspannung und das ist gleich neben Einschlafen... 5. AUFMERKSAMKEIT UMLENKEN  wenn das Baby schlafen soll und beginnt sich zu beschweren, dann schnell ablenken und aus der "Beschwerdesituation" nehmen. ZB nochmal ins Helle gehen und von der Verweigerungshaltung ablenken. Weil, Beschwerde neigt zur Eskalation, deshalb möglichst früh aussteigen. 6. NEGATIVE VERKNÜPFUNGEN LÖSEN. Noch besser es gar nicht soweit kommen lassen und seine Erwartungen durchkreuzen, es einfach ander gestalten 7. ANDERE WEGE GEHEN. Für die schwierigen Schläfchen würde ich frühzeitig (wenn Laune noch gut ist ) die Trage empfehlen und möglichst draußen marschieren. So ich hoffe da ist was für Sie dabei und wünsche möglichst friedliches Einschlafen. Herzliche Grüße Daniela Dotzauer      


Jaku

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Liebe Frau Dr. Dotzauer, vielen Dank für die Antwort und die zahlreichen Tipps! Einiges davon haben wir direkt nochmal ganz bewusst ausprobiert. Was schon ein paar Mal funktioniert hat, war das Ablenken von der schlechten Stimmung, und dann einen neuen Versuch wagen. Die Trage kommt tagsüber eh viel zum Einsatz, das funktioniert immer gut. Bezüglich der evtl. noch nicht entdeckten Entspannungswege muss ich nochmal auf die Suche gehen, das schadet ganz sicher nicht. Allerdings beruhigt er sich tagsüber gut durch Wiegen und Singen und schläft dann auch auf dem Arm friedlich ein, das gelingt öfters - allerdings eben am Nachmittag schwieriger (geht aber noch) und am Abend deutlich schwieriger. Diese Diskrepanz haben wir noch nicht verstanden. Ab 18 Uhr ist die Stimmung immer schwierig, egal ob davor ein Nickerchen gut platziert wurde. Sinnloses Herumtragen klingt gut, hat bisher aber noch nicht geholfen, die Aufregung scheint unvermeidbar. Wir rennen eigentlich nur hinterher, wie auch immer wir es angehen, es ist eine blöde Zeit, bis wir ihn zwischen 19 Uhr und 20 Uhr in den Schlaf bekommen. Die empfohlenen 2-2,5h Wachzeit vor dem Nachtschlaf schafft er gar nicht, manchmal scheint er aber trotzdem nicht müde genug zu sein (dafür aufgeregt) und wir brauchen bis zu eine Stunde und viel Kraft, bis er schläft. Wir fragen uns einfach, was wir übersehen, weil wir auch schon viel probiert haben. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich noch einmal nachfrage. Fällt Ihnen dazu noch etwas Hilfreiches ein? Herzlichsten Dank schon vorweg!


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