Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Unruhe in der Nacht

Frage: Unruhe in der Nacht

Islau

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Hallo, unsere Tochter ist jetzt 8 Monate alt. Sie war noch nie eine gute Schläferin, aber seit 3 Wochen ist es ganz schlimm... Wir praktizieren das einschlafstillen (Mittagsschlaf und Abends). Das hat auch immer gut funktioniert. Mittag klappt meist, aber Abends nicht mehr so richtig. Sie schläft schon kurz nach dem Stillen ein - meist für ca 30 Minuten ruhig - sucht dann im Halbschlaf ganz nervös alle 5 Minuten die Brust. Saugt kurz dran und schläft kurz weiter. Dies wiederholt sie ganz oft und wenn ich merke, dass sie ruhiger wird (meist nach ca 2 - 3 Stunden) lege ich sie im Schlaf in ihr Bett. Kaum berührt der Po die Matratze ist sie wieder hellwach, egal wie tief sie vorher geschlafen hat. Sie lässt sich dann auch mit nichts anderem, außer der Brust wieder beruhigen. Also fängt alles wieder von vorne an. Schläft sie doch mal für 1-2 Stunden in ihrem Bett wird sie danach wach und verlangt wieder die Brust. Meist ist sie dann beim Stillen so nervös, dass sie mich mit den Fingern überall zwickt, oder in meinem Gesicht herumfährt, bzw einen starken Bewegungsdrang hat (sie lernt gerade robben und aufziehen in den Stand) und dann kann ich sie kaum mehr zum weiterschlafen bringen. Ich verbringe dann oft 2 Stunden damit, sie wieder zum Schlafen zu bewegen. Daher verbringt sie momentan auch einige Stunden in der Nacht in der Federwiege. Da habe ich den Eindruck, kann sie sich oft am besten entspannen. Allerdings möchte ich die Wiege in der Nacht nicht einsetzen, es ist oft der letzte Ausweg, dass sie überhaupt schläft in der Nacht. Herumtragen und in unseren Armen wiegen funktioniert nicht, da wird sie immer wacher und glaubt, wir wollen mit ihr spielen. Haben auch immer wieder probiert, sie in ihrem Bett zu beruhigen mit streicheln, singen ruhig sprechen... da wird sie wütend, weil sie nur die Brust oder Federwiege akzeptiert. Schnuller wird in verschiedensten Variationen immer wieder angeboten. Doch sie nimmt keinen. Wird oft sogar wütend, wenn sie den Schnuller und nicht die Brust bekommt. Achja, ich stille nur noch morgens, Vormittag, zum Mittagsschlaf, abends zum einschlafen und nachts. Sonst isst sie schon sehr brav Brei (Mittag, Nachmittag, Abend). Wir haben auch ein festes Abendritual inkl. Bauchmassage beim wickeln, usw. Zimmer ist abgedunkelt mit Nachtlicht. Es ist ganz egal, ob wir am Tag viel unternommen haben oder gemütlich zu Hause waren. Was mache ich falsch? Was kann ich tun, dass unsere Nächte wieder ruhiger werden? Bzw. dass sich unsere Kleine besser entspannen und loslassen kann? Habe schon überlegt, ob ich ihr abends ein Fläschchen geben soll und nicht stillen, weil das länger anhält, oder wird das nichts bringen? Vielen Dank für eine Rückmeldung, lg Isabel 


Dr. Dotzauer

Dr. Dotzauer

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Hallo Isabel, Das nächtliche Erwachen im Schlafphasenwechsel  ist ein ganz normales Phänomen. Jetzt kommt es auf die Einschlafassoziation, also die Einschlafgewohnheiten ihres Kindes an. Wenn ihr Kind nur mit  Einschlafstillen ("saugen-schlucken") oder mit Bewegung (Federwiege) gelernt hat sich zu beruhigen und einzuschlafen, wird es das natürlich nachts im Erwachensfall einfordern. Es adressiert sich an Sie "hilf mir mit dem Weiterschlafen - ich kanns nicht alleine". Ihr Kind schläft elterngesteuert ein. Wie schaut da jetzt ein Ausweg aus? 1. Kind muss schrittweise lernen selbstgesteuert ein- und weiterzuschlafen. Dazu sollten Sie Einschlafroutinen etabieren, die nichts mit Stillen und nur wenig mit ausschleichbarer Bewegung zu tun haben. Ich empfehle das Stillen vom Einschlafen trennen. Also am ersten Tagschlaf beim satten Kind (im Vorfeld gestillt) und müdem Kind (21/2-3 Wachstunden) und ruhigem Kind (Vorschlafruhe) im abgedunkelten Zimmer, mit Leselicht, sich eine zeitlang mit dem Sortierkörbchen beschäftigen. = Objekte gucken, ruhiges Schoßsoiel (Instagram: @dr.danieladotzauer das 8. Adventskalendertürchen). Solange bis deutliche Signale der Müdigkeit kommen. Dann senkrecht auf dem Arm "runterkuscheln" schon umhertragen und singen und leise-langsam-langweilig Entspannung vermitteln.  Erst dann in die Waagerechte bringen wenn sie deutliche Entspannung signalisiert. Anfangs schlafend, aber bald zunehmend wacher ablegen oder gemeinsam hinlegen. Das muss geübt werden damit ihr Kind eine Ahnung davon bekommt wie Entspannung und locker lassen auch gelingen kann ohne stillen/federn. Diese Einschlafroutine dann auch abends beim Einschlafen zur Nacht das Einschlafstillen ersetzen. Dies einige Zeit üben. Das kann übrigens auch der Papa irgendwann übernehmen. wenn das einigermaßen klappt dann... 2. Dann kann die Nacht angegangen werden. Es wird nicht automatisch zum Weiterschlafen gestillt, sondern gestuft beruhigt mit "Weiterschlafsprache":  schnell am Kind sein, schschs-Laute, Handauflegen, "bitte wenden" (Lageveränderung siehe mein IG-Acount), schuckeln, Popo klopfen, nochmal wenden, notfalls hoch nehmen, beruhigen, wenn alles nicht hilft - dann erst stillen. Das ist mühsam, geht am Anfang nicht, dann zäh, dann etwas besser ... Nicht gleich die ganze Nacht sondern erstmal die erste Nachthälfte zB bis 24.00 Uhr  dann stillen und danach überleben wie gewohnt. Wenn die erste Nachthälfte besser ist, dann die 2. Nachthälfte. Am besten wäre es wenn der Papa so vertraut wäre, dass er mithelfen kann. zB Abends ins Bett bringen und die erste Nachthälfte übernehmen . Das klingt erstmal natürlich utopisch, aber Kinder können alles lernen und es ist ein schrittweiser guter Weg. Aber nicht mit Geschrei und Abwehr sondern mit Ablenken, Wohlgefühl und einer Verbindung die halt nicht "saugen-schlucken" heißt. Alles Gute dabei und herzliche Grüße Daniela Dotzauer


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