Purtzl
Hallo liebes Experten Team, Wir Eltern sind total am Ende. Es klingt dramatisch, aber ist genauso. Wir haben zwei Kinder, 8 Monate und 25 Monate. Der kleine schläft unruhig, weint viel, steht sehr früh auf, manchmal auch sehr spät, etwa ein Durcheinander, aber er zahnt auch sehr (3-4 gleichzeitig). Das ist machbar, darauf stellt man sich ja auch ein. Er schläft bei mir, Mama, im Beistellbett Der große wiederum schläft mit meinem Mann im Raum, kann jederzeit zu ihm ins Bett, was auch oft genutzt wird. Er hat schon immer sehr unruhig geschlafen, doch seid der Geburt des kleinen ist ein Chaos. Er hat immer wieder schlimme Träume und schreit ganz arg. Er ruft dann "Schnuller weggegangen" oder "Mama weggegangen" oder "(Spielzeug) weggegangen" und ist kaum zu beruhigen. Es ist kein Nachtschreck, er spricht mit uns, ist wach, aber er weint so sehr, dass sogar das Baby und ich im Nebenraum aufwachen. Meist schläft er 4 Stunden ca. ruhig und da geht's los. In schlimmen Nächten jede Stunde. Wir haben einen geregelten Tagesablauf, nicht zu viel Aufregung und Unruhe, viele Lieder und Rituale, eine bindungsorientierte Erziehung und eine sehr harmonische Familie. Die Geburt war schwer und uns beiden ging es so schlecht, dass wir die 24 Stunden danach getrennt waren. Ich bin verzweifelt und wir beide (mein Mann arbeitet ja auch noch) völlig am Ende der Kräfte. Tagsüber ist der große ein Sonnenschein und eine einzige Freude, die Nächte sind die Hölle :-( Ich bin über jeden Rat dankbar! Schönen Tag Purtzl
Hallo Purtzel, Ihrer Anfrage ist zu entnehmen, dass Sie sich in der Betreuung Ihrer Kinder sehr viel Mühe geben und viele Gedanken machen. Ich beziehe mich jetzt in der Antwort auf die Fragen zu Ihrem größeren Kind, auch wenn beide Kinder bei Ihnen Schlafprobleme haben. Sie erwähnen extra die Vorgeschichte mit der Geburt und der Trennung am Lebensanfang, weil Sie hier vielleicht einen Grund für die Angst- und Alpträume sehen. Sicherlich ist diese Vorgeschichte ein Grund, warum Sie sich bei dem aktuellen Phänomen mehr Sorgen machen, als vielleicht andere Eltern es tun würden. Ich kann Sie aber insoweit beruhigen, dass Angstträume in diesem Alter recht normal sind. Das hat etwas mit der Entwicklung Ihres Kindes zu tun. Das Kind erlebt sich selbst als eigenständige, mitunter auch eigenwillige Person und die Welt viel stärker auch außerhalb der "harmonischen Familie" und realisiert, dass es auch Situationen gibt, in denen es Konfrontation mit unangenehmen Dingen gibt, beispielsweise Kinder in Spielgruppen, die ihm das Spielzeug weggenommen haben. Solche Erlebnisse sind für Kinder in diesem Alter zunächst einmal beängstigend und manche Kinder verdrängen diese Wahrnehmungen auch gleich wieder. Unangenehme Wahrnehmungen und Gefühlsäußerungen, die am Tage keinen Raum gefunden haben, kommen in der Nacht wieder hoch und werden als Alpträume, Wahrnehmung von Monstern oder anderen Schlafräubern geäußert. Was können Sie tun? - Geben Sie Ihrem Kind den Raum, auch am Tage negative Emotionen und Wahrnehmungen gefühlsstark zu äußern und beschwichtigen Sie es dabei nicht. Idealerweise sollte dieses zeitnah zu den beunruhigenden Erfahrungen geschehen und nicht erst bei der Tagesrückschau im Abendritual. - Lesen Sie am Tage mit Ihrem Kind Geschichten, die am Ende gut ausgehen, so dass auch Ihr Kind das Gefühl bekommt, dass alles Beängstigende am Ende verschwinden wird. - Schauen Sie, ob Ihr Kind selbst "Heldenbilder" aus Geschichten hat oder Gegenstände, die ihm Kraft verleihen. Ansonsten schaffen Sie solche magischen Gegenstände, je nach familiärer Prägung oder Vorlieben Ihres Kindes, z.B. als Traumfänger, Schutzengel, Feuerwehrmann-Bettdecke, Polizeikelle, die böse Träume abfangen kann o.ä. und üben Sie mit Ihrem Kind, hiermit die Träume zu verscheuchen. Erfreulicherweise entwickeln sich Kinder weiter und im Laufe der Zeit wird Ihr Kind auch sprachlich besser in der Lage sein, seine Gefühle in Worte zu kleiden und beängstigende oder frustrierende Situationen am Tage zu benennen, wenn Sie dieses unterstützen und zulassen, liebe Grüße, Mechthild Hoehl