Frage im Expertenforum Allergien, Asthma u. Atemwege an Prof. Dr. med. Ulrich Wahn:

multiple Nahrungsmittelallergien oder unspezifische Reaktion?

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn
ehem. Direktor der Klinik für päd. Pneumologie und Immunologie, Charite, Berlin

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Frage: multiple Nahrungsmittelallergien oder unspezifische Reaktion?

Elisabeth2810

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Sehr geehrter Herr Prof. Wahn, ich wende mich mit folgendem Anliegen an Sie: mein Baby (10 Monate) scheint an multiplen Nahrungsmittelunverträglichkeiten/-allergien zu leiden. Sie bekam nach Beikoststart mit korrigiert 5 Monaten (sie kam als sehr spätes Frühchen in der 37. SSW) Ekzeme der Wangen, initial auch beugeseitig (also Neurodermitis-typisch), jedoch stets ohne Juckreiz. Es hat eine ganze Weile gedauert (und viel Cremen) bis ich heraus gefunden habe, dass es tatsächlich spezifisch von der Kartoffel kam (laut Kinderarzt gibt es keine Kartoffelunverträglichkeit, außerdem fing sie parallel an stark und durchgehend zu zahnen). Nachfolgend und nach einiger Zeit Beikostpause haben wir, wie es empfohlen ist, neue Lebensmittel nur ganz langsam alle paar Tage eingeführt. Nicht vertragen hat sie (klinisch unterschiedlich ausgeprägte periorale Ekzeme/ rote Flecken u/o häufigeren Stuhlgang mit starker Rötung im Windelbereich wo Stuhl hinkam): Kartoffel, Möhre, Birne, Pflaume, Hafer, Banane, Rapsöl. Relativ gut vertragen werden Kürbis, Pastinake, Gurke, Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Hirse, Reis, Rind, Hähnchen, Sonnenblumenöl. Gut vertragen hatte sie bislang Süßkartoffel, leider jetzt während einer Gastroenteritis-Episode auch nicht mehr (wir sollten unbedingt währenddessen Brei weiter geben, ggf. hat sie sich jetzt leider dagegen auch noch sensibilisiert). Mehr haben wir noch nicht getestet, da wir laut Kinderarzt zunächst die Sachen weiterführen sollten, die sie recht gut verträgt. Stillen hat leider nie wirklich geklappt, ich pumpe seit 10 Monaten Muttermilch, ab dem 3. Monate musste ich jedoch leider schweren Herzens nach mehreren Milchstaus zufüttern. Nun bin ich als Mami ein bisschen oder vielmehr ziemlich verzweifelt, weil es den Anschein macht, dass sie nahezu jedes 2. Lebensmittel nicht toleriert, auch hypoallergene wie Kartoffel. Stärkere Allergene wie Milch/Ei/Fisch haben wir zudem noch gar nicht probiert (wollten wir bald machen, nachdem die Gastroenteritis abgeklungen ist). Ein anderer befreundeter Kinderarzt meinte zu mir, er könne sich nicht vorstellen, dass das "echte" Allergien/Unverträglichkeiten seien, er denke mehr an unspezifische Reaktionen auf Umweltreize. Ich musste während meiner Schwangerschaft leider Cortison nehmen (initial höher dosiert, dann mit Tapering-Schema in absteigender Dosierung, aber auch bis zum Ende der SS - dann aber sehr niedrig dosiert) und habe nun natürlich Sorge, dass dies das kindliche Immunsystem durch eine permanente Unterdrückung in utero "scharfgeschaltet" haben könnte. Nun meine Fragen (Entschuldigung, es sind ein paar mehr): Wie bewerten Sie die Situation? Glauben Sie auch eher an (zumindest zum Teil) unspezifische Reaktionen bei atopischer Veranlagung (durch mich) und Neurodermitis? Wann ist es sinnvoll, Blut- (und Haut?)tests zu veranlassen? (ich möchte ihr hier natürlich gerne mehrere Blutentnahmen ersparen und überlege erst zu "warten" bis ich insbesondere Ei/Milch/Fisch klinisch getestet habe) Würden Sie im Rahmen einer Gastroenteritis-Episode auch zunächst die Beikost pausieren um mögliche Sensibilisierungen zu vermeiden? Und zuletzt nach der Prognose: sollte es doch der "worst case" mit multiplen NM-Allergien/Unverträglichkeiten sein - haben Sie schon solche Fälle gesehen, wo es sich trotzdem (oder zumindest zum Teil) über die Jahre verwachsen hat? (mit konsequentem Testen - Weglassen - nach Monaten wiedereinführen - etc) Ich danke Ihnen von Herzen für die Beantwortung meiner Fragen!!


Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

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Ich spüre Ihr große Sorge. Die Neurodermitis, um die es sich vermutlich handelt, ist Hinweis auf eine genetisch programmierte Allergieneigung und nach heutigem Kenntnisstand nicht die Folge einer Nahrungsmittelallergie. Sie kann allerdings in etwa 30 Prozent zu Nahrungsmittelallergien führen, die dann diätpflichtig sind. Der beste Allergietest ist der Bluttests auf IgE-Antikörper, den Sie sofort veranlassen sollten. Alle wichtigen Verdachts-Allergene können getestet werden (auch die sehr selten allergene Kartoffel!), erst danach sollte über etwaige Diäten entschieden werden. Das wichtigste scheint mir, das Ekzem nach gültigen Leitlinien konsequent antientzündlich zu pflegen und mit Cremes/Salben zu behandeln. Ziel ist dabei nicht die Heilung der Neurodermitis, sondern die weitestmögliche Kontrolle der Entzündung in der Haut, solange die Ekzemneigung besteht. Gruß, Ulrich Wahn


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