Wieviel Gegenwehr bei streitsituation darf unser Kind haben?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wieviel Gegenwehr bei streitsituation darf unser Kind haben?

Hallo, vielleicht ist die Frage etwas komisch formuliert, aber mir fällt es nicht besser ein. Und zwar folgendes, mein Sohn 3,9 Jahre und ich sind natürlich nicht immer einer Meinung Meinung. In manchen fällen können wir einen Kompromiss finden, das klappt oft sehr gut und ist für alle Beteiligten eine Lösung da sich jeder ernstgenommen fühlt. Doch manchmal gibt es selbstverständlich Situationen, in denen es keinen Kompromiss geben kann. Zb. sage ich meinem Sohn, in 5 Minuten räumen wir auf, da es Abendzeit ist. So kann er sich drauf einstellen. Nach den 5 Minuten haben wir ein riesengroßes Theater. Da gibt es für mich jetzt keinen Kompromiss, es wird aufgeräumt. Mein Sohn wird immer sehr sauer, sehr laut und frech. Er ist unzufrieden. Kann ich verstehen, trotzdem muss aufgeräumt werden weil sonst der normale abendlauf nicht funktioniert. In wie fern darf mein Sohn mich anschreien? Es geht um Dinge wie: du blöde Mama! Ich lade dich nicht mehr zu meinem Geburtstag ein. Du bist nicht mehr meine Mama du bist die gemeinste! Wenn er spuckt (das tut er manchmal) gehe ich auf Augenhöhe, halte ihn an den Schultern fest und sage klar, das ich das nicht möchte und jetz gehe und er leider alleine aufräumen muss. Dann verlasse ich den Raum.Oft kommt er nach 2-4 min um sich zu entschuldigen. Wie ist das mit dem schimpfen? Darf er es schimpfen? Schön finde ich das nicht. Aber andersrum darf doch auch ein Kind seinem ärger Luft machen oder nicht? Mein mann sagt, es wäre grundsätzlich falsche wie ich das alles Handhabe und das geschimpfe von unserem Sohn das "beweist " ich darf in manchen Situationen keinem Kompromiss schaffen, das wäre der Fehler, unser Sohn würde mich nicht mehr ernst nehmen. Was meinen Sie? Darf man mit 3,9 Jahre alten Kindern Kompromisse schließen, damit sie lernen das ihre Meinung auch zählt und sie lernen später auch auf andere zuzugehen und nicht auf ihren Standpunkt bleiben? Oder ist es tatsächlich total falsch und darum ist unser Sohn so motzig wenn ihm was nicht passt. Und wie handhabe ich dieses geschimpfe am besten? Überhören, unterbinden oder rausgehen?

von tagesfee am 16.06.2015, 06:52



Antwort auf: Wieviel Gegenwehr bei streitsituation darf unser Kind haben?

Liebe tagesfee, gerne dürfen Sie mit Ihrem Sohn Kompromisse schließen. Sie sollten überlegen, wie oft dies vorkommt. Scheint es noch im normalen Rahmen? Sind es immer die gleichen Situationen oder kann er beispielsweise mal die Abendessenszeit hinauszögern, in dem er die Aufräumzeit von den Ihnen angebotenen 5 Minuten auf 10 Minuten hinaushandelt und andere Male nicht? Grundsätzlich ist es gut, wenn auch ein dreijähriges Kind schon Entscheidungen/Kompromisse treffen darf, die Häufigkeit und die Situationen, in denen darauf eingegangen wird, sollten jedoch übersichtlich bleiben. Kinder sollten auch klare Strukturen und Regeln kennenlernen und es bedarf nicht grundsätzlich ein Aufeinanderzukommen. Mama ist Mama und was die sagt ist manchmal einfach "Gesetz". Beschimpft Ihr Sohn Sie, dann verlassen Sie, genau wie nach dem Spucken, den Raum. Sagen Sie Ihrem Sohn, dass Sie so nicht genannt werden möchten und deshalb nun raus gehen. Gehen Sie dem nach, was Sie als nächstes gemacht hätten, wie z.B. Abendbrot essen. Warten Sie nicht auf Ihren Sohn. Er darf erfahren, dass Sie nur wegen seiner Beschimpfungen nicht auf ihn warten. Es ist Zeit zum Essen, dann wird gegessen. Ihr Sohn darf dann später dazu stoßen. Nur so bemerkt er, was er mit seinen Beschimpfungen erreicht. Wird immer darauf gewartet, dass er sich beruhigt, dann hat es für ihn keine tatsächlichen Folgen, bei persönlichen Kränkungen darf es diese aber in kleinem Maße geben. Manche Kinder schimpfen in der von Ihnen beschriebenen Art und Weise, i.d.R. hat das nichts damit zu tun, ob Kompromisse geschlossen werden oder nicht. Es ist vielmehr so, dass einige Kinder anfälliger für solche Worte sind als andere. Natürlich darf Ihr Sohn wütend sein und schimpfen. Er sollte aber lernen, dass keine Personen beschimpft werden. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.06.2015