Wie bewege ich meine Tochter zum Rausgehen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie bewege ich meine Tochter zum Rausgehen?

Liebe Frau Ubbens, seit es kalt ist möchte meine 4-jährige Tochter nicht mehr raus. Sie sagt es sei ihr zu kalt draußen, andererseits sei ihr mit der Matschhose/Jacke/Schal/Mütze etc draußen zu heiß. Dilemma. Wenn sie aber nicht wenigstens einmal am Tag an die frische Luft kommt und sich bewegt, werden wir in unserer Mietwohnung wahnsinnig. Sie will sich also nicht anziehen und macht ein riesiges Theater, das locker eine Stunde dauern kann und uns an den Rand des Wahnsinns treibt, da kein kurzer Ausflug oder Spaziergang mehr möglich ist und sie so lange kämpft bis es Zeit fürs Essen ist oder eh dunkel wird oder sie vor lauter Anstrengung einschläft (!). Wir haben schon mehrere Varianten probiert: 1. Ich bleibe mit ihr zuhause während mein Mann mit meinem Sohn rausgeht. Ich mache dann Haushalt und nichts mit ihr, damit ihr langweilig ist. Hilft aber leider nicht, denn sie beschäftigt sich dann einfach alleine. Dass mein Mann und mein Sohn begeistert erzählen, was sie draußen alles erlebt haben, juckt sie bisher leider auch nicht. 2. Sie geht ohne Jacke etc, wir nehmen diese mit und ziehen sie dann peut a peut an, wenn ihr kalt wird (wobei das Mitgehen in einem Rausschleppen unter Protest besteht). Laufen will sie dann natürlich nicht und so geht das Theater draußen meist genau so weiter. 3. Wir versprechen ihr eine Belohnung (TV/Süßkram), wenn sie sich anzieht und mitkommt, was manchmal klappt, manchmal aber auch nicht. Ich ärgere mich sehr über diesen Zustand, weil jeder Familientag zur Zeit ein Spießrutenlauf statt eine schöne gemeinsame Zeit ist. Haben Sie einen Tipp? Danke im Voraus.

von shla am 30.11.2020, 12:13



Antwort auf: Wie bewege ich meine Tochter zum Rausgehen?

Liebe shla, meine Vorrednerin hat schon sehr gut geantwortet. Erklären Sie Ihrer Tochter in einem ruhigen Moment, dass wenn Sie sagen, dass nun rausgegangen wird, rausgegangen wird. Sie muss ja vielleicht nicht unbedingt immer laufen, evtl. fährt sie Laufrad, Roller oder Fahrrad. Will sie sich nicht anziehen lassen, geht es ohne Jacke und ggf. mit Protest raus. Ihre Tochter darf spüren, dass Sie als Eltern die "Richtung" vorgeben. Halten Sie ihren Protest aus. Vielleicht mag Ihre Tochter statt Matschhose eine warme Strumpfhose/Leggings unter der Hose anziehen, wobei die meisten Kinder, wenn sie sich draußen bewegen, ohne Matschhose oder Strumpfhose nicht frieren. Jacke muss, aber statt Mütze vielleicht ein Stirnband, das über die Ohren geht? Wichtig ist, nicht jedes Mal neu zu diskutieren. Legen Sie die anzuziehenden Sachen, ggf. mit Alternative, bereit, so kann Ihre Tochter aussuchen. Manchmal hilft auch, eine Sanduhr aufzustellen mit dem Hinweis, wenn diese durchgelaufen ist, geht es raus, egal ob angezogen oder nicht. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 02.12.2020



Antwort auf: Wie bewege ich meine Tochter zum Rausgehen?

Also ist sie generell wenn sie etwas nicht will so bockig? Ich finde grundsätzlich, dass es nicht geht, dass sie euch so im Griff hat, dass ihr Dinge nicht mehr unternehmen könnt. Ganz ehrlich? Ich würde da gar nichts mehr probieren oder diskutieren - sie kommt mit und fertig. Ich würde einmal in Ruhe mit ihr sprechen und ihr erklären, dass auch ihr eure Grenzen habt und es nicht geht, dass sie über solche Dinge alleine bestimmt. Das es in Zukunft darüber keine Diskussionen mehr gibt - ihr habt einen Ausflug geplant und sie kommt mit. Darüber wird in Zukunft nicht mehr verhandelt. Sie darf gerne selbst einen Vorschlag machen, wo es hingehen soll (Spielplatz, Wald etc) oder eben auch mal entscheiden, drinnen zu bleiben - aber: dann soll sie ein Spiel vorschlagen, an dem ihr alle teilnehmen könnt (Uno oder sowas). Und ja, ich würde sie dann ob angezogen oder nicht raus"schleppen". Wenn es - außer: ICH will nicht - wirklich keinen Grund gibt, weswegen sie Angst haben könnte oder sowas, würde ich das nicht mehr mitmachen. Wir hatten das mit unserem Sohn auch mal in dem Alter (etwas älter glaub ich). Zuerst auch alles mögliche versucht, auf´s Kind eingegangen etc - bis wir selbst schon keinen Bock mehr auf den Ausflug hatten. Und dann haben wir genau das oben beschriebene gemacht. Ihm kindgerecht erklärt, dass auch wir Bedürfnisse und Grenzen haben und die Respektierung dieser Dinge auf Gegenseitigkeit beruht. Klare Ansage: du kommst mit und Diskussionen wird es nicht geben. Im Gegenzug durfte er eben auch mal entscheiden, dass wir zu xy fahren oder eben auch mal "drinnen spielen" - aber dann eben wirklich etwas, an dem wir alle teilnehmen können und nicht "ICH will drinnen spielen, was ihr macht ist mir egal, hauptsache ich bekomme meinen Willen". Ich bin aber sehr gespannt, was Frau Ubbens rät :-)

von cube am 02.12.2020, 09:10