Welche Erziehungstipps haben Sie

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Welche Erziehungstipps haben Sie

Hallo Frau Sylvia Ubbens, mein Sohn (3 1/2j) steckt wieder mitten in einer extremen Trotz/Bockphase und testet mein Nervenkostüm bis aufs Äußerste. Ich weiß nicht mehr weiter, dabei würde ich so gerne ein Patentrezept haben, um sinnvoll und eher schlichtend zu reagieren. ;o) Allerdings habe ich das Gefühl, das egal was ich mache bzw wie ich reagiere, es falsch ist. ... Ich entschuldige mich schonmal für den langen Text, aber ich denke sowas kann man nicht kurz fassen, da viel zu viele Fakten verloren gehen würden... ;o) Er ist vom Typ her eher der sensible, kann aber auch super quitschig sein, braucht aber seine 10min um aufzutauen (wenn wir irgendwo "ankommen") Er ist schon im KiGa und ist dort überhaupt nicht quakig, er fühlt sich da auch wohl und hat Spaß mit seinen Freunden (wurde mir von ihm und auch den Erziehern bestätigt) Mit seiner Schwester (1 1/2j) zofft er sich - wie ich finde - recht normal, Spielzeug-Streiterein und ansonsten nichts aufregendes. Soviel zum hintergrund Wissen ;o) Seine neuste Marotte : er möchte IMMER Erster sein. (Mein Sohn hat einen weichen Muskeltonus und fing erst mit knapp 2 Jahren an zu Laufen und hat immernoch leichte motorische Defizite. Heißt: Wenn er mit seinen Kumpels um die Wette rennt, verliert er immer. Klar möchte er dann wenigsten zu hause immer Erster sein. Das leuchtet mir ein...) Also darf er zBsp gern als Erster die Treppe runter gehen, oder als erstes in die Badewanne und seine Schwester dann als 2. Das läuft dann zu 85% so bei uns. Neuerdings spitzt es sich aber so extrem zu, das er einen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn er mal nicht der Erste ist. Gestern ging ich aus dem Badezimmer, als Erste, und er fing an zu schreien und zu weinen. Lief auf mich zu und kniff mich. Außer ihm dann klipp und klar zu sagen das er nicht kneifen soll, und das man halt nicht immer erster sein kann (was ich ihm auch sonst versuche zu predigen) weiß ich nicht wie ich darauf reagieren soll. Heute Mittag war dann die Spitze des Eisberges: Ich holte ihn aus dem KiGa und ging dann runter zur Krippe um seine Schwester zu holen. So weit so gut. ABER dann flitzte die Kleine vor und ging als Erste durch die Tür!!! DAS war schon Grund genug für ihn völlig auszurasten. Er schrie, weinte und lief schnur stracks auf seine Schwester zu um sie zu Kneifen und ihr mit voller Wucht die Mütze vom Kopf zu ziehen, was wg. ihrer Haare nicht garde schmerzlos klappte) Ich schnappte ihn mir, ging auf Augenhöhe und sagte klar und deutlich das das SO nicht geht und er sich sofort bei seiner Schwester entschuldigen sollte (hat er gemacht). Er brüllte den Weg zum Auto, den ganzen Weg nach Hause und zu Hause erst Recht, da ich ihn in meiner Verzweiflung damit bestrafte, das er nicht als Erster durch die Haustür gehen darf, sondern das er warten muss bis WIR (Schwester und ich) drin sind. (Hört sich das so skuril an wie ich es grade empfinde?? ) Nun denn, somit weinte er aus voller Leibeskraft und nachdem er sich nicht auszog, half ich ihm kurz wg der Schuhe und brachte ihn dann - wie ich ihn schon vorgewarnt hatte- hoch in sein Zimmer und sagte ihm, das er wieder runter kommen kann, wenn er sich beruhigt hätte. (Er wollte nicht selbst hoch gehen, ich bat ihn mehrmals drum, deswegen griff ich ein , indem ich ihn einafch aufn Arm nahm udn selbst hoch trug.) Er weinte ne gute Halbe Stunde bis er dann so erschöpft war das er einschlief. Ich war kurz vorom Einschlafen noch bei ihm und versuchte nochmal im Guten mit ihm zu sprechen, doch er fing gleich wieder an das er IMMER der erste sein möchte usw. Als er wieder wach war, ging das Theater direkt wieder von vorne los und er beruhigte sich erst nach einer weiteren halben Stunde. Danach suchte er die Nähe zu mir - die ich ihm natürlich gab und auch nciht nachtragend war. Ich redete nochmal in Ruhe mit ihm, er meinte er hat verstanden und damit war die Sache durch und mein Nervenkostüm auch. So hat er schon lange nicht mehr reagiert wenn er richtig bockt. Allerdings ist er in den Hochphasen seiner Trotzanfälle wirklich immer so extrem. Momentan wird er wegen jedem Pups gleich knatschig udn fängt an zu weinen. Eben war noch alles gut, dann gehste von rechts nach links an ihm vorbei, statt von links nach rechts und schon ist der nächste Anfall da. Man hat schon so eine Grundstimmung a la "Die Bombe platzt gleich wieder", was natürlich nicht grade zum entschärfen beiträgt. SIe merken, ich bin verzweifelt und weiß nicht weiter. ich mcöhte ihm so gerne helfen aus dieser Phase rauszukommen, aber habe keine AHnung wie ich das machen kann. Rede ich sanft, bringts nichts, brülle ich ihn an, bringts nichts, manchmal rede ich bestimmt schon zu viel, manchmal vielleicht auch zu wenig oder oder oder.. keine Ahnung... aber so komme ich mir extrem schrecklich vor und wenn ich meinen verzweifelten Sohn so erschöpft vom Weinen sehe, bricht es mir das Herz... :o( Ich hoffe sehr das sie meinen Text hier lesen und vielleicht einen Tipp/Ratschlag o.ä. für mich haben. Wenn hier die Mitleserinnen solche oder ähnliche Fälle haben, freue ich mich auch von EUCH Ratschläge, oder Erfahrungsberichte zu bekommen! :o) Ganz lieben Dank schonmal, Jane

von quirlijane am 29.01.2014, 21:41



Antwort auf: Welche Erziehungstipps haben Sie

Liebe Jane, Ihr Sohn ist in einem Alter, in dem er lernen muss, nicht immer der Erste sein zu können. Seine motorischen Defizite müssen Sie nicht durch Erster-sein-Lassen kompensieren. Wichtiger ist, dass er lernt, dass zweiter sein nicht schlimm ist. Auch wenn es am Anfang zu Protest führen wird, achten Sie darauf, dass er regelmäßig nicht der Erste ist. Er geht beispielsweise morgens als erster durch die Haustür. Kündigen so schon da an, dass seine Schwester oder Sie am Mittag aber die Erste sind, die ins Haus hinein läuft. Erklären Sie ihm, dass Sie sich in Zukunft abwechseln. Sprechen Sie nicht von Erster oder Zweiter-Sein, sondern von abwechseln. Natürlich wird es in der ersten Zeit zu vermehrten Tobsuchtsanfällen bei Ihrem Sohn kommen, aber nur so kann er lernen. Schicken Sie ihn nicht alleine in sein Zimmer. Er darf in Ihrer Anwesenheit wütend sein. Trösten Sie ihn anschließend. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 30.01.2014