Frage: Was kann ich tun?

Sehr geehrte Frau Ubbens, ich hatte Ihnen bereits von meinem 10jährigen Sohn geschrieben, der zur Zeit in einer Art Rebellion steckt. Vielen Dank für Ihre Antwort, ich hätte dazu noch Fragen bzw. Nachträge und hoffe auf Ihren Rat. Sie meinten, ich bzw. wir sollten mit ihm reden und versuchen, ob er vielleicht benennen kann, warum er so rebelliert. Aber das haben wir schon versucht und er kann es nicht bzw. möchte es nicht. Auch einen geregelten Tagesablauf mit Plan usw. haben wir versucht, wir hatten auch einen Belohnungsplan, der wird jedoch auch nur eine Zeit lang (teilweise)eingehalten, dann geht alles wieder von vorne los. Mir scheint, als würde er grundsätzlich das Gegenteil von dem machen wollen, was wir ihm sagen, auch wenn es noch so sinnlos ist. Manchmal sind es wirklich sinnlose Dinge, die er dann antwortet, bei denen ich mir dann denke, das kann nicht sein Ernst sein. Er ist ein intelligentes Kind, es paßt nicht zu ihm. Was uns besonders stört ist, dass er sich auch nicht an Abmachungen hält. Wir haben schon versucht, ihm mehr Freiräume zu geben, aber wenn es dann darum geht, das (mit ihm abgemachte bzw. teilweise auch von ihm vorgeschlagene) einzuhalten, klappt es nicht (z. B. zu einer gewissen Uhrzeit zu Hause zu sein, zu bestimmten Plätzen nicht zu gehen, usw.). Wie soll man so eine Basis finden? Zwischendurch kann man mit ihm gut reden (nur eben nicht darüber, warum er sich so stur verhält), er ist auch nett und lustig und wie früher, aber manchmal kommen dann so Phasen, da wird er im Ton auch aggressiv und versucht einfach, das durchzusetzen was er sich gerade so in seinem Kopf ausgemalt hat. Manchmal habe ich auch den Eindruck, er hört gar nicht zu bzw. sagt er manchmal sogar selbst, dass er uns nicht zuhört. Mir wäre z.B. auch sehr wichtig, dass er zu den beiden Jungs in der Nachbarschaft so gut wie keinen Kontakt hat (sind sehr aggressiv und führen unseren Sohn auch gerne an der Nase rum) und trotzdem drängt er immer wieder zu ihnen weil er meint, er hat halt sonst niemanden zum Toben. Ich versteh ihn ja, aber andererseits merke ich, dass ihn das noch zusätzlich verändert (an gewissen Ausdrücken, Verhaltensweisen usw.). Was kann ich noch tun? Was meinen Sie, woher kann dieser "Trotz" kommen und wie können wir eine gute Basis schaffen? Ich denke auch schon an die bevorstehende Pubertät. Oder mache ich mir Ihrer Meinung nach zuviele Sorgen? Vielen Dank nochmals für Ihre Mühe!

von aines77 am 12.12.2017, 15:30



Antwort auf: Was kann ich tun?

Liebe ainess77, sprechen Sie mit Ihrem Sohn, dass Sie an einen Punkt gekommen sind, an dem Sie nun Konsequenzen aussprechen werden, auf deren Einhaltung Sie achten werden. Geben Sie gerne ein Beispiel: Ihr Sohn ist nicht zur vereinbarten Zeit zu Hause, dann geht es am nächsten Tag nicht alleine raus. Ihr Sohn hält sich nicht an Regeln (bestenfalls auf einem großen Stück Papier für alle sichtbar gemeinsam aufgeschrieben), dann darf er beispielsweise das Bad putzen, die Wohnung saugen u.ä.. Bestehen Sie darauf, dass diese Aufgabe erst erledigt wird, bevor es für Ihren Sohn ans Vergnügen geht (mit Freunden treffen usw.). Ihr Sohn darf erfahren und nicht nur hören, dass Ihnen gewisse Dinge wichtig sind. Bei alledem ist weiterhin wichtig, dass Ihr Sohn einen Ausgleich erfährt, wie z.B. das Auspowern im Sportverein. Weitere Aspekte, wie Sozialverhalten, sich an Regeln zu halten, Absprachen zu treffen, Bewegung zu haben usw. sind wichtige Gründe, warum Ihr Sohn eine Sportgruppe besuchen sollte. An Tagen, an denen Ihr Sohn nicht alleine raus darf, sollten Sie mit ihm raus gehen. Machen Sie eine längere Fahrradtour oder gehen in den Wald usw.. Er wird den Ausgleich sicherlich gut gebrauchen können. Schaffen Sie auch ansonsten eine gemeinsame Basis, in dem Sie gemeinsam Spiele spielen, für Weihnachten backen u.ä.. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 13.12.2017



Antwort auf: Was kann ich tun?

Was mir noch eingefallen ist und was uns ebenfalls beunruhigt: Die beiden Jungs aus der Nachbarschaft sagen auch unserem Sohn ab und zu, er soll gewisse Sachen machen, dann wäre er ihr Freund. Z.B. kleinere Mutproben, eklige Dinge essen usw. Er erzählte uns zwar, dass er das nicht macht, aber einmal hat er doch so getan als ob (etwas gegessen) und es wieder ausgespuckt. Das macht uns schon Sorgen, denn sowas kann ja auch nicht ungefährlich sein. So ganz glaube ich ihm nicht, dass er da so standhaft bleibt. Was meinen Sie dazu? Wie können wir ihn überzeugen, dass er das nicht machen soll und muss bzw. ihn selbstbewusster werden lassen?

von aines77 am 12.12.2017, 16:30



Antwort auf: Was kann ich tun?

Hi! Hat dein Sohn Hobbies wie ein Instrument spielen oder Sport? Gerade Sport hilft ja auch sich abzureagieren/auszutoben und stärkt das Selbstbewusstsein, Fairness, Respekt gegenüber anderen und natürlich, das man sich eben auch an Regeln halten muss. Ist nur so ein Gedanke.

von cube am 13.12.2017, 12:21



Antwort auf: Was kann ich tun?

Ja, Hobbys hat er, er ist in zwei Sportvereinen, das sogar schon seit dem Kindergartenalter und dort funktioniert das auch wunderbar. Ich habe eher den Eindruck, dass er das einfach bei uns verstärkt macht und nicht hört. Ich weiß schon, man sagt immer, dass das ein Zeichen von Vertrauen ist, das er uns gegenüber hat, weil er sich halt grad bei uns so verhält. Aber gewisse Dinge gehen halt einfach nicht und es muss doch eine Möglichkeit geben, dass gewisse Dinge auch eingehalten werden, die uns wichtig erscheinen.

von aines77 am 13.12.2017, 13:14



Antwort auf: Was kann ich tun?

Nachtrag: Bzgl. der Kinder in der Nachbarschaft wird Ihr Sohn die Erfahrung machen müssen, dass ihm gewisse Dinge nicht gut tun. Er wird sich von den anderen Jungs distanzieren, wenn es ihm zu viel wird. Sie haben die Situation gut im Blick und sprechen regelmäßig mit ihm. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 13.12.2017



Antwort auf: Was kann ich tun?

Mh, ich denke, es klappt im Sportverein alles gut, weil da idR weniger geredet, sondern eher gehandelt wird. Bei unserm ist es beim Judo auch so: wer die anderen stört, darf sofort erst mal 10 Liegestütze o.ä. machen. Ich könnte mir schon vorstellen, daß mehr Konsequenz - wie Fr. Ubbens schon schieb - helfen könnte, daß es auch zu Hause besser klappt. Mir ist aber noch etwas eingefallen: wir schießen uns oft recht schnell auf die Dinge ein, die nicht klappen und springen darauf auch zu 100% sofort an. Klappt jedoch etwas gut, nehmen wir das schnell als selbstverständlich hin - schließlich ist es genau der Normalzustand, den wir als selbstverständlich erachten und erwarten. Vielleicht braucht er auch etwas mehr Bestätigung für die Dinge, die er gut macht oder wo er sich Mühe gibt, eure Erwartungen zu erfüllen? Damit meine ich nicht einen Smiley auf einem Plan - sondern wörtliche Bestätigung "toll, dass du xy gemacht hast" etc. Bzgl. der dummen Antworten: das macht unser Kind auch :-) Frage ich "wie fändest du das denn, wenn ich xy mit dir machen würde?" kann ich drauf wetten, er sagt "gut". Reine Provokation oder Bockigkeit. Das nehme ich gar nicht ernst und oft spare ich mir eine solche Frage inzwischen. Das "ich höre dir gar nicht zu" kenne ich auch - sage ich dann jedoch "ok, dann brauche ich dir ja wohl auch nicht immer zuzuhören" kommt relativ ein schnell ein Einlenken.

von cube am 13.12.2017, 14:30