Findet ständig Grund zum Zetern

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Findet ständig Grund zum Zetern

Hallo, Felix ist nun 2 Jahre und 9 Mon. alt. Im KiGa und wenn wir andere Leute besuchen, ist er ein absoluter Sonnenschein. Aber zu Hause findet er ständig etwas zum Zetern und Schreien. Einige Beispiele: Die Hose ist angeblich zu eng (was definitiv nicht stimmt - stattdessen will er nie neue Hosen, wenn ihm die alten gewohnten wirklich zu klein geworden sind). Dieses Hosenproblem besteht nun schon seit über einem halben Jahr. Wir gehen schon lange nicht mehr darauf ein, denn es ist definitiv kein echtes Problem, aber in Unterhose zum KiGa schicken, o.ä., hat keine Wirkung gezeigt. Gestern weigerte er sich auf seinen Stuhl zum Frühstück zu klettern, weil er sich nicht in der Hose bewegen könne. Wir waren selber trotzig und haben ihn vor dem Stuhl stehen gelassen. Irgendwann beruhigte er sich und stieg dann doch herauf. Aber es vergeht mindestens eine halbe Stunde mit riesigem Gebrüll! So geht das bei allem: Wenn das Brot "kaputt" ist (kleines Eckchen abgebrochen), weigert er sich, es zu essen, obwohl er sonst eher viel isst. Weigern wir uns, ihm ein Ersatzbrot zu machen (darauf lassen wir uns normalerweise nicht ein), ist er so konsequent und geht ohne Abendessen schlafen. Wenn sein großer Bruder etwas sagt, was ihm nicht ganz passt, lässt er sich dadurch gleich auf die Palme bringen und schreit wieder herum. Es sind meistens derartige Nichtigkeiten. Im KiGa hält er sich an alle dortige Regeln und Gepflogenheiten und ist stolz, sie alle zu erfüllen. Aber oft beginnt das Geschrei schon beim Abholen, und die Erzieherinnen wundern sich, was ihm denn für eine Laus über die Leber gelaufen ist. Ich muss dann feststellen, dass das für uns Normalzustand ist. Einige Leute meinen, es sei halt das Trotzalter, aber der Bruder war nie so gewesen, und Felix hingegen war schon immer so - nur seit er sprechen kann, wissen wir, was ihn eigentlich bewegt (Türen, die nicht korrekt geschlossen sind, "kaputtes" Essen, zuwenig auf dem Teller, auf das er lieber ganz verzichtet, statt wenigstens das erstmal zu essen usw.). Wie kann man sich da verhalten, oder ist das eifach seine Natur und wir müssen auf die "Altersweisheit" in einigen Jahren hoffen? Vielen Dank im voraus, Emily

Mitglied inaktiv - 11.05.2009, 15:37



Antwort auf: Findet ständig Grund zum Zetern

Hallo Emily Bitte lassen Sie Felix soviel wie möglich und voller Stolz SELBERmachen. Nehmen Sie ihn mit beim Hosenkauf und lassen Sie ihn ( mit Ihrer zusätzlichen Überzeugungskraft) selbst aussuchen oder legen Sie ihm zuhause jeweils 2 Hosen zur Auswahl hin. Wenn er sich nicht mit an den Frühstückstisch setzen möchte, hat er scheinbar keinen Hunger;sein Butterbrot DARF er selbst belegen; Türen darf er selbst schließen, wenn ihn die nicht korrekt geschlossene Tür stört und schreien darf er gerne in seinem Zimmer, da es ihm nicht weiterhelfen kann, den Streit o.Ä. mit seinem Bruder zu lösen. Mit beschriebenem Verhalten möchte Ihr Sohn Ihnen evtl. beweisen, dass er schon sehr viel kann, wenn er auch Ihr "Kleiner" ist. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 12.05.2009



Antwort auf: Findet ständig Grund zum Zetern

Vielen Dank für die Antwort. Immerhin ein wichtiger Hinweis, dass er sich wohl nach Selbständigkeit sehnt. Allerdings sehe ich kaum Möglichkeit, ihm mehr anzubieten. Wir zwingen ihn ja nicht an den Frühstückstisch und signalisieren ihm auch, dass er wohl keinen Hnger hat, wenn er nicht kommt. Das wäre nicht das Problem. Aber er bleibt eben neben dem Stuhl schreiend stehen. Hosenkauf mit ihm habe ich probiert. Er will nicht eine einzige Hose auch nur angucken und findet alle "zu eng", mit oder ohne Ausprobieren. Wenn es klingelt, darf er die Tür öffnen, aber manchmal klemmt sie ein bisschen, und er braucht einfach Hilfe. Unser Besuch steht geduldig draußen im Regen und hört von dort das Geschrei mit an, aber wenn es Felix einfach nicht schafft, muss auch er sich einmal helfen lassen. Gefüttert wurde er noch nie im Leben, er wurde lange gestillt und hat sich dort ja quasi selber bedient. Breie danach lehnte er total ab, er aß nur, was er selber in die Hand nehmen konnte. Er kam mit 2 in den KiGa, wo alle staunten, wie gut er mit Besteck umgehen kann - na klar, Übung macht den Meister, wie gesagt, ist er im ganzen Leben NIE gefüttert worden, eben wg. diesem Gezeter. Er ist oft frustriert, der Kleine zu sein, er will auch wie der Bruder zum Judo gehen, und wenn man ihm sagt, das sei erst ab fünf, dann beschließt er einfach "ich bin schon fünf". Das damit verbundene Geschrei dauert dann aber eine Stunde lang. Ablenkungsversuche erkennt er sofort als solche und ist dann umso beleidigter. Funktioniert haben sie noch nie. Selbst wenn er sich beruhigt, weil er etwas Interessantes entdeckt, dann weiß er nachher noch genau, was ihn gestört hatte, und er "vollendet" sein unterbrochenes Geschrei. Das Schlimmer ist, dass auch unser elterliches Nervenkostüm nicht zu jeder Zeit gleich stabil ist, und so reagieren wir manchmal verständnisvoll, manchmal genervt, manchmal auch belustigt, weil es oft auch niedlich ist. Aber weiterhelfen tut uns das natürlich nicht. Gibt es vielleicht irgendein "Notfallrezept", ein Verhalten, das im akuten Fall zu seiner schnelleren Beruhigung beiträgt? Vielen Dank nochmal, Emily

Mitglied inaktiv - 12.05.2009, 14:54