Essensverweigerung

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Essensverweigerung

Hallo Frau Schuster, wir haben derzeit ein kleines Problem mit unserer Tochter. Seit sie ca. 6 Monate ist, bekommt sie Mittags und Nachmittags Brei. Seit ein paar Wochen will sie diesen Brei allerdings überhaupt nicht mehr essen und verweigert komplett. Wir haben alles probiert (Lieblingsessen, mit Stückchen, püriert, mit eigenem Löffel...). Morgens und abends isst sie etwas Toast oder Knäckebrot mit Wurst oder Kiri - allerdings trinkt sie immer noch ganz normal ihre Milchflasche. Wie lange darf sie die eigentlich noch trinken? Aber nochmal zum Brei. Seit ein paar Tagen isst sie wieder etwas besser, allerdings nur in ihrer Wippe (halbsitzend) und immer nur mit etwas Abelenkung - d.h.sie muss etwas in der Hand haben...Sobald wir sie mit an den Tisch nehmen ist es ganz vorbei. Da scheint alle andere interessanter zu sein als das Essen. Ihren Löffel wirft sie ständig vom Tisch, kneift den Mund beim Füttern zu etc. Setze ich sie dann wieder in ihre Wippe, isst sie einigermaßen-mit etwas in der Hand wohlgemerkt. War wahrscheinlich auch unser Fehler mit der Wippe. Aber wegen der Arbeit essen mein Freund und ich nur abends und als sie noch nicht richtig sitzen konnte, haben wir sie immer in der Wippe gefüttert. Wie kann ich ihr das Essen am Tisch "schmackhafter" machen? Wie gesagt, eigener Löffel usw. bringt leider nichts. Essen in der Hand (zumindest weiche Dinge) mag sie auch überhaupt nicht und zerquetscht alles und wirft es dann hinunter. Weiß langsam keinen Rat mehr...denn manchmal isst sie überhaupt nichts und wir kommen nicht um eine Milchflasche herum. Danke und Gruß

Mitglied inaktiv - 20.06.2011, 11:53



Antwort auf: Essensverweigerung

Hallo 1701krone Wie jung ist Ihre Tochter denn jetzt? Bitte setzen Sie sich auf jeden Fall zu Ihrer Tochter dazu, wenn Sie beobachten, dass sich ihr Hunger einstellt. Mag sie noch nicht selbst essen, füttern Sie sie noch eine Weile oder aber, bieten Sie ihr ihre geliebte Flasche an. Irgendwann wird sie sich schon an Ihrem Eß-Verhalten orientieren, da Sie ihr großes Vorbild sind. Bereiten Sie die Speisen für Ihre Tochter abwechslungsreich zu, da es nur zu verständlich ist, wenn sie den stets gleichen Brei ablehnt. Stellen Sie sicher, dass Ihre Tochter auch hungrig ist und nicht schon zu müde zum Essen. Das Herunterwerfen und von Mama Wiederholen-Lassen ist in einer bestimmten Entwicklungsphase eine ganz neue Erfahrung, die ein Kleinkind so oft wie möglich zu vertiefen sucht. Spielen Sie darum das Geben-Nehmen-Spiel immer mal wieder außerhalb der Mahlzeiten, sodass Ihre Tochter zunehemend das Interesse daran verlieren wird. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 20.06.2011



Antwort auf: Essensverweigerung

Hallo, diese Phase hatten wir beim ersten Kind auch. Wir hatten uns überlegt, wann sie den Brei bekommen sollte, und ihn ihr dann angeboten. Sie interessierte sich aber nicht wirklich dafür. Erst die Kinderärztin brachte uns auf das, was eigentlich offensichtlich war: unsere Tochter hatte zu den angebotenen Essenszeiten einfach noch nicht genug Hunger. Denn ein hungriges Kind lässt sich nicht von allem und jedem ablenken. Auch, dass Ihr Eure Tochter ständig bespaßen müsst, damit sie überhaupt isst, ist ein Anzeichen dafür. Ich würde daher warten, bis sie von selbst deutlich signalisiert, dass sie jetzt richtigen Kohldampf hat (weinerlich, quengelig wird), und sie dann erst füttern. Diese Zeiten müssen mit den familiären Hauptmahlzeiten oder Vorstellungen nicht übereinstimmen, das ist in diesem Alter normal. Wenn sie mittags während der Hauptmahlzeiten mit am Tisch sitzen soll, könnt Ihr ruhig darauf bestehen. Sie kann dann vielleicht mit ein paar Küchenutensilien spielen. Füttern würde ich sie nur, wenn sie das von sich aus verlangt, nicht, weil jetzt nach Eurer Meinung "Zeit" dafür ist - hier hat sie offenbar noch ihren eigenen Rhythmus. Sie sollte aber nicht in der Wippe, sondern nur am Tisch gefüttert werden, sobald sie sich meldet. Ich würde alternativ auch keine Milch anbieten, sondern ruhig warten, wann der richtige Hunger kommt. Dann ist sie auch experimentierfreudiger, als wenn sie ständig latent satt ist. Ein gesundes Kleinkind nimmt nicht ab und verhungert nicht, nur weil Eltern warten, bis es selbst Hunger anmeldet. Auch wir mussten dieses Vertrauen erst entwickeln, es ist aber wichtig. Denn je mehr Brimborium man veranstaltet, nur um Essen ins Kind hineinzubekommen, desto mehr signalisiert man dem Kind: Essen ist kompliziert. Es geht nicht von selbst. Man muss abgelenkt und unterhalten werden, um es überhaupt zu ertragen. Damit programmiert man zuverlässig lang anhaltende Essprobleme bei Tisch, weil das Kind natürlich auf das Aufhebens nicht mehr verzichten will. Essen ist etwas Schönes und Genussvolles - ein Kind, das wirklich Hunger hat, dazu zu überreden ist ganz unnötig, ehrlich! ;-) LG

von Bonniebee am 20.06.2011, 12:16