Guten Tag Frau Ubbens.
Letze Woche hat mein Sohn (4J. 5M.) erzählt, er mit seinem Freund aus dem Kindergarten (im gleichen Alter) hätte Doktorspiel gespielt. Dabei hat sein Freund ihn aufgefordert die Hose und Unterhose auszuziehen und hätte er Penis und Popo gemessen. Penis mit Legestein, was ihm auch Weh getan hat und Popo mit dem langen Lego-Löffel, den er ihm in Popo reingesteckt hat. Am nächsten Tag hat er mir den Legestein und den Löffel gezeigt,der war ziemlich lang. (aus mehreren Steinen und Löffel jeweils einen, die so groß waren wie die, mit denen die gespielt haben.
Unser Gespräch hatte insgesamt lange gedauert, natürlich spielerische und nett, damit ich sicher sein konnte, das hat tatsächlich so stattgefunden wie er mir erzählt hatte.
Am nächsten Tag hatte ich die Direktorin drauf angesprochen. Mir ist wichtig die Sicherheit meines Kindes, dass er sich, oder jemand ihn nicht verletzt und dass er sich gut entwickelt. Ich bin jemand, die der Meinung ist, die Kinder sollten über alles, auch Geschlechtsorgane.... Bescheid wissen, aber alles hat seine Zeit, altersentsprechend.
Mir wurde gesagt die Doktorspiele in der Art sei normal für die Kindesentwicklung. Die sollten sich ausziehen, ausmessen, damit spielen dürfen,aber nichts reinstecken. Ich dürfte ihm das nicht verbieten. ich dürfte ihm nicht sagen man dürfe nicht unten rum spielen und nein sagen. Dies sei für die normale Entwicklung notwendig.
Jetzt frage ich mich, wie soll ich meinem Kind klar machen was geht und was nicht mehr geht. Wo die Grenze ist, damit ich mein Kind jetzt und für weiteres Leben, unter anderen vor dem Missbrauch von dem "netten" Onkel, oder Nachbarn, oder wem auch immer schützen kann!! was, wie wir alle wissen, in unserem Leben passiert, und leider öfter als wir denken, dass es passiert.
Was soll ich ihm sagen was geht und was nicht??? und ist für die normale spätere sexuelle Entwicklung denn wirklich so notwendig, dass die Kinder sich ausziehen und "unten rum spielen"?
P.S. ich habe meinem Sohn gesagt, dass man keiner bei ihm "unten rum spielen" darf und dass man nichts isn Ohr, Nase, Mund, Popo, Penis was rein stecken darf. Dies sagte ihm ihm schon lange, aber habe jetzt dazu noch Popo und Penis hinzugefügt. So habe ich ihm gesagt, bis ich besser weiss was ich ihm sagen soll. Vielleicht habe ich doch Recht!
P.S. P.S. ich denke, wenn die Eltern von den Jungs, die in der Kirche und an anderen Orten, im Kindergarten oder wo anders missbraucht worden sind, wenn die Eltern den Kindern so beigebracht hätten, hätten wir nicht die Generation von den missbrauchten Jungs und Männern, die ihr ganzes Leben lang damit zu kämpfen haben!!
Wo ist die Grenze???? Was soll ich meinem Kind sagen????
Vielen Dank für die Antwort im Voraus
Viele Grüsse Banchula
von
Banchula
am 18.06.2019, 11:32
Antwort auf:
Doktorspiele im Kindergarten
Liebe Banchula,
"mein Körper gehört mir" und zu allem, was mir gehört, darf ich NEIN sagen. Auch zu Freunden darf man NEIN sagen. Sie können es in kleinen Rollenspielen, z.B. mit Stofftieren oder Puppen veranschaulichen. Spielen Sie unterschiedliche Situationen vor. Ihr Sohn darf dann auch eine Rolle übernehmen.
Doktorspiele sind ganz normal und sollten nicht unterbunden werden, so lange beide Seiten spielen möchten.
TABU ist, etwas in Körperöffnungen zu stecken.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 18.06.2019
Antwort auf:
Doktorspiele im Kindergarten
Also richtig ist, dass man Doktorspiele nicht als etwas schlechtes/ungehöriges abstempeln und verbieten sollte. Sexualität sollte eben nicht als etwas negatives empfunden werden.
Aber: dabei wird den Kindern eigentlich auch vermittelt "Nein" zu sagen! Also Doktorspiele nur, wenn beide einverstanden sind und es auf Gegenseitigkeit beruht im Sinne von "ich zeig dir mein, du zeigst mir deins".
Ab dem Moment, wo ein Kind sozusagen unterlegen ist und sich genötigt fühlt, etwas zu tun/sich anfassen zu lassen obwohl es das nicht will, ist Schluss mit Lustig.
Ich bin mir daher nicht sicher, ob du die KiGa-Leitung da nicht evt. mißverstanden hast. Das sie nur mitteilen wollte, das es nur normalen Entwicklung gehört und eben nicht "unter Strafe gestellt wird"/verboten wird in der Annahme, du willst das alles gar nicht. Ganz sicher muss dein Sohn nämlich nichts machen, was er nicht selbst auch will in dem Bereich.
Frag doch da bitte noch mal nach. Stichwort "mein Körper gehört mir".
von
cube
am 18.06.2019, 12:04
Antwort auf:
Doktorspiele im Kindergarten
Danke für diene Antwort und den Tipp von " mein Körper gehört mir". Aber mein Anliegen ist nicht, dass ich meinem Kind sämtliche Sachen verbieten will, damit er dann weisst Sexualität ist schlecht. Im Gegenteil, wir reden offen über alles, altersentsprechend, und will so weiter machen.
Mein Anliegen und meine Sorge war, inwieweit man was verbieten sollte. Ich bringe ihm bei NEIN zu sagen, auch mir und dem Vater, wenn er NEIN sagen will. Diesmal sagte er zu mir "ich wollte nicht ausziehen, aber er ist mein Freund. ich habe wegen ihm ausgezogen".
Nur wenn er auch mitmachen will und die Spiele werden irgendwann "gefährlich" weil man noch das und dies ausprobieren will. "Gefährlich" z.B. wegen Verletzung am Anus oder Penis (Lego-Löffel war ziemlich lang!!) .
Was sollte man dem eigenen Kind sagen, das Spiel ja, spielen ja, aber bis dahin?? - Wohin??? Wo ist die Grenze? Oder lieber sagen -"unten rum wird nicht gespielt"
Danke für die Antwort
von
Banchula
am 18.06.2019, 14:20
Antwort auf:
Doktorspiele im Kindergarten
Ich antworte dir einfach noch mal (Frau Ubbens wird das aber dennoch ebenfalls tun!), weil wir diese Situation auch hatten.
Zum damaligen Zeitpunkt bester Freund sagte dann eben sowas wie "wenn du das nicht machst, bist du auch nicht mehr mein Freund". Und da sind wir bei dem Punkt, das eigene Kind zu stärken, auch zu Freunden "nein" zu sagen.
Als Eltern haben wir mit dem Kiga gesprochen und dieser war selber daran interessiert bzw. hat das Ungleichgewicht zwischen den beiden Jungs gesehen und entsprechend darauf geachtet, dass diese erst mal nicht unbeaufsichtigt spielen. Außerdem wurde vom KiGa aus mit den Eltern des anderen Kindes gesprochen, dass diese auch daheim mal mit ihrem Kind darüber sprechen, dass man andere eben nicht erpresst/nötigt etwas zu tun, was sie nicht wollen.
Mit unserem Kind haben wir selbst auch gesprochen. Dabei ging es dann darum, wie er sich gefühlt hat. Letztendlich hat euer Sohn ja schon gesagt, dass es ihm weh getan hat und er es nur macht, weil der Freund ihn drängt/erpresst. Bestärkt ihn dann darin, dass er "nein" sagen darf. Ich habe letztendlich unserem Kind klipp und klar gesagt "wer sowas macht (erpressen/zwingen), der ist in dem Moment kein Freund". Und klar dürft/solltet ihr ihm auch sagen, dass sich Gegenstände in den Körper stecken, nicht erlaubt ist. Ganz simpel. Damit liefert ihr eurem Kind auch gleichzeitig ein Argument, weswegen er "nein" sagen darf und das gar nichts mit Freundschaft ja/nein zu tun hat.
Wie gesagt: der KiGa sollte dahingehend aber auch - gerade wenn sie wissen, das diese Spiele gerade Thema sind - mit den Kindern ganz allgemein reden/aufklären. Bittet/Fordert den Kiga auf, verstärkt auf die beiden zu achten und diese erst mal nicht alleine zB in einem nicht für sie einsehbaren Raum (Turnhalle oder wo auch immer das stattfindet) zu lassen. Auch der Kiga muss hier unterstützend eingreifen - schließlich seid ihr in dieser Zeit eben nicht da, um das zu tun.
von
cube
am 18.06.2019, 14:53