kunigunde
Mein Mann hat eine schwere chronische Krankheit, die Diagnose hat er schon lange, hatte aber bisher keine Einschränkungen. Das hat sich vor einigen Monaten geändert, er musste einige Zeit ins Krankenhaus und ist seither körperlich sehr schwach.
Unser Alltag ist mittlerweile fast wie früher, er kann seinen Beruf ausüben und alles, was er bisher bezüglich Kinderversorgung übernommen hatte, auch weiterhin tun.
Dennoch hat sich etwas zwischen uns verändert, am auffälligsten ist dass wir kaum noch Sex miteinander haben. Ich muss mich regelrecht dazu überwinden mit ihm intim zu werden. Das tue ich hin und wieder ihm zu liebe. Es ist nicht so dass er irgendetwas falsch macht, aber er ist körperlich einfach schwächer und naja, das turnt mich irgendwie nicht richtig an. Das versuche ich nicht zu zeigen weil ich ihn ja nicht kränken will und spiele ihm dann vor dass ich es toll finde.
Seine Krankheit ist für ihn irgendwie ein Tabuthema. ZB hinkt er sichtbar beim Laufen, geht aber davon aus dass das niemand bemerkt und wäre sehr gekränkt wenn ihn jemand ansprechen würde. So ähnlich ist es auch im Bett, wir machen es so dass es für ihn bequem ist, tun aber so als würden wir es deshalb so machen weil es so am tollsten ist. Dabei mag ich es nur bedingt, den aktiven Part beim Sex zu übernehmen, richtig toll finde ich es umgekehrt.
Die Situation belastet mich sehr. In letzter Zeit frage ich mich oft ob ich ihn denn überhaupt liebe bzw. was Liebe denn ausmacht wenn ich ihn nicht begehre. Wir haben zwei Kinder und funktionieren sehr gut als Familie. Er ist auch ein wunderbarer Mensch, wir teilen viele Interessen und haben viele gemeinsame Freunde, wir haben ein schönes gemeinsames Leben.
Hat/ hatte mal jemand eine ähnliche Situation? Danke fürs lesen&578;
Ähnlich ja, aber nicht ganz. Ich bin/war nämlich der "kranke" Teil im Paar und habe nur gemerkt, dass es meinem Mann gewalttig auf die Libido geschlagen hat. Es hat sich aber wieder deutlich verbessert. Offensichtlich hat er sich mit meiner Krankheit (bzw. deren Nachwirkungen) arrangiert. Trini
Ich kenne das zum Teil auch. Gerade das mit dem Gehen und auch Sitzen ist bei meinem Mann so. Man kennt ihm einfach an, dass er angeschlagen ist - auch wenn er es selbst nie zugeben würde. Er macht zwar alles mit uns (wandern, Rad fahren),... aber ich kenne, dass es ihm manchmal schwer fällt. Eine Frau (oder die meisten Frauen) stellen sich ihre Partner eben als "starke" Männer vor. Wenn es dann nicht so ist, dann sind sie körperlich oft nicht mehr so anziehend für uns. Aber ich denke dann immer, dass auch wir Frauen uns verändert haben bzw. verändern. Nach der Schwangerschaft ist vieles anders als es vorher war - und wir wollen aber auch, dass uns unser Mann genauso liebt wie vorher. Da ich vorher einige Partner hatte, bei denen Sex ein mehr oder weniger Totalverhau war, bin ich trotzdem froh meinen Mann zu haben - auch wenn ich ihn mir manchmal "stärker" wünschen würde.
Da hilft, auch wenn es schwierig ist: Reden.
Männer wollen stark sein, auch wenn sie schwach sind, das ist das Problem. Da wird lieber der Kopf in den Sand gesteckt... Und vielleicht tut es ihm gut, wenn er über seine Erkrankung spricht, und zwar ehrlich. Lass ihn nicht davonkommen mit einem "passt schon", sondern sage ihm, dass Du wissen willst, wie es ihm wirklich geht. Dass Du, als seine Partnerin, Ehrlichkeit von ihm willst.
Hier geht es um Euch, Eure Beziehung, und da ist die Konfrontation, auch wenn sie für ihn psychisch schmerzhaft ist, wichtig. Erotik, Sex, Begehren ist eben ein wichtiger Bestandteil, und wenn da etwas nicht stimmt, ist das nicht gut.
Ich habe selber einige gesundheitliche Baustellen, und fühle mich manchmal so sexy wie ein Verkehrsunfall. Aber mein Mann sieht das anders, und sein Begehren, das er zeigt, mir zugewandt, lässt mich das dann vergessen. Auch wenn ich "danach" dann platt bin, aber glücklich.
So, jetzt mache ich einer Tomate Konkurrenz.
Ich finde das Reden um jeden Preis nicht immer geeignet. Immerzu über alles zu reden ist so ein typisches Frauen-Ding, fast schon eine Religion: Wenn man nur genug redet, redet, redet - dann wird's schon werden. Kürzlich wurde im TV aber eine Studie vorgestellt, die sogar Paar-Therapeuten sehr erstaunt hat: Die Paare, die viel miteinander reden, haben weder die längeren, noch die glücklicheren Ehen. Umgekehrt haben Paare, die eher wenig reden, aber trotzdem gut aufeinander abgestimmt sind, deshalb keine schlechtere Ehe, fühlen sich nicht unglücklicher, und ihr Trennungsrisiko ist ebenfalls nicht erhöht. Das hat so ziemlich alles auf den Kopf gestellt, was man bisher dachte. Ständig alles zu bereden hat gar keinen Zusammenhang mit dem Erfolg einer Beziehung! Reden kann sicher gut und hilfreich sein - manchmal. Nicht alles bis ins Kleinste zu zerreden (vor allem nicht beim Sex), kann aber ebenfalls sehr hilfreich sein. Einen Mann, der nicht gern über Krankheiten spricht (wie die meisten Männer) nun mit Gewalt und Erpressung zum "Reden" zu zwingen, finde ich ganz fürchterlich. Dieses Bedrängen bereichert ganz sicher weder ihn noch die Beziehung, sondern treibt ihn noch mehr in sein ungutes Gefühl hinein und in die Defensive (auch wenn es objektiv gut gemeint ist). Ich finde es außerdem tödlich, einem kranken Mann anzudeuten, dass man ihn nicht mehr sexy findet - in welcher Hinsicht soll ihm das denn helfen...? Ich glaube außerdem, das Nachlassen der Libido in Eurer Beziehung hat nicht unbedingt mit der Krankheit Deines Mannes zu tun, sondern es ist ja ein häufiges Phänomen. Man kennt sich in- und auswendig, teilt den Alltag, kennt gegenseitig auch seine Schattenseiten - es ist normal, dass es da nicht mehr so prickelt. Das ist ja gerade der Grund, warum viele langjährige Paare nur noch sehr selten miteinander schlafen. Nicht, weil sie sich nicht mehr lieben würden - aber das Bedürfnis nach Sex miteinander ist einfach nicht mehr so dringend. Und deshalb sind ja auch Affären so häufig - nicht weil man zu Hause so wahnsinnig unzufrieden oder die Beziehung immer so fürchterlich schlecht wäre. Sondern weil Sex mit einem Anderen und das frisch Verliebtsein sich einfach so wunderbar aufregend und neu anfühlen. Und auch, weil der Andere natürlich noch nicht sein Alltagsgesicht gezeigt hat, sondern einem wahnsinnig interessant und perfekt vorkommt. LG
Es ist vor allem ein Problem der AP, NICHT ihres Mannes. Sie findet derzeit ihren - ich übertreibe MASSLOS!!! - hinkenden schlappen Mann unerotisch. Wie sollten da Gespräche über sein Befinden helfen? Er IST krank, daran ist nix u ändern und es ist nicht seine Schuld? Letztlich muss sie ihren Umgang mit der Situation ändern. Und das geht!! Mein Mann traut sich EIN JAHR nach der OP meine "neue" Brust anzufassen. Trini
Naja, grundsätzlich ist es schon ein Problem des Paares, wenn einer mit dem Sex nicht mehr glücklich ist. Reden um jeden Preis, erst recht, wenn er so mit der Situation hadert, würde ich auch nicht um jeden Preis. Aber vielleicht kann man andere Dinge/ Varianten/ Hilfsmittel finden, die (muss ja nicht jedes Mal sein) der AP ZUSAMMEN mit ihrem Mann wieder mehr Spaß bringen können? Filme, Spielzeug, bestimmte Stellungen... Ich würde versuchen, es über diese Schiene zu machen. So nach dem Motto "Ich habe da gelesen/ gesehen/ gehört, es gibt das und das, wollen wir das man ausprobieren? Ich fand es klingt total spannend...". Ich weiß ja nicht, woran er leidet, gibt es Sport/ Aufbaupräparate/ Physiotherapie etc., wodurch er fitter werden könnte (natürlich in Absprache mit dem Arzt)? Etwas, was ihr zusammen mehr könntet? Wären das vllt. Ansätze?
Liebe alle, vielen Dank für eure ernsthaften und wohlmeinenden Antworten, die ihr trotz des dämlichen Smilies, das sich unter meinen Beitrag geworfen hat, geschrieben habt! Das mit dem Reden ist tatsächlich eine zwiespältige Sache. Ich halte sonst echt viel davon, offen miteinander über seine Gefühle zu reden, aber in dieser Sache kann ich ihm unmöglich meine wahren Gefühle erzählen. Er wäre zutiefst verletzt und würde mich hassen. Er wünscht sich, so wie ich es mir an seiner Stelle auch wünschen würde, dass ich ihn liebe und begehre, egal ob krank oder gesund. Ich habe diesen Anspruch eigentlich auch an mich und versuche es auch, aber oft, besonders im Bett, spiele ich nur etwas vor. das fühlt sich scheisse an und erzeugt auch so eine Distanz. Es ist normal dass man sich mit der Zeit nicht mehr so begehrenswert findet und nur wenig Sex hat, hat jemand geschrieben. Mit keinem bzw. wenig Sex kann ich mich für den Moment gut arrangieren, besser jedenfalls als mit diesem sich gezwungen fühlen. und wenn man es als normale Paarphase sieht klingt es gar nicht so krank. Das Problem liegt bei mir und ich soll meine Einstellung ändern hat auch jemand geschrieben. Ist auch richtig, nachdem seine Krankheit nicht besser werden wird (das Gegenteil ist zu erwarten) muss ich mich irgendwie damit arrangieren wenn es dauerhaft weitergehen soll. vielleicht brauche ich einfach noch Zeit. Ich will unbedingt dass es weitergeht mit uns, besonders wegen der Kinder. Danke euch allen, und jenen, die eigene Krankheiten zu bewältigen haben oder ihre kranken Partner unterstützen alles Gute und viel Kraft!
Danke für die Rückmeldung! Du schaffst das! Andere brauchen dafür auch ihre Zeit. Gib sie dir! Trini
Vielleicht kannst du bei der Sexstellung anfangen, wenigstens einen Teil davon zu besprechen. Das du das gern anders hättest weil du so weniger Lust hast. Sag ihm doch im Scherz mit Augenzwinkern, dass der Mann oben liegen stärker sein,... muss ;-) (Wenn er mit euch wandern/radfahren kann, wird er doch auch da etwas aktiver sein können? Sex dauert ja nicht eeewig. )
Liebe Kunigunde, ich lese, dass du und dein Mann im Grunde sehr harmonisch lebt und du in ihm einen echten Partner findest, ihr viele Gemeinsamkeiten habt und euch in vielem einig seid. Nur kann er aufgrund seiner Erkrankung kein körperlich starker und fordernder Liebhaber sein. Ich denke spontan, dass eure gute Beziehung doch Gold wert ist, wenn es darum geht, euer Liebesleben aufzupeppen. Gib ihm doch Hilfsmittel an die Hand Der Fantasie sind doch keine Grenzen gesetzt. Ich kann mir nur vorstellen, wie belastend es für deinen Mann sein muss, zu spüren, nicht mehr so begehrenswert zu sein, weil ihm die Kraft fehlt. Es kann nur stärkend wirken, das Miteinander
kreativer zu gestalten.
Liebe Kunigunde, Vielleicht liest du ja meine Antwort noch!? Ich werfe mal meine küchenpsychologischen Fähigkeiten ins Feld und vermute, dass deine Unlust auch viel mit den veränderten Rollen in eurer Beziehung zu tun hat?! Immerhin war er bisher stark und männlich und du ebenbürtige Partnerin und Geliebte - und plötzlich hast du eher eine mütterliche, pflegende Rolle ("Krankenschwester") und er ist schwach und benötigt Rücksicht und Pflege (zumindest las es sich so als ob es zumindest eine Zeit lang so war). Ich weiß nicht, ob dir die Schauspieler Saskia Valencia und Thorsten Nindel ein Begriff sind, beide waren ein Paar. Herr Nindel erkrankte vor ein paar Jahren an Lungen(-?)Krebs und galt nach seiner Behandlung als geheilt. Wie man der Klatschpresse entnehmen konnte, haben sich die beiden jedoch nicht lange nach seiner Genesung getrennt. Irgendwann später hat sich Frau Valencia dann öffentlich zu der Trennung geäußert - und sie gab als Trennungsgrund an, dass es durch die veränderte Dynamik durch die Krankheit innerhalb in der Beziehung Probleme gab, die man dann nicht mehr bewältigen konnte (es war genau diese Veränderung von gleichwertiger Partnerschaft zum Verhältnis Kranker - Pflegerin). Oder Michael Douglas und Catherine Zeta Jones, die auch durch die Krebserkrankung von Herrn D. in eine Krise gerieten (und sich lt. Klatschpresse berappelten), allerdings habe ich das nicht weiter verfolgt, weil mein Interesse an den beiden soooo groß dann auch nicht ist... Scheint aber in den besten Familien vorzukommen... Eine Patentlösung kann ich dir leider nicht bieten... In einer vergleichbaren Situation würde ich mir - unter Umständen erstmal ohne Wissen des Partners - professionelle Hilfe suchen. Vielleicht genügen ja bereits ein, zwei Beratungseinheiten, um wieder klarer zu sehen und einen Weg in Richtung gleichwertiger Partnerschaft zu finden (mir fällt gerade kein besserer Begriff ein, "wertig" suggeriert ja, dass einer der Partner weniger oder mehr wert ist, ich meine eine Beziehung auf Augenhöhe)... Viele Grüße und alles Gute, Martina...
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