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Meine Tochter ist so anhänglich

Meine Tochter ist so anhänglich

alexistda1

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Meine Tochter ist nun 3 Jahre und 3 Monate alt und ich halte sie für echt klug und gut entwickelt. In letzter Zeit ist sie aber wirklich anhänglich geworden obwohl sie eigentlich selbständig sein könnte. Morgens gibt es oft Theater wenn ich sie im Kindergarten abgeben will. (Ich weiß, dass der Kindergarten wirklich gut ist und sie dort alles bekommt was sie braucht. Ich verstehe mich auch echt gut mit den Kindergärtnerinnen.) Sie will sich grundsätzlich von mir anziehen lassen obwohl sie das selber kann. Wenn es schnell gehen muss dann gebe ich auch nach. Sie möchte nicht alleine spielen und will das ich immer mitspiele. Ich habe eine Babysitterin die wirklich toll mit ihr umgeht. Wenn ich dann im Nebenraum am arbeiten ist, dann kommt meine Kleine immer wieder zu mir und will dass ich mitspiele. Ich bin alleinerziehend und die Kleine schläft noch bei mir im Bett. Telefonate in Ihrer Anwesenheit sind kaum möglich weil sie dann rumjammert…ich habe ihr bereits einige Male erklärt, dass ich nur kurz ein wichtiges Telefonat machen muss und dann ganz für sie da bin..Leider war das erfolglos. Insgesamt ist mir das sehr viel Aufmerksamkeit, die meine Tochter braucht. Einerseits möchte ich dass sie selbständiger wird weil ich weiß dass sie es kann und ich selber für mich mehr Freiraum benötige. Andererseits fühle ich mich schlecht wenn sie dann rumweint. Wie sehr ihr das?


Windpferdchen

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Antwort auf Beitrag von alexistda1

Hallo, was Du schilderst, ist ein komplett normales Verhalten für ein dreijähriges Kind, und zwar in jeder Hinsicht und in jeder Situation. Meine Kinder waren genauso. Die Mäuse sind in diesem Alter eben noch keine Schulkinder, sie sind noch klein und anhänglich. Auch ich durfte nicht telefonieren (meine Kindern saßen dann immer maximal 20 cm von mir entfernt oder veranstalteten Störmanöver. „Vernünftige“ Erklärungen interessieren kleine Kinder in diesem Alter noch nicht. Sie verstehen nicht, warum ein Telefonat wichtig ist. Sie verstehen: „Mama zieht ihren Fokus von mir ab. Das ist alarmierend!“ Kleine Kinder sind genetisch darauf programmiert, dass sie sich immer stark in den elterlichen Fokus drängen müssen. Denn täten sie das nicht so nachdrücklich und hartnäckig, bestünde die Gefahr, dass weniger fürsorgliche Eltern sie zu oft wegschieben und sich nicht ausreichend kümmern würden. Die Evolution hat es daher so eingerichtet, dass Kinder es schwer bis gar nicht zulassen, wenn Mama sich kurz von ihnen abwendet. Klar, dieses Verhalten kann lästig sein, aber es ist normal und vor allem: das Kind kann es nicht abstellen, selbst wenn es das wollte. Ich finde es sehr wichtig, das zu verstehen, damit man nicht gereizt ist und es dem Kind übelnimmt. Außerdem hat das Ganze zwei Seiten: Du bist nämlich auch anhänglich, sonst würde Deine Tochter nicht mehr bei Dir im Bett schlafen. Es ist kein Zufall, dass bei den meisten Alleinerziehenden die Kinder mit im Bett schlafen. Das Bedürfnis, nicht allein zu schlafen, geht dabei nicht nur vom Kind aus. Weißt Du, das Thema ist hier gar nicht Deine Tochter. Sondern das Thema ist, dass Du alles allein stemmen musst. Du bist, was völlig nachvollziehbar ist, an der Belastungsgrenze, weil Du kaum Auszeiten von Deinem Kind bekommst. Das Modell „Mama und Kind allein zu Haus“ ist in der Natur nicht vorgesehen. Kinder möchte möglichst mehrere erwachsene Bezugspersonen. Ich kann natürlich nur sagen, was ich selbst tun würde. Ich würde in ein Wohnprojekt ziehen. Es gibt da die unterschiedlichsten Modelle. Eine Freundin von mir hat mit zwei weiteren alleinerziehenden Müttern ein recht großes Haus gemietet, wo sie gemeinsam wohnen. Jede hat ihren eigenen, privaten Bereich mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad - Küche und Gemeinschaftszimmer werden geteilt. Das ist perfekt für sie. Eine andere Freundin hat sich in ein Mehrgenerationenhaus eingekauft (kleine Apartments plus Gemeinschaftsbereiche). Eine andere wiederum lebt auf einem großen Gemeinschaftsbauernhof. Man kann dort mitarbeiten, kann aber auch normal berufstätig sein und sich nur in der Freizeit einbringen. Die Miete geht an die Hofgemeinschaft. Weißt Du, es gibt so viele Wohn- und Lebensmodelle. Auch Co-Parenting (jemand Fremdes, der keine eigenen Kinder hat, wird zur Ersatztante oder -oma, nachdem man sich angefreundet und miteinander vertraut gemacht hat) ist eines davon, meine Schwester macht das. Ich würde mich trauen, auch mal das ganz Ungewohnte zu denken und die Konvention vielleicht einfach mal wegzulassen - und zu schauen, was dann geht. Und das ist viel mehr als Du jetzt vielleicht denkst. LG


alexistda1

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Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Hallo Windpferdchen, ganz lieben Dank für Deine warmen und aufbauende Worte. Ich wusste wirklich nicht, ob ich zu viel von meiner Tochter verlange, wenn sie sich immer selber anziehen soll. Sie kann es ja. Ich wusste nicht ob sie einfach mit mir rumspielt oder wirklich meine Hilfe braucht. Für mich ist es ja auch einfacher, wenn ich sie anziehe. Das geht schneller. Mit der Schlafsituation ist das so ne Sache. Ich mag es tatsächlich neben ihr zu schlafen weil ich gerne Ihre Nähe spüre. Zudem ist das auch praktisch für mich wenn sie neben mir schläft denn sie macht noch Nachts in die Windel und da kann ich sie schneller wechseln und besser überprüfen ob was rausgelaufen ist. Derzeit habe ich keinen Partner und insofern passt das alles. Sollte ich aber mal jemand kennenlernen dann könnte das schon ein Thema werden. Ich bin zum Glück finanziell relativ unabhängig und leiste mir Babysitterinnen damit ich meinen Freiraum habe. Deine WG Idee finde ich interessant. Das hat viele Vorteile aber mir fällt da gerade keine andere Single Mama ein die für sowas geeinigt wäre. Ich will nicht krampfhaft nach einer Mama suchen und dann Kompromisse eingehen müssen die ich nicht eingehen will. Sollte sich das zufällig ergeben, dann gerne. Ansonsten brauch ich einfach meine Distanz. Ich will mir lieber ne größere Wohnung suchen und dann ein Au pair Mädchen aufnehmen.