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Lange Zeit im Krankenhaus - wie 2 1/2 Jährigen das beibringen?

Lange Zeit im Krankenhaus - wie 2 1/2 Jährigen das beibringen?

Micca

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Hallo, erst einmal allen noch ein gutes neues Jahr. Zu meinem Problem muss ich ein bisschen ausufern: Ich habe vor 1 1/2 Monaten zufällig bei einem MRT der LWS erfahren, dass ich ein Bauchaortenaneurysma (Eine Ausbuchtung an der Hauptschlagader) mit 4,5cm Durchmesser habe. Dies habe ich mir bei einem Gefäßchirurgen bestätigen lassen, der in 3 Monaten noch einmal kontrollieren wollte, ob es wächst. Da so ein Aneurysma bei einer Frau eigentlich sehr sehr selten auftritt und ich mit meinen 30 Jahren sowas von überhaupt nicht ins Bild passe, habe ich mir in München noch einmal eine Zweitmeinung eingeholt. Zu meinem Glück, möchte ich sagen. Der hat bei mir den Verdacht auf das Marfan Syndrom geäußert (genetische Krankheit des Bindegewebes) und mir nahegelegt, dass ich meine komplette Aorta mittels CT durchchecken lassen sollte und auch mein Herz per Ultraschall bei einem Kardiologen. Das CT fand dann 2 Wochen (vor 3 Tagen) später in derselben Klinik statt. Dort stellte sich dann heraus, dass meine komplette Aorta davon betroffen ist und sich eine Dissektion (meine Aorta hat sich gespalten. Ist also innen geplatzt) gebildet hatte. Ich wurde sofort liegend mit Rettungswagen in die nächste LMU Klinik gefahren (Überlebenschance nach Dissektion: 50/50), wo der Chefarzt für Gefäßchirurgie quasi schon auf mich wartete. Blut wurde abgenommen, Puls und Blutdruck kontrolliert, Herz geschallt und die Bilder vom CT auf den PC gespielt. Während man auf die Blutwerte wartete, sprach der Chefarzt mit mir über meine Situation. Da ich auf ihn nicht wirkte, als würde ich gar nicht mehr unter den Lebenenden weilen und auch meine Vitalwerte in Ordnung waren, war er doch sehr entspannt. Nachdem dann der Blutwert kam, der seine Vermutung bestätigte, (die Dissektion ist alt. In meinem Fall, so sagte er, ein 6er im Lotto inklusive 2 Zusatzzahlen) besprach er mit mir das weitere Vorgehen. Ich durfte nach Hause um noch ein paar Sachen zu regeln. Ein Privileg in meiner Situation. Num zum eigentlichen Problem.. Ich habe ein 2 1/2 Jährigen Sohn Zuhause, der nun mit Papa eine sehr lange Zeit ohne mich auskommen muss. Am 26.1 muss ich erneut in der Klinik vorstellig werden und dort ein Zimmer beziehen. Ich werde am 29.1 operiert und muss danach für mindestens 14 Tage auf die Intensivstation. Danach darf ich -eventuell - für ein paar Tage nach Hause und muss dann für 3 Wochen auf Reha. Da es ein ziemlich großer Eingriff ist und ich danach ziemlich geschwächt sein werde, wird es auch danach ziemlich lange dauern, bis ich wieder voll einsatzfähig sein werde. Wie mache ich das einem so kleinen Menschen begreiflich, dass Mama erst sehr lange weg ist und danach nicht mehr alles machen kann wie gewohnt? Ich habe unglaubliche Angst, was das mit meinem kleinen Schatz macht.. Mich macht es fertig zu wissen, dass ich sehr sehr lange nicht für ihn da sein kann. Zumal er auch noch bei mir mit im Bett schläft. Hatte jemand vielleicht schon mal so eine ähnliche Situation und könnte mir ein bisschen Mut machen und mir eventuell Tipps geben, wie ich es ihm verständlich begreiflich machen kann? Ist jetzt doch sehr lang geworden. Einen schönen Abend an alle.


ml1820

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Ich habe meine Krebsdiagnose bekommen, als mein Sohn etwa im Alter von deinem war. Zwar war ich nicht so lange am Stück im Krankenhaus, aber ich hatte ein Jahr lang immer wieder unterschiedliche Einschränkungen. Dein Sohn wird zwar vermutlich nicht wirklich verstehen, was los ist, aber du kannst es ihm trotzdem mit einfachen Worten erklären. Ihr könnt auch mit Video telefonieren. Und ich bin mir ganz sicher, dass ihr in die Situation hineinwachsen werdet. Erinnere dich selbst daran, dass du die Strapazen auf dich nimmst, damit dein Sohn noch lange Zeit mit dir verbringen kann. Ich würde auch dir und deinem Mann zu einer psychologischen Unterstützung raten. In so einer Ausnahmesituation solltet ihr alle Hilfe in Anspruch nehmen, die ihr bekommen könnt. Meine Kinder sind jetzt 3 und 5 und ganz normale Kinder. Der kleine hat zwar gerade eine anhänglich Phase, darf ist aber laut meiner Psychotherapeutin in ganz normalen Rahmen und deutet nicht auf ein Trauma hin. Alles, alles gut, ihr schafft das!


Micca

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Antwort auf Beitrag von ml1820

Hallo und lieben Dank für deine Antwort. Ach du Schreck. Dir geht es seit deiner Diagnose hoffentlich besser? Gab es denn Sätze, die er verstanden hat? Ich weiß halt nicht ob ich ihm sagen möchte, dass Mama sehr krank ist. Ich darf ihn z.b. jetzt schon nicht mehr tragen, mit ihm toben, etc. Das belastet mich wirklich sehr.. Es ist schön zu hören, dass es bei deinen Kindern hoffentlich keine Spuren hinterlassen hat. Vielen lieben Dank für deine Worte und einen schönen Sonntag.


ml1820

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Ich bin jetzt inzwischen wieder soweit gesund. Was ich sehr empfehlen kann, sind Kinderbücher zum Thema. Zu Krebs gibt es einige, mit deiner Diagnose ist das vermutlich schwieriger, vielleicht gibt es allgemein welche zum Thema Krankenhaus, in denen man sieht, was dort so passiert, vielleicht auch ein OP-Saal gezeigt wird. Im Lauf der Zeit hat er schon einiges verstanden, einmal hab ich mit dem Chrirugen telefoniert und ihm hinterher erklärt, dass ich bald operiert werde und er drauf: "Ja, der Krebs." Tragen war bei mir auch leider einige Zeit lang verboten, aber das hat eigentlich recht gut funktioniert, wir haben dann stattdessen im Sitzen gekuschelt, das war okay. Wir hatten auch viel Unterstützung aus der Familie, für die Kinder war vieles dadurch eher ein Abenteuer. Nach Ende der Behandlung hat er mich dann gefragt: "Mama, wann bekommst du wieder Krebs?" Ich hab gesagt: "Hoffentlich nie mehr" - habe aber gemerkt, dass er damit nicht ganz zufrieden ist und hab dann nachgefragt: "Möchtest du, dass ich Krebs bekomme?" Darauf hat er gemeint: "Wie wir dich im Krankenhaus besucht haben, haben wir viele Rettungsautos gesehen, das war lustig." Du siehst, Kinder nehmen vieles ganz anders wahr und ich habe das Gefühl, er hat das viel besser verarbeitet als die große Schwester, die sagt manchmal, sie mag nichts mehr über den Krebs hören. Und er wollte auch immer meine Stomaversorgungssackerl zum Spielen haben und hat sich die auf den Bauch geklebt. Was mir sehr geholfen hat: Ich habe alles genossen, was möglich war, damit waren die schweren Zeiten nicht ganz so schwer. Und ich habe für mich akzeptiert, dass das jetzt Realität ist und wir mit einer "neuen Normalität" leben müssen, zumindest temporär. Ich glaube, das macht es auch für Kinder leichter, wenn du da für dich selbst ganz klar bist, dass das jetzt eben sein muss. Und wie gesagt, psychologische Unterstützung für euch alle. Mir wurde von den Fachleuten immer geraten mit den Kindern offen zu reden, soviel sie halt wissen möchten. Alles, alles Gute!


Cafe2go

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Hallo, Oje, da hast du ja schon ganz schön was durch und noch einiges vor dir - hört sich nach einer klassischen Glück im Unglück Situation an. Gute Besserung! Ich war zum Glück deutlich kürzer im KH, war quasi eine Routine-OP. Ich würde einfach sagen, dass du operiert werden musst, damit es dir bald wieder besser geht. Und dass er dich besuchen darf / ihr Videotelefonieren könnt und sein Papa / Großeltern / ... in der Zeit auf ihn aufpassen. Dein Sohn und dein Mann werden das sicher gut hinbekommen! Und du brauchst die OP und es ist keine Schönheitsop oder so, die man auch einfach auslassen könnte - es ist wie es ist. Das hilft mir zumindest immer, wenn ich dem Großen (kam schwer krank auf die Welt) Untersuchungen / Behandlungen zukommen lassen musste, die er furchtbar fand: es ist notwendig, es führt kein Weg daran vorbei. Seit meiner OP darf/soll ich meine Kinder nicht mehr heben (die waren 2,5 + knapp 1J alt). Diesbezüglich kann ich dir sagen: man gewöhnt sich echt dran. Anfangs war ich auch total frustriert, weil ich die Kinder nicht mehr heben durfte. Mittlerweile bin ich stolz darauf, wie selbstständig selbst die Kleine ist. Keine 2J alt und wird quasi nie getragen / wo hochgehoben. Ausnahmen mache ich (mittlerweile), wenn sie mitten auf der Fahrbahn einen Wutanfall bekommt - dann hebe ich sie ins Wagerl oder wenn abends beide Kinder im Auto tief und fest einschlafen, dann trage ich die Kleine manchmal (oft geht mein Mann hintereinander mit den Kindern). Mein Sohn weiß übrigens: Mama wurde operiert, damit es ihr besser geht. Mama darf nicht heben, weil sie operiert wurde. Mama muss täglich Übungen machen, damit es ihr besser geht und sie irgendwann wieder heben darf. Also solche kurzen einfachen Sätze hat er schon mit knapp über 2,5J verstanden.


Micca

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Antwort auf Beitrag von Cafe2go

Hallo, auch dir danke ich für deine Antwort. Ja. Ich weiß, dass es nötig ist. Dennoch trifft es mich sehr hart, da mein Kleiner doch sehr auf mich fixiert ist und nun wirklich sehr lange von mir getrennt sein wird. Da geht wohl was mit mir durch. Ich habe ihm schon gesagt, dass die Mama krank ist und ich ihn deswegen nicht heben darf. Nach 3 Tagen fragt er schon gar nicht mehr danach. Selbst das macht mich traurig. Es ist zum verrückt werden.. Noch einmal vielen Dank für deine Antwort und deine Sichtweise. Es hilft zu lesen, dass ich mit meiner Situation nicht alleine bin und damit nicht verzweifeln muss. Auch dir noch einen schönen Sonntag.


Itzy

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Das wichtigste, deine innere Haltung dazu. Er hat Personen die ihn gut begleiten, die für ihn (vor Ort) da sind. Du stehst jetzt im Fokus! Sag ihm kurz und knapp was Sache ist. Mama hat ein Problem, die Ärzte helfen Mama das es ihr wieder besser geht. Fertig, Reha und Co. wenn es soweit ist. Ich hatte mal einen Spruch den gab es nur zwischen dem Kind und mir. So ein Geheimding. Ein Quatschspruch, aber es war unseres. Vielleicht wäre das auch was für euch. Zum Beispiel für einen Videocall als Abschluss. Z. B. Piraten wollen Schätze suchen und dabei richtig fluchen, Schiffszwieback und Dynamit, wir beiden haben uns immer lieb! Ist eigentlich ein Tischspruch. Und was das heben und Co. anbelangt. Als unsere 3.exakt ein 1.Jahr alt war, wurde mein Mann Notfallmäßig an der Bandscheibe operiert. Von einen auf den anderen Tag war es vorbei mit Heben und Co. für sehr lange Zeit. Ja ungewohnt, aber dank kreativer Lösungen ging gut. Z. B. Hatten wir ruck zuck Aufsteighilfen in der Küche, am Wickelplatz usw.


Bonnie95

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Antwort auf Beitrag von Micca

Kinder stecken mehr weg, als du denkst. Und sie denken viel einfacher & weniger verkopfend. Viele Dinge nehmen sie wahr & auch an - und zack, ist es auch verdaut. Als ich meine Krebsdiagnose bekam, war ich für drei Wochen nach OP erstmal im Krankenhaus und die ersten zwei Chemos wurden stationär durchgeführt. Inkl. Reha waren wir dann bei 10, die ich nicht zuhause war - mitten in Corona Zeiten. Also nichts mit Besuch oder sonstigem. Meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt 1 Jahr alt - also geistig noch nicht ganz so weit wie dein Kind. Aber sie hat es durchaus gemerkt. Ich hab ihr in sehr kurzen, aber klaren Worten gesagt, dass Mama krank ist & es jetzt ganz viele Ärzte gibt, die mir helfen. Dafür muss ich aber bei den Ärzten schlafen & komme dann wieder, wenn ich mit ihr spielen kann. Mein Mann hat ihr das bei Bedarf auch immer wieder kurz und knackig wiederholt. Ich hab mittlerweile zwei Kinder, bald drei. Mit der mittleren hab ich auch so einige stationäre Aufenthalte mit mir & die Große (jetzt 3 1/2 Jahre alt) versteht natürlich viel mehr. Aber auch hier: klare, knappe Worte. Fertig. Und vorallem: selber die nötige Gelassenheit ausstrahlen. Kinder merken sofort, wenn sie angelogen werden oder wenn man nicht hinter den eigenen Worten steht. Ich wünsch dir alles erdenklich Gute der Welt und hoffe sehr, dass du ganz schnell gesund wirst. Bleib stark - du packst das! Menschen halten mehr aus, als man denkt