Elternforum Rund ums Kleinkind

Kleinkind 2,5 will ausschließlich mit Mama aufs Klo!

Kleinkind 2,5 will ausschließlich mit Mama aufs Klo!

TinkaTinka

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Hallo! Mein Sohn (jetzt 2,5) ist seit seinem 18. Monat Tagsüber trocken und ungefähr seit seinem 2. Geburtstag auch Nachts. Ich denke, es lag an der großen Schwester, dass er es wirklich fast unfallfrei so früh beherrscht hat. Jedenfalls war er bereits mit 10 Monaten im Kiga. Da war auch die große Schwester noch mit ihm in der Kleinkindgruppe. Nach einem Jahr schloss der kiga und wir zogen gleichzeitig um. Da wir noch nicht genau wussten wohin genau, suchte ich vorerst einen kiga bei mir in der Nähe der Arbeit. Dies hieß jedoch täglich mit beiden Kindern 1 std. Morgens in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, und abends gegen 17:30 wieder zurück. In diesem Kiga wurden die Kinder getrennt. Die ältere kam in die richtige Kiga-Gruppe, während er in der Krippe blieb. Da begann es, dass er nicht gehen wollte. Es war bis zuletzt (bis auf wenige Ausnahmen) ein Kampf mit Tränen und Gebrüll bei der Übergabe. Corona-Schließungen taten ihr Übriges. Nach etwa 6 Monaten waren wir umgezogen und hatten auch ganz in der Nähe Plätze für beide Kinder. Aber ebenfalls in getrennten Gruppen. Wir dachten, dass diesmal der Papa die Eingewöhnung machen sollte. Vielleicht geht es dann besser. Papa würde die Kinder in Zukunft auch abholen. Ich jedoch jeden Tag bringen. Die Eingewöhnung dauerte ;wegen Corona) wieder etwa 2 Monate. Es lief aber gut. Er weinte nicht, spielte ruhig…. Dann übernahm ich das Bringen. (Mein Mann hat MS und es fällt ihm schwer, überhaupt hinzugehen). Die Abholung übernimmt er. Es geht sich so wunderbar aus mit unseren Dienstzeiten. Aber einige Wochen nachdem es wunderbar geklappt hat, fing der Kleine wieder an: nicht Kindergarten. Mama holen. Papa durfte nichts mehr. Beim Abholen müssen die Betreuer den Buben fertig machen, weil er sich von Papa nicht anziehen lässt. Und seit etwa 2 Wochen geht er nicht mehr aufs Klo mit anderen. Alles muss ich machen. Er geht auch nicht allein. Ich muss dabei stehen bleiben. Im kiga lief es bis vor kurzem noch gut. Seit 3 Tagen geht er da auch nicht mehr. Macht sich an. Will aber auch keine Windel anziehen… zieht sie sofort wieder aus. Er ist da schon sehr geschickt bei an- und ausziehen. Dem Papa lässt er nicht mal die nassen Sachen ausziehen, wenn er so lange gewartet hat, dass es schließlich doch in die Hose ging. Er will abends nicht schlafen gehen, ich muss 2 Std neben ihm sitzen. Ich bin total fertig. Am Ende meiner Nerven. Schreie viel. Drohe ihnen mit allein schlafen gehen usw… Daweil versuchte ich mich von Anfang an nach Alternativen (Montessori und Bedarfsorientierter Erziehungsmethoden) zu richten. Bei der größeren hat das alles wunderbar geklappt. Sie leidet jetzt mit, weil sie mich so „böse“ nie zuvor gesehen hat. Wie kann ich ihn dazu bekommen: A. Besser einzuschlafen B. Wieder normal und mit jedem aufs Klo zu gehen. C. Dass Papa auch wieder Sachen machen darf. (Er ist sowieso eingeschränkt, und das bissl, was er mir helfen könnte, wird ihm dann vom Kleinen verwehrt) D. Er gerne in den kiga geht (die Trennung nicht so schwer ist. E. Wie bekomme ich meine Nerven wieder Ruhig und gelassener mit diesen für mich unmöglichen Problemen? Über einen Rat wäre ich sehr dankbar. Lg. Martina


Lillimax

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Antwort auf Beitrag von TinkaTinka

Liebe Martina, das ist aber eine lange Liste von Problemen. Schauen wir sie mal an, und das möglichst nicht zu ausufernd, schließlich willst du praktische Lösungen. A) Dein Sohn schläft deshalb schlecht ein, weil sein Gesamtschlafbedarf sich offenbar gesenkt hat. Er ist schlichtweg nicht müde genug. Dass die Schlafmange sinkt, ist in diesem Alter normal. Wir Eltern müssen die Schlafenszeiten des Kindes daher immer wieder daran anpassen. Klar hätten wir am liebsten, dass alles immer so bleibt wie es ist, wir möchten abends gern auch mal Feierabend haben usw. Aber wir müssen uns nach den Bedürfnissen des Kindes richten. Zum Vergleich: Meine Kinder sind in diesem Alter gegen 21 Uhr eingeschlafen und waren um 6 Uhr wieder fit - spätestens. Manchmal sind sie auch erst um 21.15 h eingeschlafen und waren um 5.30 Uhr wieder wach. Tagsüber haben sie ca. 45 Minuten Mittagschlaf gemacht. Lege Deinen Sohn also entweder abends später hin, wecke ihn morgens früher oder verkürze den Mittagschlaf deutlich, wenn er noch einen macht. Nicht alles auf einmal natürlich, oft reicht es schon, den Mittagschlaf stark zu verkürzen. Und Du musst Geduld haben: Es dauert ca. 7 Tage, bis das Gehirn des Kindes sich umgestellt hat. Erst dann sieht man einen Erfolg. Trotzdem muss man sagen: Kein kleines Kind schläft ruckizucki ein. Alles bis zu einer Stunde ist normal. Was darüber hinausgeht, hat mit zu wenig Müdigkeit zu tun. B) Was ist bei einem Kind schon „normal“? Normal ist ausschließlich das, was DEIN individuelles Kind braucht. Dein Sohn musste und muss sehr jung und sehr früh in die Fremdbetreuung. Viele Kinder schaffen das überhaupt nicht unter drei Jahren. Darunter sind sie noch sehr trennungsempfindlich, und das kann sich in den verschiedensten Problemen und Symptomen zeigen, früher, aber auch erst später, so wie jetzt. Kinderpsychologen raten daher zu einer Fremdbetreuung erst ab drei Jahren, außer man muss berufstätig sein, dann muss das Kind da eben durch. Symptome, wie dass ein Kind klammert und nicht allein auf die Toilette möchte, sind einfach nichts Ungewöhnliches. Erfülle das Bedürfnis Deines Sohnes, wo es geht. Geh halt mit auf die Toilette, bis das nicht mehr nötig ist. Verweigerung, Krampf, Schimpfen, Ermahnungen kosten Dich viel mehr Energie. Im Kiga darfst Du das Ganze den Erzieherinnen und deren Vorgehen überlassen. C) Der Papa darf nur dann viel mit dem Kind machen, wenn das Kind Routine darin hat. Dazu gehört, dass der Papa sich sehr viel einbringt. Je mehr, desto normaler wird es. Dein Partner sollte täglich mit Eurem Sohn toben, ihn kitzeln, ihm ausführlich Märchen vorlesen und Bilderbücher anschauen, ihm Dinge erklären, zeigen. Nur ein Papa, der im Alltag stattfindet, darf auch Alltagsaufgaben übernehmen. Viele Kinder erlauben das einem Papa, der nur wenig Zeit für sie hat, nicht. D) „Dass er gern in den Kiga geht“… Ich kann verstehen, dass Du Dir das wünschst. Aber das ist bei einem so kleinen, offenbar sehr trennungsempfindlichen Kind nicht möglich. Warum sollte er gern von Dir weg sein, wenn er doch am liebsten bei Dir ist? Versteh mich nicht falsch. Wenn Du arbeiten musst, dann muss er eben in den Kiga. Dass er das gern hat, ist aber zuviel erwartet. Man bezahlt einen Preis für eine frühe Fremdbetreuung, und zwar fast immer. Eigentlich bezahlt das Kind den Preis. Wenn es nötig ist, dann muss man dazu stehen. Heile Welt ist hier meist nicht möglich. E) Ich glaube, der Kern Deines Problems sind Deine sehr hohen Erwartungen an ein noch so kleines Kind. Dein Sohn soll zuverlässig trocken sein, gern und allein auf die Toilette gehen, abends ruckzuck einschlafen, pflegeleicht für die Erwachsenen sein und sich gern von Dir trennen. All das kann er nicht, was völlig nachvollziehbar ist. Wichtig ist es in meinen Augen, dass Du Dich von den überhöhten Erwartungen losmachst. Du wirst sonst täglich aufs Neue enttäuscht oder reagierst aggressiv, weil Dein Sohn diese nicht erfüllen kann. Weißt Du, das Geheimnis ist: Nicht das Verhalten des Kindes, die üblichen, unvermeidlichen Hürden, Stolpersteine, Schwierigkeiten machen den Stress. Sondern Stress entsteht durch die Kluft zwischen dem eigenen Ideal und der Wirklichkeit. Das Einzige, was Stress lindert, ist Loslassen. Lass Deine Erwartungen los, die Dein Sohn ja ganz offensichtlich noch nicht erfüllen kann. Schau auf das Chaos und denke: Ja, so ist es. Gib Deinen Perfektionismus auf, auch die überhöhten Anforderungen an Dich selbst. Dies kann so entlasten, dass man aufhört zu schimpfen oder genervt zu sein. Man ergibt sich in das Chaos, das das Leben mit einem so kleinen Kind bedeutet. Nichts ist hier planbar oder perfekt oder so, wie man es sich wünscht. Das ist eine Riesenchance, sich dem Leben zu überlassen, anstatt dem Leben seine Ideen aufstülpen zu wollen. Ich musste das auch erst lernen. LG


seerose1979

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Antwort auf Beitrag von Lillimax

Hallo, ich schließe mich Lillimax an. Sie hat das richtig toll erklärend geschrieben! Lg Seerose