frauelaust
Liebe community, der Text könnte etwas länger werden, ich versuche mich aber auf das Wesentliche zu beschränken. Ich habe einen Sohn, welcher im Februar drei Jahre alt wird. Zur gleichen Zeit etwa soll er eine kleine Schwester bekommen. Mein Kind ist schon immer ein eher lebhaftes Kind, ist außerdem sprachlich und vom Verständnis her meiner Auffassung nach recht weit. Ich muss wirklich sagen, dass die vergangenen Jahre und Monate mit ihm ein Geschenk waren. Er ist wirklich größtenteils Teils ein "liebes Kind" und auch unkompliziert. Umso härter trifft mich jetzt der Zustand, der bei uns seit einigen Wochen Einzug hält. Ich schätze mal, der Einzug in die Autonomiephase begann damit, dass er auf einmal den Papa immerzu ablehnte. Das ging teilweise schon beim nach Hause kommen los, obwohl unser Papa wirklich ein sehr engagierter Vater und sehr liebevoll mit ihm ist. Der nächste große Schritt war dann, dass er keinen Mittagsschlaf mehr machen wollte. Wir hatten daher bestimmt drei Wochenenden lang endlose Machtkämpfe und Eskalationen. seit etwa 2-3 Wochen stehen bei uns immer häufiger diverse Schimpfwörter auf dem Programm. Wir sind blöde Kack Eltern oder eine Scheiß Mama oder ein Kacke Papa oder er will komplett andere Eltern haben. Das hat manchmal Ursachen, beispielsweise, wenn wir irgendwas verbieten oder es eben nicht nach seinem Willen geht. Manchmal kommt das aber auch einfach aus der kalten, obwohl vorher (meines Erachtens) alles gut war. so auch beispielsweise beim ins Bett liegen abends. Wir haben eine total schöne Einschlaf-Begleitung und alles ist super und er fängt plötzlich Streit an. So habe ich ihn heute Früh mit zum einkaufen genommen, nachdem er dies gern wollte. Vorhin im Bett, sagte er dann zu mir, er habe nicht mit zum einkaufen gewollt, und er fand das richtig blöd und jammerte dann kurz. Glücklicherweise ist es dabei geblieben, ich vermute, er war einfach zu müde. Ich habe das dann ignoriert und nichts weiter dazu gesagt, weil ich das Ganze nicht aufschaukeln lassen wollte. Grundsätzlich bin ich aktuell in der Situation, dass ich versuche negatives Verhalten (Beleidigungen) zu ignorieren. Ich habe schon oft versucht, das mit ihm sowohl in der Situation, als auch danach zu besprechen, habe aber das Gefühl, dass das nicht wirklich was bringt. Auch ansonsten bin ich bei seinen Wutanfällen und seinen Ausbrüchen schon diverse Methoden durchgegangen. Ich habe es mit ruhigen Reden oder gar nichts sagen und einfach Gehen versucht. Ich habe ihn angeschrien (ich weiß, dass das nicht toll ist aber irgendwann reicht es eben), was ihn aber kaum beeindruckt hat, er schreit dann eben zurück. Eigentlich super, um einem den Spiegel vorzuhalten. Ich bin trotzdem ganz schön verzweifelt. Heute haben wir auch den Weihnachtsbaum geschmückt. Er war erst total stolz auf das, was er geschafft hatte und hat dann eine Viertelstunde später unser gemeinsames Spiel unterbrochen, um zum Weihnachtsbaum zu gehen und daran etwas kaputt zu machen. Also diese negativen Ausbrüche kommen auch, wenn wir uns ausgiebig mit ihm beschäftigen. Es ist auch nicht so, dass wir ständig am Handy sitzen oder irgendwas anderes nebenbei machen, sondern wir spielen eigentlich sehr häufig und intensiv mit ihm. es ist wahrscheinlich müßig, Ursachen für das aktuelle Verhalten zu suchen. Es wird in seiner Entwicklung bedingt sein und vielleicht spürt er auch die bevorstehende Veränderung mit dem Geschwisterchen, die ihr ja zudem auch noch gar nicht richtig ein ordnen kann. Was mir helfen würde, wäre einfach der ein oder andere Erfahrungsbericht. Was habt ihr in diesen Zeiten gemacht? Wie seid ihr mit Beleidigungen umgegangen oder dann, wenn es eskaliert ist? Ich habe auch nicht immer ein Druckmittel, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden und Gutes einreden und Erklärungen finden, warum man dies oder jenes nicht tut, das hilft in besagten Situationen einfach nicht. Heeeeeelp... kleiner Nachtrag vielleicht noch: Ich habe auch schon oft versucht, ihn in sein Zimmer zu verweisen. Nicht nach der altertümlichen Regel ("Du gehst jetzt dahin und kommst erst wieder raus, wenn du dich beruhigt hast") sondern ich habe es versucht so zu erklären, dass ich das Gefühl habe, dass ihm gerade alles etwas viel ist und er vielleicht eine Pause braucht und ich außerdem nicht möchte, dass er so mit mir spricht, wenn er mich wieder beleidigt hat. Ich habe jedoch das Gefühl, dass er da oben einfach sein Ding macht und eigentlich froh ist, wenn ich ihn lasse. Er kommt auch nicht von selbst, sondern meistens muss ich wieder hin...?! ich habe mir außerdem abgewöhnt, stundenlang mit ihm zu diskutieren oder es eskalieren zu lassen (zumindest versuche ich das), meistens sage ich ein oder zweimal Dinge und lasse dann eine direkte Konsequenz folgen. Also setze das angedrohte auch durch... danke schon mal fürs Lesen und eure Erfahrungsberichte oder Tipps. julia
Das Problem sind deine Druckmittel und Konsequenzen - was übersetzt einfach Strafen sind. Damit verschlimmerst du es nur. Da es mir etwas zu lange dauert die ganzen Grundlagen zur Bindungstheorie, kindliche Psyche und Entwicklung hier wiedrzugeben, empfehle ich dir die Lektüre bzw Anhören folgender Bücher: Wild Child von Eliane Retz - auch Wild Family ist sehr gut Dein kompetentes Kind von Jesper Juul Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mivh in den Wahnsinn- entspannt durch die Trotz phase sowie dad Geschwisterbuch Und Erfahrungsberichte: wir bestrafen nicht und setzen unsere Kinder nicht bewusst unter Druck. Unsere Kinder sollen niemals Angst vor uns haben oder sich nicht wertvoll fühlen. Außerdem lehnen wir die Theorie dahinter, dass man ein Kind wie einen Hund mittels Behaviorismus trainieren kann vollkommen ab und wollen keine Werte wie "der Stärkere gewinnt" vermitteln. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir mit viel von dem vermeintlich unerwünschten Verhalten einfach leben, denn das was du so betitelst ist einfach vollkommen NORMAL! Dein Kind beherrscht mit nicht mal 3 Jahren noch keinen Perspektivwechsel (Theory of Mind - frühestens ab 4 (!) Jahren!) und kann nicht manipulieren. Er KANN nicht anders! Du erwartest, dass er seine natürlichen Impulse unterdrückt. Das ist, als wenn ich dich fürs Niesen bestrafe. Wie würdest du dich da fühlen? Beschimpfungen übersetze ich und gehe da gar nicht auf die Wortwahl ein: "Blöde Mama!" >> "wow, bist du wütend auf mich!" Mit 2 Jahren ist spiegeln oft eine gute Strategie - also einfach Gefühle die dss Kind zeigt verbalisieren und entsprechend vertonen. Mit 3 bis 4 Jahren ist eher stilles Begleiten oft besser. Da muss msn gucken. Bei uns darf aber jedes Gefühl gelebt und gezeigt werden in seiner vollen Intensität. Das ist unheimlich wichtig, wenn dein Kind psychisch gesund groß werden soll. Wenn ich merke, die Situation eskaliert oder wird zum Machtkampf versuche ich mich bewusst rauszuziehen und emotionalen Abstand zu kriegen: durchatmen, Kind gedanklich aus dem Fenster schmeißen und es dort in Gedanken anbrüllen, weiter atmen...dann verbalisiere ich meine Gefühle, das darf auch etwas lauter sein: das macht mich gerade soooo wütend! Es gibt immer wieder Situationen ohne Lösung. Oder wo ich mangels Strafvollzug einfach gefühlt den Kürzeren ziehe. Dann sage ich dad entsprechend. Und lass es gleiten. J Außerdem versuche ich danach meinem Kind extra viel Zuneigung zu geben. Manchmal hilft es auch bei einem Ausbruch direkt, zumindest wenn sie jünger sind. Wenn ich merke, mein Kind ist außer sich ind wütet deswegen, nehme ich es bewusst zu mir und biete ihm an mit ihm zB ein Buch zu lesen oder raus zu gehen. Kinder zeigen mit schwierigen Verhalten, dass Bedürfnisse nicht befriedigt sind. Unsere Aufgaben sls Eltern sind es, diese zu erkennen und zu befriedigen.
Erst einmal danke für Deine ausführliche Antwort. Ich bin selbst Sozialpädagogin und das was du schreibst ist mir auf theoretischer Grundlage durchaus vertraut. Allerdings bin ich der Meinung, dass manche Dinge einfach klappen müssen und ich selbst habe weder die Lust, noch in Zukunft die Zeit, alles bis ins kleinste Detail zu begleiten und drauf einzugehen. Das wird in Zukunft mit Baby einfach allein zeitlich einfach nicht möglich sein. Ich werde sehen wohin die Reise geht und versuchen, vielleicht etwas mehr Ruhe rein zu bringen Ich danke dir!
Ja, dann ist das so. Ich kann das auch nachvollziehen - meine Kinder haben auch nur 2,5 Jahre Altersunterschied und die Große ist sehr herausfordernd. Dennoch war es für mich nie eine Option, dass ein Kind mittels Druckmittel und Strafen zum Funktionieren gezwungen wird - zumindest nicht wenn es nicht wirklich sein muss (Bsp: kleine Schwester muss zum Kinderarzt, K1 muss mit - wenn sie sich selbst mit viel Vorbereitung weigert, dann besteche ich sie mal zur Not oder packe sie gegen ihren Willen ins Auto. Das ist dann unumgänglich.) Wenn dir die theoretischen Grundlagen vertraut sind, dann kannst du ja vielleicht doch etwas mehr Nachsicht mit deinem Kind haben, wenn es sich altersadäquat verhält. Und dir das Übergehen für die wirklich wichtigen Dinge aufheben.
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