Elternforum Rund ums Kleinkind

Ausraster

Ausraster

Jellaa

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Hallo, Mein Sohn fast 3 1/2 lässt mich im Moment verzweifeln .. Er hatte ja immer mal wieder Phasen wo er gehauen hat, die war aber mit deutlichen und ruhigen Worten und Ruhephasen, schnell wieder weg. Jetzt geht er seit September in die Kita, dort ist er sehr lieb, macht auch mal Blödsinn aber nichts vergleichbares wie zuhause ... Hier hat er eine sehr sehr kurz geduldsschnur, wenn etwas nicht so klappt wird gleich getrampelt ,geschrien ... Wenn dann noch jemand in seiner Nähe ist ,haut er auch zu ... Ernste Worte , Blickkontakt und kurze ernste Erklärungen folgen . Manchmal hat er aber einen komplett aussetzter, so wie vorhin, ich wusste gar nicht wie ich richtig reagieren sollte ... Er hatte sein Auto, was man zu einem Flugzeug umwandeln kann, das klappte nicht so und Papa versuchte zu helfen, da es ihm nicht schnell genug ging fing er schon an laut zu werden und zu hauen - ich saß neben ihm - er steigerte sich immer mehr rein, haute mich , ich hielt seine Hände fest und sagte " Nein, nicht hauen" daraufhin fing er an zu treten und versuchte zu beißen (tat er letztendlich nicht)- ich legte das Auto zur Seite und erklärte das damit erstmal Pause ist... Ich setzte mich etwas weiter weg um ihn seinen Raum zulassen, setzte mich aber so das er sich überlegen konnte wann und ob er Nähe braucht, die suchte er auch aber nur bis er anfing nachdem Auto zu fragen , als ich ihm wieder erklärte das mit dem Auto erstmal Pause ist, war kein halten mehr, er fing an zu Hauen aus vollster Wut und mit richtig Kraft .... Ich machte das gleich wie davor und dann schlug er mir ins Gesicht und schrie dabei unglaublich laut .... ich wusste nicht mehr wie ich reagieren sollte, so geschockt war ich , ich drehte mich kurz um und versuchte es zu ignorieren, in der Hoffnung das er dann aufhört, fehl Anzeige er machte es immer weiter und daraufhin ( ich weiß das sollte man nicht ), sagte ich ihm, das dass Auto jetzt erstmal weg komme .... Daraufhin bekam er sich langsam ein, er legte sich hin und weinte noch, ich legt mich dann zu ihm und vermittelte Ruhe. Ein paar Minuten später,brachen bei mir die Tränen aus, ich war fertig, er erreichte mir die Tränen weg und sagte Entschuldigung, wir kuschelten und dann war langsam wieder alles gut. Nun meine Frage, wie reagiere ich richtig, so das es nicht nochmals zu so einer krassen Situation kommt und wie helfe ich ihm bei den kleinen ungeduldigkeits Ausrastern ?! Wir gehen hier zu Hause sehr harmonisch miteinander um, Niemand schreit jemanden an oder geschweigeden haut jemanden....!!! Ich fühle mich danach auch immer schlecht weil ich nicht weiß ob ich das so richtig mache, da in der Kita ja anscheinend alles super ist und dann zuhause so ... Ausserhalb dieser Situationen ist er ein super lieber und auch höflicher, toller kleiner Mann < 3


Tigerblume

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Du betonst immer wieder wie Du ruhig bleibst, ich finde aber dass das Verhalten Deines Sohnes es erfordert eben nicht ruhig zu bleiben. Er bettelt doch förmlich darum klare Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Ich verstehe dass Harmonie Dir wichtig ist, aber unser Leben besteht nunmal nicht nur aus Harmonie. Gerade wenn die Probleme in der Kita nicht auftreten, ist das doch ein Hinweis darauf dass Eure Interaktion eine große Rolle spielt. Verständlich, dass ein Kind ungeduldig wird wenn etwas das ihm wichtig ist nicht schnell genug geht. Mit 3,5 ist es aber auch alt genug um zu wissen dass die Eltern sich nicht absichtlich Zeit lassen um es zu ärgern, das sag ich dann als Mutter auch und außerdem, dass ich mich schon bemühe es so schnell wie möglich hin zu bekommen, dafür will ich dann nicht auch noch angegangen werden. Ich könnte mir vorstellen dass Dein Sohn mit Deinem Verhalten völlig überfordert ist. Er tobt und Du lässt ihm Raum. Er schlägt Dir mit voller Wucht ins Gesicht und Du drehst Dich weg und ignorierst das. Das ist doch völlig paradox. Warum tust Du das? Ein Kind das mir mit voller Wucht ins Gesicht schlägt erhält von mir sofort eine Reaktion die es so bald nicht vergessen wird und die ihm klar macht dass hier die Grenzen mehr als überschritten wurden und ein solches Verhalten komplett inakzeptabel ist.


Jellaa

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Antwort auf Beitrag von Tigerblume

Weil ich mich einmal umgedreht habe um selbst kurz Luft zu holen ist es gleich paradox ? Ich gebe ihm Grenzen aber ich raste nicht aus , wozu auch ? Dann erzähl, du als Mutter, mir doch mal, deine Reaktion die deinem Kind nicht vergessen wird ?


Tigerblume

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Du fragst wo es klemmt und wenn Du es dann vor Augen geführt bekommst, schaltest Du auf Abwehr. In Deinem Text schreibst Du mehrfach von Ruhe, aber die von Dir geschilderten Situationen sind nunmal keine Situationen die Ruhe und ignorieren erfordern sondern in denen Deinen Sohn klare und erkennbare Grenzen braucht. Wie soll er sonst wissen wann es zuviel ist? In dem Moment wo er Dir ins Gesicht schlägt oder Dich tritt oder beißen will, sind diese Grenzen längst (!) übertreten. Ich habe Dich nicht dazu ermuntert auszurasten, sondern Deinem Sohn das zu geben was er braucht: Klarheit. Meine Reaktion würde in dem Fall auf jeden Fall sofort erfolgen und nicht erst nach einem Moment des Ignorierens. Ein 3,5 Jahre altes Kind halte ich fest dass es nicht mehr treten/schlagen/beißen kann und beim daran anschließenden Gespräch bin ich im Ton und meiner Wortwahl eindeutig und nicht harmonisch. Dafür muss ich nicht ausrasten oder besonders laut werden sondern vermittle das worum es mir geht durch meine Haltung und meine Klarheit.


Btby

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Sehe ich komplett anders! Die Kinder in meiner Kita sind bei uns Erziehern oft komplette Engel und drehen bei den Eltern durch. Da den Eltern die Schuld für zu geben ist nicht in Ordnung! Im Gegenteil meine Theorie ist eher das diese Kinder großes Vertrauen auf die bedingungslose Liebe ihrer Eltern haben und sich in fremdbetreuung sehr sehr anstrengen müssen sich gruppenkonform zu verhalten! Das ist sehr anstrengend für so kleine Kinder und es kann nun mal passieren das sich das sehr extrem ventilieren kann. Aber du solltest das nicht so persönlich nehmen, ich finde sein Verhalten jetzt relativ normal. Frustrationstoleranz muss man lernen. Du zeigst das man nicht hauen darf, vielleicht solltest du dabei deutlicher sein,keine Ahnung ich bin nicht dabei. Alles in allem hört sich das jetzt nicht so dramatisch an


Jellaa

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Antwort auf Beitrag von Btby

Genau, in der Kita wurde schon bei der Eingewöhnung gesagt das er sehr starkes vertrauen zu mir hat Danke für deine liebe und Konstruktive Meinung Ich versuche beim nächsten mal noch etwas deutlicher zu werden


Jellaa

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Antwort auf Beitrag von Tigerblume

Für konstruktive Kritik gehe ich nicht auf Abwehr ,bloß deine Antwort mit dem Satz , das eine Reaktion kommt ,die es so schnell nicht vergessen würde, hat mir schon gereicht und alles gesagt :)


Tigerblume

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Antwort auf Beitrag von Btby

Es geht nicht um Schuld sondern darum zu verstehen, was los ist. Das Kind schlägt der Mutter ins Gesicht, tritt und beißt und Du findest das nicht so dramatisch sondern normal? Nun denn. Vertrauen und bedingungslose Liebe sind doch kein Freibrief für solche Verhaltensweisen, zumal das Kind nicht 1,5 sondern 3,5 Jahre alt ist, aber wenn das Kind keine Grenzen gesetzt bekommt, muss es eben darum ringen. Das ist doch für alle Beteiligten eine höchst frustrane Situation, vor allem für das Kind.


Tigerblume

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Mit "so schnell nicht vergessen" meinte ich, dass an der Stelle bei mir sehr klar wäre, dass eine Wiederholung dieses Verhaltens komplett unerwünscht ist. Für schlagen/treten/beißen habe ich null Toleranz.


Btby

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Antwort auf Beitrag von Tigerblume

Doch du gibst ihr die Schuld in dem du erwähnst das es ja an ihr liegen muss weil in der Kita ist es ja anders. Mutterkindbeziehungen stehen unter einem völlig anderem Stern als Erzieherkindbeziehungen! Kannst du also schon mal nicht vergleichen. Das hauen, beißen,treten NICHT in Ordnung ist steht ja wohl außer Frage. Aber 1. muss man das bei einem so kleinem Kind nicht direkt pathologisieren und 2. finde ich das die AP zumindest in ihrem Text angemessen empört darauf reagiert. Ich gehe davon aus das auch ihrem Kind gegenüber tut. Dafür darf man auch ruhig bleiben und muss sich nicht wie das tobende Kind verhalten


Regina87

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Antwort auf Beitrag von Tigerblume

Die AP nimmt das Verhalten eben nicht persönlich. Sie sieht, dass ihr Sohn so handelt, weil er überfordert ist. Muss aber noch nach einer Möglichkeit finde damit umzugehen. Daher ja wohl auch der Post hier. Klar, du hast auch erkannt, dass er wohl in irgendeiner Form mehr Grenzen sucht. Du unterstellst aber einem 3,5 Jährigen, dass er bewusst und aus Böswilligkeit schlägt und du daher auch anders reagieren würdest. An die AP: Meine Tochter ist auch 3,5 und in der Kita auch ganz anders als Zuhause. In bestimmten Momenten der Frustration, hat auch sie mal gehauen und auch mal ins Gesicht. Ich halte ihre Hand leicht fest und sage ganz klar, ruhig aber dennoch bestimmt: ich verstehe, dass du sauer bist, möchte aber nicht geschlagen werden, das tut mir weh. Hat sie sich beruhigt, suchen wir nach einer Lösung. Ich frage was ihr helfen könnte (kuscheln, ihr lieblings Esel oder Ruhe) dann setze ich an für alternative Reaktion. In diesem Alter haben die Kinder eben noch keine Impulskontrolle geschweige denn ein Repertoire an Handlungsmöglichkeiten. Die müssen sie von uns lernen. Natürlich klappt es nicht beim ersten Mal und auch nicht beim zweiten. Aber wenn man konstant, authentisch und transparent bleibt, lernen die Kinder, dass ihre Gefühle ok sind und Raum bekommen nur eben so, dass sie selber und kein anderer Schaden nimmt. Bei uns hilft stampfen als Alternative oder Kissen auf der Couch werfen. Sie soll Dampf ablassen dürfen und nicht alles in sich rein fressen


Jellaa

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Antwort auf Beitrag von Regina87

Vielen dank für deine liebe Antwort


Tigerblume

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Antwort auf Beitrag von Regina87

Nein, ich habe dem Kind keine Böswilligkeit unterstellt sondern ich mutmaße Überforderung und fehlende Grenzen. Auch habe ich die Mutter keiner Schuld bezichtigt. Es ist einfach Ursache-Wirkung, mit Schuld hat das nichts zu tun.


Ruto

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Konkret bei deiner geschilderten Situation fiel mir folgender Satz auf: "als ich ihm wieder erklärte das mit dem Auto erstmal Pause ist". Was heißt "erstmal" und wie lange ist die Pause? Bei Kindern (und später auch Jugendlichen), die sich besonders schwer mit der Impulskontrolle tun, ist es einfacher für sie, wenn die Angaben klarer bzw eindeutig sind. Ansonsten schließe ich mich der Meinung einer meiner Vorrednerinnen an: In der Kita ist die Situation eine völlig andere. Bin selbst im pädagogischen Setting tätig und habe einige Bekannte im Kita Bereich. Denen ist stets bewusst, dass sich das Verhalten der Kinder in der Einrichtung und Zuhause keineswegs decken muss. Man muss ja nur an sich selber denken. Mich "triggern" (natürlich nicht im traumatischen Sinn ;)) auch Situationen, in denen mein Mann oder vor allem meine Eltern beteiligt sind, die ich mir überhaupt nicht erklären kann und ein völlig irrationales Verhalten provozieren. Wir Erwachsene haben den Vorteil, dass wir unser Verhalten meist längst reflektieren können. Kindern muss man es erst vermitteln, und da hilft es eben, wie du es machst, Ruhe zu vermitteln, aber eben auch Klarheit und Handlungsalternativen (was du offensichtlich auch machst).


Jellaa

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Antwort auf Beitrag von Ruto

Vielen dank für deine liebe Antwort :)


Fleurdelys

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Hallo Jellaa, mein Kind ist zwar noch jünger, aber mich beschäftigt im Moment Ähnliches. Und gerade eben hatte ich eine kurze Erleuchtung, als ich zum Thema Hochsensibilität ein bisschen im Internet gelesen habe. Vielleicht hilft es dir ja auch ein wenig, mit dem Verhalten deines Sohnes umzugehen. Wie Ruto schon geschrieben hat, werden wir selbst manchmal durch das Verhalten unserer Kinder „getriggert“ und reagieren so, wie wir es vielleicht gar nicht möchten (durch Angriff, Flucht oder Dissoziieren). Das hat damit zu tun, dass wir uns in dem Moment bedroht fühlen, womöglich aufgrund eigener Erfahrungen. Aber natürlich besteht in dem Moment keine Bedrohung für uns selbst (gut, wenn das Kind fest zuschlägt, vielleicht ein bisschen - aber darum geht es auch nicht wirklich). Um dieses Gefühl der Bedrohung aus der Situation rauszunehmen, hilft es, sich innerlich den Satz „Ich bin in Sicherheit“ vorzusagen. Indem man so etwas Distanz zur Situation gewinnt, kann man die nötige innere Ruhe aufbauen, um gelassen auf das Kind zu reagieren und ihm dabei zu helfen, mit seinen Gefühlen fertig zu werden. Ich werde das selbst mal bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren. Wenn meine Tochter nämlich mit Sachen wirft, „triggert“ mich das aus irgendeinem Grund und ich merke richtig, wie meine Reaktion sie beeinflusst und noch weiter anstachelt und das beunruhigt mich ziemlich. Ich werde nicht laut oder so, aber manchmal merke ich schon, wie kurz Zorn in mir aufflammt, und stelle dann mit Schwung alle Sachen außer Reichweite. Oder ich friere quasi ein und reagiere gar nicht. Gegen Ausraster an sich bringt das wohl nichts, aber vielleicht hilft etwas Selbstreflexion, zumindest dabei das Gefühl zu haben, dass man richtig reagiert, denke ich mir :)


Alfiriel

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Antwort auf Beitrag von Jellaa

Liebe Jellaa Soeben habe ich deine Frage sowie alle Antworten dazu durchgelesen. Ich möchte mich teilweise den Äusserungen von Tigerblume anschliessen. Auch ich denke, dass dein Sohn geradezu lechzt nach einer angemessenen Reaktion von dir auf diese Situation. Wenn du nun also um jeden Preis die Harmonie aufrecht erhalten möchtest und nicht zeigst, dass dich sein Verhalten wütend oder traurig macht fehlt gewissermassen deine authentische Reaktion. Ich meine damit nicht, dass du ihn anbrüllen oder ebenfalls ausrasten sollst. Du könntest stattdessen sehr bestimmt Stopp sagen, eine ganz kurze Erklärung liefern (ich will nicht geschlagen werden!) und danach die Situation sofort unterbrechen (was du ja in gewisser Weise getan hast). Sobald ihr euch beide wieder beruhigt habt kannst du das Gespräch mit deinem Sohn suchen. Erkläre ihm wie du dich fühlst. Frage ihn, wie er sich gefühlt hat. Versuche ihm vielleicht Hilfestellungen zu geben wie er seine Gefühle auf andere Weise ablassen kann (z.B. in ein Kissen schlagen, ums Haus rennen bis er sich etwas beruhigt hat, was auch immer). Nimm ihn dabei ernst und vermittle ihm nicht, dass seine Gefühle falsch sind. Sie dürfen da sein. Vielleicht kann er dir sagen wo im Körper er die Wut spürt. Vielleicht kann er versuchen die Wut zu zeichnen und dadurch besser anzunehmen. Aus deinem Text geht sehr deutlich hervor, dass du dir sehr viele Gedanken um das Wohl deines Kindes machst. Eine Überforderung in so einer Situation ist wahrscheinlich normal, es würde den meisten Eltern so gehen. Viel wichtiger finde ich deine nachträgliche Reaktion darauf. Reflektiere alles nochmals mit deinem Kind, zusammen werdet ihr Strategien finden, wenn dies auch nicht von heute auf morgen passiert. Alles Gute!


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Alfiriel

Ganz toll geschrieben! Da schließe ich mich an! Ich glaube auch, dass Dein Sohn einfach eine (authentische) Reaktion braucht und keine komplett kontrollierte Beherrschtheit. Was natürlich nicht heißen soll, dass Du jetzt als Erwachsene völlig austickst das nächste Mal! Aber ich glaube bzw. bin sogar der Überzeugung, dass Kinder "lernen"/erfahren müssen, wie sich ihr Verhalten auf andere auswirkt, dass es beim Gegenüber Gefühle und Reaktionen auslöst.


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