lucidness
Hallo allerseits, Lilly wird in ein paar Tagen 5. Sie geht nicht gerne in die Kita. Und das ist maßlos untertrieben. Sie versteht die Notwendigkeit, dass meine Frau und ich arbeiten müssen. Das tut sie voll und ganz. Auch versucht sie stark zu sein, aber wenn die Trennung zwischen ihr und uns in der Kita stattfindet, dann kann sie ihre Traurigkeit und Verzweiflung nicht zurückhalten. I.d.R. zieht sich das durch den kompletten Kindergartenalltag. Sie verweigert die Teilnahme an so ziemlich allem – meistens. Macht bei den Spielen im Stuhlkreis nicht mit, tobt nicht mit ihren Kollegen durch die Gegend, sondern zieht die Dreisamkeit mit ihren beiden Freundinnen vor. Diese hingegen nehmen ganz normal am Kitaalltag teil und somit steht sie hin und wieder alleine da. Was dann, selbst verschuldet, weil sie ja nirgendwo teilnehmen möchte, zur erneuten Verzweiflung und Traurigkeit führt. Sind ihre Freundinnen mal nicht da, wenn sie in der Kita abgegeben wird, dann ists ganz vorbei. Meine Frau ist selbst Erzieherin und hat auch einige Erfahrung mit Kindern, die sich schwertun in der Kita, aber das hilft bei den eigenen ja auch nur bedingt. Jedenfalls handeln wir die Trennungssituation in der Kita mit einem entsprechenden Mindset: die Trennungssituation eben kurz und bestimmt zu halten und selbst eine gewisse ungetrübte Natürlichkeit dabei an den Tag zu legen. Wir bestärken Lilly. Zeigen ihr ihre Stärken auf. Sagen zu ihr, sie brauche ihre Emotionen nicht zurückzuhalten oder gar zu unterdrücken – „wenn Dir danach ist zu weinen, dann weine! Das ist vollkommen in Ordnung“. Wir versuchen zu ergründen, woran es denn liegt. Es sei einfach, weil weder Mama, Papa noch ihre Schwester Emma da seien. Sie würde uns so vermissen. Und ich verstehe sie. Ich kann mich absolut in sie hineinversetzen. Sie fühlt sich fremd und alleine, nicht dazugehörig, wenn nicht gerade ihre Freundinnen um sie herumspringen, obwohl jedes andere Kind sie mag. Sie hat keine Probleme mit anderen Kindern. Zuhause ist sie taff, selbstbewusst, quirlig und verspielt. Kaum geht es in eine Situation, die außerhalb ihrer Komfortzone liegt und unkontrollierbare Variablen anzutreffen sind, fühlt sie sich greifbar unwohl und überfordert. Auch auf Kindergeburtstagen oder dergleichen. Selbst in extrem vertrauter Gesellschaft, wie bspw. mit einer jahrelang befreundeten Familie, wo sich zwei Kinder in dem Alter unserer Kinder finden. Selbst da muss sie zunächst eine Weile warm werden bis sie sich integriert. Nun verhält sie sich so, ich wollte gerade schon seltsam schreiben, aber nein, dieses Kind ist sooo cool und putzig, seitdem ihre Kita vor zwei Jahren in eine Turnhalle nebenan umzog, weil das Kitagebäude geschlossen wurde, wegen schimmelbedingter Sanierungsarbeiten. Und sie oft daheimbleiben musste, weil ein Infekt dem nächsten folgt. Corona usw usf… Zu erwähnen ist auch, dass sie sich immer gut an ihre Schwester hängen konnte, die ebenfalls die Kita besuchte. Das half ihr ein wenig. Doch Emma ist nun in der Schule seit letztem Jahr September. So verhielt sie sich bereits eine ganze Zeit, bevor sie 10 Wochen mit einem Harnwegsinfekt kämpfte, der hoffentlich endlich überstanden ist. Nun geht’s wieder ganz von vorne los. Vielleicht habt ihr Erfahrung oder einfach Ideen, wie man sie in ihrer Entwicklung unterstützen könnte. Wir überlegen mehr Aktivitäten, wie bspw. Klettern, Schwimmen etc… mit ihr zu unternehmen und das möglichst ohne ihre Schwester und mit einem Elternteil. Ebenfalls hoffen wir darauf, dass sie mal eine Weile unterbrechungsfrei in die Kita gehen kann und sie nicht wieder und wieder krank wird. Vielen Dank vorab!
habt ihr schon mal das mit dem bildchen auf den arm malen probiert? ihr malt euch alle mit nem stift ein symbol auf den den arm, z.b. ein herz, oder nehmt klebetattoos. wenn sie euch vermisst, dann soll sie auf das symbol gucken, oder drüberstreicheln. das schickt ihr ein bisschen trost, liebe, engergie, mut, was auch immer sie gerade braucht. vlt. hilft ihr das euch weniger zu vermissen.
Wir greifen nach jedem Strohhalm und werden das auf jeden Fall probieren! Danke!
Du schreibst selbst, dass das Kind "erst warm werden muss" und gleichzeitig hälst du die Verabschiedung möglichst kurz. Klingt nicht sehr freundlich deinem Kind gegenüber. Du kennst ihr Bedürfnis und ignorierst es.
Quatsch… soll er sich ne Stunde mit reinsetzen?
Das "Warmwerden" dauert ein wenig länger an Zeit, als die, die einem, wenn man zur Arbeit muss oder Termine hat, zur Verfügung steht. Selbst wenn wir blieben, würde sie sich nicht einmal ansatzweise auf irgendwen in der Kita einlassen und der Übergang in den Alltag würde nur hinausgezögert werden. Dann könnten wir gleich daheimbleiben. Wie stellst Du Dir das vor? 5 Minuten, 10 Minuten, 30 Minuten oder noch länger begleiten? Das ist nicht hilfreich. Außerdem stimmt es schon, dass unentschlossene Eltern das Problem der Trennung eher noch anfeuern, wenn sie selbst nicht straight bei der Verabschiedung sind. Mal abgesehen davon, dass das Ausbleiben von einem klaren Schnitt hier für beide Seiten alles nur schwieriger macht.
Ich lasse meine Kinder im Kindergarten ankommen und warm werden. Mal sind es 5 Minuten, mal 10 mal 30. Das weiß ich vorher nicht. Aber als berufstätige 4fach Mama kann ich dir sagen, dass sich die Geduld auszahlt. Ich plane diesen Puffer vor der Arbeit ein!
Bei manchen Kinder mag es vielleicht helfen lange dort zu bleiben bis sie angekommen sind, aber meine Erfahrung und die von vielen erziehern zeigen, dass dein Weg richtig ist sich zügig und positiv zu verabschieden! Der Schmerz wird nicht weniger wenn das Kind spürt dass die Eltern auch leiden, im Gegenteil! Ich habe auch ein Kind das oft Probleme hat bei der Trennung, aber auch wirklich nur für 1 bis 2 Minuten und dann ist sie angekommen und hat super Laune bis ich sie abhole. Ich habe oft versucht sie nochmal zu trösten, nochmal in den Arm genommen, nochmal gekuschelt, es wird bei uns dadurch nur schlimmer... Wenn sie große Probleme hat dann machen wir eine "fliegende Übergabe" an die Erzieherin, ich habe sie auf dem Arm und sage 1,2,3 und bei drei geht sie auf den Arm der Erzieherin, die dann trösten darf und ich gehe. Meistens bekomme ich ein paar Sekunden später schon ein Foto von meinem lachenden und spielenden Kind wir machen uns morgens oft auch gemeinsame klebetattoos die wir mit küssen aufladen, und wenn sie traurig ist und mich vermisst, dann streichelt sie ihr Tattoo. Eine Bekannte gibt ihrem Sohn immer einen Zettel mit einer lieben Nachricht darin mit, den liest er sich durch bei Sehnsucht. Wir haben das vereinfacht und malen manchmal ein Bild morgens zusammen, das sie sich dann anschauen kann
Danke! Das sind schöne Anstöße!
Haben wir mit unserem Ältesten (mittlerweile 11) genauso gemacht. Übrigens auf Rat des Kindergartens.
So hat unser Kiga das beschrieben. Wenn das Kind noch starr auf die See schaut, macht die Übergabe von dem einen Boot ins andere noch sehr viel Angst. Man kann das Kind trotzdem rüberwerfen und das wird es "überleben", aber es tut sich leichter, wenn es erstmal die Bindung zur Erzieherin knüpft, solange Eltern noch absichern. Und dann reicht man das Kind, wenn es sich löst (spielen geht, sich durch die Erzieherin ablenken lässt), rüber. So wie Euer Kiga das praktiziert, machen es nicht alle.
Da könnte etwas dran sein. Ich finde, dass das kurz halten nur auf die Eingewöhnung zutrifft. Ich habe einen 5 Jährigen, der liebt seinen Kindergarten und fühlt sich pudelwohl. Aber jeden Morgen muss er mir ganz ganz viele Küsschen geben, kuscheln und ein bisschen im Arm bleiben. Dann ist er “mit Liebe aufgeladen” (sag ich immer) und los rennt er in die Gruppe :). Er ist aber generell sehr schmusig und knuddelt gerne. Wenn das eure Tochter auch ist, würde ich ihr einen liebevollen längeren Abschied ermöglichen und ausprobieren. Schaden wird das ja nicht.
Du beschreibst hier komplett meinen Ältesten, dem viel es auch so unglaublich schwer. Ihm hat es geholfen die Zeiten zu reduzieren. Ich habe ihn immer vor dem Mittagsschlaf abgeholt. Damit ging es ihm viel besser.
Ansonsten kann ich auch sehr empfehlen etwas mitzugeben. Ein Foto von euch oder wie hier schon jemand schrieb ein Symbol auf die Hand.
Ich denke letztendlich wird die Zeit es richten und ihr helfen.
Was sagen denn die Erzieher?
Ich bin auch Erzieherin und ich fürchte wir neigen dazu unsere eigenen Kinder überzuanalysieren
Danke für Deine Antwort
Ja, die Erzieher, sind auch ziemlich ratlos. Die wissen mit der weinenden Lilly umzugehen.
Ich glaube, mittlerweile verhält sie sich schon so lange auf diese Art, dass es ihr schwer fällt überhaupt diese Rolle wieder abzulegen.
Es ist vergleichbar, wie unsere Rollen/Stempel, die wir vor unseren Eltern, Geschwistern etc... aufgedrückt bekommen. Irgendwie wird ein bestimmtes Verhalten von uns erwartet und wir wollen uns gar nicht so verhalten, aber die Reize von Außen führen bei uns genau dazu.
Ich setze auch primär auf die Zeit, aber ich möchte auch irgendetwas unternehmen!
Ich bin selbst introvertiert und kann mich insofern gut reinfühlen. Mich kosten soziale Kontakte Kraft. Ich bin nach meinem Studium bewusst aus meiner Komfortzone ins Ausland gegangen und ich kann das überspielen. Ich halte Vorträge vor vielen Menschen, ich smalltalke mich auf Firmenfeiern durch. Aber mein Impuls ist und bleibt "Flucht". Solchen Kindern helfen geschlossene Gruppenkonzepte (weniger Wechsel,.weniger trubelig), reduzierte Betreuungszeiten, Bezugserzieher. Fremdbetreuung bleibt aber anstrengend. Sie sit ja sicher nicht erst seit gestern trwnnubgssensibel. Wir hatten eine Kinderfrau für nachmittags. Wäre das für Euch eine Möglichkeit? Die kann man auf Minijobbasis anstellen und kostet nicht die Welt. Prinzipiell würde ich diese Hilferufe bei einer 5jährigen nicht ignorieren. Kenne Kinder, die daraus eine Angststörung entwickelt haben. Das ist richtig sch... in der Schule, weil Schulpflicht besteht. Eine Freundin von mir musste kündigen, weil ständig die Schule angerufen und abholen hat lassen (Kind war aus der Angst raus agressiv),.warum.weshalb interessiert kein Schwein. Die beschulen dann erstmal nicht.
Ich kann mich sehr gut in meine 5-Jährige reinversetzen. Mir ging es früher mit Kindergarten, Schule etc... sehr ähnlich. Ich war ebenfalls introvertiert und hatte auch nur wenige, aber dafür gute, Freunde. Und dieses Gefühl "nicht dazu zu gehören", des "Fremdfühlens" möchte ich ihr irgendwie ersparen, weil ich diese bis ich 30 war mit mir herumtrug. Allerdings war mein Elternhaus aber auch kein gesunder Ort, um heranzuwachsen. Da hat sie schon bessere Chancen. Eben, wir nehmen ihre "Hilferufe" ernst und bieten immerzu ein offenes Ohr an und eben auch den Raum, ihre Emotionen rauszulassen und wir sind bemüht, nach Lösungen zu suchen. Interessanterweise ist sie im Grunde kein stilles, in sich gekehrtes Kind, sondern durchaus aufgeweckt und auch laut, wenn sie sich sicher fühlt. Allerdings verunsichern sie zu viele Menschen. Unser Plan ist, sie zukünftig mehr mit solchen Situationen, in denen viel Menschen um sie herum sind, zu konfrontieren, aber eben mit der Sicherheit, dass wir dabei sind und sie sich sukzessive eben Vertrauen erarbeiten kann. Ansonsten möchte ich mir nun angewöhnen, über ihren Tag im Kindergarten zu sprechen und mich nicht mit Einwortantworten zufrieden geben und mit ihr genau zu ergründen, was an jenem Tag eventuell schwierig war. Usw...
Unsere Große ist nun 3 J alt und kam mit 1 J in die Krippe. Trennungen waren, trotz anfänglich problemloser Eingewöhnung, immer grauenhaft. Mit 2 J sagte sie zu uns: ich will nicht in die Krippe, da sind zu viele Kinder. Es graute uns vor dem KiGa, in dem statt 15 nun 25 Kinder in einer Gruppe sind. Aber: sie liebt ihn. Sie geht täglich freudig dorthin. Sie braucht Zeit zum Warm werden. Mag keine Menschen- oder Kinderansammlungen. Und doch geht sie gerne in die Kita - und dabei ist der vom Konzept oder so nicht besonders toll. Für mich liest es sich tatsächlich so, als wäre eure Tochter noch immer nicht eingewöhnt und angekommen. Wie lief denn die Eingewöhnung? Bei uns dauerte sie gut zwei Monate, ehe unsere Tochter volle 6 Stunden dort bleiben konnte. Mit einer Woche Unterbrechung wegen krank. Wir haben damit dort alle Rekorde gebrochen, die Erzieherinnen (beides Urgesteine um die 50/60 J) sagten, sie dachten, unsere Tochter würde nie mit ihnen warm werden. Es dauerte schon gut vier Wochen ehe mein Mann nur eine Stunde weg sein konnte und bis sie mit den Erzieherinnen mehr als einsilbig sprach. Und dann war plötzlich das Eis gebrochen und es ging ganz schnell, von Trennungszeit eine Stunde zu vier ging von heute auf Morgen. Die Erhöhung auf die gebuchten sechs Stunden kam dann auf ihren Wunsch hin nach weiteren drei Wochen. Nun hat unsere Tochter ohnehin Probleme mit Reizverarbeitung und ist eher introvertiert. Sie ist auch deutlich jünger. Aber ich musste bei deiner Schilderung an sie denken, denn es las sich vieles ähnlich.
Ich habe mich beim Lesen auch etwas an unsere Tochter erinnert gefühlt. Sie war auch immer schnell eingeschüchtert von anderen Kindern. Sie geht nun seit etwa vier Monaten in den neuen Kindergarten und es ist ein ständiges Auf und Ab. Der Anfang war holprig, da die Bezugserzieherin gewechselt hat. Zu manchen Erzieherinnen möchte sie überhaupt nicht. Manchmal baut sie scheinbar urplötzlich eine Beziehung zu jemand Neuem auf und klebt 1-2 Tage lang an dieser Person. Am nächsten Tag will sie wieder nur zur Bezugserzieherin. Das geht dann wohl so weit, dass diese wirklich Schwierigkeiten hat, auf die Toilette zu gehen ohne dass sie einen Heulkrampf bei ihr verursacht. Spielen will sie dann auch nicht, und traut sich nicht zu sagen, dass sie Durst hat oder aufs Klo muss. An anderen Tagen weint sie fürchterlich beim Abgeben, weil die eine Erzieherin, zu der sie an diesem Tag wollte, nicht da ist und krallt sich an mir fest, sodass ich ihre Finger von mir lösen muss. Beim Abholen dann sind alle total euphorisch, wie schön sie mit anderen Kindern zusammen gespielt hat. Es kommt einem fast so vor, als hätte sie an diesen Tagen am Morgen schon ihre ganze Anspannung herausgeschrien. Wenn ich mit ihr nach einem schwierigen Tag mal darüber rede, sagt sie immer, dass sie eigentlich nur warten möchte, bis ich wieder komme und sie abhole. Sie möchte nicht spielen, sie möchte einfach nur, dass ich wieder da bin. Das zeigt mir, dass sie sich Sicherheit wünscht. Dass sie bei einigen der Erzieherinnen so stark klammert, verstärkt diesen Eindruck. Und wenn sie die Möglichkeit hat, ihre Anspannung irgendwie rauszulassen, scheint ihr das enorm zu helfen. Wobei ich sagen muss, dass ich bisher wirklich immer wieder erstaunt bin, wie stark das bei ihr schwankt und wie oft es Rückschritte gibt. Und ich kann mir immer noch keinen Reim darauf machen, was an den guten Tagen tatsächlich anders war als an den schwierigen.
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