ZweifelistderTeufel
Liebe Leute mit mehr Ahnung,
flehentlich trete ich vor euch und lass mich auch gerne mit Steinen bewerfen, wenn ich "es" verbockt habe.
Mit "es" meine ich die Erziehung meiner 3,5 Jährigen. Vorsicht, das wird lang.
Von Anfang an hat die Lady immer gern Wutanfälle gehabt, am liebsten in Routinesituationen.
Ganz beliebt war damals das Abholen von der Kita. Kind war noch im Flow, spielte konzentriert, da kommt das olle Muttertier und will es den liebevollen Händen der Kindergärtnerin entreißen! Das geht mal gar nicht, klar bekam sie einen Trotzanfall. Konnte ich voll nachvollziehen.
Ich habe dann einfach dabei gehockt, ihr erklärt, dass nun die Kita zumacht, dass alle nach Hause gehen und dass auch die Betreuer_innen nun nach Hause wollen. Habe versucht zu beschreiben,
was ich an ihr sehe und dem Gefühl einen Namen zu geben (Wut, Traurigkeit, Angst, ....)
Iiiiirgendwann ging es dann meistens, es dauerte aber bei ihr ewig. Sie lag und liegt auch mal 45min auf dem Bauch und brüllt, ehe die Wut laaaaaaaaaangsam verebbt.
Dieser Ansatz ist auch leider nur ein "Schönwetteransatz". Bei Starkregen wirft sich das Kind auch gern in eine Pfütze o.ä... Ich kann sie ja aber nicht in so einer Situation im Dreck vergammeln lassen.
Dann habe ich sie mir unter Protest unter den Arm geklemmt, irgendwie ins Auto gepackt und da mit dem Flennzwerg gesessen.
Entwürdigend. Was anderes kann ich da nicht mehr zu sagen. Es ist für beide Parteien entwürdigend.
Ich denke viel darüber nach und komme zu dem Schluss, dass genau das das Problem sein könnte: Dass sie sich als unmündig empfindet, wenn Mama einfach irgendwas mit ihr macht. Das ist verständlich. Trotzdem kann ich sie ja nicht mitten auf der Straße laufen lassen, sie im Regen liegen lassen, sie bis bis 22.00h in der Kita lassen, oder [beliebige andere (Gefahren)situation einsetzen]. Sie ist ja nun mal nicht mündig!
Folgendes habe ich daher versucht:
- Feste Routinen. Logo, die hat ja jeder. Schaffen bei uns aber keinerlei Abhilfe, was die Wutanfälle angeht.
- Wahlmöglichkeiten einbauen -- half Null Komma Null.
- Bestechung. Hahaha, ich kann nur über meine eigene Dummheit lachen. Reden wir lieber nicht drüber.
- Bestrafung. "Wenn das nicht klappt, dann können wir leider xy nicht machen. Mama muss darauf vertrauen können, dass du dann auch mitkommst..." oder "wir müssen dann leider gehen, das geht so nicht"
Klappt kein Stück.
- positive Verstärkung. Super Sache! Manchmal gibt es halt nur leider nicht viel, was man positiv verstärken könnte... *hust*
- so tun als ob. ("Ich sehe, dass du schon deine Schuhe holst! Klasse finde ich das, dann können wir ja auch gleich los!" Obwohl das Kind noch überhaupt nicht gezuckt hat.) Funktioniert toll, wenn sie in Grunde genommen das Gleiche möchte, wie ich.
Möchte sie nur manchmal partout nicht.
Ich dachte in Summe immer: "Das sind halt die terrible twos. Sie ist noch klein und muss solche Gefühle erstmal einordnen lernen, das wird."
Da war sie auch noch zwei und ich hatte die Ruhe weg. Das Abholen klappt mittlerweile prima. Sie sagt auch manchmal von selbst,
dass sie sich erst beruhigen will, geht an einen ruhigen Ort und kommt einfach wieder, wenn es ihr besser geht. Ansonsten klappt aber gefühlt rein gar nichts.
Vor dem 3. Geburtstag hat sie eine Schwester bekommen. Der Anfang war total holprig, es war echt schwer (wiederholt Stillstreik, lange Episoden, wo mir der Arsch echt auf Grundeis gegangen ist und ich viel um die Kleine gekreiselt bin. )
Da gab es dann natürlich vermehrt High Noon im Wohnzimmer: Kind gegen Mama. Kind benutzt Schrei-Attacke. Mama versucht Gelassenheit. Mama hat sich selbst verwirrt. Jetzt heulen alle.
Manchmal haut die Große dann so geile Sachen raus wie "ich will leise seiiiiin!!" - schreit aber wie ein Balrog.
Oder "ich will mich anziehen! Ich will die Hose nicht anziehen! Ich will die Hose! Gib mir die Hosen!! Ich will mich nicht anziehen! Waaaaahhhh!"
Weil diese Statements in sich meistens totale Hirnfürze und so gar nicht logisch sind, denke ich mir wieder, dass es in Summe vielleicht einfach nur darum geht, dass sie die Situation gern kontrollieren möchte. Oder sie KANN gerade nicht aus ihrer Haut und das muss eben einfach ungefiltert "herausgewütet" werden.
Mittlerweile ist meine Gelassenheit aber auch futsch und ich reagiere mit richtigem Ärger und Wut auf die ewig gleichen Szenarien. Ich kann's nicht mehr ertragen.
Ich bin also die mit dem Problem. Um meine Emotion aus der Situation heraus zu nehmen und um ihr mehr Kontrolle zu geben, hat sie nun ein "Portemonnaie " bekommen, über das sie frei verfügen kann.
Das ist ein Tütchen mit 6/7 Süßigkeiten, die ihr gehören und sie darf damit machen, was sie will. Sie kann jeden Nachmittag zum Kaffee alles, was in der Tüte ist, essen. Sie kann auch über den Tag ein Gummibärchen abgeben, um ihren (aus meiner Sicht schrulligen) Willen durchzusetzen.
Klappt erstaunlich gut.
Sie ist z.B. noch nie freiwillig vom Spielplatz mitgegangen und hat da immer nur rumgeschrien. "Gut, du möchtest noch bleiben. Kommst du jetzt gleich mit?
Oder soll ich ein Gummibärchen nehmen und wir bleiben noch 10 Minuten? Entscheide du."
Ich muss mich dann nicht ärgern, denn irgendwie ist es für mich total ok, wenn sie ein Gummibärchen abgibt und wir noch bleiben. Hat sie ja bezahlt.
Danach kommt sie ohne weiteren Stress einfach mit. Oft kommt sie auch direkt mit, weil sie das Gummibärchen lieber behalten mag.
Tolles Ding: sie kann in gewissem Maße frei entscheiden und für mich ist das eine nüchterne Transaktion, über die ich nicht mehr wütend werde. Emotionen können also draußen bleiben.
Nur funktioniert das leider nicht immer. Manchmal habe ich halt einen Säugling, der wie am Spieß schreit und ich kann keine Extrawürste braten. Gerade dann muss die Große natürlich umso mehr ihren Kopf durchsetzen.
Oder wir hätten schon vor zehn Minuten losgemusst um irgendwo pünktlich zu sein, und jetzt zieht sie sich nochmal komplett aus, weil sie überhaupt keinen Bock hat.
So geschehen heute früh. Sie will nicht essen (sitzt stoisch vor dem Teller, rührt nichts an und jammert. Ich stelle ihr einen Timer: "wenn es klingelt, ist das Essen vorbei, wir gehen dann ins Bad." Der Timer bimmelt und wir gehen ins Bad) -- sie will doch etwas essen! Sie will unbedingt etwas essen! -- sie will nicht auf die Toilette -- sie will doch auf die Toilette -- sie will sich nicht anziehen!!!
Wir waren schon zu spät für die Kita, ich hatte durch die Kleine bereits wieder ein paar Stunden Baby betreuen auf dem Buckel. Meine Geduld war entsprechend schon in Tijuana Cocktails saufen und hatte mich einfach hier allein zurück gelassen.
Ich hab dann nur gesagt, wir müssen jetzt los. "Da du dich nicht entscheiden kannst, entscheide ich."
Hab sie gegen ihren Willen geschnappt, irgendwie ein paar Klamotten auf sie geworfen, ab ins Auto und los. Entwürdigend. Hoffnungslos entwürdigend. Damit bin ich also wieder auf Feld 1 angelangt und habe mit dem Arsch das eingerissen, was wir zuletzt mühevoll mit den Händen aufgebaut haben.
Alle am heulen.
Nur ich nicht. Ich habe innerlich gekocht vor Wut und mir wieder die Frage gestellt, warum wir nicht ein einziges Mal morgens normal aufstehen und loslegen können. Wie jede andere Familie.
Ja, sie ist morgens müde. Ich bin morgens müde. Das Baby ist morgens müde... Der ganze Mist ist verständlich. Andere haben aber auch morgens Müdigkeit, vielleicht sogar 5 Kinder und kommen irgendwie zurecht.
Was mache ich falsch?
Das habe ich mich gefragt. Und das frage ich jetzt euch. Gibt es hier irgendwo Erzieher_innen, die mir sagen können, ob das normal ist? Hat irgendwer einen Tipp für mich? Hab ich's voll verkackt? Hat jemand die Nummer der Supernanny? Wie kann ich so eine Situation auflösen, ohne dass das Kind am Ende würdelos wie eine Wurst einfach eingetütet wird?
Ja, ich finde es selbst scheiße, was ich da gemacht habe. Ich weiß aber nicht, wie ich es anders hinkriege. Irgendwann müssen wir halt mal das Haus verlassen und besser is doch dann, alle haben was an...
Seid ruhig ehrlich. Aber bitte auch respektvoll. Ich hatte noch keinen Kaffee, einen richtig miesen Start und brauche dringend produktiven Input.
Müde Grüße...
Was du falsch machst? NICHTS!! Ich muss dir sagen: ich glaube du machst es genau richtig. Du machst dir nämlich die Mühe, dich mit deinem Kind auseinanderzusetzen und Strukturen zu etablieren anstelle von Gleichgültigkeit. Wie vielen Eltern ist das halt einfach alles zu anstrengend und sie lassen die Kinder einfach ,,nebenher“ laufen, klar müssen diese Kinder nicht diskutieren und trotzen- morgens Glotze an, Nutellabrot und davor setzen. Toilette egal, gibts auch in der Kita. Ups Zähneputzen vergessen, ach Wurst sind ja nur Milchzähne, fallen ja eh aus… davon gibt es so viele, keiner will sich mehr mit seinem Kind ,,auseinandersetzen“. Natürlich gibt es da auch mal Frust und Reibungspunkte, aber auch ganz viel Mitbestimmung für dein Kind, Entwicklungsoptionen, Strukturen, die Sicherheit geben. Und das ist sehr anstrengend vor allem für Mamas! Du hast ein gefühlsstarkes Kind und ich glaube JEDES Kind, das ich kenne, möchte gerne seinen Willen bekommen. Es ist genau der richtige Weg durchzuhalten, das Kind die Emotionen (Wut/Frust/…) zulassen und erklären, warum was gerade sein muss oder gar nicht geht. Aber kurze Erklärungen verwenden. Ich weiß nicht warum du es ,,entwürdigend“ für das Kind findest, wenn es dann doch morgens gegen seinen Willen etwas anzieht. Wenn man so überlegt, ist jede Impfung auch entwürdigend… die wollen die Kleinen ja auch nie freiwillig und manches Mal hält man sie fest. Aber es gibt Dinge, die muss man durchsetzen: Mit einer klaren Linie und beim Nein bleiben, wenn es sein soll gibt Kindern Sicherheit. Aber dennoch auch überlegen und abwägen, wann man Kinder auch mal gewähren lassen kann. Du möchtest ja, dass sie nicht friert und gepflegt das Haus verlässt - entwürdigend würde ich es finden, wenn du sie nackt nach dem Motto ,,wer nicht hören will, muss fühlen“ ins Auto packst und ihr los könnt. Man wird in der Erziehung und im Alltag keinen Zustand schaffen, in dem ein Kleinkind mitten in der Autonomiephase dauerhaft zufrieden ist. Die Unzufriedenheit ist irgendwie auch der Motor der Entwicklung (Ich habe einen eigenen Willen und ich möchte Dinge ausprobieren und neues lernen). Ihr Entscheidungsoptionen und Mitbestimmung zu ermöglichen ist goldrichtig. Die Trotzanfälle aushalten gemeinsam mit dem Kind ist das Beste, was man tun kann, sie nicht dramatisieren und drauf scheissen was andere in der Situation denken! Denn eigentlich läuft es bei ganz vielen so wie du es beschreibst, nur dass es keiner erzählt. Halte durch, aus deiner Kleinen wird mit Sicherheit eine total selbstbewusste und starke Person! An deiner Tochter ist auf jeden Fall alles richtig, weil sie sich traut zu trotzen, denn sie wird gehört. Ich kann tatsächlich sehr das Buch von Katja Saalfrank ,,Was unsere Kinder brauchen“ empfehlen, das öffnet einem die Augen!!
Vielen Dank, puuuuuh... Da fällt schon mal ein Stein vom Herzen.
Das Buch pack ich mir gleich mal in den Warenkorb, dann habe ich wenigstens Orientierung ...
Mein Sohn hatte auch immer Schwierigkeiten mit "Situationswechsel". "Das Haus verlassen", "zum Kiga hin", "vom Kiga weg", "Spielplatz verlassen", "ins Badezimmer gehen, um sich fertig zu machen"... die Liste lässt sich beliebig erweitern.
"Neue Sachen" waren auch immer recht "dramatisch" (zb Papa holt ihn spontan und ausnahmsweise vom Kiga ab - das ging so schief, dass ich vom Kindergarten gebeten wurde doch zu kommen...
)
Was uns sehr half - und womit ich gar nicht in dem Ausmaß gerechnet hätte - waren bebilderte To-do-Listen / Ablaufpläne.
Wir haben damit im Badezimmer angefangen und Bilder aufgehangen, von den Sachen die anstanden (Zähne putzen, Händewaschen, Toilette..). Die haben wir dann "abgearbeitet", während er die Reihenfolge bestimmte. Statt über 30 Minuten brauchten wir plötzlich keine 10 Minuten mehr dafür.
Als nächstes kam ein Wochenplan, auch da nahmen wir die erledigten Sachen (Frühstück, "Badezimmer", anziehen..) ab, das fand Sohnemann super und er schimpfte regelrecht, wenn wir mal was vergessen hatten.
Dinge, die er weniger gut fand (zb Arztbesuch) landeten auch darauf, so dass er in der Regel ne Woche Zeit hatte, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir dahin gehen werden.
Dadurch dass alles bildlich festgehalten war, war es viel greifbarer für ihn und dann auch akzeptabel, wenn es soweit war. Zumindest deutlich öfter, als ohne Plan.
Inzwischen ist er 8 Jahre alt und deutlich leichter zu händeln, spontane Änderungen findet er aber immer noch überwiegend scheiße und kann sich da nur relativ schlecht drauf einstellen, so dass wir sowas nach Möglichkeit meiden.
Töchterchen (6) haben diese Dinge nie was ausgemacht, dafür hat sie andere Punkte, die mich manchmal in den Wahnsinn treiben.
Ich glaube, dass gehört auch einfach mit dazu, so hat halt jeder seine eigenen Schwächen, Stärken und nervigen Maken.
Alter Schwede, das trifft es ziemlich genau! Sie ist wirklich sehr ausdauernd und Situationswechsel sind nicht ihres. Die Idee mit dem visuellen Planer ist genial! Den basteln wir vielleicht jetzt am Wochenende; dann haben wir auch etwas Schönes zu tun, wenn's regnet :)
Hey, Ich habe das mit den Bilder to do listen zwar nicht in so nem Ausmaß betrieben, aber auch hier gab es welche. Eine für morgens und eine für abends. Mir ging es aber in erster Linie darum mehr Selbstständigkeit zu fördern. An sich hatten wir keine Probleme mit den Aufgaben. Ich hab die Listen so gebastelt, dass sie sie selber „abhaken“ konnte, wenn sie etwas erledigt hat und gerade das fand sie extrem toll und war dadurch sehr motiviert. Hab dafür Magnete genutzt. Ich häng mal ein Bild dran, um zu zeigen wie ich es meine.

Genau so etwas mag ich auch machen, ein ähnliches Design habe ich vor Jahren mal bei mamiblock gefunden. Da war der Mutzel noch zu klein. Jetzt frage ich mich, wie ich das vergessen konnte... waaaah! Richtig schön! Hast du irgendwas dran, damit das zugeklappte Feld auch zu bleibt? Mamiblock benutzt da Klettaufkleber, aber ich weiß nicht, wo ich die hernehmen soll...
Ich hatte die Idee auch vom Mamiblock
Die je 3 schwarzen Quadrate auf jedem Feld sind Magnete. Wenn man eins zuklappt, haften die Magneten dann aneinander.
Klett wollte ich nicht nehmen, da ich die Befürchtung hatte, dass das dann mit etwas mehr Kraft wieder aufgemacht werden muss und dass das Papier dabei dann reißt. Grad wenn Kind das selbst macht.
Ich hab so nen pack Magneten in verschiedenen Größen einfach bei Amazon bestellt. Dort wird es sicherlich auch Klett geben, falls du das besser findest.
Und noch ein Tipp: die Bilder erst mal mit Bleistift vorzeichnen und dann erst dick mit ending drauf. Ich fand’s gar nicht so leicht etwas halbwegs ordentliches zu zeichnen.
Aber vielleicht bist du auch künstlerisch begabter als ich
Hihi, ich bin da auch so an meine Desigm-Grenzen gestoßen... Hauptsache, die Kleine versteht's.... Magnete finde ich auch viel praktischer, vierzig Dank! :)
Du machst gar nichts falsch! Deine Ideen bewundere ich, auch deine Empathie für die Große. Deine Einsicht in die eigene Wut! Hut ab! Halte durch, es wird, es dauert nur leider etwas länger, mit drei seid ihr mittendrin und auf einem guten Weg. Und vergiss nicht, dass du auch nur ein Mensch bist. Kann man dem Kind ruhig auch mal in einer ruhigen Minute sagen: du ich war soo wütend, weil wir wieder zu spät waren. Tut mir leid, dass ich laut geworden bin. Als unser großer gerade ein Jahr alt war habe ich den Spruch gehört: Die Trotzphase geht fließend in die Vorschulpubertät und jene widerum fließend in die Pubertät über. In anderen Familien werden Mütter auch wütend, schnappen ihr Kind unter den Arm, damit es nicht vom Auto überfahren wird oder in der kalten Pfütze liegt. Und den Satz: Warum können wir nicht mal einen Morgen normal starten? sage ich mir auch jeden Morgen. Unsere Kinder sind schon in der Schule...
Kompliment an Dich, ich finde Du machst das super. Hadere nicht wenn es mal nicht so klappt wie Du es von Dir erwartest. Du gibst Dir mühe und bist eine tolle Mama. Ich kann Dir das Buch : das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn von Danielle Graf und Katja Seide empfehlen. Es gibt auch einen tollen Blog von den zwei.
Tihiiii, das macht ja Mut ;) Ja, es ist etwas dran. Mittlerweile empfinde ich es einfach als sehr rigoroses Selbstentwicklungs-Training, hartnäckige Kinder zu haben. Andere bezahlen für sowas viel Geld xDD Aber im Ernst, ich sehe es auch so. Wenn man Mist macht, entschuldigt man sich eben und beim nächsten Mal versucht man es besser zu machen.... you live, you learn :) Vielen Dank für die netten Worte! Das bringt mir die Gelassenheit zurück :D
Ganz, ganz lieben Dank, du! Sowas hält man nicht sehr oft, dass geht gerade einer wie Öl Der Buchtitel wurde mir schon oft mal genannt, ich glaube, langsam ist es mal ein guter Zeitpunkt den anzuschaffen. Vielen Dank!
Du scheinst viel über eure Situation nachzudenken. Vielleicht manchmal zu viel? Auch wenn es für dich sicher oft schwer ist, eigentlich ist es ein gutes Zeichen, dass sich dein Kind traut bei dir wütend, traurig, aufbrausend,... zu sein. Sie kann sich bei dir so zeigen wie sie ist, kann alles ausleben. Und ich bin mir ganz sicher, sie wird lernen mit ihren Gefühlen umzugehen. Fast alles was du schreibst kenne ich, dass mit den Gummibärchen nicht. Wir haben 5 Kinder, die beiden Großen sind Schulkinder und aus diesen Trotz- und Willensphasen raus. Unsere 3 Jüngsten 1J.4Monate und 2x etwas über 2,5J. am Anfang dieser Phase bzw. mitten drin. Und so schwer es mir als Mutter auch fällt, manchmal muss man bestimmen. Es gibt Situationen, da muss ich durchgreifen und auch mal ein Kind brüllend und weinend hochnehmen und wegtragen. Denn was im Kinderzimmer oder Wohnzimmer sicher ist, Kind wirft sich auf den Boden und tobt, das ist am Fahrbahnrand, auf dem Parkplatz oder auf der Straße einfach nur lebensgefährlich. Und auch wenn es "entwürdigend" sein mag, es geht dann nicht anders. Ebenso, wenn ein Termin ansteht, wir können nicht zu allem zu spät kommen, nur weil ich immer auf Augenhöhe und mit ganz viel Verständnis auf ein oder 3 Kinder eingehe. Würde ich das tun, könnte ich alles andere absagen. Was hier hilfreich ist: Wenige und klare, einfach formulierte Regeln. Feste Tagesstruktur, feste Zeiten fürs Frühstück, feste Zeit für Kindergarten (und Schule). Im Bad hängt ein Plan, was in welcher Reihenfolge zu tun ist. (Plan besteht aus gezeichneten Bildern) Zu viel Entscheidungsfreiheit verwirrt meine Kinder. Also frage ich nicht was möchtest du anziehen? Sondern frage immer zwischen 2 Kleidungsstücken, welches davon. Beim Frühstück auch, also Brot oder Müsli. Bei Brot, mit Käse oder Marmelade. Müsli, trocken oder mit Milch. Ist ausgewählt gibt es kein zurück. Anfangs gab es da Wutanfälle. Klingt sehr hart, aber dann war das Frühstück beendet. Ich weiß ja, im Kindergarten gibt es ein 2. Frühstück. Als es das noch nicht gab, sie gehen erst seit ca. 1 Monat, da gab es eine 2. Chance, sobald sich das Kind beruhigt hatte. Manchmal braucht ein wütendes Kind Ruhe um zu sich zu finden, manchmal einen Arm der es hält. Was fast nie funktioniert, auf ein wütendes Kind einreden. In seiner Situation ist es nicht Aufnahme bereit. Ein Kind möchte nicht wütend sein, ist es aber und da wieder rauszukommen ist nicht leicht. Zeigt dein Kind auch, als es sagt "Ich möchte leise sein!" Dem Kind ist es aber nicht möglich. Es steckt fest. Merkt das selbst. Und wird noch wütender. Was deinem Kind da gut helfen kann, wird unterschiedlich sein. Vielleicht hilft es, das Kind sanft in den Arm zu nehmen und zu halten. Vielleicht hilft ein Kissen, das es fest drücken oder auch boxen darf (am besten dafür ein extra Kissen und in einer ruhigen Situation, diesem einen Namen geben: Wut-Kissen, Trauer-Kissen, ...) Normalerweise darf ja nicht geboxt werden, deshalb dafür ein spezielles Kissen. Beruflich hatte ich viel mit Kindern zu tun. Und habe oft erleben müssen, wieviel Entscheidungsfreiheit einem Kind gegeben wird. Sie ertrinken allerdings oft darin. Sie verlieren den Überblick und den Halt. Kinder brauchen aber Halt. Sie brauchen jemanden der Regeln aufstellt. Regeln bieten Sicherheit. Innerhalb dieser Sicherheit können Kinder sich frei bewegen. Du machst nichts falsch. Und als Mutter darf man auch mal laut werden. Auch mal ungerecht sein. Auch Fehler machen. Ein Kind darf auch merken, dass auch eine Mama mal wütend wird. Wichtig später kurz darüber zu reden. War man ungerecht, sich auch entschuldigen. Und wenn du selbst merkst du wirst wütend, darfst du auch mal den Raum und die Situation verlassen. Nur kurz um 1-2 mal tief durchzuatmen. Ganz wichtig: natürlich nur, wenn das Kind an einem sicheren Ort ist. Was mir hilft, ich denke immer mal wieder darüber nach, wie ich mich als Kind in der Situation oder so einer ähnlichen Situation gefühlt habe. Was ich mir gewünscht hätte. Und das versuche ich so oft wie möglich so mit meinen Kindern zu machen.
Vielen Dank für die guten Hinweise!
Klar frage ich meine Tochter "willst du dies oder das?" und vermeide offene Fragen. Manchmal gibt es auch nur scheinbar eine Wahl nach dem Muster "willst du selber laufen oder soll ich dich tragen?", denn es gibt einfach Dinge, die nicht verhandelbar sind und gut. Solche müssen auch manchmal einfach durchgesetzt werden. Aber dass ich mich dabei gräme ist verständlich, denn gerade wenn man sich in die Kleinen hinein versetzt ist so etwas für einen selber manchmal genauso schlimm, wie für das Kind.
Selbst mir ist klar, dass eine Dreijährige sich nicht selbst erziehen kann und dass ich das tun muss. Entscheidungsfreiheit wächst mit der Maturität eines Menschen, das ist logisch. Ich glaube (hoffe), da hast du mich falsch einsortiert, weil ich den ohnehin überlangen Text nicht noch länger machen wollte, indem ich genau erkläre, was ich mit "eine Wahl lassen" meine... :)
Mir ist auch klar, dass ein Tobsuchtsanfall nicht durch rationalisieren gebessert werden kann. Großen Menschen hilft es oft, den emotionalen Ring zu verlassen, wenn sie in die Metakognition gehen (mir zum Beispiel... wenn ich wütend werde, verpufft dieses Gefühl ziemlich schnell, wenn ich mich einfach frage, welcher meine Grundwerte gerade verletzt wurde. Schon bin ich mental aus der Situation heraus, habe wieder etwas über mich gelernt und muss meistens gar nicht aus den Raum gehen o.ä. SO wütend, dass ich mich nicht regulieren kann, wurde ich noch nicht. Aber die Zeit bis sie auszieht, ist ja noch lang... ;oP).
Jemand, der gerade erst sich selbst begreifen lernt, kann das in keinem Fall leisten, auch das ist logisch.
Ich rede trotzdem mit ihr. Dabei geht es mir aber eher um den ruhigen Tonfall, der beruhigen soll und vermittelt: "du bist nicht allein" -- das hätte ich mir gern in solchen Situationen gewünscht.
Und ich versuche ihr eben so dabei zu helfen,
später die Worte für das zu finden, was gerade los ist. Ich will da nicht die Situation "aufarbeiten"; nur für die Zukunft einordnen helfen.
Da sie schon formulieren kann "Mama, ich muss mich erst beruhigen" oder "ich möchte leise sein [kann es aber nicht]", o.ä. denke ich, dass sie genau auf dem richtigen Weg ist. Zumal sie dies auch oft im Vorfeld schon schafft und so ihre Inseln sucht, damit sie gar nicht erst ausflippen muss.
Davon ab weiß ich trotzdem nicht, was ich in so einer Episode noch mache, denn anfassen, kuscheln, singen... sowas will sie alles nicht.
Für jetzt hocke ich halt in ihrer Nähe, gucke, dass sie sich nichts tut und wenn mein Geschwafel sie aufregt, halte ich eben die Klappe.
Aber WENN sie austickt, dann ist es wirklich ernst und langwierig... es hätte ja sein können, dass jemand noch etwas weiß, was deeskalierend wirkt.
Heute ist sie z.B. wieder ausgiebig ausgerastet,
ohne dass ich einen Grund hätte erkennen oder voraussehen können.
Da ging ich dann zwischendurch das Baby versorgen und hab mich immer mal bei ihr blicken lassen. In diesen langen Episoden weiß ich halt wirklich nicht und denke echt, ich mache etwas falsch, weil sie so lange wütet.
Aber es scheint ja normal zu sein und irgendwann ruft sie mir meist zu, was sie braucht. Blöd ist nur, wenn "der Papa soll kommen!" die Lösung ist, aber der ist gerade nicht da. Dann kann ich eben nichts beisteuern und der Anfall verdoppelt sich noch in Länge und Intensität. Aber da muss sie dann wohl einfach durch, das kann man wohl niemandem abnehmen.
Sonst ist sie ja eine ausgelassene Maus, mit der man super arbeiten kann, die sich viel einbringt und auch unangenehme Aufgaben gern erledigt. Dann muss ich wohl einfach lernen, dass sie noch länger braucht, bis sie sich nicht mehr so überrollen lässt :(
Nein, ich denke nicht, dass ich dich falsch einsortiert habe, weil ich nicht nach einem geschriebenen Text einordnen kann. Selbst wenn ich eine Familie über Monate betreue, sehe ich nur kleine Ausschnitte. Genau aus diesen Gründen versuche ich nie in Schubladen zu denken. Mir ist klar, dass du hier nur einen winzigen Bruchteil geschrieben hast. Alles was du geschrieben hast klingt vorbildlich. Dein Kind darf sich ausleben, es hat keine Angst Gefühle zu zeigen. Du hinterfragst dich, überlegst ob es andere Möglichkeiten gibt und fragst nach, was andere machen. Mehr geht gar nicht. Manchmal ist es einfach so, dass man als Mutter (oder auch als Papa) wirklich nichts tun kann. Denn egal was man versucht, es ist einfach falsch. Das Kind möchte Nähe, kann Nähe aber nicht ertragen. Es möchte getröstet werden, kann aber den Trost gerade nicht gebrauchen. Es möchte allein sein und bloß nicht allein gelassen werden. Ein bisschen ist es so "Ich hasse dich, geh weg, verlass mich nicht, ich brauche dich!" Es gibt nichts, außer das was du machst und versuchst. Ich finde es übrigens richtig gut, dass du in der Nähe bleibst. Du machst nichts falsch. Und ja, dein Kind ist auf einem sehr guten Weg. Wie lang dieser ist und wie lange es dauert, kann keiner sagen. Aber es wird anders. Diese Phase wird sich verändern. Dein Kind wird immer mehr lernen, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken, auszuhalten und Lösungen zu finden gut damit umzugehen. Deine Begleitung scheint genau richtig zu sein. Auch wenn es sich für dich vielleicht falsch anfühlt, weil dein Kind so lange braucht um sich zu beruhigen. Wie reagiert deine Kleine eigentlich, wenn sie sich wieder beruhigt hat? Ist sie dann müde, fängt sie an zu spielen oder sucht sie deine Nähe? Musst du nicht hier beantworten. Ich kenne es von meinen Kindern, dass sie danach gerne in meiner Nähe sind und kuscheln wollen. Sie mich danach brauchen. Von anderen Eltern habe ich aber auch schon gehört, dass das Kind danach müde ist. Oder etwas spielt.
Mir gefällt dein Satz: "... und kommen irgendwie zurecht. " denn genauso ist es. So wie du auch, kommen alle irgendwie zurecht. Das Theater der anderen sieht man meist nicht. Ich habe auch ein sehr ausdauerndes und selbstbewusstes Kind. Lieb, aber eben mit eigenem Kopf. Hat in der Krippe mit 2 ne gestandene Betreuerin zum heulen gebracht, in der Kita hieß es am Anfang motorisch noch zurück, weil er sich nicht allein angezogen hat. Nach Gespräch mit uns und dem leisen (wiederholten) Hinweis konsequent zu sein und ihm nicht zu helfen ging es 2 Tage später problemlos. Und die von dir genannten Situationen gibt's hier auch. Ein Geschwistern ist arg anstrengend. Auch nach einem halben Jahr noch. Das merken wir auch gerade. Obwohl es anfangs total harmonisch war, ist jetzt mit 6 Monaten schon die 2. Phase mit viel Wut, Kontra, Verzweiflung dran. Er braucht gar ganz ganz viel Mama und besondere Zeit. Und es ist egal wie viel ich mit ihm am Tag alleine gemacht habe, es ist erstmal nicht genug. Trotzdem werden durch viel kuscheln die Wutattacken weniger. Gib nicht auf, such dir auchmal Freizeit zum Verschnaufen und dann knuddel deine Maus. Sie will gerne lieb sein, kann nur gerade nicht, denn sie will auch selber und Mama und groß sein und klein sein wie das Baby, dass so viel Mama bekommt. Um das auszuhalten muss es dir auch gut gehen. Viel Erfolg!
Ich danke dir sehr! Die Perspektive aus dem letzten Absatz muss ich mir echt mehr bewusst machen...
Du machst nichts falsch. Meine Mama ist Pädagogin, ich bin Pädagogin, und wir beide kommen bei meinen kleinen Hexen (5&8) ständig an unsere Grenzen (der nicht-pädagogische Papa übrigens noch schneller). Warum? Weil so ein Kind nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt, sondern mit einem aus dem Genpool zufällig zusammengestellten Charakter. Da kannst du mit Erziehung eh nicht viel machen, nur Schadensbegrenzung. Du machst ein schüchternes Kind nicht zum Animateur und eins mit Bewegungsdrang nicht zum Stillsitzer. Du kannst ihm nur helfen, mit dem Charakter, den es hat, umzugehen, seine Schwächen zu kennen und damit umzugehen und seine Stärken zu nutzen. Jedes Kind hat hunderte super Eigenschaften, es sind aber leider die Macken, die einem den letzten Nerv rauben, Passanten den Kopf schütteln lassen und Verwandte zu „guten Ratschlägen“ bringen. Und die man ruhig auch mal mit Tricks umgehen kann. Eins kann ich dir aus achtjähriger Erfahrung sagen: Die Probleme von heute sind oft morgen schon Schnee von gestern. Denk auf jeden Fall daran, die Wutanfälle zu filmen, darüber könnt ihr in ein paar Jahren gemeinsam lachen. Das Buch mit dem gewünschtesten Wunschkind fand ich übrigens furchtbar. Das dreht sich nur darum, dass man doch bitte Verständnis für das wütende Kind aufbringen soll. Bei mir war das der letzte Ratschlag, den ich brauchen konnte. Denn jetzt hatte ich nicht nur ein Kind mit einem Wutanfall, weil das Brot von der falschen Seite bestrichen worden war, sondern fühlte mich auch noch schlechter, weil ich nicht genug Verständnis aufbrachte… Was dir wirklich hilft: Ein Tag in der Sauna, ein Telefonat oder Treffen mit Freunden, ein Kinoabend, jemand der dir dein Lieblingsessen kocht oder dir sagt, was für eine tolle Mutter du bist, weil du das Kind immer noch nicht bei EBay verkauft hast.
Hallo, ich bin keine Pädagogin aber ich würde dir trotzdem gerne etwas aufbauendes mitgeben. Ich war nämlich so ein willensstarkes Kind wie du es beschreibst und meine Mutter meint heute noch von uns 6 Kindern (bin die älteste) war ich die was sie am meisten gefordert hat. Und meine Mutter war wie du und hat alles für mich getan und sich aufgeopfert und war auch mal laut oder hat geheult weil sie nicht weiter wusste aber sie war immer DA wenn ich sie gebraucht habe und das WUSSTE ICH. Als Kind hab ich das nicht verstanden und war sauer wenn sie mich eingeschränkt hat oder unfair (in meinen Augen) war. ABER heute liebe ich sie dafür und bin ihr unendlich dankbar das sie mich nie aufgegeben hat und meine Launen ertragen hat. Und ich mich immer auf sie verlassen konnte und wusste das sie hinter mir steht. Heute sind wir wie Freundinnen und reden über alles und lachen über die Zeiten damals. UND ich hab selbst 3 Kinder und der älteste treibt mich teilweise in den Wahnsinn mit seiner sturen und selbstbestimmten Art und obwohl ich selbst so war fällt es mir oft schwer und auch ich werde mal laut und heule weil es nicht so klappt wie ich es gerne hätte (harmonisch, liebevoll und stressfrei). Aber ich weiß wie es ausgehen kann wenn man nicht aufgibt...
Hallo, Ich glaube, in vielen Familien läuft es ähnlich, wie bei euch, aber die wenigsten geben es zu. Das versuche ich mir zumindest immer wieder einzureden, wenn mein Sohn mal wieder rumschreit... Was ich an Dir toll finde, ist dein Humor. Du nimmst dich selbst auf die Schippe. . Mein Tipp: Schreib ein Buch. Ich mag die humorvolle Art, mut der du die Situationen beschreibst. Du bringst es auf den Punkt. Man erkennt sich und sein Kind wieder. LG luvi
Hallo liebe ZweifelistderTeufel, Ich habe mich in deinem Beitrag wiedergefunden, denn auch wir hatten einen holprigen Start mit meiner Tochter. Ich war oft verzweifelt und ratlos, habe an mir gezweifelt und Angst gehabt, dass mit meiner Tochter etwas gesundheitlich nicht in Ordnung ist. Mittlerweile ist sie ein Schulkind (6 Jahre) und die Situation hat sich in den letzten 2 Jahren sehr verbessert. Zumindest in unserem Fall habe ich mittlerweile festgestellt, dass die Probleme darin begründet sind, dass meine Tochter ihre Gefühle (psychisch und körperlich) extrem stark verspürt. Das äußert sich beispielsweise auch darin, dass sie spannendere (altersgerechte) Filme kaum erträgt, kratzende/ungemütliche/engere Kleidung unerträglich findet und im Alltag eigentlich durchgehend emotional auf alles reagiert, was ihr widerfährt. Diese Gefühle im Zaum zu halten erfordert ihr viel Kraft. Viel mehr als es z. B. bei meinem Sohn der Fall ist. Die Ursache der negativen Gefühle sind meist Klassiker wie Trennungsangst, Situationswechsel etc. aber das Ausmaß der Reaktion darauf war einfach überproportional mit teilweise langanhaltenden Wutanfällen. Mit dieser Denkweise habe ich die von dir angesprochenen Konfliktsituationen dann anders wahrgenommen. Niemand hat Schuld, weder Kind noch Mutter. Es tat mir Weh, dass sie so von Ihren Gefühlen überrannt wird. Ich glaube man verhält sich mit dieser Einstellung auch anders und geht anders auf sein Kind ein. Auf jeden Fall, waren die Situationen dann für mich aber weniger Schlimm, weniger geprägt von Angst, Sorge, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und Wut. Ich muss mich aber selbst immer wieder an diese Denkweise erinnern, dann reagiere ich besser und konstruktiver. Mit zunehmenden Alter versteht sie aber nun, dass sie sich selbst damit schadet (ihrem sozialen Status in der Gemeinschaft, z. B. Kita) und uns verletzt wenn sie sich nicht im Griff hat. Ich versuche ihr zu erklären, wie sich Situationen für mich oder andere anfühlen wenn sie mal "ausflippt". Eine wichtige Regel ist auch, dass wir respektvoll miteinander umgehen, d. h. wenn ihr etwas nicht gefällt, gebe ich nur nach oder suche erst nach einem Kompromiss wenn sie mich vernünftig darauf anspricht. Brenzlige Situationen kommen zwar noch vor, aber meine Tochter erkennt es nun wenn sie die Kontrolle zu verlieren droht und kann sich meist selbst wieder einfangen. Sie lernt ihr Gefühle zu äußern und Lösungen zu suchen statt andere mit Geschrei von sich zu stoßen. Mit ihr ist immer etwas los, denn mit ihrer emotionalen Art ist sie sehr quirlig, lustig, einfallsreich und interessant. Das Temperament hat ja auch viele tolle Seiten. Vieles wird sich bestimmt auch bei euch mit zunehmender Reife, sprachlichen Fertigkeiten und Fähigkeit zur Selbstreflektion geben. Mir hat es geholfen viel darüber zu lesen. Hier meine Tipps dazu: https://kinderhaben.de/mein-gefuehlsstarkes-kind-das-besondere-erkennen/ - ein schöner Blog von einer Mutter, die ebenfalls ein temperamentvolles Kind hat. Mit vielen Beiträgen dazu, die einem zeigen, dass man nicht allein ist. Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden von Mary Sheedy Kurcinka (der deutsche Titel des Buches hätte vllt etwas wohlwollender übersetzt werden können :-D) - hier ein Erziehungsratgeber zu Kindern mit Temperament, denn aus meiner Sicht ist es schon eine spezielle Situation, sodass andere Bücher nicht so recht passen. Liebe Grüße, Anja
Schick Deine Frage als Kolumne an eine Zeitung. Ich habe so gelacht (und ja, kenn ich alles). Denk immer schön dran, daß Kinder, die sich nicht trauen einen Wutanfall zu haben, die wirklich problematischen Eltern haben. Ich war die, die das Kind unter den Arm geklemmt aus der KiTa geschleppt hat. Nicht, weil ich das so toll fand. Nachdem ich begrüßt wurde mit (quer durch den Kindergarten) "Ich will noch nicht abgeholt sein". Täglich. Unseres war das einzige Kind, daß nahezu nie zeitig abgeholt wurde. Das war mir einfach zu stressig. Treppehochgehen war auch ein beliebter Auslöser. Die hat gebrüllt wie am Spieß. Ich war hochschwanger und wollte mein damals ziemlich rundes knapp 3jähriges Kind nicht 2 Etagen schleppen. Ich habe mich dann danebengesetzt und Buch gelesen. Da war ich weniger versucht, wütend zu werden und die Anfälle wurden kürzer. Die Nachbarn haben zum Glück nie die Polizei gerufen. Die Kleine fand dafür anschnallen im Fahrradanhänger doof. An manchen Tagen hat sie versucht auszusteigen. Im Fahren versteht sich und unter lautem Gebrüll. Wir haben die ganze Stadt beschallt. Inzwischen sind sie 6 und 9 und bei weitem nicht "anfallsfrei", aber es geht viel besser. Mit Messer und Gabel essen können sie, Guten Tag und Auf Wiedersehen klappt auch (manche sehen letzteres als Dressur, ich eher als freundliche Basis des Zusammenlebens). Mach Dir nicht zuviel Kopf. Auch als Mutter darf man mal wütend werden. Möglichst ohne handgreiflich zu werden ;-). Und natürlich mit hinterher Besprechen und wenn nötig Entschuldigen. Denk dran, alle kochen nur mit Wasser und wenn die Kinder mit 2 Jahren gar zu angepasst sind, ist das nicht normal. Grüße, Jomol
Ich muss nach diesem Text kommentieren. Ich kann gar nicht anders. Ich saß hier gerade lachend und nickend. Gerade der Part: "wieso können wir nicht einen Morgen rausgehen, ohne dieses Gebrüll, Geschrei, Wut" Auch bei uns ist es schwer. Auch wir sind eine Familie, bei der es morgens nicht klappt. Bei uns war es schonmal so schlimm, dass sie sich mehrmals morgens in vollem Gewand eingepullert hat, weil sie so drin war, im Dramamodus. Und dabei ist sie schon ganz lange ohne Windel. Meine Tochter ist auch fast 3 1/2 und ich hoffe noch, dass es mit mehr Sprachkenntnissen auch weniger stürmisch zugeht. Die Hoffnung treibt voran und deine Geschichte. Viele sitzen im selben Boot und der Austausch zeigt, dass man nicht ganz verzweifeln muss. Ganz viel Liebe, Kraft und Geduld
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