Was haltet ihr davon?

Ich hab das gerade in den Nachrichten gehört und mir ist die Kinnlade runtergefallen. Das wäre auch für mich der Grund, dort alles stehen und liegen zu lassen. Und wieder bin ich froh, in Deutschland zu leben.

Es arbeiten dort einige Reporter. Und fast 4000 deutsche Firmen sind in Russland aktiv, in einigen arbeiten einige Ausländer, darunter auch Deutsche. Da wird sich vermutlich einiges ändern, wenn jeder dort arbeitende Ausländer alle 3 Monate zum Gesundheitscheck muss. Vor einigen Jahren wurde meinem Mann ein sehr verlockendes Arbeitsangebot gemacht. Nachteil es war in Russland. Er hat abgelehnt ohne mich zu fragen. Unsere Älteste war erst wenige Wochen alt.

Ja, stimmt aber gerade Russland wäre eines der Länder in das ich nicht freiwillig wollte, China auch nicht übrigens. In den Ländern sind eben spezielle Regelungen, da ist der Gesundheitscheck vermutlich noch das kleinste Übel. Aber wie gesagt, würde Deutschland das verlangen wäre das Geschrei ungleich größer

Wieso ziehst du denn jetzt schon zum zweiten Mal die Parallele zu Deutschland? Warum um alles in der Welt sollte man hier so etwas einführen? Es ist doch wohl klar, dass das eine ausländerfeindliche, ausgrenzende Schikane ist, indem man insinuiert, ausländische Arbeitnehmer in Russland seien eine besonders problematische Gruppe im Hinblick auf Infektionskrankheiten, Drogenmissbrauch und sonstige "das russische Gemeinwohl schädigende" Erkrankungen. Der nächste Schritt ist dann die regelmäßige Entlausung oder das Kahlscheren der Köpfe, oder wie? Mich würde interessieren, wie das User*innen hier einschätzen, die evtl. engeren Bezug zum Land oder dort schon mal gearbeitet haben.

Mein Schwager ist Physiker und regelmäßig in Moskau zu Messungen. Ihm wurde schon mehr als einmal ein fester Job dort angeboten. So viel zum Vorurteil "wer geht da hin", ellert... Und benedikte versucht seit Jahren, nie zu nennen, wo sie lebt. Warum outest Du das hier?

Mein Mann ist sehr oft u. a. in Russland beruflich unterwegs. LG

> Es ist doch wohl klar, dass das eine ausländerfeindliche, ausgrenzende Schikane ist, So wie seinerzeit Einreiseverbote aus Covid-Hochinzidenzgebieten? Es gibt nun mal Länder, wo bestimmte Erkrankungen/Erreger häufiger vorkommen als in der deutschen Durchschnittsbevölkerung - z.B. multirestente Tuberkuloseerreger in einigen Regionen Osteuropas. Man kann auch auf dem Standpunkt stehen, dass Ausländer für das Gastgeberland ein Gewinn sein müssen, zumindest kein zusätzliches Risiko darstellen dürfen. Ich weiß, das ist ein ziemlich fremdes Konzept in D - aber andere Länder sehen das so, und das schließt häufig eine medizinische Untersuchung ein: "Every applicant for a Canadian immigration visa, and some applicants for temporary status in Canada, are required to undergo a medical examination by a medical officer. Though medical examinations are generally confined to a standard physical exam, including blood tests, urine tests, and x-rays, prior medical records and the applicant's mental state are also examined." Selbst bei uns gibt es verpflichtende Thorax-Röntgendiagnostik, z. B. für Asylbewerber. Aber seit Trump weg ist, triggert uns wieder der böse Russe. Scheint ein tiefes inneres Bedürfnis zu sein. https://www.canadavisa.com/overcome-medical-inadmissibility-to-canada.html

Mit einer eimaligen Untersuchung hätte ich auch kein Problem, im Gegenteil, das finde ich sorgar nicht schlecht. Hier geht es um eine jährliche Untersuchung (zuerst war alle 3 Monate angedacht). Jedes Jahr ein Lungenröntgen? Es gibt wesentlich sensiblere Methoden um Tuberkulose festzustellen. Und dann ist schon auch die Frage, warum nur Ausländer sich mit Tuberkulose oder sexuell übertragbaren Erkrankungen infizieren können und deshalb regelmäßig (auf Kosten des Ausländers natürlich) eine solche untersuchung machen müssen. LG Inge

Naja, ein Mal bei Einwanderung gegen quartalsmäßig für alle ausländischen Bürger macht schon einen Unterschied. Und bei Asylsuchenden, die hier in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden, macht das schon Sinn: "Bei Asylsuchenden ist aus folgenden Gründen von einem erhöhten Tuberkulose-Erkrankungsrisiko auszugehen: eine Herkunft aus Tuberkulose-Hochprävalenzländern, eine Zugehörigkeit zu den im Herkunftsland besonders betroffenen Altersgruppen (insbesondere junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren [2]), besondere psychosoziale und oft auch körperliche Belastungen durch die Emigration [3], welche eine Reaktivierung einer früher erworbenen tuberkulösen Infektion begünstigen sowie potenzielle Tuberkulose-Expositionen auf den verschiedenen Stationen während einer mitunter monate- oder gar jahrelangen Flucht" [rki] Russland könnte so ausländische Reporter und höher gestellte ausländische Arbeitnehmer, die die Wahl haben, loswerden. Macht es bestimmt einfacher, die Menschenrechte und Freiheiten der Bevölkerung noch weiter einzuschränken.

Sicher kann man in Russland genau so gut oder schlecht leben, wie in vielen anderen Ländern. Mich persönlich hält die momentane Regierung und das System dort davon ab. Oder würde mich abhalten, ich suche gar kein neues Land. Aber an sich ist Russland sehr schön und wenigstens eine längere Reise wert. Diese Untersuchungspflicht finde ich allerdings auch seltsam. es bleibt aber auch abzuwarten, wie die praktisch dann abläuft. Und was man tun kann, um eine "Ausnahmegenehmigung" zu bekommen.

Meine beiden Vorschreiberinnen sind mir schon zuvorgekommen. Wo es eine reale gesundheitliche Begründung gibt (wegen Herkunftsland oder Unterbringung) mag eine Einreiseuntersuchung sinnvoll sein. Aber die Begründungen, die Russland anführt (STI, Drogen) sind schlichtweg an den Haaren herbeigezogen. Und ich sehe es genauso wie Häsle, dass das ein einfacher Weg sein kann, unliebsame Journalisten oder sonstige "kritische Elemente" leicht des Landes zu verweisen. Zum Beispiel, indem man die untersuchenden Ärzte besticht oder erpresst und diese dann ein Attest ausstellen, dass die Person beim Gesundheitscheck durchgefallen ist.

> "Russland könnte so ausländische Reporter und höher gestellte ausländische Arbeitnehmer, die die Wahl haben, loswerden. " Da hast Du Recht - sehr praktisch. > "Macht es bestimmt einfacher, die Menschenrechte und Freiheiten der Bevölkerung noch weiter einzuschränken." Wenn man sich anschaut, wie es Ländern ergangen ist, in denen der Westen die letzten Jahrzehnte mehr oder weniger offen ´für Menschenrechte und Freiheit` gewirkt hat, sind die Russen dafür vermutlich sehr dankbar. Es ist kein Zeichen von Stärke, das eigene Land von anderen untertunneln zu lassen. https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnfte_Kolonne

Ja, wie zufrieden ein Volk sein, kann sieht man ja auch in China und Nordkorea.

Oder indem man die Untersuchungen so teuer macht, dass man sie sich nicht mehr leisten kann. Ist billiger als Bestechen.