Elternforum Aktuell

Moria

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cube

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Zur Diskussion unten: Ja, die Zustände dort sind unmenschlich. Natürlich möchte man das für niemanden und erst recht nicht für Kinder. Aber: ich kann Griechenland auch ein Stück weit verstehen. Man hat von vorne herein gesagt, dass man keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen kann (weil jetzt schon zu viele) und deswegen auch nicht will. Es war seit langem allen EU-Ländern bekannt, dass dieses Lager aus allen Nähten platzt und die Menschen auf Lesbos zu recht sagen "das schaffen wir nicht mehr und so wollen wir das auch nicht mehr". Da hat aber kein anderes EU-Land gesagt "hey ja klar - kommt, wir nehmen euch die Flüchtlinge ab". Nö. Sind eure und IHR seid schuld, wenn es denen schlecht geht. Jetzt ist das Ding abgebrannt und Deutschland nimmt wohl 1500 Frauen & Kinder auf. Mhhh ... und dann? Was passiert mit dem Rest? Nach wie vor sagt Griechenland "wir können und wollen nicht mehr". Das interessiert aber keinen. Und so kann ich nachvollziehen (heißt nicht, es wäre mir egal), dass man dort Angst hat, das die Aufnahme der Flüchtlinge das falsche Zeichen ist. So wird den Menschen doch falsche Hoffnung gemacht. "Kommt erst mal - wenn es dann schlimm genug ist, nimmt euch schon irgendein Land auf." Wenn man wirklich humanitäre Hilfe leisten wollen würde, könnte man auch von vorne herein sagen, dass die Flüchtlinge nach Dtl. weitergeleitet werden sollen. So hat das Ganze für mich den Anstrich, als wenn man sich jetzt nur ein wenig profilieren will als ach so sozialer, humanitärer Staat. Aber grundsätzlich erst mal an den Zuständen auf Lesbos etwas ändern... och nö, das ist dann Aufgabe der Griechen. Da kann man dann wieder schön mit dem Finger drauf zeigen wie schlimm die dort mit den Flüchtlingen umgehen und dann super großzügig ein paar aufnehmen und sich im Lob sonnen für seine Hilfsbereitschaft - die ja erst kam, nachdem alle Welt plötzlich so unheimlich schockiert ist. Wie wäre es denn, wenn man eher mal daran arbeiten würde, dass die Menschen erst gar nicht aus ihrer Heimat fliehen müssen? Wäre das nicht auch für diese Menschen am Besten? Am humansten? Aber dann müsste man sich ja so richtig unangenehmen Aufgaben stellen und so richtig Position beziehen. Ach nee, dann lassen wir lieber alles so, wie es ist. Was andere Länder wollen oder können interessiert nicht - und wenn es dann dort eskaliert, stehen wir tief betroffen parat.


AliceBrownful

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Also ich bekomme gerade schon massive Kritik am europäischen und nicht nur griechischen Umgang daran mit. Das Ding ist halt, dass wenn man wirklich nachhaltig Fluchtursachen bekämpfen wollen würde, das auch massive Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft hätte. Keine Waffenexporte mehr, keine Fleischexporte mehr in afrikanische Länder, keine Ausbeutung von Arbeitskraft mehr in „Entwicklungsländern“, keine Zerstörung von Lebensraum und Klimarelevanten Waldgebieten zu Produktionszwecken...Das würde dann zu einer massiven Preissteigerung hier führen oder (und das wäre ja schon fast ketzerisch das zu fordern) die Gewinne von Großunternehmen müssten massiv schrumpfen...Wahrscheinlich kommt es uns doch billiger ab und an ein paar tausend geflüchtete Menschen aufzunehmen. Das Problem ist nämlich die absurd ungleiche Verteilung von Reichtum auf der Welt und der Klimawandel...Und ich sehe bei beidem nicht, dass da irgendwer ernsthaft Interesse hat das zu verändern...


cube

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Das meine ich ja. Hinterher den Umgang mit Flüchtlingen zu kritisieren ist natürlich deutlich einfacher, als ernsthaft die Ursachen der vielen Fluchten anzugehen. Und wenn man dann auch noch ein paar aufnimmt, steht man auch noch gut da - obwohl man sich eben nicht ernsthaft dafür einsetzt, an den Ursachen etwas zu ändern. Dann müsste man ja evt. wirtschaftliche Einbußen hinnehmen - so weit geht die humanitäre Ader dann aber doch nicht. Und ich wette, auch bei der Bevölkerung nicht. Es würde mich mal interessieren, wieviele von den Menschen, die die Zustände in Flüchtlingslagern so schlimm finden und verlangen, dass man diesen Menschen zB bei uns eine neue Heimat gibt - würde diese Menschen dann auch selbst eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen oder sich wenigstens persönlich darum kümmern, ihnen hier zu helfen? Oder geht es nur darum, dass von anderen zu fordern - aber man selbst kann ja leider nichts tun?


AliceBrownful

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Naja, um jemanden bei sich aufzunehmen müsste man ja auch den Platz haben. Sonst geht es ja dann weiter mit prekären Umständen. Das hat eine Familie, die in einer Stadt zur Miete wohnt ja tendenziell eher nicht. Deutschland als Staat hat aber den Platz und die finanziellen Ressourcen. Es gibt ja auch viele, die sich ehrenamtlich engagieren und sowas wie „Patenschaften“ übernehmen. Wir haben gerade in unserem Kinderladen ein Kind aufgenommen, das mit seiner Familie geflüchtet ist. Wir hätten auch genug andere Anwärter auf den Platz gehabt, ohne Sprachbarriere usw., haben uns aber aus sozialen Gründen für diese Familie entschieden. Ich hätte auch gar kein Problem damit, wenn hier in unserem Haus Wohnungen an Menschen mit Fluchterfahrung vergeben werden würden und wäre dann natürlich auch mit denen im nachbarschaftlichen Kontakt. Aber ich bin halt auch Sozialarbeiterin und habe wahrscheinlich professionsbedingt da einfach eine andere Haltung als der Durchschnittsbürger. Hinzukommt, dass ich aus einer migrantisch geprägten Familie stamme und „Flüchtlinge“ deshalb für mich nichts fremdartiges oder beängstigendes sind.


Shanalou

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

So sehe ich das auch. Würden Fluchtursachen ernsthaft bekämpft, würden wir nicht mehr so leben können, wie wir es tun. Aber nochmal zu Griechenland: Es ist ja nicht so, dass die völlig alleine gelassen werden. Sie kriegen ziemlich viel Kohle von der EU für die Versorgung der Flüchtlinge. Ich will nicht wissen, wo da der ein oder andere Euro hin versickert. Für dieses Geld kann man schon erwarten, dass man halbwegs erträgliche Zustände herstellt. Aber die momentane Flüchtlingspolitik der EU ist Abschreckung und nichts anderes. Je schlimmer die Zustände um so besser. Deutschland bewegt sich nur, weil immer mehr Stimmen im Land gegen diese Zustände aufbegehren. Das ist der einzige Konsens , den die EU Staaten im Moment hinkriegen. Ich befürchte, dass das noch jahrelang so weitergehen wird.


Shanalou

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Antwort auf Beitrag von cube

Drum kümmern würde ich mich, wenn das nötig wäre.


Mitglied inaktiv

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Ah, die Forderung nach dem persönlichen Engagement ("nimm du doch selber Geflüchtete auf, wenn du findest, die sollten alle herkommen!"). Es gibt auch hier im Forum Menschen, die persönlich Geflüchtete in ihren Familien aufgenommen und betreut haben, das nur mal am Rande. Eine Kollegin von mir hat einen afrikanischen Geflüchteten erst während seiner Berufsschulausbildung betreut, dann eine Wohnung gekauft, in der er jetzt lebt (für die er aber Miete zahlt, weil er eine Ausbildungsvergütung bekommt). Aber meinst du nicht, dass die Aufnahme einer ganzen Familie nicht doch etwas andere Rahmenbedingungen erfordert, als jemandem nur ein Dach über dem Kopf zu bieten? Sprichst du Arabisch, Farsi, Tigrinya, Wolof oder eine andere exotische Sprache? Hättest du die Zeit, dich zusätzlich zu eurem Kind und eurer Berufstätigkeit um eine Familie zu kümmern, für die hier alles neu ist? Die Betreuung bei Behördengängen braucht, die nicht weiß, wie man hier ein Kind zum Kindergarten oder zur Schule anmeldet, wo es Sprachkurse gibt, wo und wann Busse und Züge fahren, wer hier für was zuständig ist?


cube

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Deswegen schrieb ich ja auch, oder sich persönlich mit um diese kümmern. Also echte Zeit erübrigen, sich engagieren. Und da glaube ich, sind die meisten eher nicht dabei - fordern aber gerne, das "man" sich doch kümmern müsse ;-) Aber das, was du ansprichst, ist doch tatsächlich auch ein Punkt: können wir diese Dinge überhaupt alle so leisten? Oder nehmen wir x Menschen auf, können aber gar nicht adäquat helfen, weil eben genau diese Helfer gar nicht in ausreichender Anzahl da sind? Was nützt es dann diesen Menschen hier zu sein - aber zu merken, so richtig helfen kann/will keiner? Bei uns in der Nähe wurde ein Flüchtlingsheim/Unterkunft gebaut. Infrastruktur-mäßig super gelegen. KiGa´s, Schulen, Geschäfte - alles zu Fuß oder mit dem Bus (direkt vor der Türe) innerhalb von wenigen Minuten zu erreichen. Als es darum ging, Flüchtlinge aufzunehmen, war die Mehrheit dafür nach dem Motto "ja klar wollen/müssen wir helfen!" Nur: die Hilfe beschränkte sich hart gesagt darauf, das man den Bau der Unterkunft befürwortet hat. Das nun aber im nächstgelegenen KiGa das Gsschwisterkind von Familie x leider keinen Platz bekommen kann, weil man x Flüchtlingskinder aufnehmen möchte (oder muss?) - da war ganz schnell die große Hilfewelle vorbei. Und nur zur Info: Familie x sollte einen Platz in einem KiGa 5 km entfernt bekommen - also nicht gar keinen, aber eben nicht den um die Ecke. Ist das gleiche wie die erwähnte Unannehmlichkeit mit den Masken im Vergleich zu dem Unglück der Kinder in Moria - sobald es nämlich darum geht, das man selber! eine vergleichsweise kleine Unannehmlichkeit hat, ist die wichtiger als alles andere. Aufruf, wer Kinderbetten zu verschenken hätte oder wenigstens Kindermatratzen, Kleidung etc - was?! dafür bekomme ich bei ebay/auf dem Kindertrödel aber noch locker x Euro - wieso sollte ich bitte darauf verzichten?? Der Staat soll gefälligst dafür sorgen - ich bin doch nicht persönlich verantwortlich. Und ja, das habe ich live mitbekommen, weil die Unterkunft tatsächlich in direkter Nähe ist und ich genügend oft die Gespräche der Eltern mitbekommen habe. Deswegen frage ich so provokant, wer denn bereit wäre, tatsächlich selbst zu helfen - da ist die Betroffenheit nämlich ganz schnell nur noch Betroffenheit, aber sie führt nicht zu echter Hilfe. Das sollen dann bitte andere übernehmen.


Shanalou

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Antwort auf Beitrag von cube

Hier habe ich eher mitbekommen, dass man gar nichts mehr angenommen hat, weil zu viele Sachen gespendet worden sind. Ausländerfeindliche/Flüchtlingsfeindliche Aussprüche in Bezug auf Schule / Kiga gibt es natürlich. Die sind dann aber auch weniger hilfsbereit gegenüber Flüchtlingen.


Mitglied inaktiv

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Ich kann ja auch immer nur für das lokale Geschehen sprechen - wir sind als Übersetzer und Dolmetscher mehr "am Rande" mitbeteiligt. Die Kollegin, von der ich oben sprach, betreut den jungen Mann mehr aus Zufall, weil sie ihn bei einer Veranstaltung eines afrikanisch-badischen Freundeskreises kennengelernt hat, er ist als UMA gekommen, und er kommt aus einem englischsprachigen afrikanischen Land. Eine andere Kollegin ist mit einem Ivorer zusammen und ist in einer französisch-westafrikanischen Community, daher haben wir im Büro auch Kontakt zu Westafrikanern, die hierher geflüchtet sind. Mit beiden ist aber auch eine Verständigung auf Englisch oder Französisch problemlos möglich. Was da passiert, ist eine "Hilfe im Kleinen" mit vielen Details - Ausfüllen von Formularen, Hilfen, zu welcher Behörde man gehen muss, aber auch so banale Sachen wie "den Umgang miteinander erlernen" - der o.g. junge Mann ist Muslim und war anfangs entsprechend eingeschüchtert und unsicher im Umgang mit älteren weißen Frauen. Eine andere Kollegin hat eine Zeit lang syrische Geflüchtete bei Behördengängen betreut, ihre eine Muttersprache ist Arabisch. Die Spenden- und Hilfsbereitschaft hier war gewaltig, aber man muss das Ganze natürlich auch kanalisieren und koordinieren, nicht jede Spende und jede Hilfe, die jemand bereitwillig gibt, ist auch sinnvoll und wird gebraucht. Das Aufnahmezentrum für Flüchtlinge, das genau zwischen meiner Wohn- und Büroadresse lag, ist eine Zeit lang förmlich erstickt in Kleiderspenden für (vor allem kleine) Kinder und Frauen oder Spielzeugspenden, dafür gab es aber zu wenig Kleidung und Schuhe für ältere männliche Kinder und Männer (oft kleinere Schuhgrößen als Einheimische) und zu wenig Reisegepäck, das dringend gebraucht wurde. Das ist eine sehr kleinteilige Form der Koordination und Abstimmung, und da geht oft an vielen Stellen etwas schief und erfordert eine Menge Zusatzaufwand. Und nicht jeder ist natürlich gleichmäßig flexibel, immer gut gelaunt, immer bereit zu vermitteln oder freundlich zu kommunizieren. Da braucht es eine ganze Menge Nachsicht auf allen Seiten, und man muss auch mal "ein Auge zudrücken" und dem anderen nicht grundsätzliche Boshaftigkeit unterstellen, nur weil man einmal keine gute Erfahrung gemacht hat.


SassiStern

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Antwort auf Beitrag von Shanalou

Das ist auch nur eine lautstarke Minderheit in Deutschland und diese steht in der gesamten EU alleine da. Selbst das rotgrüne Schweden will niemanden mehr aufnehmen.


Miamo

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Ich hab mal wieder beim NEST-Programm nachgefragt, wie viele Unterstützer-Gruppen sich denn schon gefunden hätten - weil, es gibt ja in Deutschland so viele Migrationsbegeisterte und Internet-Flüchtlingshelfer, die so schöne Häschdäggs verbreiten wie #wirhabenPlatz. Das NEST-Programm bedeutet verkürzt: 5 freiwillige Helfer schließen sich zusammen, um mit EIGENEM (!) Geld einen (1) Flüchtling zu unterstützen. Das ist dann die Realität: 50 Gruppen (zu je 5) von 500 gibt es! Nicht, dass mich das verwundern würde....


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Miamo

Nullaussage. Dieses Programm läuft also nicht so, wie....ja wer eigentlich? sich das vorstellt. Und was sagt das aus über die Hilfsbereitschaft vieler Menschen? Nix. Wenn Du jetzt noch repräsentativ andere Hilfsprogramme vorstellen würdest, dann vielleicht.


Miamo

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Mach doch bitte ein wenig Werbung für dieses Programm. Wie gesagt, es sind nur 5 Menschen nötig, die ähnlich denken. Und wie bereits bekannt, vom heimischen Sofa, ist viel gefordert https://www.neustartimteam.de/


Finale

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Antwort auf Beitrag von Miamo

Ich wuerde die Aufnahme von Flüchtlingen an die Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung sich finanziell zu engagieren koppeln. Wer die Aufnahme will, muss mitmachen, ein paar Prozent des Monatslohn zum Beispiel. Dann fährt man halt nicht so oft weg oder nimmt eine kleinere Wohnung. Wenn dann aber die Bereitschaft in der Bevölkerung nicht da ist, wird darauf verzichtet, hierher massenhaft Leute zu holen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von cube

Dass das Abbrennen von Moria ein "Pull-Faktor" wäre, wird ja gerne behauptet, so richtig belegen kann das dann aber auf Nachfrage doch keiner. Weil die Fluchtgründe und die Geschichten dann doch wiederum zu komplex und zu unterschiedlich sind. Ich kann nur für die paar Westafrikaner sprechen, die ich persönlich bei uns im Büro kennengelernt oder deren Geschichten ich gehört habe. Die sind teilweise schon sehr lange auf der Flucht. Waren vorher in anderen afrikanischen Staaten und dort in Lagern, haben sich teilweise auf halb legalem oder illegalem Weg bis nach Deutschland durchgeschlagen. Die Infos, die bei diesen Leuten ankommen, sind widersprüchlich. Dass Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in Elendslagern "zwischengeparkt" werden, weiß man sehr wohl. Ich kenne auch einen Westafrikaner, dessen Schwester unterwegs auf der Flucht gestorben ist. Weil sie krank wurde und buchstäblich "auf der Strecke" blieb. Was sie genau hatte und wie sie gestorben ist, weiß niemand. Die Griechen haben mit ihren Inseln nicht nur das Problem, dass sie gegen Geld dem Rest der EU das Flüchtlingsproblem vom Leib halten sollen, sondern die haben auch Angst vor Erdogan, der ganz massiv zündelt und Griechenland bedroht. Außerdem hat Griechenland bekanntermaßen ein Schuldenproblem, und andererseits versickern Gelder, die eigentlich für die Verbesserung der Zustände in den Flüchtlingslagern gedacht waren. Sie fühlen sich gleichzeitig allein gelassen, aber auch gedemütigt dadurch, dass der Rest Europas mit dem Finger auf sie zeigt und sagt: Wir haben euch doch genug Geld gegeben, wieso kümmert ihr euch nicht? Nur mit Geld löst man aber keine strukturellen und sozialen Probleme. Und auch in Griechenland tobt ein Streit zwischen den Faschisten und Ausländerfeinden, die gegen die Elendslager teilweise vor Ort demonstrieren, und denen, die die Arbeit dort tun (das Lagerpersonal und private Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen). Eines der größten Probleme der EU ist, dass sie nie wirklich über den Status der Wirtschaftsgemeinschaft hinausgekommen ist. Politisch ist sie extrem unbeweglich durch die Einstimmigkeitsregel. Dadurch haben die Autokratien eine viel größere Macht, als es in einer Gemeinschaft demokratischer Rechtsstaaten der Fall sein dürfte. Jedes Veto wird zum Hemmschuh, und unterdessen bedient sich jeder weiter fleißig aus den Finanztöpfen. Der innere Zusammenhalt der EU und vor allem der demokratische Konsens wird dadurch immer weiter ausgehöhlt. Und das hemmt auch die Migrationspolitik, in jeder Hinsicht. Es ist ja auch durchaus nicht so, dass es keine Aufbauprogramme in typischen "Wirtschaftsflucht"-Ländern gäbe, die wir mitfinanzieren, um die sogenannten "Fluchtursachen" zu bekämpfen. Auch senden wir Menschen, die hier kein Asyl bekommen, mit Finanzhilfen zurück in ihre Heimat. Aber es gibt einfach keine politische oder finanzielle Strategie, um Leute, die fliehen wollen, von der Flucht abzuhalten.


Berlin!

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Alice hat das gut zusammengefasst. Der moderne Kolonialismus verhindert, dass Fluchtursachen nachhaltig beseitigt werden. Der historische Kolonialismus hat diese Zustände erst geschaffen und die Verantwortung dafür will bis heute niemand übernehmen. Ist ja auch schon oll lange her, muß ja mal Schluss sein. Eine andere Frage ist, ob ich mich persönlich engagiere. Ja, natürlich, sehr gerne. Habe ich längere Zeit gemacht und in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen Deutsch unterrichtet. Oder zumindest versucht, die Sprache zu vermitteln.Ich berate auch gerne ehrenamtlich zB bei Vormundschaftssachen und dergleichen. Auch mir machen Menschen aus anderen Ländern keine Angst. Ich sehe weder meinen Glauben, noch meinen Wohlstand als gefährdet an. Mein Glauben ist gefestigt. Und der Wohlstand in Deutschland durch ganz andere Dinge mehr gefährdet, wenn man das überhaupt so sagen kann.


SassiStern

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ach diese romantischen Vorstellungen wie toll doch alles in Afrika war bevor die bösen weißen Europäer kamen. Gähn


tonib

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Am Elend in ganz Afrika und in den arabischen Staaten waren wir Deutschen schuld (wir Nachfahren von Kolonialisten und Sklavenhaltern!) sind es heute (wir Kunden von Nestle und kik, wir Begünstigte von irgendwelchen absurden Hähnchenlieferverträgen, die immer als Wurzel allen Übels dargestellt werden!) und werden es immer bleiben (denn im rassistischen Deutschland wird ja bekanntermaßen alles nur noch schlimmer für die Betroffenen). Ich finde solche Auffassungen, die den Menschen jegliches freie Handeln und Gestalten absprechen, herablassend und schwer verkürzend. Und kein bisschen konstruktiv. Wir müssen sinnvoll helfen (vor Ort, aber ggfs. auch durch eigene Gesetze wie z.B. Lieferkettengesetz), und unsere Grenzen setzen und ernst nehmen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

die grße kollektivschuld frage...da wird es mir ganz weit ums herz...


Caot

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Ich glaub, dass das alles viel komplizierter ist als man denkt. Ich glaub, das schon sehr viel an Entwicklungshilfe in Herkunftsländern geleistet wird. Ich glaub, das vielen der Herkunftsländer die Migrationsbewegungen vollkommen egal sind, egal wieviel Geldhilfe sie von anderen Staaten bekommen. Ich glaub, das Hilfe mit dem verbundenen einmischen in andere Länder nicht immer auf Gegenliebe stößt. Ich glaub, dass es nie eine respektable Lösung geben wird. Zu viel Populismus, zu viel Korruption, zu viel Desinteresse, zu groß das klammern an Macht.


SassiStern

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Antwort auf Beitrag von Caot

Viele Herkunftsländer finden diese Migrationsbewegungen sogar aus verschiedensten Gründen sehr gut und befördern diese in dem sie künstlich Asylgründe schaffen. So gewinnen sie doppelt, einerseits mehr Entwicklungshilfe und andererseits noch durch Rückflüsse an Geldern der "Flüchtlinge" an ihre daheim gebliebenen Familien.


Miamo

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Es kann nur so gehen, dass die Asylverfahren schnellstmöglich abgearbeitet werden und dass endlich Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern vereinbart werden für die Menschen ohne Anspruch auf Asyl und zwar auf EU-Ebene. Nur so wird man die Zahl der Wirtschaftsflüchtljnge dauerhaft reduzieren können. Es kann und darf keine weitere Zuwanderung in das Sozialsystem geben. Das verkraftet weder Deutschland noch die anderen EU-Staaten. Dafür ist das Asylrecht außerdem nicht gedacht. Außerdem muss den Menschen zwingend vor Ort geholfen werden, Alternativen, Bildung, Eigenverantwortung, Aufweichung von Strukturen und Patriarchats, usw usw.  Denn niemand sollte seine Heimat verlassen müssen - Hilfe vor Ort ist nötig, nicht Migration nach Europa. DAS ist sinnvoll, das ist finanzierbar, das ist machbar. Nicht, jeden Menschen, der es will, egal woher, egal warum, einwandern zu lassen. Auch hier mal wieder, die wahren Worte von Entwicklungsminister Müller, 2018 in der FAZ : Also, am Besten zurückbringen und da versorgen, wo sie hergekommen sind. „Mit 50 Cent am Tag finanzieren wir heute die  Überlebensversorgung eines Flüchtlings etwa im Nordirak oder in Afrika. Bei uns fallen dafür zwischen 50 und 100 Euro am Tag an. Mit jedem Euro können wir also vor Ort die hundertfache Wirkung erzielen und geben den Menschen neue Hoffnung.“


Mitglied inaktiv

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Gestern kam frontal 21 und da wurde gezeigt, das eine irakische Familie mit kleinen Kindern und ein äthiopischer Mann unter anderem nach England wollen und in Frankreich festsitzen. Deutschland hat deren Asylanträge abgelehnt obwohl sie schon seit Jahren in Deutschland gelebt haben und fließend Deutsch sprechen. Mir tat das so leid, sie hausen jetzt auf der Straße, im Wald ohne alles. Solange so was passiert, können wir eigentlich keine neuen aus Moria aufnehmen, denn denen steht das gleiche bevor, dort sind doch auch keine Syrer sondern in erster Linie Afghanen, Afrikaner, sie werden hier keine Zukunft bekommen.


hgmeier

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Mich würde ja interessieren wie die Lage in Griechenland im Vergleich zu den im humanitären Sektor international anerkannten Sphere-Standards abschneidet. Die letzte Info war, dass diese auch dort durchaus erfüllt würden. https://spherestandards.org/wp-content/uploads/Sphere-Handbook-2018-EN.pdf