Leena
Bundeskanzler Merz schwor direkt in seiner ersten Regierungserklärung die Bürger auf eine "gewaltige Kraftanstrengung" ein, um das Land wieder wettbewerbsfähiger zu machen. "Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten.“ Außerdem sagte der Bundeskanzler auf dem CDU-Wirtschaftstag: „Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können“. Überall kann man jetzt lesen, dass Arbeitnehmer in Deutschland im europäischen Vergleich zu wenig arbeiten, zu wenig Stunden im Monat, zu wenig Jahre im gesamten Berufsleben. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang auch die Teilzeit-Arbeit von Frauen erwähnt: In Detschland arbeiten etwa 49% der berufstätigen Frauen in Teilzeit. Auch Bundesarbeitsministerin Bas (SPD) fordert bessere Rahmenbedingungen für Frauen im Beruf, damit mehr Mütter in Vollzeit arbeiten können. "Jede zusätzliche Arbeitskraft und jede zusätzliche Arbeitsstunde bringt uns voran." Im Rahmen der Wachstumsinitiative hat bereits die letzte Bundesregierung verschiedene Instrumente implementiert zur "Steigerung des Arbeitsvolumens", u.a. die sog. Teilzeitaufstockungsprämie. Der Arbeitgeber kann hier unter bestimmten Bedingungen eine gewisse Prämie steuerfrei auszahlen für Arbeitnehmer, die vorzeitig ihre Arbeitszeit aufstocken (max. 225 € pro aufgestockter Wochenstunde, höchstens 4.500 €). Irgendwie macht es mich wütend, diese Quadratur des Kreises, die mal wieder insbesondere von Frauen und Müttern gefordert wird. Ich bin auch so eine Mutter, ich arbeite nur Teilzeit, und das schon seit 26 Jahren (in wechselnden Modellen zwischen 20 und 80%). Wobei ich aber auch nicht schlecht verdiene. Ich arbeite seit über 30 Jahren, insgesamt war ich 2,5 Jahre in Elternzeit, habe aber auch 4 Kinder. Die beiden Großen sind mittlerweile aus dem Haus, das dritte teilweise, das Jüngste ist noch eine Weile zu Hause. Dazu gibt es mittlerweile ein Enkelkind, das ich meist einmal die Woche übernehme. Vor ein paar Jahren war ich auch Pflegeperson meiner Mutter, bis sie gestorben ist. Zudem bin ich freiberuflich tätig, in wechselndem Umfang - reich werde ich damit nicht, aber insgesamt bereichert es mich sehr, finde ich. Ich bin jetzt Ü50 und merke, dass ich langsam gewissermaßen "grunderschöpft" bin. Ich arbeite meist ganze Tage, bin dann aber mit Arbeits- und Fahrzeit über 12 Stunden unterwegs. Danach bin ich dann aber den Rest des Tages Matsch und kann nicht mehr viel machen. Wenn ich mir vorstelle, ich sollte künftig im Rahmen der zulässigen Wochenarbeitszeit regelmäßig 4 solche Tage pro Woche arbeiten - nee, das schaffe ich nicht mehr. Das, was mir am meisten fehlt, ist Zeit, nicht Geld. Ich kenne aber auch genügend Kollegen/-innen, die keine vier Kinder haben, aber nach Burnout, dauerkrank etc. mittlerweile nur noch Teilzeit arbeiten, weil sie sonst nicht mehr durchhalten. Wenn ich dann noch erzählt bekomme, Frauen müssten doch einfach mehr arbeiten, um den deutschen Wohlstand zu rettet, werde ich grantig. Frauen sind nur was wert, wenn sie auch Vollzeit arbeiten..? Bringt es die deutsche Wirtschaft wirklich so voran, wenn alles nur noch über Erwerbsarbeit läuft, sich alles rechnen muss, kein privates Engagement mehr, kein Ehrenamt, keine Care-Arbeit innerhalb der Familie mehr..? Irgendwo habe ich die Tage gelesen, dass rund 78% der Beschäftigten in Deutschland nur noch "Dienst nach Vorschrift" machen würden. Und ja, ich denke auch, in vielen Bereichen haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahrzehnten schleichend verschlechtert, so dass wirklich viele Beschäftigte weniger gerne zur Arbeit gehen. Könnte man nicht erst einmal da ansetzen, statt alles an der Arbeitszeit zu messen..? Ich bin langsam durch...
Work-Life-Balance... mag ich auch irgendwie nicht. Was ich aber viel, viel schlimmer empfinde- nicht jede Frau möchte ganze Tage arbeiten gehen. Wie kommen die auf diesen Trichter? Das ist das, was mich immer komplett verwirrt.
Was hast Du gegen Work-Life-Balance? Im Grunde geht es dabei doch auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den eigenen Ressourcen, um eben nicht vorzeitig ausscheiden zu müssen, weil man gar nicht mehr leistungsfähig ist.
Vielleicht sollte Herr Merz mal bei den Herzchen mit der 0-Tage Woche im SGBII und AsylbLG Bezug anfangen, anstatt den deutschen Arbeitnehmern Faulheit zu unterstellen? Oder hat er stattdessen gemeint, dass sich eine 40h Woche auf dem Gehaltszettel nach Abzug der Steuern nach 20h anfühlt? Ich arbeite definitiv nicht mehr. Im Gegenteil, spätestens nächstes Jahr möchte und werde ich meine Arbeitsstunden reduzieren.
@Leena, ich finde es schrecklich, dass sich immer die Falschen angesprochen fühlen. Teilzeit ist eben nicht gleich Teilzeit. Und es ist ein Unterschied, ob man sich nach 4 Kindern den Luxus gönnt, nur 80 % zu arbeiten oder ob man ohne Kinder nur 50 % (am besten in einem Mangelberuf) arbeitet. Und diese jungen Frauen fühlen sich ganz sicher nicht auf den Schlips getreten. Wenn sich (Mehr-)Arbeit für die jungen Leute lohnen würde, wäre uns ganz sicher mehr geholfen, als wenn wir Alten immer später in Rente/Pension gehen dürfen. Zudem stimmt es einfach nicht, dass die Deutschen zu wenig arbeiten. https://de.euronews.com/next/2023/01/12/rentenalter-europa-vergleich https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Wochenarbeitszeiten.html Trini (60, seit 33 Jahren im Beruf, 16 Monate Erziehungsurlaub, aber 19 Jahre teilzeit)
Reg dich nicht auf. Ich glaub auch nicht, dass Merz die Mütter gemeint hat. Eher die Gewerkschaften, die im Moment nichts besseres wissen, als von der 4- Tagewoche und mindestens 33 Tagen Urlaub zu schwafeln. Wohlgemerkt bei vollem Lohnausgleich.
Mehr Teilzeit für Väter und dafür mehr Stunden für Mütter wäre wohl das vernünftigste. Ist meist aber nicht umsetzbar und finanziell oft auch nicht sinnvoll.
Betreuungsangebote gibt es nicht genug, weil die Erzieherinnen auch oft Kinder haben und die ja auch betreut werden müssen. Da passt dann die Arbeitszeit aber auch nicht.
Ich mach mich im Oktober selbstständig und werd einen Teufel tun, Vollzeit zu arbeiten. Macht auch keine von meinen Kolleginnen. Dafür arbeite ich gerne ein paar Jahre länger.
Aber es ist Bas (SPD) die fordert, dass Frauen mehr arbeiten müssten. Die AG müssten nur bessere Arbeitsbedingungen schaffen, dann könne das Frau schon, ist Bas der Meinung. Und sie sieht ein Problem in der Teilzeitfalle. Frauen wollten ja mehr arbeiten, könnten aber nicht. Nun stell Dich also nicht so an. 😉
Ich bin jetzt ü60 und habe das Gefühl, zu den wenigen zu gehören, die noch arbeiten, das Vollzeit, und das 41 Stunden. Meine Tochter ist derzeit in Asien, will danach noch ein ErasmusJahr machen- in Südeuropa, dazwischen ihre Masterarbeit schreiben und hat als Werkstudentin lange im "onboarding" bei "HR" gearbeitet und ihr Volkabular fliesst über vor "mental health, self care, work life balance, home office". Eine Kollegin hatte sich von ihrem Freund getrennt und konnt dann nicht mehr ins Büro, weil der Hund sonst den ganzen Tag alleine gewesen wäre. Da ist sie mal ins NAchdenken gekommen- aber sonst.... Auf einem unserer letzten Klassentreffen kam heraus, dass unsere Bankerinnen, Volkswirtinnen bei deutschen Großbanken, alle "Angebote" erhalten hatten. Freundin von mir, Jahrgang 67, auch- Du kriegst Dein Gehalt weiter, bleibst offiziell beschäftigt, gehst dann irgendwann ins Alg 1 und bist dann in Rente, lange Jahre nach dem letzten HAndschlag. Freundin von mir mit nix auf der TAsche- macht mit 60 Schluss. Hat einen zweiten Pass, lange im Ausland gewohnt, da ein Ferienhaus, und kann nach drei Monaten da wieder ins Sozialsystem, kriegt auch eine Rente da. Einige mit Aufhebungsverträgen. Vor mir- Altersteilzeiter ohne Ende. Von daher- ich habe auch den Eindruck, dass Vollzeit oder so eher selten ist. Wir arbeiten beide Vollzeit, und ich habe den Eindruck, wenn die Kinder aus dem HAus sind, gehts leichter. Außerdem kann mich nichts mehr erschrecken, ich empfinde keinen Stress mehr, sondern machs mir schön. An jede Dienstreise einen Tag dran. Und Du hast Deine Teilzeitentscheidung doch gut begründet gefällt- Dein MAnn verdienst deutlich mehr und Du hast doch immer Hobbys gepflegt? Beschreiben, wieviele Kuchen Du machst, Vollwert und so (zu Zeiten, wo ich "selbstgebackenen" Kuchen durch Ankauf Fertigkuchen, begossen mit Schololade und Smarties herstellen musste). Euer Ferienhaus- wo Du Dich doch oft und gerne aufhältst. Und: Enkelkind einmal die Woche ist auch freiwilliges Hobby ( ein sehr schönes). Ich weiß nicht, wievel Teilzeit Du jetzt machst- aber Deine workload hat sich doch im Vergleich zu früher sehr verringert. Und den Hinweis auf Mehrarbeit- nimm ihn zur Kenntnis, das wars dann. Solange Du und Dein Mann Euch einig seid, dass Du mehr zuhause machst und Eure Kohle reicht, jetzt und im Ruhestand, mach ....Genieß das Leben... und zur Arbeit nach Vorschrift: die Extrameile gehe ich auch nicht mehr. Oder wie mein heißgeliebter Chef immer sagt " Die Zeit der Vorleistungen ist vorbei". Ich finde Arbeit jetzt deutlich weniger anstrengend als früher....
Vielleicht liegt mein aktueller Frust auch daran, dass bei uns Arbeit eben nicht "deutlich weniger anstrengend als früher" ist - ganz im Gegenteil. Stellen werden schon gar nicht mehr ausgeschrieben, weil sie aus Mangel an Personal eh nicht mehr besetzt werden könnten. Dazu kommt die gesetzlich vorgeschriebene Digitalisierung etc., die leider nur technisch noch gar nicht ausgereift ist und regelmäßig nicht funktioniert. Dazu gehe ich aktuell in Einsprüchen und Klagen zur Grundsteuerreform unter - ich könnte die nächsten mehr als 20 Jahre rein statistisch nichts anderes mehr machen. Witzig. Ich habe ja sonst nichts auf dem Tisch... Beim Gericht sieht es offenbar ähnlich aus. Immer mehr Kollegen werden dauerkrank, die Burnout-Zahlen sind in den letzten 3 Jahren um über 20% gestiegen... Es kmirscht massiv. Ansonsten sehe ich Enkel-Dienst nicht als "Hobby", sondern als Familienhilfe. Meine Tochter ist alleinerziehend, hat ihr Studium trotz Kind in Regelstudienzeit durchgezogen und arbeitet seitdem engagiert in Vollzeit, da finde ich es wichtig, sie zumindest ein bisschen zu unterstützen. (Der hoffentlich bald geschiedene Ex-Mann ist in der Hinsicht jedenfalls nicht sehr hilfreich.) Ja, da finde ich "self care" schon wichtig - einfach für sich selbst vorzusorgen, damit man nicht irgendwann gar nicht mehr kann. Ach so, Stichwort Home Office - ich arbeite schon seit rund 15 Jahren, also schon vor Kind 4, im Home Office. Die Initiative ging damals vom Arbeitgeber aus - so kann ich pro Arbeitstag zwei Stunden sparen, die ich nicht im Auto sitzen muss, und in der Zeit arbeiten. Ohne Home Office hätte ich definitiv weniger arbeiten können, also eine klassische win-win-Situation. Mittlerweile arbeite ich übrigens auch von Island aus. Geht in den meisten Bereichen nicht, das ist mir schon klar, aber in meinem speziellen Bereich geht es zum Glück. Zumal ich wirklich merke, dass ich älter werde - ich bin mittlerweile weniger belastbar als früher und brauche auch mal Zeit zum Durchschnaufen. An sich bin ich fein mit unserem Modell - aber Aufstockung Arbeitszeit ist wirklich ein Reizthema für mich.
Die Arbeit ist das eine- der Umgang damit etwas anderes. Man wird doch souveräner mit den Jahren und lässt sich nicht mehr ins Bockshorn jagen. Zur Tochter: Du verfolgst einen wirklich ehrenhaften Ansatz mit der Unterstützung für die ae Tochter. Aber für diese Care Leistung -überobligatorisch- kann doch weder Friedrich Merz was noch Bärbel Bas. Ich finde die Grundaussage richtig- Mehr Arbeit der stillen Teserve stärkt die Sozial- und Steuerkassen, bekämpft Familienarmut und Fachkräftemangel- aber keiner wird gezwungen. Du sagts " Danke, aber danke nein". Ende
Mir geht Herr Merz am Po vorbei mit dieser Aussage, Ich habe , Jahrgang 82, nicht soviele Jahre gearbeitet 12 Jahre ziemlich bis auf zwei nur Teilzeit , wir bekommen noch mal überraschend Nachwuchs, sind eine Großfamilie und nein wir leben nicht vom Staat , zwei Kinder von uns haben schon ausgelernt der dritte macht nächstes Jahr seine Ausbildung. Ich werde nächstes Jahr im Sommer mit 20 Stunden ( Vollzeit wäre bei mir 38,5) wieder arbeiten im Schichtdienst nein , wenn die jüngsten zur Schule kommen will ich wieder bei 30stunden sein, mein Mann arbeitet Vollzeit, es reicht
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