agdsm3
Hallo, da hier einige geschrieben haben, dass sie selber als Erwachsene ADHS haben, frage ich mal euch. Mein Bruder (27 Jahre alt) hat schon immer und überall Schwierigkeiten. Er war in der Schule sehr schlecht und anstrengend. Er hat seinen Abschluss in der Hauptschule gemacht und danach hat er sich immer wieder auf viele Stellen beworben. Er hat die Ausbildungstellen dann begonnen aber nie länger als ein paar Monate durchgehalten. In den Prüfungen ist er auch immer durchgefallen. Nach vielen angefangenen und geschmissen Ausbildungsstellen hat er die letzte Stelle mit viel Hilfe und Wohlwollen des Ausbilders irgendwie zum Maler geschafft. Danach hatte er auch viel zur Probe gearbeitet und keiner wollte ihn dann aber behalten. Auf den ersten Blick sieht man es ihm eigentlich gar nicht an, dass er irgendetwas hat. Er kann überhaupt nicht ausdauernd oder schwer arbeiten. Manchmal träumt er von einem Bürojob, den er aber niemals bekommen würde. Er konnte sich aber auch als Kind schon sehr schlecht konzentrieren, hat die anderen genervt und im Unterricht gestört. Dadurch hatte er in seinem Leben auch keine Freunde. Meine Mama hatte es damals nicht gesehen, dass er „anders“ war. Es war einfach ein schwieriges Kind, meinte sie. Aber jetzt merkt sie auch, dass er gar nicht anders KANN. Es tut mir wirklich leid für ihn. Vor einigen Tagen hat er seine letzte Arbeitsstelle (er hatte einen sehr verständnisvollen und netten Chef) auf der er sogar wirklich eine längere Zeit gearbeitet hat, verloren. Jetzt überlegt er wieder zurück zu den Eltern zu ziehen. Aber er muss ja irgendetwas arbeiten. Gibt es da irgendwelche Arbeitsstellen für solche Menschen. Ich meine jetzt keine Behindertenwerkstatt (die Idee hatte ich erst auch), da würde er es schon merken, dass etwas komisch ist. Er selber merkt es gar nicht, dass ihm etwas fehlt. Benötigt man für solche Arbeitsstellen einen Nachweis oder Diagnose vom Arzt? Ich wäre für jeden Tipp dankbar! Falls ihr Fragen habt oder ich etwas zu verwirrt geschrieben habe, beantworte ich sie gerne! Liebe Grüße
Ich denke, dass er eventuell schon als Kind ADHS hatte und eventuell auch immer noch hat…
Wenn er selbst keine "Krankheitseinsicht" hat, dann geht erst Mal gar nix. Er muss also sehen dass was nicht "gerade" läuft. Dann wäre der erste Schritt zum Psychiater. Ob er das wieder will... Oder ginge auch Psychologe, kann ich grad gar nicht sagen? Wobei der Psychologe sowieso gut wäre um sich besser zu strukturieren lernen. Hat er denn eine Freundin, oder ist das auch schwierig für ihn durchzuhalten? LG D
Danke für deine Antwort. Dann weiß ich, wo man anfangen muss! Und, ja er hat schon einige Jahre eine Freundin, mit der er zusammen lebt. Aber wir wundern uns immer wieder, dass es irgendwie bei denen klappt. Wie sie es mit ihm aushält. Er ist eigentlich ein netter Kerl, aber er kann nicht arbeiten und ist auch überhaupt nicht belastbar. Und ein bisschen verpeilt, aber das merkt man ihm auf den ersten Blick nicht an. Da er letzt aber erwähnt hat, dass er eventuell wieder nach Hause ziehen will, läuft in der Beziehung vielleicht doch nicht mehr alles gut. Aber das weiß ich nicht so genau.
Hallo, Dein Bruder sollte sich zu einem Psychiater begeben und eine Diagnose stellen lassen. Eventuell würden ihm Medikamente helfen. Es gibt auch Erwachsene, die die nehmen. Soweit ich weiß, ist man heute von der Ansicht weg, dass AD(H)S sich auswächst. Das hat man, oder man hat es nicht. Viele Erwachsene haben lediglich Strategien entwickelt, um mit ihren Defiziten klar zu kommen. Aber vermutlich ist Dein Bruder so stark betroffen, dass das nicht funktioniert. Er will ja, aber er kann offenbar nicht. Liebe Grüße
Vielen Dank auch Dir! Ja, du hast es richtig gesagt, er will, kann es aber nicht! Nimmt man dann einfach Medikamente und arbeitet dann in ganz normalen Beruf? Oder gibt es auch ganz einfache Stellen, die einem nicht viel abverlangen?
Das weiß ich leider nicht. Die Medikamente sorgen dafür, dass die Betroffenen besser klar kommen. Komplett weg geht das AD(H)S damit nicht. Ich hoffe, dass Therapeuten auch eine Idee haben, wie man bei jemandem, wie Deinem Bruder, herausfinden kann, welche Art von Arbeit er mit Medikamenten schaffen kann.
Danke!
Mit den Medikamenten -sofern die medikamentöse Einstellung und das Medikament passt- ist man in der Lage ein ganz normales Leben zu führen, man ist strukturierter, die Prokastination verschwindet auch. Bei mir hat die medikamentöse Einstellung im Erwachsenenalter rund 1,5 Jahre gedauert . Hab seitdem eine anspruchsvolle Weiterbildung gewuppt und bin jetzt auf dem Weg zum Steuerberater. Wäre ohne Medikamente nicht machbar gewesen.
Hi, Für eine diagnostik kann er sowohl zum Psychiater als auch zum Psychotherapeuten gehen. Wichtiger ist dass die Person Ahnung von adultem adhs hat. Leider ist das hierzulande erst langsam am sich entwickeln. Wenn du willst, kannst du mir eine PM schicken (bin selbst Psychotherapeutin und kann mich ggf. Mal umhören wer in eurer Region ist) Vg Cymbeline
Einfach mal zum Psychiater und abklären lassen. Klar ist es nicht schön Medikamente ein Leben lang nehmen zu müssen. Ich kenne aber einige, die mit einer relativ niedrigen Dosis gut durch den Tag kommen.
Es gibt keine "solchen" Arbeitsstellen. Entweder 1. Arbeitsmarkt oder 2. (Werkstätten), vom 2. Kann man langfristig wenn man dafür die Eignung hat in den 1. Über wechseln (Stichwort jobcoaching, arbeitsassistent, begleitetes arbeiten). Einen Platz auf dem 2. Arbeitsmarkt (z. B. In einer Einrichtung für psychisch beeinträchtigte) gibt es nicht einfach so, dass braucht diagnosen. Eine Diagnose für adhs im erwachsenenalter braucht in der Regel Mind. Untersuchungen durch einen Neurologen und einen Psychiater. Und die beiden sollten sich dann mit dem Thema auch auskennen. Du willst übrigens nicht, daß dein Bruder auf dem 2. Arbeitsmarkt landet, dass ist ein direktes Ticket für ein Leben auf grundsicherungsniveau, inklusive altersarmut. Statt dessen wäre ein geeigneter Job auf dem 1. Markt besser für ihn, und Maler ist schon ziemlich adhs kompatibel (z. B. Einen Raum streichen: eher ruhiges arbeiten, klar begrenzte Aufgabe, wenig Reize drumherum, immer wieder gleiche abläufe). So ein Job gepaart mit verhaltenstherapie (Strategien entwickeln) und Medikation könnten helfen. Das Problem ist, daß muss dein Bruder auch wollen, wenn er darauf keine Lust hat oder keine Krankheitseinsicht, dann bringen alle hilfsversuche von dir nichts.
Auf deinen Bruder passt aber noch mehr, da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Das kann alles sein, angefangen mit unerkannten oder gar unbekannten Gendefekten bis hin zu FAS bei Erwachsenen (Fetales Alkoholsyndrom). Leider beschäftigt sich bei Erwachsenen niemand mehr groß damit, hier zu diagnostizieren oder zu helfen.
Vielen Dank euch allen für die Zeit die ihr euch zum Antworten genommen habt! Pamo, FAS kann es eigentlich nicht sein, bei uns in der Familie ist Alkohol grundsätzlich verboten!!! Es gab niemals auch nur ein Gläschen! Aber Gendefekt… könnte sein… vielleicht kann man das ja noch testen… Er hatte bei der Geburt aber höchstwahrscheinlich einen Sauerstoffmangel, weil er die ersten paar Tage ganz blau im Gesicht war… aber das hat die Ärzte nicht interessiert… er war Sterngucker und die Ärzte wollte trotz Bitten der Mutter keinen Kaiserschnitt machen… vielleicht könnte es auch das sein… Ich hab ihn übrigens jetzt angeschrieben und ihm gesagt er soll mal vorbeikommen, damit ich ihm eure guten Tipps weitergeben kann… Aber er hat keine Motivation… Das ist wirklich nicht so einfach… noch lebt er bei seiner Freundin, mal schauen wie lange… wenn er dann kein Geld mehr verdient… Danke euch allen!