Alleinerziehend, na und?

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Temi klebt an mir wie Kaugummi :-(

Thema: Temi klebt an mir wie Kaugummi :-(

Wer uns in den letzten Wochen gesehen hat, hat es ja erlebt: Temi klebt an mir wie Kaugummi. Ich glaube ich weiß, wo es herkommt: Er hat wahnsinnige Verlustängste, seit London ist es richtig schlimm geworden. Ich bin auf der Suche nach einem Therapeuten, was sich als schwierig erweist - lange Wartelisten, nicht in der Nähe, wenig Männer. Wenn wir irgendwo "neu" sind, läßt er irgendwann schon los. Aber es dauert endlos, und in der Zeit muß er mich ständig irgendwie angrabbeln. Heute war es sogar auf unserem Leib- und Magenspielplatz so. Temi war dort mit einem Freund verabredet. Ich saß auf der Bank und las ein Buch, Temi lehnte die ganze Zeit an mir. Bis er sich endlich von mir lösen konnte, um mit dem Freund zu spielen, hatte der Freund sich schon einer anderen Gruppe von Kindern angeschlossen und Temi kam nur schlecht da rein. Vorher hatte der Freund aber stundenlang gebettelt, daß Temi mit ihm spielt. Ich gebe es zu: Heute ist mir dann der Kragen geplatzt. Ich habe Temi richtig angebrüllt, und er hat geweint. Ich weiß bald nicht mehr, was ich noch tun soll. Gestern war Temi zwei Stunden bei einem Freund zu Besuch. Ich habe fast geweint vor Freude, mal zwei Stunden Ruhe zu haben. Es gibt nur noch drei Freunde, zu denen er alleine und gerne geht. Zu meiner besten Freundin und meiner Schwester geht er im Notfall, ist aber weinerlich und bedrückt. Zu anderen Leuten geht er gar nicht alleine. Wirklich, er klebt an mir, er muß mich ständig berühren, an mir lehnen, mich anfassen. Meine Güte: Er ist 8 und geht an meiner Hand zum Spielplatz!!!! Das ist doch nicht normal! Abends schläft er nur ein, wenn ich ihm explizit sage, wann ich zu ihm ins Bett komme - und er kommt dann auch und schimpft, wenn ich um die angekündigte Uhrzeit noch auf bin. Wenn ich dann neben ihm im Bett liege (woanders als in meinem Bett schläft er sowieso nicht), klammert er sich im Schlaf an mich. Er näßt nachts im Schnitt zwei Mal pro Woche ein. Hat jemand eine Idee, wie ich besser damit umgehen kann, bis wir endlich einen Therapieplatz gefunden haben? Derzeit ist die Situation ja weder für mich noch für Temi schön. Und mich bringt es an den Rand des Wahnsinns!! Er tut mir leid, wirklich, und ich will ihm nicht wehtun. Ich habe Verständnis für seine Not und würde ihm diese Not gerne abnehmen. Aber ich kann bald nicht mehr! (Ich mache drei Kreuze, wenn in 2 Wochen der Hort wieder offen hat!) Ich bin für Tipps dankbar. Gruß, Elisabeth.

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:38



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Oh je, das klingt wirklich extrem. Mein 5jähriger ist ja manchmal auch so anhänglich und das nervt mich dann auch. Das mit dem "im gleichen Bett schlafen" ginge für mich garnicht. Nachts will ich meine Ruhe...Was mir einfallen würde: Kann ihn denn Fumi nichtmal für ein paar Stunden mitnehmen? Kino oder Schwimmen? Würde das gehen?

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:48



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Hast du ihn mal angesprochen und gefragt, wovor er *konkret* Sorgen hat? Was genau ihm Angst macht? Mit 8 Jahren kann er das sicher schon genau äußern, und dann kannst du direkt und besser darauf eingehen. LG SPMFL

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:48



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also den eindruck hatte ich am sonntag aber echt nicht ! also dass er immer MAL kam, ja. aber das haben die anderen kids doch auch gemacht? oder c. zum beispiel, war ja auch viel bei uns am tisch... ich würd ja fast sagen, genieße es, solange er es macht.. und er an der hand mit dir zum spielplatz geht. das macht simon heute schon nicht mehr, weils ihm "peinlich" ist... oder im kindergarten kussi geben, na HUH ! ich finde, du hast eine ganz besondere bindung zu temi. überhaupt zu beiden kindern, ich kenn euch ja nun auch schon ne weile... ich find da jetzt ehrlich gesagt nichts schlimmes dran. gut, das mit dem einnässen ok... das würde ich als problem sehen. und noch was, bei der IETE warst schon? lg sue

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:50



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Hi Elisabeth, ich kenne das von meinem Patenkind, die hatte auch so eine Zeit, in der es so extrem schlimm war (sie war damals auch 7, oder 8). Geholfen hatte da eigentlich nur, viel Zeit zu Hause, also in "sicherer Umgebung" zu verbringen ... allein weg zu Freundinnen ging sie mindestens ein Jahr nicht. Dann, so nach ein oder anderthalb Jahren - uns kam es wie eine Ewigkeit vor - hat es sich gaaaaaaaaaaaanz langsam wieder gegeben, sie ist aber bis heute ein Kind, was lieber zu Hause als woanders ist. Es gab aber z.B. 2x in der Woche Sport in Vereinen, da musste sie hin und Punkt. War für sie schwer, aber irgendwann gings. Wegen Therapeuten: Ich würde mir vom Kinderarzt eine Dringlichkeitsbescheinigung (die heißt manchmal auch Notwendigkeitsbescheinigung glaub ich) geben lassen und damit zur Krankenkasse gehen, auf die langen Wartezeiten verweisen und einen Antrag auf Kostenübernahme bei einem privat zugelassenen Therapeuten stellen. Die haben meist nicht sooo lange Wartezeiten ... Ansonsten wäre bis dahin mein Tipp wie oben beschrieben - einfach vieles zurückfahren, viel zu Hause Zeit verbringen, auch wenn du dabei fast irre wirst und Geduld haben ... Ich drück euch die Daumen! Gruß, M+N

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:49



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Hallo Elisabeth! Wenn ich das so lese, DU hast ein Problem mit dieser Nähe? Mir geht es ja mit meinem Jüngsten ähnlich. Er klebt an mir (7) und am liebsten mit Körperkontakt. Kommt häufig nachts zu mir und jeden Abend die Diskussion - ich will bei dir schlafen Gut, draußen hab ich nicht so das Problem, aber er hängt sehr an mir und will Körperkontakt. Es geht erst besser, seitdem ICH nicht mehr dauernd blocke und ablehne. Ich kuschel jetzt öfter mit ihm und er darf - da wir Urlaub haben - öfter bei mir schlafen. Aber ich hoffe einfach, dass diese Zeit bald vorüber ist. OK, hoffe ich seit 4 Jahren Manchmal gelingt es mir, ihn einige Tage "fernzuhalten", wenn ICH ihn bekuschel - nämlich zu Zeiten, wo er nicht mag. So: Nein, du darfst jetzt nicht schaukeln, jetzt WILL ICH mit dir kuscheln. Da kam jetzt auch schon mal, neeeeeeeeeee - jetzt nicht, will schaukeln. Und zum späteren Zeitpunkt hab ich ihn daran erinnert. Aber leider wirkt es nur kurzfristig. Liebe Grüße Ursel

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:53



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ich hatte ehrlich gesagt auch nicht den kaugummieindruck.....

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:55



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Vielleicht kannst du mit dem Kinderarzt sprechen, dass ER selbst bei der psycholog. Praxis anruft und die Dringlichkeit deutlich macht. Das hat bei einem meiner Kinder sehr geholfen.

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 20:59



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Na ja, irgendwann hatte er ja die Kurve gekratzt und war auch draußen und in Simons Zimmer. Aber vorher war er eben nicht nur bei uns auf der Terrasse, sondern ständig AN MIR. Also er lehnte sich an meinen Rücken, spielte mit meinen Haaren.... Dieses Angefasse macht mich krank, irgendwie. Bei Madleen war es auch so: Nach einer Weile war er mit Madleens Sohn zum Spielen unterwegs. Aber vorher war er immer an mir dran, körperlich. An meinem Arm, an meiner Seite, an meinem Bauch, auf meinem Schoß.... Ich mag nicht ständig angefaßt werden *heul*. Schon gar nicht bei dieser Hitze.

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 21:03



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das mit den haaren hab ich noch im kopf, ja.... selina klebte auch eine weile völlig untypisch an mir, lag wohl an den fremden kindern...k.a.... ich verstehe dich und habe noch eine ähnliche situation letztes jahr im michaeligarten mit fumi im kopf....verging das dann nicht auch ganz schnell???

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 21:09



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guck mal, also wenn ich das richtig verstehe, hat er das immer in "neuen" umgebungen, auch wenn wir nicht neu sind, ihr wart ja schon oft hier und auch früher in der anderen wohnung oder wir waren im biergarten. aber die situation ansich ist für temi jedesmal neu.. neue kinder, neue umgebung, neue leute, neues neu... vielleicht braucht der junge, den du für schon sehr groß hälst (das meine ich nicht negativ !!!) tatsächlich aber eine aufwärmphase?! wo er sich bei dir einfach am wohlsten fühlt? ich war als kind nicht anders. ich war sogar im teenie-alter noch so. ich hing an meiner mutter, zwar nicht körperlich aber ich habe mich keinen cm von meinen eltern oder vom erwachsenentisch wegbewegt und brauchte wirklich lange, bis ich mich mal mit anderen kindern, selbst wenn es meine familie sprich meine cousins waren, beschäftigte. bei dem sohn meiner freundin sehe ich das auch oft. der hängt dann bei uns rum. aber eben aus dem grund, dass er nichts verpassen will. die gespräche zwischen seiner mama und mir gehen oft ins eingemachte, da gehts um alles. er ist halt sehr neugierig. vielleicht ist es auch DAS? lg sue

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 21:15



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Bei Besuchen wie bei Dir und Madleen kann ich auch noch ein gewisses Verständnis entwickeln - auch wenn es nervt. Aber heute war halt irgendwie ganz doof: Wir waren auf dem Spielplatz, den er seit seiner Geburt kennt und auf den er (früher) sogar auch alleine gegangen ist, sozusagen unser zweites Wohnzimmer. Er war mit einem Freund verabredet, den er seit Jahren kennt (der große Bruder war bei Fumi im Hort, der Freund war bis vor kurzem in Temis Klasse und Hortgruppe). Und ich unterhielt mich nicht spannend mit irgendwem, ich saß auf der Bank und las ein Buch. An der Situation war also gar nichts neu, an dem Freund auch nicht, und bei mir war auch nichts spannend - warum klebt er dann an mir, und zwar sicher eine Stunde (also auch noch länger als bei Suka, wo ich noch ein gewisses Verständnis entwickeln konnte). Vielleicht bin ich auch einfach für eine 24/7-Kinderbetreuung nicht geschaffen *seufz*. Ich habe ein paar gute Tipps zur Beschleunigung der Therapeutensuche bekommen, das werde ich mal in Angriff nehmen. Ansonsten muß ich da wohl einfach durch *sehrtiefseufz*. Danke übrigens, Suka, für das "besondere Verhältnis". Eigentlich ist es ja schön, meistens zumindest. Manchmal muß man sich das einfach wieder vor Augen führen - oder vor Augen geführt bekommen.

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 21:28



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was mir noch einfällt, auch wenn ich keinen konkreten rat diesbezüglich habe, wenn dich sein verhalten so nervt kann es sein, dass du es unbewusst und ungewollt verstärkst. kind hat verlassensängste und nähebedürfnis, mutter ist genervt, kind bekommt mehr ängste (weil es merkt dass mama irgendwas an ihm nicht mag, nicht will), klammert mehr, mutter noch genervter... teufelskreis. was ist es genau, das dich nervt? dass du das gefühl hast, dein körper ist mit beschlag belegt? die hitze, die das kindliche "kleben" sehr fühlbar macht? ein schlechtes gewissen deinem sohn gegenüber? dass du meinst, er müsse "weiter sein"? dass du dich überfordert fühlst? dass du das gefühl hast, irgendwas tun zu müssen, das du nicht willst? vielleicht hilft es dir, das ganze erstmal entspannt zu sehen. er ist halt momentan so, und du tust ja alles dafür, dass es ihm in zukunft besser gehen wird. ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus was damit zu tun hat, dass der hort zu hat - der äußere rahmen, die äußere struktur fällt in den ferien zu einem großteil weg und genauso wie bei erwachsenen können sich persönliche themen in einer solchen situation deutlicher zeigen. was brauchst DU, dass es dir besser geht? was davon ist wie umsetzbar; so schnell wie möglich? welche unternehmungen könnt ihr machen, bei denen ihr euch beide wohlfühlt? ansonsten, wenn es dich so belastet, würde ich vorschlagen, zur erziehungsberatung zu gehen oder anzurufen (gibt da glaub eine bundesweite hotline). einfach, dass du jemanden zum zuhören hast und den einen oder anderen tip bekommst. wie geht es dir ansonsten? schon mal über eine systemische familientherapie nachgedacht? ich hab schon öfter gelesen dass du dir unterschwellig doch sorgen machst, ob temi bei dir schläft, weil ER es braucht oder ob er es möglicherweise für dich tut. solche fragen ließen sich da auch gut klären. wie auch immer, ich wünsch dir gute nerven, gelassenheit und alles gute!

Mitglied inaktiv - 13.08.2009, 09:10



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ich kenne das. alles. gleiches alter. an der hand zum spielplatz laufen. im bett schlafen. kleben tagsüber (jetzt im sommer besonders angenehm *stöhn*). AAAAABER...ich kann es ganz gelassen nehmen, denn ich sehe keinen 15jährigen, der noch an mama klebt. deshalb nehme ich es einfach so hin und warte, bis es vorbei ist. ich bin also nicht in deiner situation und habe dir trotzdem geschrieben, einfach damit du weisst, dass nicht nur dein junior so ist. ich hoffe, dass ihr eine lösung findet, die für euch passt. ales gute!

Mitglied inaktiv - 12.08.2009, 22:02



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Verlustängste - das kenne ich von meinem Sohn. Der klebt auch an mir, zwar nicht auf Spielplätzen, aber sonst schon sehr häufig, auch nachts. Und es ist logisch, es fehlt ihm die Sicherheit. Ein Elternteil ist weg (den Papa sieht er nur an den Besuchs-Wochenenden), was, wenn der andere auch weg ist? Es fehlt sozusagen das Sicherheits-Backup, bei euch ist das ja noch extremer, Temi sieht ja seinen Vater eher selten, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Was ich mache: Ich versuche, Verlässlichkeit auszustrahlen. Ich bin für ihn immer da, auch körperlich zum Kuscheln (obwohl ich auch nicht so der Kuschel-Typ bin, aber mein Sohn ist das definitiv.) Ich glaube, das müssen wir einfach so lange tun, bis unsere Kinder gesättigt sind von der Gewissheit, das wir nicht weggehen...

Mitglied inaktiv - 13.08.2009, 11:54