Alleinerziehend, na und?

Forum Alleinerziehend, na und?

Kind am Ausflippen... was hättet ihr da gemacht?

Thema: Kind am Ausflippen... was hättet ihr da gemacht?

Guten Abend, schon wieder ne Frage von mir. Also: Gestern Abend war Kinderübergabe. (Mein Umgangswochenende). Seit ein paar Wochen sind die Übergaben auch nicht mehr begleitet, da wir uns wieder auf neutralem Boden und sogar fast auf Augenhöhe begegnen können. (Die Familientherapie ist abgesetzt). Bereits als mein Ex die Tür öffnete, kam mir unser Sohn auffallen erschöpft und müde vor, ich fand ihn ein wenig besorgniserregend. Während sein Vater seine Sachen zusammensuchte, die Schuhe und die Jacke anziehen wollte, war er bereits auf dem Wohnzimmersofa eingeschlafen (16 Uhr!). Sein Bruder ging hin und weckte ihn sanft, was in einem wahren Dilemma endete: Der Kleine drehte komplett hohl, schrie, wurde aggressiv und war gar nicht mehr zu erreichen. Dazu muss ich sagen, er hat diese "Anfälle" regelmäßig. Er schreit dabei sehr laut und wiederholt seinen "Wunsch", wobei der Begriff "Forderung" es eher treffen würde. Mein Ex hat mir beispielsweise berichtet, dass er neulich auf einem Ausflug mit Freunden unbedingt was Süßes wollte, was er ihm eigentlich nicht kaufen wollte. Er hat es dann aber trotzdem gemacht, da sich unser Kind dermaßen übel aufführte, dass es meinem Ex peinlich war. Dann begann er, die Süßigkeiten im Zorn fein säuberlich auf den Boden zu werfen, da es nicht haargenau das war, was er wollte (das gab es nämlich nicht mehr!) Und dabei hat er wohl ebenfalls so geschrien, dass die Leute anhielten und den KV und dessen Bekannte ansprachen Ich habe so eine Situation mit ihm auch schon mal gehabt und bin erschüttert über diese Vehemenz, mit der er sich nicht beruhigen lässt. Hatte seine Halbschwester aber früher auch.. (ist das genetisch?) (Heute wirkt sie auf mich eher depressiv als aggressiv) Als mein Ex dann versuchte, das Kind in mein Auto zu setzen, setzte sich der Kleine dermaßen zur Wehr, dass selbst er nicht mehr gegen ihn ankam. Er lag quer auf dem Boden des Autos und schrie sich blau. Ich machte dann schlussendlich den Vorschlag, dass der Kleine (er war ja auch so müde!) sich erstmal ausschlafen sollte, statt noch ne Stunde bei mir im Auto zu sitzen, und Papa ihn mir dann morgen bringen solle. Der Kleine sagte sofort: "ja. Papa soll mich in mein Bett bringen"! Gott tat er mir leid.. ob er zu wenig Schlaf bekommt? Alle waren dann erleichtert (auch seine beiden Brüder), da diese Situation nicht länger erträglich für alle gewesen wäre. Und der Kleine hat sich so verausgabt in seinem... Wahn(?)... Mein Ex willigte auch sofort ein und dankte mir für mein Verständnis Im Nachhinein erfuhr ich noch, dass der Kleine dann beim Einschlafen plötzlich die ganze Zeit "ich will zu Mama" sagte, dann aber zur Ruhe kam. Diese Zerrissenheit ist dermaßen Gift für die Kinder... Meint Ihr denn, dass meine Reaktion, ihm die Entscheidung lieber ganz schnell zu schlafen und dann morgen zu Mama zu gehen, die Richtige war? Ich wollte ihn einfach nicht in diesem Zwiespalt hängen lassen... Und was, um alles in der Welt, kann ich weiter tun um ihm zu helfen? Eine Spieltherapie erzielen (in die mein Ex im Leben der Welt nicht einwilligen würde!)? Einen Erziehungsbeistand beantragen (geht das jetzt noch, nachdem alle richterlichen Beschlüsse durch sind)? Nachdenkliche Grüße, angry

von angry.me am 19.02.2011, 22:17



Antwort auf Beitrag von angry.me

Hey, wie alt ist denn der "Kleine"? Ich glaube du hast es richtig gemacht, denn das liest sich schon ein wenig wie Übermüdung und Stress. Bei meiner Tochter - die ist aber noch klein - kommt es auch vor, dass sie vor Übermüdung ziemlich durchdreht, alles und nichts will, etc. Wenn es ganz hart kommt, hilft tatsächlich nur ab ins Bett (auch wenn sie DAS dann auch nicht will). Ausgeschlafen sieht die Welt ganz anders aus und alles ist vergessen. Mein kleiner Bruder war als Junge auch relativ aggressiv - und er ist in einer "intakten" Familie aufgewachsen. Hat sich auch gerne mal auf den Boden geschmissen und Gott und die Welt zusammengeschrien. Dass man in Ausnahmesituationen doch mal was kauft, was man nicht wollte, kann ich verstehen und denke, dass es das Problem weder verschärft, wenn das nicht regelmäßig passiert, noch löst. Von der Kinderzeit meines Bruders habe ich diese Festhaltetherapie nach Jirina Prekop in Erinnerung, kennst du das? Da geht es darum, Kinder - zunächst auch gegen ihren Willen - fest in den Arm zu nehmen, bis sie sich beruhigen. Das ist natürlich umstritten, weil Hardcoreanhänger das angeblich "stundenlang" und gegen den Willen des Kindes tun, aber den Grundgedanken, körperliche Berührung einzusetzen, finde ich nicht falsch. Ich habe das damals mit meinem kleinen Bruder manchmal gemacht, ihn bei Tobsuchtsanfällen geschnappt und in den Arm genommen. Meine Mutter hat ihn regelmäßig abends gebadet und im warmen Bad massiert. Auch bei meiner Tochter hilft, gerade bei Übermüdung, Körperkontakt. Wenn sie anfängt zu zetern hilft Diskutieren natürlich nicht, aber sobald ich z.B. die Hand an ihren Hinterkopf lege um sie vom Süßigkeitenregal weglenke, den Arm in ihren Rücken lege, sie notfalls auf den Arm nehme und aus der Situation bringe, ist alles relativ schnell gegessen. Natürlich kann man ein größeres Kind nicht einfach wegtragen, aber anstatt der Spieltherapie könnte man doch so etwas mal ausprobieren? Mein Bruder hat als Drittklässler sogar mal zu einer Eisenstange gegriffen und ist auf einen Klassenkameraden losgegangen. Trotzdem ist er ein ganz "normaler", friedlicher Erwachsener geworden, wenn dir das hilft :) Ich denke, solche besonders sensiblen Kinder gibt es einfach, da darf man sich von Passanten, die die Situation nicht kennen, nicht aus der Ruhe bringen lassen! Viele Grüße, Rabukki

von rabukki am 19.02.2011, 23:57



Antwort auf Beitrag von rabukki

ich denke, gerade im Hinblick, dass er selbst das ja auch schon erlebt hat und es ihm selbst auch peinlich war, wird er so einer Therapie eher zustimmen als wenn das z.B. nur bei Dir passieren würde...

Mitglied inaktiv - 20.02.2011, 01:11



Antwort auf Beitrag von angry.me

Wenn ich mein Kind bald nach dem Einschlafen wecke (wieder wecken muss, bspw. wenn sie im Auto einschläft), dreht sie auch immer hohl. Ist völlig von Sinnen und kriegt sich ewig nicht mehr ein. Beim Lesen Deines Postings, dachte ich gleich, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun haben muss. Die eine Situation beim Wecken ist für mich, mit dem Hintergrund, dass es eben bei meinem Kind ganz genauso ist, absolut nachvollziehbar, während ich die Sache mit den Süßigkeiten irgendwie fast normal finde. Da führen sich doch alle Kinder mal mehr und mal weniger auf, oder!? Wie alt ist der Kleine? Trotz? Grenzen austesten? Allerdings ist ja bei Euch auch viel passiert in den letzten Monaten, vielleicht könnte man den Kindern damit generell helfen mit der veränderten Situation klarzukommen!?

von Curly-Cat am 20.02.2011, 01:25