Alleinerziehend, na und?

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Bin erschüttert...

Thema: Bin erschüttert...

...gestern habe ich noch mit einer Kollegin vor der Sitzung über die Unterschiede bei der Kinderbetreuung in DE/FR/LUX gesprochen und über meine Schwierigkeiten, sie gut auf die Reihe zu kriegen und unser Gespräch wird unterbrochen, weil sie ans Telefon muss... Ich denk mir nichts Böses, ziehe ab in meine Kabine. Dann tauchen die Delegierten aus einem unbekannten Grund nicht auf und wir sitzen rum und warten bis unsere Teamchefin rausfindet, was los ist... und plötzlich höre ich aus der anderen Kabine ein verzweifeltes Schluchzen... Ich sehe nach und finde die Kollegin vollkommen aufgelöst und verzweifelt weinend... sie hat gerade erfahren, dass ihr ältester Sohn (4) eine schwere neuromuskuläre Erbkrankheit hat... ihr zweites Kind hat ähnliche Symptome... Wisst Ihr, sie und ihr Mann sind wirklich die von den ganz netten Kollegen. Wir haben uns oft lachend unterhalten, weil ihre drei Kinder von Anfang an kleine Engelchen waren, die früh durchschliefen, die man als Babies und Kleinkinder wie kleine Buddhas auf die Krabbeldecke setzen konnte und die fröhlich und zufrieden glucksend dort sitzen blieben, während meine beiden schon immer wilde Feger waren, die man keinen Augenblick aus den Augen lassen konnte, die immer viel Aufmerksamkeit forderten und erst mit fünf (5) anfingen durchzuschliefen trotz aller "Schlafkuren" die es auf dem Markt gibt und ich immer schon morgen um 9:00 mit hängender Zunge und Ringen unter den Augen "von der ersten (Kinder)Schicht" zur Arbeit kam. Unser "standing joke" war immer, wenn ich fragte, wie es ihren Kindern geht (sie haben 3 in kurzem Abstand nacheinander bekommen): "Du darfst mir alles erzählen, nur über's Durchschlafen reden wir nicht, sonst drehe ich durch." Sie sind die einzigen, die mal Anteil an meiner Situation genommen haben und mir auch öfters gesagt haben, dass sie sich manchmal fragen würden, wie ich es ganz alleine schaffe mit meinen beiden wilden Fegern, wo sie zu zweit schon manchmal an die Grenze kommen, mit ihren doch "pflegeleichten" Kindern. Und nun trifft gerade sie so ein Schicksalsschlag... Ich konnte die Kollegin so gut verstehen in ihrer Verzweiflung. Leider kenne ich mich ja auch aus mit neurologischen Erkrankungen, kenne die Aengste, die Unsicherheit mit denen man leben lernen muss. Und dann für sein Kind nicht mehr diese unbeschwerte Zukunft vor sich sehen zu können... Mir geht es immer noch nach... Obwohl es immer noch unglaublich hart mit meinen beiden Jungs ist und auch noch einige Jahre so bleiben wird - aber sie gehen jetzt seit letzter Woche ins Karate und zum Fussball und toben sich dort aus. Gut, ich habe (fast) jeden Tag mit ihren Wutanfällen und ihrer Reizüberflutung meine liebe Müh... aber meine Kollegin, die ich - das muss ich gestehen - immer etwas um ihre ruhigen Kinder beneidet habe, muss sich Gedanken machen, ob ihr Sohn je lernen wird, richtig Treppen zu steigen oder ob er in 20 Jahren vielleicht sogar im Rollstuhl sitzt... Und wieso trifft es gerade die Netten? Sind alles so lose Gedanken und Gefühle, aber ich musste sie jetzt mal loswerden. Nachdenkliche Grüsse Yola

Mitglied inaktiv - 02.10.2009, 12:50



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Hallo, es ist immer schlimm sowas mitzubekommen und bedauert natürlich die Eltern. Was ich mir für dich vorstellen könnte, informier dich doch genau über diese Krankheiten, forsch etwas und lerne diese Krankheit kennen. Erstmal würde ich deine Kollegin nicht auf deine Erkenntnisse bringen aber wenn sie dir wieder ihr Herz ausschüttet kannst du mit vielleicht besserem Wissen etwas helfen und vor allem wirst du sie "wirklich" verstehen. Ich habe auch ein Kind mit einem Gendefekt, hausiere aber nicht damit herum. Aber ich finde es schön mit Gleichgesinnten oder verständnisvollen Leuten zu reden. Ich für meinen Teil habe vor Jahren angefangen und mich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen die ich mittlerweile auch leite. So kann ich meinem Kind später Kontakt mit Gleichgesinnten verschaffen die alles selber miterleben und Verständnis haben. Und ich bin immer Topinformiert. Aber aus eigener Erfahrung weiss ich auch, es braucht Zeit das sacken zu lassen und man muss erst den ersten Schock überwunden haben. Nach einiger Zeit hat man dann die Kraft und packt es an. Ich weiss ja nicht was die Kinder haben, kenne aber eine schöne Seite die mit guten Links weiterhilft: Schau mal unter Leona ev. Lieben Gruss Pinky

Mitglied inaktiv - 02.10.2009, 13:26



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Liebe Yola, gerade lese ich nach meinen banalen Zeilen Deine bewegende Geschichte. Sie rührt und berührt mich total! das Leben ist so voller eigener Schicksalsschläge und traurigen Erlebnissen, dass man oftmals Dinge einfach nicht verstehen kann. Der erste Gedanke von mir beim Lesen war: "dann haben die "netten Kollegen" von Dir/euch ja viel Glück gehabt", was das Aufwachsen ihrer Kleinen betrifft. Und plötzlich knallt so was rein... damit rechnet niemand! und hier schliesst sich immer wieder der Ying-Yang Kreis, dass in allem Guten etwas Schlechtes ist und umgekehrt. So ist das Leben! Auf jeden Fall ist das was Du schreibst etwas, was wirklich "schicksalhaft" ist und berührt. Das sind die (leider) "wahren" Geschichten im Leben von Menschen... alles Haus gemachte ist da doch vollkommen banal und überflüssig! An dieser Stelle kann man wieder dem Leben danken, wenn man gesund ist, vor allem auch die Kinder! Mitfühlende Grüße

Mitglied inaktiv - 02.10.2009, 15:21